[18.05.2008] Von Bildern, Geistern und Steinen

Während die anderen den Gargyl bekämpften, betrachtete Kiera diesen und das Bild mit der Fähigkeit, die verborgenen Pfade der Magie hinter Objekten zu erkennen, zweifellos gab es welche und zweifellos war da etwas, was zu beachten war.
Wenn man dies enthüllte, dann würde es ihr bestimmt gelingen, den anderen die notwendigen Hinweise zu geben.
 
Im Tanz des Kampfes war es immer schwer die Kontrolle zu behalten. Noch schwerer die Übersicht. Enio zwang sich zur Zurückhaltung. Er war bereit zum Sprung und seine Beine, seine Arme und jede Faser seines untoten Leibes war zum Kampf gewappnet und wollte nicht stillhalten. Aber der Brujah wollte sehen wie sich der Kampf entwickelte. Er war vielleicht mehr Denker als man es gemeinhin dem Clan der Gelehrten in der Moderne zutraute. Enio hatte schon beim Betreten des Dachgeschosses vermutet, daß das Steinungetüm auf irgendeine Art mit dem Bild verbunden war. Auf welche wußte er nicht und wie genau der Gargyle dadurch beeinflusst wurde war ihm natürlich auch nicht klar.

Das Warten und Ausharren hatte sich aber gelohnt. Dukes und Jenny Angriffe waren ernüchternd sofern der Italiener das beurteilen konnte. Das Felsenvieh stand noch immer und blieb ungerührt. Auch die Gangrel schien keinen Erfolg zu haben. Alle hatten so angegriffen, daß selbst bei keiner direkten Vernichtung doch zumindest ein Teilschaden entstehen hätte müssen. Verdammt! Das könnte doch schwieriger werden als vermutet.

Der Brujah setzte selber zur Offensive an. Selbst im Kampfrausch machte sich Enio keine Hoffnungen, daß er mehr Erfolg haben würde als die anderen. Sie waren allesamt Hechselmaschinen, in die man nicht geraten sollte und doch vermochten sie gegen den Gargyle nichts auszurichten. Es war nicht frustrierend… nur lehrreich. Enio hatte sich nicht aufgemacht um eine Offensive zu versuchen, die ihm Erfolg bringen sollte. Sein erster Angriff war lediglich dazu gedacht um sich dem Feind zu nähern und ihn zu beschäftigen. Er wirkte schwerfällig und wenig wehrhaft aber Enio war sich im Klaren darüber, daß das täuschen konnte. Täuschen mußte! Enios Plan war es in die Flanke des Ungetüms zu kommen und ihn mit aller Kraft zur Seite zu stoßen. Hauptsache weg von dem Bild. Und wenn es nur ein Stück war. Die anderen würden vielleicht erkennen was er vorhatte und ihn unterstützen. Mit der Geschwindigkeit eines Lidschlages setzte sich Enio in Bewegung. Er war schnell. Sollte er eine Möglichkeit sehen irgendwie an dem Gargyle vorbeizukommen oder ihn wegzustoßen, würde er so schnell wie möglich versuchen an das Bild zu kommen.
 
Die Magie, die von dem Gemälde ausgestrahlt wurde, war anders als alles was Kiera jemals gesehen hatte.
Sie glich einer strahlend goldenen, wabernden Aura und war offensichtlich uralt.

Wieviel könnte man aus dieser Magie lernen! Für die Mambo taten sich hier vollkommen neue Wege der Magie auf. Hinter dem magischen Schimmern stand das deutliche Versprechen auf atemberaubende Erkenntnisse bisher vollkommen unbekannter Macht. Kiera war überzeugt, bis tief in ihre Seele hinein, dass sie unglaubliches zu Tage fördern konnte, wenn sie nur genügend Zeit hatte. Keine Ahnung, keine Vermutung sondern reine, glasklare Gewissheit!

Schon ganz andere waren diesem Geheimins verfallen.
Stärkere, fähigere, ältere...

Kiera verlor sich in dem geflüsterten Versprechen, spürte wie ihre magischen Fähigkeiten an Form und Farbe gewannen, ihre Macht bereits jetzt wuchs...
Niemals durfte dieser Hort des Wissens, diese Quelle der Macht vernichtet werden. Das Gemälde war nicht schlecht, nicht böse, nicht gefährlich, es war einfach ein Bild. Eine Gemälde, NEIN, ein Gefäß, dass eine Form des Wissens beherbergte, die zu ergründen der Sinn vollständiger Existenzen begründen könnte. Alles war mit einem Male so klar, so deutlich! Oliver Buchet, Johardo, selbst Ziege und Zacharii.... sie alle hatten Recht. Bei Kain und allen Göttern der Nacht

Es traf die Mambo wie ein Blitz aus heiterem Himmel!

Out of Character
Der Macht des Bildes kann man sich nicht widersetzen, wenn man ihr einmal verfallen ist! Die unermesselich mächtige und vielseitige Magie in diesem Gemälde exisiert wirklich und auch ist das Versprechen der Macht keine Lüge. Nur liegt all dies hinter Schutzmechanismen verborgen, die älter sind als die Menschheit selbst. Einem dieser Mechanismen ist Kiera verfallen! Sie muss ab der kommenden Kampfrunde jeweils einen Willenskraftpunkt ausgeben um sich nicht an der Seite des Gargyle gegen ihre Freunde zu stellen. Kieras Gesundheitsleiste erhöht sich um fünf Stufen. Jegliches Gebrechen, auch solche die bereits vor ihrem Tod vorhanden waren, sind augenblicklich geheilt. Wunden schließen sich...
 
Möglich das Lurker der Einzige war der die Reaktion des Duke auf das kleine Geistermädchen bemerkt hatte. Natürlich war es immer schlecht wenn die Nosferatu zuviel über einen wussten, aber andererseits wussten die ja sowieso immer viel zu viel. Der Brujah wäre vermutlich durchaus verblüfft gewesen zu erfahren das die Oberkanalratte aber in der Geste keine Schwäche sah, die ihn dazu veranlassen würde den Riesen im Pausenhof herumzuschubsen und ihm das Milchgeld abzunehmen. Das Ding hatte die Gestalt eines Kindes gehabt und Kinder waren irgendwie immer ein besonderer Punkt. Eine Art Grenze, die markierte bis wo man selber und andere bereit waren zu gehen. Das Wissen auf welcher Seite dieser Grenze der Duke stand würde ihm nicht zum Nachteil gereichen, auch wenn er das befürchten mochte.

