AW: [6.5.2008]Der Angriff auf den Caern - Nordseite
Der Pfad dem sie folgen mussten dehnte sich und kam Lurker entgegen. Es war die gewohnte Symbiose die er immer fühlte, wenn er den unsichtbaren Wegen abseits der Wahrnehmung folgte. Man konnte nicht sagen, ob es die Nacht und ihre Schatten war, die ihm zu raunten wie er sich bewegen musste, wann er anhalten und wann weitergehen sollte, oder ob es sein Wille war, der einen Beobachter genau in dem Augenblick seine Zigarette anzünden ließ, wenn er in dessen Sichtfeld auftauchen musste. Es war beides und vielleicht doch nichts davon wirklich. Es war nicht nötig unsichtbar zu sein, wenn einen niemand sehen wollte.
Hier, mitten im finsteren Wald, gestaltete sich die Aufgabe des Nosferatu allerdings einfacher, als er es angenommen hätte. Nirgends war ein Spähposten zu sehen, der sich besagte Zigarette hätte anzünden können. Keine Wache, nichts das sie täuschen mussten. Völlig unbehelligt näherten sich ihrem Ziel, bis plötzlich ein Geruch in der Luft lag, der den mühsam zusammengeklaubten Mut des Nosferatu an den Rändern ausfransen und zerfasern ließ. Der alte Feind war da. Feuer.
Schon glaubte er, dass matte orangene Glühen durch das Geäst zu erspähen. Etwas dunkles, urtümliches in seinem innerem schlug unruhig mit dem Schwanz und zog sich zurück. Beinahe wäre er stehen geblieben, aber Enios Zug sorgte dafür, dass er in Bewegung blieb. Unglücklicherweise auf die Feuer zu.
So erreichten sie den Waldrand und glücklicherweise blieb die Gruppe stehen, bevor Lurker seine Haken in den Boden schlagen musste. Er würde ganz sicher nicht weitergehen. Es war völlig unmöglich dass er die Gruppe durch dieses brüllende Szenario aus Flammen und Monstern führte. Entsetzen lähmte ihn. Er konnte sich nicht entscheiden, ob die fauchenden, riesigen Feuer ihm mehr Angst einjagten, oder die riesigen Monstren, die wie Kesselbefeuerer aus der Hölle zwischen den infernalischen Flammeninseln umherwanderten, heulten und tanzten, als wäre es das Ende der Welt, an dem es nichts zu verlieren gäbe.
Die Hitze riss und zerrte an ihm, ganz sicher würden sie verdampft werden, wenn sie versuchten hier das Feld zu passieren. Sie mussten außen herum gehen. Warum konnte es nicht regnen, wenn man mal so einen Guß brauchte? Bevor Lurker sich an zuständiger Stelle beschweren konnte, flackerte aber eines der Feuer. Mangels eines besseren Wortes, würde er später sagen, dass die Flammen plötzlich an Schwindsucht zu leiden schienen. Es war, als würde etwas in Sekunden die Wut aus ihnen heraus saugen. Wie ein angeschossenes Tier wirbelten die Feuerzungen plötzlich ziellos erst hierhin, dann dorthin, nur um dabei immer kleiner und leiser zu werden. Schließlich erstarb es gänzlich, als wäre es ein Auge in die Hölle gewesen, dass sich nun geschlossen hatte.
Noch stierte er völlig fasziniert auf den erloschenen Scheiterhaufen, da bemerkte er Bewegung neben sich. Seine Begleiter rüsteten sich, die Hexe murmelte vor sich her und der Sheriff zog mit einem sattem Knirschen den Stift aus einer Granate. Kurz wurden die Laute um sie herum aus der Luft gesogen, so dass der Nosferatu glaubte das leise Knistern im Innerem des Sprengsatzes zu hören. Mit einem elegantem Schwung verschwand es im Unterholz. Mit offenem Mund schaute er ihr hinterher. Sie waren im Krieg, endlich, von diesem Augenblick an, war es mehr als Wort für Lurker. Diese Granate war der Krieg, er konnte ihn sehen in den tanzenden Feinden, er konnte ihn in der brandgeschwängerten Luft riechen und er konnte ihn hören, im Geschrei und Gejohle des Schlachtfeldes.
Der Knall zerriss den Vorhang der Stille und er spürte wie zerfetztes Gras und kleine Körner von Erde in seine Richtung geblasen wurden. Der Blitz der Explosion war grell und stach ihm in die Augen, die sich so sehr an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Das letzte was er sah, waren die Umrisse der riesigen Wolfsmonster, die einfach hinfort gefegt wurden vom Krieg. Er kreischte kurz unwillig, und hielt sie einen Arm vor die schmerzenden Augen. Erste Lektion des Krieges - schaue niemals in die Handgranate. Er schüttelte den Kopf um seine Sicht wieder zu erlangen und wünschte sich bereits einen Sekundenbruchteil später, dass er es nicht getan hätte.
Die Werbestie schien wie vor ihm aus dem Boden gewachsen zu sein. Er konnte immer noch nicht wirklich sehen und sein Verstand war zu sehr mit den Eindrückenden der Schlacht um ihn herum beschäftigt. Der riesige Wolfsschemen vor ihm, machte eine wischende Bewegung. Er konnte überhaupt nicht sagen was genau geschah. Er hörte ein scheußliches Reißen von Leder, Stoff und schließlich von Fleisch. Eine Hälfte seines Körpers entwickelte plötzlich gegen seinen Willen einen Abtrieb nach Hinten und versuchte ihn herum zudrehen. Erst mit dem Schmerz, erreichte das Verstehen seinen Verstand. Vier heiße Furchen aus Pein frästen sich durch seine Brust und machten ihm unmissverständlich klar, dass seine Blendung einem der Viecher gereicht hatte um die Distanz zwischen ihnen zu überbrücken und ihn zu attackieren. Wäre es ihm möglich gewesen in Ohnmacht zu fallen, hätte sein Körper jetzt sicherlich einfach versagt und sich der gnädigen Dunkelheit ergeben. Stattdessen übergab sein Verstand an den Instinkt und der wusste seltsamerweise, was zu tun war. Er ließ sich von der Wucht des Angriffes herumschleudern, warf sich sogar hinterher und versuchte damit möglichst viel Distanz zwischen sich und seinen Gegner zu bekommen. Noch war alles kontrastlos und sein Umfeld schien nur aus weißen Schemen auf grauem Hintergrund zu bestehen, doch er ahnte aus welcher Richtung das Monster kommen musste. Er brauchte Zeit, also duckte er sich weg und versuchte kein Ziel zu bieten. In Bewegung bleiben, klein machen und abwarten bis er wieder normal sehen konnte. Eine Hand fuhr in seine Manteltasche und holte die Zwille hervor.