AW: Das kleine 1x1 der Regelfragen
"[...] Von Schaden aus Raufereien (nur bei Kämpfen, die ohne Waffen geführt wurden), erholt man sich in dieser Zeit vollständig, d.h. man erhält alles in Raufereien verlorenen [Rechtschreibfehler?, "verlorene"?] LB zurück. [...]"
Würde zum einen in Teilen Zornhaus "Raufenschaden=Nahkampfschaden"-Argumentation nicht unterfüttern, wirft aber gleichzeitig die tatsächlich begründbare Frage auf, was an einem Bierkrug aus Steingut weniger gefährlich sein sollte, als bspw an einem Knüppel oder einer trainierten Faust.
Sinnvoll wäre es hier vermutlich, der Spielsituation entsprechend zu entscheiden;
Natürlich kann - und sollte man - je nach konkreter Situation, in der eine Kampffähigkeit oder eine Laufbahn angewandt wird, diese der INTENTION der Anwendung folgend plausibel umsetzen.
Was bedeutet das?
Wenn jemand waffenlos gegen einen riesigen Bären in einer Arena mit der Regel "zwei gehen rein, einer geht raus" antreten muß, dann WIRD die Intention der TOD des Gegners sein. (Anwendung: Raufen, Schaden: tödlich)
Wenn jemand mit einem Knüppel in der Hand einem Wachmann eins über den Schädel geben will, um ihn nur KO zu schlagen, dann WIRD der TOD des Wachmanns eher bei einem kritischen Fehlschlag (Resultat genau das GEGENTEIL der Intention!) erfolgen, nicht aber bei einem besonders guten Erfolg. (Anwendung: Nahkampf, Schaden: nicht-tödlich)
Wenn jemand mit einem geworfenen Stein einen Gegner am Zaubern hindern will, dann ist die Intention nicht so klar, ob der Gegner tot oder nur KO gewünscht ist - da ein Stein eine improvisierte Waffe ist, diese aber mittels Fernkampf wie tödliche Fernwaffen eingesetzt wird, ist auch nicht so ganz klar, ob nun bei negativem LB des Gesindel-NSC-Zauberers dieser tot sein wird, oder nicht. Hier fragt man als SL einfach mal nach, was genau die Absicht ist ("Ich mach ihn tot" oder "Ich will ihn KO gehen lassen, um ihn zu befragen" usw.). (Anwendung: Fernkampf, Schaden: Je nach Absicht - eventuell aber auch KEIN Wurf auf eine Kampffähigkeit, sondern auf eine Laufbahn (s.u.))
Dies nur in KAMPF-Situationen. - In Nicht-Kampfsituationen und in Kampfsituationen mit besonderer Zielsetzung ist eher ein Wurf auf eine Laufbahn, als eine Anwendung einer Kampffähigkeit samt Schadenswurf sinnvoll. Z.B. gezieltes KO-Setzen ist eher eine Laufbahn-Fähigkeit eines Meuchlers, weniger eines Kriegers oder Jägers.
Soll eigentlich heißen: Was an einem Bierkrug aus Steingut, oder einer trainierten Faust, weniger gefährlich sein sollte, als an einem Knüppel oder einer Keule, also einer "richtigen" Waffe.
Das Regelwerk widerspricht klar einer "Schaden ist gleich Schaden" Aussage, nichts desto trotz würde ich wie gesagt die Regenerationsmöglichkeiten szenario- und situationsabhängig gestalten.
Die Absicht der BoL-Regeln ist es, die "harmlosen" Kneipenschlägereien, die in den literarischen Vorlagen die Helden schon eine Szene später KEIN STÜCK mehr behindern - egal wieviel sie eingesteckt haben mögen - abzubilden.
Gleichzeitig ist es die Absicht die verzweifelten waffenlosen Kämpfe gegen Monster und andere Gegner abzubilden.
Wenn man sich das BoL-Schadensmodell anschaut, dann wird NICHT zwischen "tödlichem" und "nicht-tödlichem" Schaden unterschieden!
BoL kennt nur EINE Schadensmonitor-Skala: Lebensblut-Punkte. - Sind die auf 0, ist man KO, sind sie negativ, liegt man im Sterben. AUCH bei Schaden durch Raufereien!