Der Weg die Treppe hinauf bot etwas konkretes das es zu tun gab und nachdem das Gespenst nun erst einmal weg war nahm Lurker dies dankbar an und folgte dem Trupp hinauf. Während er sich in den Räumen umsah wälzte er in Gedanken das Gelesene aus dem zufällig ausgewähltem Buch hin und her. Leider musste er feststellen das er nichts rechtes damit anfangen konnte. Natürlich war das aber auch zu erwarten gewesen, man konnte schließlich nicht einfach einen beliebigen Text nehmen und hoffen das er einem irgendetwas zu einem ganz anderem Problem verriet.
Andererseits war es in der Regel so, dass man bei einer ausreichenden Anzahl an Wörtern immer irgendetwas hinein interpretieren konnte um es so hin und her zu drehen, dass es doch passte. Bei Horoskopen machte man das gerne und auch die diversen Scharlatane und möchtegern Kartenleger und Hellseher nutzten dieses Prinzip um von allgemeinsten Aussagen zu spezifischen zu kommen um ihren Opfern klar zu machen, dass man ja ihre intimsten Geheimnisse kannte, wenn diese einem sie nur verrieten.
Entweder war es also keine Botschaft, oder eine die er nicht verstand. Noch nicht!

Es würde an ihm sein zu Vertrauen das er sie rechtzeitig verstehen würde. Wenn es ein grausamer Scherz war, dann würde er sie natürlich erst verstehen wenn es zu spät war. Möglich das er auch nur rechtzeitig erkennen musste das er diese Botschaft an jemand anderen weitergeben musste der sie verstand. Wenn man es mit dem Clan des Mondes zu tun hatte, dann war einfach alles möglich.
Nachdem seine Begleiter die gefundene Leiche begutachtet und dann weiter gegangen waren ließ es sich der Nosferatu nicht nehmen den Körper rasch zu durchsuchen. Möglich das er einen Schlüssel in einer Tasche fand, oder eine Notiz? Irgendetwas das später noch von nutzen sein konnte. Scheu vor dem Toten hatte der Verborgene auf jeden Fall nicht. Eher im Gegenteil, nachdem er mit ihm fertig war, legte Lurker ihn sogar noch einigermaßen zurecht, so dass er nicht wie ein heruntergefallenes, durchsuchtes Stück Kadaver herumlag, sondern einigermaßen würdevoll. Zum einen gab es keinen Grund den Toten schlecht zu behandeln und zum Anderen konnte es an einem solchem Ort wie diesem hier sogar schaden. Zumindest glaubte Lurker daran das es so sein konnte.

Er hörte wie der Rest des Trupps sich an der Leiter zum Dachboden sammelte, aber bevor er ihnen weiter folgte, wollte er noch etwas ausprobieren. Bei dieser Sache ging es nicht um Ziege, oder das bescheuerte Bild. Es ging um einen Freund. Wenn die Möglichkeit bestand das Chezmoi noch irgendwo hier war, dann musste er versuchen mit ihm in Kontakt zu treten. Das war nicht ungefährlich, weil man nicht wusste wie viel von der Persönlichkeit des alten Malkavianers noch übrig war, oder in welcher Verfassung das spirituelle Echo, oder wie auch immer man diese Existenz nennen mochte, sich befand, aber der Verborgene musste wissen ob es noch eine Chance gab mit ICH zu sprechen. Selbst wenn es ein letztes Mal sein sollte. Sein Blick fiel auf das Buch das er von Unten mit genommen hatte. Als der Brujah die Luke öffnete, hatte der Nosferatu es gerade aufgeschlagen und hatte ein 'i' auf der ersten Seite gesucht. Seine andere Hand nestelte einen Füllfederhalter hervor, schraubte diesen geschickt mit spindeldürren Fingern auf und begann alle anderen Buchstaben die dem Buchstaben 'i' folgten durchzustreichen, bis das erste 'g' kam. Dieses ließ Lurker aus und strich danach weiter die folgenden Buchstaben durch, bis zum nächsten 'n'. Auf diese Weise 'schrieb' er also in das Buch. Wenn jemand ihn dabei bemerkte, würde man ihn ganz sicher für übergeschnappt halten. Ganz klar die beste Voraussetzung um mit einem Mondkind zu kommunizieren.

Ignatzius, bist du hier? Ich bin es.

Irgendwie erschien es dem Verborgenem dumm seinen Namen zu nennen. Wenn es ICH war, dann würde er ihn erkennen. Das hatte er immer. Er schlug das Buch zu und sah sich um. Gespannt darauf ob und wie sein alter Freund da war und mit ihm in Kontakt treten konnte. Sein Blick fiel auf die Gruppe die gerade auf dem Weg nach Oben war.
 
Während der Duke (und wohl auch Jenny) sich austoben, tritt Meyye einen Schritt zurück. Der Gargyl spricht wieder... ein tiefes Brummen, jetzt in dieser Schnellzeit noch mehr als zuvor. Sie verschwendet wertvolle Aktionszeit damit, sich Gedanken zu machen, wie sie ihn da wegkriegt. Ein Bein packen und aushebeln? Versuchen ihn wegzuschleudern? Oder... man könnte ihn einfach rammen, wie Enio das gerade tut.

Sie erkennt ihre Chance, das Bild ist ungeschützt, und sie wechselt ihren Gegner... von unzerstörbarem Gargylen zu unzerstörbarem Bild. "Enio! Knochen!" ruft sie noch während sie die Krallenhände ausstreckt und das Bild packt, mitsamt dem Tuch das es verhängt, um es von der Wand zu reissen. Dann würde sie weiter zur Luke rennen, schneller als der Wind.
 
