AW: Rollenspieltheorie in euren Augen
Hälst du es denn für unmöglich, dass aus "der Theorie" jeweils etwas erwächst, an dem du echtes Gefallen fehlen kannst oder hängt sie dafür zu sehr für dich an den Autoren (, die du ja schon gut abgewatscht hast ...)?
Ich glaube daran, daß manche Leute langsam das selbstgewählte Absondern von den Normalrollenspielern aufgeben werden. Und DANN kommen die coolsten neuen Auflagen von DSA und Co. heraus.
Aktuell sehe ich zwar nicht, daß das BALD passiert, aber es WIRD passieren (wenn ich nur lange genug weiter darauf hinweise).
Es gibt ganz gute Ideen von Autoren im Theorie-Cliquen-Umfeld aber auch - und GERADE! - von Autoren in den "normaleren" Rollenspielgefilden, in Verlagsforen, auf persönlichen Autorenseiten, etc., die ich JEDEM, der ein Rollenspiel zu entwickeln gedenkt, grundsätzlich empfehlen möchte.
Es ist manchmal schade, wenn man sieht, wie wenig die Autoren in spe das Grundhandwerkszeug JEDES AUTORS beherrschen: Lesen, sich Umschauen, lernen Wie es Andere Leute machen. Im Moment des eigenen Schaffens vergißt man das ja alles im BEWUSSTEN wieder, aber es ist doch irgendwo ein Input, der einem hilft überlegter und zielgerichteter zu schreiben. - You fight as you train, wie man so sagt.
Wer nur aus einer DSA-Monokultur kommt, der baut auch dann, wenn er etwas FÜR IHN Neues schaffen will, eine Klon nach DSA-Bauplan. Auch wenn er etwas ANDERS machen will, dann ist es doch oft nur die Umkehrung, also immer noch auf den Bauplan bezogen, nur verkehrt eben.
Das ist nicht sträflich oder so, auch wenn ich mich bei Äußerungen zu manchen solcher "Neu"-Entwicklungen so anhöre. Es ist bei mir eher der Ärger, darüber, wie schade es doch ist, wenn so viel Enthusiasmus so ungut verschwendet wurden.
Das ist aber nun nur auf die Autorenperspektive bezogen - die, so mein Eindruck, von den Theorie-Erzeugnissen noch am ehesten direkt profitieren können, wenn sie sich z.B. die Arbeit machen und die RPG-Design-Patterns mal anschauen.
Für die Spielrunden, die sich jede Woche treffen, sehe ich aktuell weit weniger, was die HEUTIGE Rollenspieltheorie zu bieten hat. Das liegt daran, daß es eine rein ANALYTISCH-verkopfte Theorie um der Theorie willen GEWORDEN ist, statt das ursprüngliche Ziel zu erreichen, den aktiven Spielrunden Hilfestellungen zu geben.
Wie ungeeignet die aktuelle Theorie für KONKRETE Hilfestellungen tatsächlich ist, kann man ja aus der Hilflosigkeit der hiesigen Theorievertreter sehen, wenn es darum geht mal etwas Konkretes, für die Spielrunden "da draußen" Brauchbares zu zeigen. - Das zeigt MIR zumindest, daß sich noch KEINER dieser Personen irgendwelche GEDANKEN gemacht hat, wie das aktuell verbreitete DSA, SR, etc. unter Verwendung der Erkenntnisse der Theorie zu verbessern sei und wie man diese Verbesserungen an die BASIS der Rollenspieler trägt.
Das ist - so mein Eindruck - in den USA nicht ganz so ausgeprägt. Da findet tatsächlich in gewissen Rahmen (einzelnen Personen!) ein Einfluß von Theorie-Erkenntnissen in die Mainstream-Rollenspiele statt.
Nur, so nehme ich das wahr, halten sich hierzulande Die Theoretiker (tm) für etwas Besseres als die DSA-Spieler und haben überhaupt keinen Gedanken daran aufgewendet, wie man die deutsche Rollenspiellandschaft über die meistverbreiteten Rollenspiele mit Theorie-Erkenntnissen zum Blühen bringt. - Stattdessen basteln so einige an ihren eigenen, ganz privaten Theorie-Heartbreakern-without-soul herum, die nur in ihrem eigenen Dunstkreis irgendwen interessieren, aber nicht das geeignete Medium sind, die Spieler in ihren Wohnzimmern zu erreichen.
Wenn Die Theoretiker (tm) nicht so blocken würden, dann könnte meines Erachtens ein sehr fruchtbarer, frischer Wind durch Rollenspiel-Deutschland gehen.
Die Theorie an sich hängt für mich weniger an den Autoren, da sich die Autoren über ihre eigenen Ideen nach ein wenig Zeit selbst nicht mehr einig sind, was sie denn wie gemeint haben. - Viel wichtiger ist für mich ÜBERHAUPT die Beschäftigung mit Fragestellungen rund um das Rollenspielen herum, aber IMMER mit dem Fokus darauf, wie es dem eigentlichen Spielen DIENEN kann.
Und in dieser Dienerrolle sehen sich die Leute mit den "10-Dollar-Words" leider nicht im Geringsten. - Da stehen Menschenbilder, die Theoretiker von Normalrollenspielern haben, massiv im Wege. Das hat so tiefliegende Gründe, warum kein Dialog, kein Handreichen erfolgt, daß man so etwas nur sehr schwer und nur wenn es ein Theoretiker auch WILL aufbrechen kann. - Und sie wollen nicht. Keiner, der hier in diesem - oder auch in anderen mir bekannten Foren - aktiv ist, WILL das wirklich.
Aber es wird KOMMEN. Irgendwann werden sie von genug Seiten zu einer aktiveren, offeneren, tragenderen Rolle für die hiesige Rollenspielszene aufgefordert werden.