BoL betrachtet nur die SITUATION, in der der Schaden erhalten wurde: War es eine "harmlose", ja eine "freundliche" Keilerei OHNE WAFFEN, dann ERHOLT (nicht "heilt"!) man sich von den Ausdauer kostenden leichten Blessuren schnell vollständig wieder. NUR eine "freundliche" Rauferei OHNE WAFFEN macht beim Schaden bei 0 Lebensblut Schluß!
Selbst mit einem Obstmesser oder einem Stuhlbein kann man jemanden mit Raufen TÖTEN! Und das ohne weitere Situationsbetrachtung: Eine Waffe ist im Spiel, was den Schaden IMMER tödlich macht.
Wenn man auch durch Raufereien MIT WAFFEN auf negative Lebensblut-Punkte gekommen ist, dann gelten die NORMALEN HEILUNGSREGELN! - Ja, hier ist jetzt HEILUNG fällig und nicht die ERHOLUNG nach einem Kampf, der einen Charakter zwar gefordert, aber nicht ernsthaft verletzt hat.
Man hat also keine Unterschiede in der Schadens-Monitor-Skala, den Lebensblut-Punkten, sondern unterscheidet nach Buch nur zwei Fälle:
1. Raufen OHNE Waffen: Schlimmster Effekt ist 0 Lebensblut, Erholung von 10-15 Minuten bringt den vollen LB-Wert, den der Charakter vor der Rauferei hatte, zurück.
2. ALLE andern Fälle: Schlimmster Effekt ist -6 oder weniger Lebensblut (TOT), Erholung (nur wenn nicht KO gegangen!) von 10-15 Minuten bringt die HÄLFTE der in diesem Kampf verlorenen Punkte LB wieder zurück, geriet der Charakter auf 0 oder weniger LB werden die Stabilisierungs- und Heilungsregeln angewandt.
Wie ich oben schon aufführte, kann es abweichende ABSICHTEN für Waffeneinsatz (jemanden mit einer potentiell tödlichen Waffe KO schlagen, z.B. mit dem Schwertknauf ins Reich der Träume schicken) bzw. abweichende ABSICHTEN für waffenlose Raufereien (nackt und unbewaffnet einen Sklavenjäger erwürgen) geben. - Und hierfür sieht BoL eine dedizierte Rolle am Spieltisch vor: Den SPIELLEITER. Der trifft eine Regelung, wie im konkreten Fall zu verfahren ist.
Beispiel: Alrikor (11 LB, Stärke 1) und B'orbraddad (9 LB, Stärke 1, aber "zart gebaut"), ein notorischer Falschspieler und regelmäßiger Gast in der Kneipe "Zum FSK-18-Einhorn" geraten aneinander. Hitzige Worte resultieren in einem über B'orbraddads teures Wams geleerten Becher Rotwein. Jetzt fliegen die Fäuste.
1. Runde Beide hauen auf einander ein und jeder gibt dem ungerüsteten Gegner satt eine mit. Alrikor kassiert 3 LB von B'orbraddad, dieser muß 4 LB einstecken.
=> sollte beiden mit dieser Runde Watschenausteilen ausreichend Genugtuung zuteil geworden sein, kann jeder bei einem kühlen Bier und einem kühlen Handtuch im Gesicht alle seine verlorenen LB wieder vollständig binnen einer Viertelstunde erholen.
2. Runde Es reicht nicht! Sie hauen weiter aufeinander ein. Alrikor weiterhin waffenlos für 3 LB, so daß B'orbraddad nun nur noch 3 LB hat (kurz vor dem KO). B'orbraddad ist aber ein schlechter Verlierer und reißt einer Schankmaid einen leergegessenen Bratspieß vom Tablett und jagt ihn Alrikor in den Leib für satte 6 LB Schaden, so daß dieser nur noch 2 LB hat.