Kaum berühren Meyyes Hände das Gemälde, wird ihr plötzlich alles klar.
Sie spürt eine unbändige Kraft in sich, nie war sie so stark, nie derart gesund. Jedes Gebrechen verschwindet. Ihre ungeliebten tierischen Makel bilden sich zurück, jene die sie ins Herz geschlossen hat jedoch, verbleiben. Und wo sie gerade einen Blick in ihr Herz wirft, auch dort verschwindet der Schmerz. Die Trauer um den verlorenen Geliebten verblasst, dabei vergisst sie ihn nicht, auch nicht ihre Gefühle zu ihm... es ist mehr als fände sie endlich ihren Frieden mit der Situation. Meyye weiß plötzlich, dass sie das Gemälde nicht zerstören darf. Es ist kein Fluch, nichts schlechtes. In diesem Kunstwerk befindet sich die Lösung zur Rettung der Menschheit verborgen. Tief in sich spürt sie, dass sie es ist die dieses Rätsel lösen kann. Und nur sie! Mit der Zerstörung wäre alles verloren, alles verschwendet...

Out of Character
Der Macht des Bildes kann man sich nicht widersetzen, wenn man ihr einmal verfallen ist! Die unermesselich mächtige und vielseitige Magie in diesem Gemälde exisiert wirklich und auch ist das Versprechen der Rettung keine Lüge. Nur liegt all dies hinter Schutzmechanismen verborgen, die älter sind als die Menschheit selbst. Einem dieser Mechanismen ist Meyye verfallen! Sie muss ab der kommenden Kampfrunde jeweils einen Willenskraftpunkt ausgeben um sich nicht an der Seite des Gargyle gegen ihre Freunde zu stellen. Meyyes Gesundheitsleiste erhöht sich um fünf Stufen. Jegliches Gebrechen, auch solche die bereits vor ihrem Tod vorhanden waren und tierische Züge die sie nicht mag, sind augenblicklich geheilt. Wunden schließen sich. Meyyes Stärke steigt um eins, auch über mögliche Begrenzungen hinweg!
 
Manchmal ändert sich der Plan.. und manchmal werden Pläne für einen geändert. Sie weiß nicht was sie erwartet hat, das passiert, wenn sie das Bild an sich nimmt... eigentlich gar nichts, wenn sie es genau nimmt, aber das... also rennt sie nicht wie der Roadrunner zur Luke sondern erstarrt auf halbem Weg, starrt mit geweiteten Augen auf das Tuch, das es verdeckt und rührt sich nicht mehr... sie könnte so schnell sein und lässt es einfach. Dafür geschieht viel mehr in ihr als ihr vermutlich irgendwer zutrauen würde

In ihr und an ihr kribbelt irgendwas. Sie fühlt sich stärker, etwas verschwindet, das bisher niemand gesehen hat (ausser Julian, weil der alles gesehen hat)... ihre Ohren bleiben wie sie sind und zucken um sie daran zu erinnern. Es erstaunt sie erst dass sie nicht mehr das Bedürfnis hat, beim Gedanken an Julian und seinen Verlust das Tor zum Tier aufzustossen, dann erstaunt es sie dass sie nichtmal wütend darüber ist, dass da irgendwas in ihre Gefühle eingreift. Es ist gut so, wie Silva es gesagt hatte... es wird ihnen beiden helfen, neu anzufangen, jetzt da nicht mehr sein kann was nicht sein darf. Was für ein Wunder sich doch hinter diesem Tuch verbirgt.

Ich muss es verteidigen! schießt ihr durch den Kopf, als sie sich der Situation wieder bewusst wird, aber sie kann es nicht über sich bringen, dafür die anderen anzugreifen, wie sie eigentlich sollte... sie könnte der Hammer sein, der Gargyl der Amboß, sie würden sie zwischen sich zermalmen. Warum eigentlich nicht? Der Duke? Bedeutet ihr nichts (aber war da nicht ne Retourkutsche fällig?). Lurker? Der Bastard will sich mit ihr anlegen, kann er doch haben. Enio? Der Blödschwätzer weiß alles besser.. aber sie haben zusammen viel gerissen. Jenny? Die mag sie ja eigentlich.. man könnte mit ihr reden. Der Gargyl...? Mächtiger Gegner, mächtiger Verbündeter, und was kann er schon dafür dass sie so blind gewesen ist? Kiera? Plötzlich kommt ihr wieder die Szene im Park in den Sinn. Nein.. ich hab etwas Besseres gefunden und werd das nicht dadurch besiegeln dass ich jetzt - wieder! - zur Bestie werde.

Sie dreht sich um und sieht zu den anderen, die immer noch kämpfen. Wie idiotisch! Sie macht da nicht mehr mit. Und Ziege... naja, ihm mehr als einmal das Herz rauszureissen ist doch auch ne gute Aussicht.
 
Ungeachtet seines Efolges war Enio fast ein wenig überrascht. Er hatte keine Ahnung wie schwer es sein könnte so ein steinernes Ungetüm wegzustoßen und hatte auch damit gerechnet zu scheitern und von dem Ding abzuprallen. Aber Enio war locker in der Lage einen Bus zu rammen und von der Straße zu schubsen, daher gab der Gargyle offenbar ebenfalls nach und erlag der Gewalt des Italieners. Enio spürte den Aufprall und der war mindestens so hart wie erwartet, aber die unnatürliche Zähigkeit des untoten Körpers kümmerte sich um die Wucht und den Schaden, der daraus entstehen könnte. Das Resultat war ernüchternd unspektakulär und der Brujah-Ahn ging völlig unbeschadet aus der Konfrontation hervor. Man durfte ja auch mal Glück haben! Das war auch alles was Enio erreichen wollte. Er war zu schnell um zu überlegen was alles noch geschehen konnte oder abzuwarten wie die anderen sich verhalten würden. Enio hatte einen Plan und war nicht gewillt sich zu bremsen. Optimalerweise würden Duke, Meyye und Jenny weiter den Gargyle bearbeiten und hoffentlich mehr erfolg damit haben, da er nicht mehr so nahe an dem Bild war. Der Turiner selbst wollte sich das Bild schnappen und damit das Weite suchen. Manche Pläne waren am besten wenn man sie so primitiv wie nur möglich gestaltete.

