AW: Warum wollen alle alles versavagen?
Zunächst... Ich bin mit Savage Worlds sehr glücklich. Vor etwa einem Jahr hatte ich nach einen System gesucht, dass relativ einfach ist und gleichzeitig alle möglichen Szenarien bzw. Settings abdeckt. Mit GRUPS oder Hero wurde ich aber nicht richtig warm, obwohl die GURPS Sourcebooks wirklich genial sind...
Irgendwie scheint Savage Worlds der Gegenentwurf zu dem D20 System zu sein, dass eine Zeitlang sehr gehyped wurde und das aktuell der Gegen-Hype ist.
Vorteile von Savage Worlds sind die einfachen Regeln, dass hat für Spieler und Spielleiter vorteile. Man kann sich ziemlich genau die Erfolgswarscheinlichen von Aktionen einschätzen. Kommt kaum an einen Punkt, wo man keine Regeln hat. Es wird Regeltechnisch alles ein wenig trivalisiert und Cinematisch dargestellt. Sich nahe an der Realität zu bewegen wird nicht versucht.
Der größte Nachteil von Savage Worlds ist die Trivialisierung... Gewisse Settings benötigen gewisse Regellungen um richtig rüber zu kommen. Beispielsweise ein System, wo es nur darum geht seine Schwertmeisterschaft zu verbessern und man verschiedene Techniken, Künste im Bewaffneten Kampf verwendet. Benötigt es ggf. ein Komplexes Regelsystem zum Schwertkampf, sowie der Erlangung neuer Techniken. Das lässt sich ggf. mit Savage Worlds gar nicht mehr Umsetzen, wenn man einen gewissen Punkt der gewünschten Komplexität erwartet. Ähnliches trifft oft auf komplexe Magiesysteme zu, die trivalisiert werden, beispielsweise auch Mad Science in Deadlands.
Manche Spieler wollen auch die Charakterwerte und die Charakterentwicklung in hohen Details wiederfinden. So kann ein Magier in DSA nach 5 Steigerungen endlich einen Zauberspruch und stellt sich insgeheim vor, wie lange seine Figur diesen Spruch geübt hat bis er endlich geklappt hat. Solche Dinge sind mit SW nicht möglich. Oder Charakterentwicklungen anhand der möglichkeiten einer Charakterklasse zu planen ist mit SW nicht möglich. Und es gibt Leute die das gerne mögen, für die ist dann SW natürlich nichts.
Andere Leute definieren im Spiel weniger die detailierte Entwicklung und Regelung von Charakteren und Systemen und empfinden es ehr als Hinderlich im Rollenspiel wenn alls "überreguliert" ist. Diesen Spielern kommt Savage Worlds natürlich entgegen und gleichzeitig wollen diese ein interessantes Setting spielen, dass ggf. nur mit anderen "komplexeren" (das heißt nicht schlechteren...) Systemen aktuell zu spielen ist und wollen es dann konvertieren. Hierbei wird hoffentlich bewusst im Kauf genommen, dass das Setting eine Savage Worlds Färbung bekommt und der Magier jetzt keine 5000 Sprüche kann und der verrückte Wissenschaftler nicht total geniale Erfindungen machen kann.
Sich darüber zu streiten ob Savage Worlds einem anderen System überlegen ist, dass ist wie jemanden seine eigenen Vorlieben aufdrücken zu wollen. Allerdings sollten die Fans von anderen Systemen auch nicht daran stören, wenn jemand daher kommt und ihr Setting Versavaged. Es zwingt ja keiner einen dazu, dass jetzt auch zu tun, denn dann muss man oft liebgewordene Details opfern bzw. schüttelt nur den Kopf darüber. Hierbei wird oft ausser auch gelassen, dass die Konvertierer gar nicht das gleiche spielen (wollen), wie man selbst. Sicherlich gibt es hier dann oft mißverständnisse, besonders wenn ein SW für andere wichtige Regeln einfach killt.
Die Konsequenz ist also: Leute die ein Setting versavagen, wollen ein Setting mit Savage-Regeln spielen und nicht das Setting mit anderen Regeln. Umgekehrt ist keiner Verpflichtet, jetzt die Savage-Regeln für sein liebgewordenes Setting zu lernen oder gut zu finden.
Ich hoffe damit ist mal endlich alles klargestellt