=> Sollten beide jetzt genug haben, dann wäre nach einer Viertelstunde B'orbraddad wieder voll erholt (er hatte nur 6 LB durch Raufen OHNE Waffeneinsatz verloren, bekommt also ALLES wieder zurück), während Alrikor nach der Viertelstunde nur auf 6 von 11 LB erholt wäre (er hatte 9 LB durch Raufen MIT Waffeneinsatz verloren, daher bekommt er nur die HÄLFTE des erlittenen LB-Verlustes beim Erholen zurück) - der Stich mit dem Bratspieß war somit nicht ganz folgenlos. Und der SPIELER von Alrikor WEISS das!
3. Runde Payback is a twitch (of a knife in your kidney). Der gute Alrikor versteht keinen Spaß, der ihm ein neues Loch im Wanst verpaßt, und zieht seinen Dolch (eine WAFFE! - Daher Nahkampf als Fähigkeit.). Er sticht nach dem guten B'orbraddad verfehlt ihn aber. Ohne Bratspieß in der Hand, tritt B'orbraddad mit seinen beschlagenen Stiefelabsätzen Alrikor mitten ins Gemächt, daß es hörbar knackt: Der SL wertet die Stiefel als potentiell tödliche, improvisierte Waffe mit Schaden wie Faust mit Schlagring, also W3+Stärke, statt W2+Stärke, die Intention des NSCs ist von "eine Lektion erteilen" zu "ich leg Dich um, Du Sau!" gewechselt. Der Treffer macht 3 Punkte Schaden, damit geht Alrikor auf -1 LB und ist am STERBEN! (Das hörbare Knacken war sein Becken, daß ihm B'orbraddads Tritt gebrochen hat.)
=> Jetzt ist es eh an der Zeit den Kampf zu beenden. B'orbraddad bekommt nach 15 Minuten Erholhung von seinen verlorenen 6 LB nur ALLE 6 LB zurück, weil er im gesamten Kampf nur Treffer durch Raufen OHNE Waffeneinsatz hinnehmen mußte. (Welch ein Glück für diesen so meta-plot-wichtigen NSC!). Alrikor hingegen bekommt nicht nur erst einmal nichts zurück, sondern der Wirt Anderthalbdaumen verarztet ihn notdürftig (Stabilisieren), daß er nicht verblutet - nimmt dafür Alrikors Geldbörse an sich und läßt ihn auf die Straße in die nächste Gosse werfen, weil er mit einem "Gast", der nicht zahlen kann, nichts anfangen kann. B'orbraddad schmeißt eine Lokalrunde.
Eine Kampf-Situation kann IMMER ESKALIEREN. Wenn aus einer "freundlichen Rauferei" eine unfreundliche Messerstecherei wird, dann sind die erlittenen LB-Verluste nicht mehr einfach so mit einem Glas Bier und einem Blow-Job eines Tanzmädchens beseitigt.
Interessant ist nur, mit wievielen LB man in die Kampfszene ging, und wieviele LB man in dieser Kampfszene verloren hat, sowie ob der Verlust durch Waffeneinsatz erfolgt ist - nur ob, aber nicht jeder einzelne verlorene LB separat notiert!
Derartige "Hartwurstigkeit" ist NICHT Teil der BoL-Regeln!
Den Unterschied in der Qualität des Schadens beim Raufen vs. Kämpfen würde ich weniger an der Waffe festmachen als an der Intention mit der man in einen Kampf geht.
Sehe ich auch so - nur kann sich mitten ein einer Kampfszene die Intention ÄNDERN. Es ist aber nur interessant, ob ÜBERHAUPT auch nur EIN LB durch Waffen oder andere potentiell tödliche "Kampfmittel" verloren wurde (z.B. Gifte, Feuer, Säure-Odem, Magie, usw.).
Und ja, wenn zwei Unbewaffnete in einer Mad Max-Arena stehen (= Zwei gehen rein, Einer kommt raus) würde ich meiner Argumentation folgend auch die Heilungsregeln für fiesen Kampfschaden anwenden ...
Du meinst nicht nur die Heilungsregeln, sondern auch die ERHOLUNGS-Regeln.
Es ist in der Praxis viel unkomplizierter als es nach diesen "Haarspaltereien" erscheint: War es ein "freundliches Match" zwischen eventuellen späteren Kumpels, oder war es ein Ernstkampf? Das sollte man nach einer Kampfszene durchaus beantworten können - auch dann, wenn eine "harmlose Rangelei" zu einem Blutbad wurde.