Aber wie so oft lief alles anders. Meyye war offenbar genauso daran interessiert schnellst möglich das Bild zu vernichten und hatte sich ebenfalls daran zu schaffen gemacht. Auch gut. Es gab für Enio noch keine Anhaltspunkte, daß die Gangrel irgendwas anderes damit machen wollte auser es zu vernichten. Sie hatten ja alle keine Ahnung welche Macht es mit dem Ding auf sich hatte. Meyye rief Enio noch irgendetwas zu. Er verstand lediglich „Knochen“, da aufgrund der unterschiedlichen Geschwindigkeit der beiden eine starke Verzerrung auftrat. Aber das reichte auch schon. Der Brujah hatte absolut keinen Sinn für weitere Exkursionen oder Versuche sich auch nur das Bild genauer anzuschauen. Noch während er Meyye hinterherlief zog er die Überreste des Wiedergängers aus der Tasche und holte zum Schlag aus. Für Enio war klar, daß er nicht durch das Tuch durchstechen würde. Das Risiko war viel zu groß, daß dabei die Wirkung des Knochens verloren gehen würde.

Der Brujah wär fast gegen Meyye gerannt. Die dumme Kuh blieb plötzlich stehen und Enio konnte gerade noch an ihr vorbeimanöverieren. Aber klar… womöglich war Enio halt doch einen Ticken schneller und hatte sich so Mühe gegeben mit der Gangrel Schritt zu halten, daß er sie jetzt einfach überholt hatte. Erklärungen gäbe es viele aber es war kein Wille übrig um sich Gedanken zu machen. Enios Plan war wiederum einfach. Tuch zur Seite und Knochen reinstecken. Dabei war es ja gerade geschickt, wenn die Gangrel das verdammte Bild für ihn festhielt. Was sollte schon groß schief gehen?
 
Anmerkungen zu den Dingen die Lurker widerfuhren:

Lurker nestelte seinen Füllfederhalter hervor und begann damit alle anderen Buchstaben auf der Seite zu streichen, bis er das erste 'i' erreichte. Dieses ließ er aus und fuhr dann in gleicher Weise fort. Diesmal war es das 'g', dass er unberührt ließ. Wieder und wieder vollführte der Nosferatu dieses Prinzip, bis er den vollständigen Namen seines alten Freundes unberührt gelassen hatte.

I-G-N-A-T-Z-I-U-S

Bist du hier?, fragte er still in sich hinein, Ich bin es.

Was Lurker nicht wissen konnte war, dass ICH in dieser Realität nicht mehr existierte. Er hatte die Stadt, das Leben und alles was damit zusammenhing ein für alle Mal verlassen. Aber seine Seele war gesplittert und er hatte so seinen unzähligen Persönlichkeiten eine Form der Freiheit geschenkt, die sie nie zuvor gekannt hatten. Die meisten hatten sich entschiedem den Weg ihres eigentlichen ICHs zu folgen und ebenfalls zu gehen, einige wenige aber blieben...

Urplötzlich ergriff etwas seine Hand. Es war klein, vorsichtig, doch nicht ängstlich. Die warme Haut eines Kindes, vertrauensvoll an die seine gelegt.
In Lurkers Ohren erklang das ferne Läuten einer Glocke, dann war Stille.

Mit einer Glocke hatte damals -vor einer halben Ewigkeit- alles begonnen, mit einer Glocke sollte es enden...
 
Enio war dem Ziel so nah, daß er um sich herum so gut wie nichts mehr mitbekam. Das Bild war direkt vor ihm und es sah aus als ob endlich dieser verdammte Ziege-Spuk bald ein Ende hätte. Der Brujah würde sicher heute Abend eine dicke Zigarre rauchen und nach einem ordentlichen Schluck aus einem zugekifften Saftbeutel angenehm berauscht auf dem Sofa versinken. Vielleicht sollte er aber tatsächlich vorher noch – völlig entgegen seine normalen Gewonheiten – einen ausgelassenen Jitterbug hinlegen, daß ihm die Schuhsohlen danach qualmten. Aber all das mußte warten und bekam noch nicht einmal Platz in Enios Gedankenwelt. Momentan zählte einfach nur das verdammte Bild. Sogar der Gargyle war unwichtig geworden. Irgendetwas in Enio verlies sich fast blindlings auf Jenny und den Duke. Sie mußten mit dem Steinmonster fertig werden. Er hatte eine andere Baustelle.

Den Knochen bereits zum Schlag gehoben griff er nach dem Bild oder vielmehr dem Tuch darüber um es zu entfernen. Enio war nicht klar das eine blose Berührung ihn irgendwie beinflussen könnte oder auch nur den leisesten Zweifel in ihm sähen könnte, daß das was er hier machen wollte auch nur ansatzweise falsch sein könnte. Das Bild hatte aber durchaus eine Wirkung auf ihn. Und die traf!

Jetzt war es aber manchmal so, daß nicht nur unglückliche Zufälle dauernd aufeinandertrafen, sondern von Zeit zu Zeit eben auch glückliche. Gäbe es Geschichtsschreiber, die diese Begebenheit in dieser Bibliothek niederschreiben würden, so kämen sie vielleicht auf die Idee es als überaus glücklichen Zufall zu bezeichnen, daß Meyye zuerst nach dem Bild gegriffen hatte und Enio dazu gezwungen war gleich zum nächsten Schritt überzugehen. Wer wüßte schon was genau passiert wäre, wenn der Brujah das Bild in Händen halten würde und die Gangrel diejenige wäre, die den Knochen schwingen würde. Enio war nunmal anders als andere und auch er besaß seine Eigenheiten. Eine davon war schon oft genug gewesen, daß er nunmal anders auf Magie reagierte als andere. Sein Erzeuger hatte ihm mal gesagt, daß er einfach zu blöd dafür war und sein eigener Realitätstunnel einfach gewisse Dinge aus seiner Existenz wegignorierte. Vielleicht reichte das ja auch in diesem Fall und die Schreiber würden von einer erfolgreichen Nacht berichten können. Nur erfolgreich für wen?
 
Enio stieß den Knochen in die Leinwand.
Die Wucht der Macht und der strotzenden Gesundheit brach wie bei den anderen über den Brujah herein, erreicht aber nicht in vollem Umfang seinen Geist. Die angeborene Magieresistenz Enios genügte, um ihm die eine Sekunde zu schenken, die er benötigte, sein Vorhaben zu beenden.

In eben der Sekunde wurde ihm klar, dass Magdalena Cruiz einem Irrtum erlegen war. Es war vollkommen unnötig die Leinwand mit Zieges Knochen zu durchstoßen, die Vernichtung des Gemäldes hätte auch mit jedem anderen Gegenstand vollzogen werden können, ja bloße Hände hätten gereicht. Die Information, dass nur Ziege dieses Bild zerstören konnte, bestand allein darin, dass er durch seine uneingeschränkte Unsterblichkeit nicht beeinflusst werden konnte. Was konnte das Kunstwerk ihm antun, schenken, dass er nicht sowieso schon besaß?

Alle Auswirkungen verschwanden augenblicklich, Kiera fühlte sich wieder wie in der Sekunde bevor sie das Bild berührt hatte. Meyye ebenso, nur dass ihr Trennungsschmerz erneut mit einer Wucht über sie hereinbrach der ihr das Herz zu brechen drohte. Auch der Gargyle, nun nicht mehr mit unerschöpflicher Macht ausgestattet, zeigte deutliche Spuren der bisherigen Angriffe. Unter den finalen Schlägen Jenny und Dukes, zerbrach die steinerne Haut und das Monstrum zerfiel zu einem Häufchen Staub.

Endlich war es geschafft!


...?...


Lurker vernahm ein Geräusch als würde irgendwo in der Ferne ein Riss durch einen Felsen gehen...

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Tief unter der Erde Finstertals:

72 Sekunden...
Er hatte vergessen, wie oft er nun schon gestorben war! Er hatte gar nicht erst begonnen zu zählen. Dafür wusste er inzwischen, dass ihm 72 sekunden blieben, bis die Tüte über seinem Kopf dafür sorgte, dass er wieder erstickte und starb. Weder unter der unmenschlichen Haube, noch in seinen Lungen befand sich Luft. Kaum erwacht, begann der Todeskampf. Aber Ziege war es gewohnt zu sterben, sein Körper hatte es tief in sich verinnerlicht, also fiel der Kampf beinahe gelassen aus.
56 Sekunden...
Irgendwann würde der Strick, mit denen seine Beine unter die Decke gehangen waren, reißen. Vielleicht auch die Fesseln seiner Hände. Möglicherweise würde auch die Tüte irgendwann porös, ein kleines Loch nur würde schon reichen. Irgendwann... Ja irgendwann, würde jemand einen Fehler begehen und dann war er zurück...
30 Sekunden...
Wie sehr würde er es genießen sie alle leiden zu sehen! Jeden einzelnen Tod hier unten würde er blutig Rächen. Sie hatten ja alle keine Ahnung mit wem sie sich angelegt hatten. Diese ach so klugen Blutsauger... nichts als eine Bande blind umher irrender Kinder. Großmäulige Vollidioten!!!!
12 Sekunden...
Ziege spürte, dass das Gemälde zerstört wurde. In eben diesem Augenblick! Hatten sie es endlich gefunden? Er konnte es spüren, also hatten sie es noch immer nicht verstanden. Leise kicherte der Lude! Was für ein vollkommen verblödetes Pack! Anfänger, Nichtskönner... Ich bin Ziege. Ziege! ZIEGE!!!
1 Sekunde...
Ich muss hier weg! Sie dürfen es nic...
TOD
 
Von all dem Stehen-bleiben, alte-Wunden-heilen oder sich soooo-toll-fühlen bekam der Riese nichts mit.

Steini hatte zumindest ein paar kleinste Dellen bekommen, also war man auf dem besten Weg, auch wenn er ihm Respekt zollte. So lange war schon eine ganze Weile niemand mehr gegen ihn bestanden.

Aber Bange machen galt nicht und so nahm er nochmal alle Kraft, allen Willen zusammen und drosch weiter auf das Vieh ein. Entweder es klappte jetzt oder das Ding würde irgendwann zurückhauen, auch etwas was der Duke weder fürchtete noch begrüßte, es wäre eben so, also galt es vorher zu beenden was man begonnen hatte.

Irgendwann, es ging dann doch ganz schnell, bekam die Gargyle Risse und zerbarst dann in Gänze. Der Duke hatte es geschafft, auch wenn seine Jenny ein klitzkleinwenig mitgeholfen hatte, aber nicht viel. Wirklich nicht.

Breit grinsend stand er also vor den Trümmern seines Werkes und klopfte sich den Staub von den Klamotten.

„So, dat wars! Wo gehen wir feiern?“
 
Kiera hatte sich eben überlegt, den anderen klar zumachen, dass sie das Bild nicht vernichten durften, dass es einfach nur viel zu schade war und in den richtigen Händen, zum Nutzen der ganzen Welt gereichen würde ...
Sie hatte vergessen, wie schmerzlich es war, gezeugt und dann weggeworfen zu werden, jetzt würde sich ihr die ganze Weissheit des Universums auftun und alle Geheimnisse, lägen vor ihr ...

Doch dann überstürzten sich die Ereignisse, bevor sie sich das Bild greifen konnte, bevor sie es in Sicherheit bringen konnte, denn in die Hände der Tremere gehörte es auf keinen Fall, griff Meyye danach, das war als würde Gollum den einen Ring ergreifen, das durfte einfach nicht sein. Sie würde dazwischen gehen, es gehörte ihr auf jeden Fall. Sie machte einen Schritt auf Meyye zu, wollte sich ihr in den Weg stellen und sie würde es ihr bestimmt geben, wenn sie sie darum bat - ganz sicher ... und dann war es vorbei, einfach so ...

Die Mambo sah sich verwirrt um, blickte von einem zum anderen, auf das zerstörte Bild in den Händen der Gangrel. Soviel Wissen, soviel Macht, man musste sie nur richtig nutzen und nun war alles vernichtet ... zerstört für immer ... wie so vieles zuvor, war die Welt um ein Geheimnis ärmer ... ihr war nicht nach feiern ... hätte es nicht auch einen anderen Weg gegeben?
 
Aber erstens kommt es anders, und zweitens... Enio ist plötzlich da und schwingt seinen Kauknochen, als hätte der irgendeine Bedeutung. Er bewegt sich so schnell, aber sie könnte ihm trotzdem ausweichen. Aber wozu? Sie weiß was jetzt kommt. Er fegt das Tuch beiseite - gut so! Dann wird auch er sehen, was sich darunter verbirgt, dann wird er erkennen wie wichtig es ist, viel wichtiger als ihre lächerlichen Rachegelüste. Buchet war ein Wahnsinniger, er hat sich in Dinge verstiegen die untragbar sind, um das Bild zu entschlüsseln... aber es jetzt zu zerstören macht nicht einen Menschen wieder lebendig. Sie wartet einfach ruhig ab. Gleich wird Enio verharren, wird den Knochen fallenlassen, und zum erstenmal werden sie wirklich auf derselben Wellenlänge liegen. Gleich...

Dann sticht er zu und es ist, als würde Meyyes Herz für einen Moment wieder schlagen um danach zu zerfallen. Die Wucht der Emotion lässt sie keuchen und auf die Knie gehen, während sie mit weit aufgerissenen Augen noch den Rahmen des zerstörten Bildes hält, wie in irgendeiner Slapstick-Komödie. Das darf nicht sein! Es darf nicht so enden! Es kann nicht so sein wie es vorher war, so falsch und leer und ohne Hoffnung!

Sie starrt auf das Bild und ein Teil von ihr weiß, dass es sie manipuliert hat. So ähnlich wie die Bilder im Keller der Akademie, aber auch ohne es zu sehen. Dennoch... für einen Moment hat sie sich wieder gut gefühlt, besser als in den Nächten zuvor, wieder wie jemand der sie sein will. Aber jetzt ist es vorbei. Sie steht auf und sieht nochmal zu dem Rahmen mit dem durchstossenen Bild. Dann lässt sie es auf den Boden fallen und wendet sich wortlos der Luke zu. Sie sind hier offenbar fertig.
 
Enio konnte spüren wie das Bild nach ihm greifen wollte und er war sich bewußt, daß er nichts dagegen machen konnte. Aber es war einfach nicht genug für den Brujah um seine ungezügelte Wut, seinen Willen und seine unerklärbare Resitenz gegen magische Beeinflussung zu überwinden. Es war wie wenn man in eine Bäckerei kam und einem der Duft der leckeren Backwaren entgegenschlug. Verführerisch und nicht zu ignorieren. Allgegenwärtig und der einzige Eindruck, der wichtig erscheint. Man hat noch die Augen geschlossen und stellt sich vor in ein leckeres und knackiges Croissant zu beißen oder, wenn man das unsagbare Glück haben sollte im Süden von Deutschland zu leben und dabei am besten noch in Baden-Württemberg, in eine noch leicht warme Laugenbrezel zu beißen, die dünn mit Butter bestrichen war. Doch plötzlich überkommt es einen und man merkt… das man eigentlich doch viel mehr Lust auf eine bißchen Obst hat, dreht um und verläßt die Bäckerei. So ähnlich erging es ganz kurz Enio als die Magie des Bildes ihn zu erschlagen drohte. Er wiederstand! Der Knochen fuhr herab und stach brutal in das Bild. Es war so einfach. So simpel und unkompliziert. Der Brujah würde vielleicht nie erfahren was wirklich genau notwendig gewesen wäre um das Bild zu zerstören und das dabei der Knochen des Wiedergängers gar keine Rolle gespielt hatte. Manchmal braucht es nunmal einfach nur einen wütenden, genügend motivierten und etwas abgestupften Brujah um etwas zu vernichten, daß zuvor niemals vernichtet werden konnte. Aber klar… wer hätte das Bild denn schon venrichten wollen nachdem man es berührt oder gesehen hatte? Man war ihm sofort verfallen und hatte die Seite in einem Lidschlag gewechselt. Enio verstand wenigstens das ein klein wenig. Er verstand jetzt sogar ein kleines bißchen den ehemaligen Prinzen.

Aber das reichte nicht um in melancholische Stimmung zu verfallen. Dukes Reaktion auf diesen mutmaßlichen Sieg gefiel Enio schon viel mehr… auch wenn er weit davon entfernt war in seine Stimmung miteinzufallen. Meyye war kurz angebunden und wirkte auf irgendeine Weise unbeteilgt und geschlagen. Enio konnte nicht erkennen warum aber er lies die Gangrel ziehen ohne sie anzusprechen. Vielleicht war ein anderes Mal noch Zeit sich mit ihr über das was gerade geschehen war zu unterhalten. Jetzt war das unwichtig.

Das Bild war zerstört. Der Gargyle war vernichtet. Ob das nötig gewesen war würden sie nie erfahren. Enio lag nichts daran andere Vampire oder andere Wesen zu vernichten. Manchmal war es notwendig. Wenn der Gargyle die Sache überstanden hätte, dann gäbe es einen Zeugen, der petzen könnte. Daher war es besser, daß er weg war. Er war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen und hatte sich für die falsche Seite entschieden. Ob beinflußt oder nicht. Es war eben so. Tränen sollten darüber andere vergießen. Enio sicherlich nicht. Dennoch… im Inneren des Turiners gab es eine leise Stimme, die schluchzte und die unsagbaren Schmerz empfand, wenn ein anderes Wesen seine Existenz beenden mußte. Die Salubri in Enio würde das niemals so einfach hinnehmen und ewig den Schmerz empfinden. Jetzt wohl auch über ihre eigene Vernichtung hinweg.

Enio klopfte Duke und auch Jenny kurz auf die Schulter. „Später Duke… zumindest für mich. Es gibt noch was zu tun. Aber ihr habt euch heute wirklich ne dicke Zigarre und ne Pulle Schnaps verdient. Danke!“ Hopla… Enio war das wohl wichtiger gewesen als man erahnen konnte. Er klang fast milde und in guter Stimmung. Der Brujah-Ahn wandte sich an Lurker. Falls er sich immer noch nicht nach oben begeben hatte würde er die Luke hinab sprechen. „Ich will wissen was mit Ziege passiert ist. Aber ich will das mit eigenen Augen sehen. Bekommen wir das hin?“ Die Frage war mehr rethorischer Natur. Der Nosferatu würde sich ein ganz besondere Erklärung einfallen lassen müssen, wenn er Enio eine Abfuhr erteilen wollte.
 
Das war's?
Echt jetzt?

Irgendwie war Jenny etwas enttäuscht. Sie hatte sich vollends auf den Kampf gegen den Gargyl konzentriert und nicht mitbekommen, wie eng es für die Gruppe gewesen war. Ohne Enios Magieresistenz hätte der Gargyl das Bild wohl einfach mitgenommen und wäre einfach so davongeflogen. Letztlich mit dem Segen aller, die es auf den Dachboden hinauf gewagt hatten. So aber war der Steinmann nun vernichtet, dass verfluchte Bild ebenfalls. Finstertal konnte aufatmen. Ziege war der letzte feindliche Spielstein der sich noch auf dem Brett befand und nach allem was man ihr erzählt hatte, war der Dreckskerl durch die Vernichtung des Bildes nun ebenfalls ein Häufchen stinkender Asche.

Sie hatten gesiegt und Jenny war mit Sicherheit die Letzte, die sich darüber beschweren würde, dass es sie kaum mühen gekostet hatte.
Noch nen Tritt in Zachariis Arsch! Mittenrein in den Verdauungstrackt dieses perversen Mistkerls. Scheiß egal ob der Typ noch existierte oder nicht, hier ging's ums Prinzip. Die Stadt hatte sich ein weiteres Mal behaupten können und die grundverschiedene Truppe blutsaugender Untoter wieder Mal ein ganz klein bisschen näher zusammenrücken lassen. Den engsten Kreis wenigsten, aber auf nur den kam es wirklich an.

Auf Enios Schulterklopfen reagierte mit Jenny mit einem freundschaftlichen Kopfnicken.
Sie wusste die Geste sehr zu schätzen.

Aber auch sie hatte noch etwas zu sagen. Spielerisch schmiegte sie sich an Duke heran und flüsterte ihm leise etwas ins Ohr.

"Dein knackiger Arsch gehört mir, Großer! Nach dem Kampf, haste dir ne Belohnung verdient..."
 
Als er den Griff spürte, ohne das wirklich etwas da war, gab es für den Nosferatu nur zwei Möglichkeiten. Panisch wegrennen oder sich darauf einlassen. Ganz sicher taugte die alptraumhafte Erscheinung des Gespenstes als kleines Mädchen dazu einem die Angst in Mark und Bein zu jagen. Hier jedoch war keine schlechte Absicht zu spüren und aus irgendeinem Grund bildete sich Lurker ein, dass er es fühlen musste wenn dieser Geist eine korrumpierte und böse Entität wäre. Schließlich hatte er das bei dieser 'Mina' Erscheinung auch mitbekommen. Auch wenn er es nicht verstand, so stand diese Libby, wie sie sich selber genannt hatte, vermutlich in irgendeiner Verbindung zu ICH. Schließlich hatte sie auf diesen Zusammenhang reagiert. Wenn der Verborgene eines im Umgang mit dem Malkavianer gelernt hatte, dann das man nicht immer alles verstehen musste, sondern die Dinge manchmal einfach akzeptieren sollte bis sie einen Sinn machten. Den Mondkindern machte es oft keine Probleme wenn Ursache und Wirkung vertauscht waren.

Also schloss er die Augen und verstärkte dadurch den Eindruck, dass eine kleine Hand in der seinen lag. Offensichtlich erschreckte seine Erscheinung und seine abartigen Hände den Geist nicht. Als er das Läuten der Glocken hörte kam es ihm vor als läge es in weiter Ferne. Ebenso weit weg wie die Zeit in der er sie geläutet hatte. Die Glocke hatte im Dom gehangen als er sie seinerzeit geläutet hatte. Musste er also in den Dom?

Der Kampfeslärm riss ihn aus seinen Gedanken und endlich eilte er hinter den Anderen her. Allerdings war die ganze Angelegenheit so erschreckend schnell vorbei, dass er praktisch nur noch mitbekam wie sich alle den Staub von den Schultern klopften, der verdächtig nach Staub aus einem altem Steinbruch aussah, und sich scheinbar auf den Weg machen wollten um eine zünftige Siegesparade abzuhalten.

Aber...aber wir haben doch die Glocke noch gar nicht geläutet...

Antwortete er auf Enios Anliegen hin und klang dabei vermutlich wirklich sehr dämlich. Entweder hatte der Nosferatu sich furchtbar den Kopf gestoßen, oder der Geist des verrückten Malkavianers hatte ihn erwischt und seinen Verstand wie einen Schwamm ausgequetscht.
Die dritte Möglichkeit wäre natürlich das Lurker irgendwie auf eine Erkenntnis gestoßen war die den Anderen bislang verwehrt blieb. Aber wer mochte im Angesicht des strahlenden Sieges schon plötzlich auf einen paranoiden, misstrauischen Nosferatu hören, der zusammenhangloses Zeug stammelte?
 
Für einen Augenblick herrschte die Art von unangenehmer Stille, die einen oft genug dazu bewegen konnte unaufgefordert den Raum zu verlassen. Enio glotzte den Verborgenen leicht entgeistert an und machte das was er oft tat, wenn er schwieg. Er dachte nach.
Was zur Hölle konnte Lurker gemeint haben? Der Nosferatu hatte in letzter Zeit eigentlich nicht den Anschein erweckt als ob er eine Schraube locker hätte und in der Regel hatte er einen scharfen Verstand und ein überaus gutes Gedächnis. Demnach versuchte der Brujah tatsächlich für ein paar Sekunden die Worte von Lurker in irgendeine Ordnung zu bringen und einen Zusammenhang zu schaffen, den Enio verstehen müßte.

Aber ihm wollte das beim besten Willen nicht gelingen. So ein ausgesprochener Denker war der Italiener nunmal doch nicht und die quer gedachten Wege, die sich wohl momentan in Lurkers Kopf einen Schneiße durch die Normalität schlugen erschlossen sich Enio nicht. Also blieb wie immer nur noch Nachfragen übrig.

„Von was zur Hölle fasseln sie da!“ Leider kam es wie meistens mit dem fehlenden Einfühlvermögen das dem liebenswürdigen Brujah-Ahn so eigen war.
 
Der Duke freute sich riesig über das Lob seines Primos, auch wenn dieser nicht mitfeiern wollte.

„Kannst ja nachkommen, Alter!“

Seine Jenny war da anders. Genauso wie er wußte sie Arbeit und Vergnügen zu trennen. Als die kleine Raubkatze sich an ihn schmiegte und ihm die verführerischen Worte ins Ohr flüsterte, nahm sein Gesicht den Ausdruck einer bekannten Katze an und strahlend weiße Zähne zeigten sich.

Er flüsterte ihr, nicht ganz so leise, zurück: „Und deiner erst!“

Damit landete seine Pranke genau dort wo sie sein sollte. Auf ihrem Hintern. Er würde sie nicht loslassen. Wie sie gemeinsam durch die Bodenlucke kommen sollte, war ein Problem das auf irgendwann verschoben wurde.

Weil, …

Durch seinen Satz hatte sich Jenny Ziehvater in Erinnerung gebracht und auch die Drohung was denn passieren sollte konnte musste wenn der Duke nicht die Finger von der Anarche lassen würde.

Mist, … Arschloch,…

„Ähm, … ja….!“

Er drehte sich also so, dass er zwischen Jenny und Lurker stand, sie so verdeckte, vielleicht bemerkte der Zausel ihre Umarmung nicht.
Irgendwie hatte er sich verkrampft und presse und drückte seine Jenny noch stärker an sich.

Mussten hier Tatsachen geschaffen werden? Er würde sie nicht loslassen.

Verpiss dich und lass uns in Ruhe, spuckte er dem Ahn der verborgenen entgegen. Natürlich nur in Gedanken und in aller Stille. … Noch!
 
Der Duke konnte die angenehme Erfahrung machen das er seinerseits das volle Rampenlicht seiner Aufmerksamkeit auf den Nosferatu lenkte, dieser jedoch noch nicht einmal mitbekam das der Brujah noch existierte. Dazu war Lurker viel zu sehr mit einem anderem Exemplar von Clan der Gelehrten beschäftigt, nämlich dem durch und eloquenten Enio Pareto. Glücklicherweise war die gewohnt Charmante Art des Turiners genau das was der Verborgene gerade brauchte um mit all seinen Sinnen wieder in die gemeinsame Realität zurück zu kehren, oder, aus Malkavianischer Sicht, sich ihr wieder soweit zu nähern das eine gemeinsame Kommunikation möglich war. Der simple Satz des Italieners wirkte nämlich wie eine kalte Dusche für den Verstand. Natürlich musste das was er gestammelt hatte völlig unverständlich und hanebüchen auf alle wirken. Auf fast alle zumindest. Lurkers Blick ging für einen Sekundenbruchteil hilfesuchend hinüber zu Kiera, die vielleicht als einzige eine Ahnung hatte was für eine Begegnung der Nosferatu eben hatte. Allerdings war sein Gesicht im Schatten der Verhüllung natürlich nicht zu sehen, so dass die Mambo nicht mehr mitbekommen konnte als das sich die Kapuze des Anderen kurz in ihre Richtung wandte, nur um dann wieder auf Pareto zu landen.

Nun stand er also vor dem Problem das er Enio erzählen musste das er glaubte, dass das Geistermädchen, das irgendetwas mit seinem altem Freund Ignatzius Chemzmoi, dem verbrannten Malkavianer Primogen, zu tun hatte, ihm zu verstehen gegeben hatte das die Sache irgendwie mit einer Glocke enden musste. Dummerweise konnte das alles und nichts bedeuten, die Interpretation das sie die alte Glocke, die seinerzeit im Finstertaler Dom gehangen hatte, dreimal umrunden musste während man einen Hut aus der gefalteten Leinwand des verfluchten Bildes auf dem Kopf haben musste, als auch das man sie schlagen, zerstören oder sonst etwas damit tun musste. Egal was er nun sagen würde, es musste irre klingen. Irgendwie machte das die Sache dann aber auch wieder einfach, oder?

Ich...es war so eine Art Eingebung, so als wenn ich mich an etwas erinnert hätte das mir gar nicht passiert ist, aber...

Sein Blick fiel auf das Buch das er immer noch umklammert hielt. Es folgte ein Nicken und schließlich ein inneres los lassen. Dann sprang er ab.

Leider kann ich nicht genau sagen warum, oder was überhaupt passiert ist, aber ich glaube die Angelegenheit ist noch nicht erledigt. Es muss mit der Glocke enden, vermutlich jene schwarze Glocke die damals im Dom gehangen hat. Sie hatte mit Zachariis Fluch zu tun, damals als er vor vier Jahren das erste Mal über die Stadt hereingebrochen ist. Ich weiß noch nicht was zu tun ist, oder wie, vermutlich werden wir jemanden aus dem Clan des Mondes brauchen, denn ich verstehe die Zeichen einfach nicht. Ich WEISS das alles klingt als hätte ich einfach nur den Verstand verloren, möglich das es so ist, wer kann das schon von sich selber mit Gewissheit sagen ob er noch bei Sinnen ist, oder nicht, aber eigentlich ist das auch egal. Es ist eine ganz einfache Frage. Können wir es uns leisten daran zu glauben das alles in Butter ist, wenn einer von uns auch nur den Hauch eines Zweifels hat?

Das was der Nosferatu sagte mochte klingen als wären seine sonst so scharfer Verstand nicht mehr richtig eingestellt. Aber die Art wie er es sagte klang nicht so als wäre er übergeschnappt. Irgendetwas war für ihn noch faul, aber er schaffte es nicht das fehlende Puzzleteil zu benennen. Vielleicht weil es mit dem Verstand alleine nicht richtig zu erfassen war.
 
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