[9.5.2008] Meister Kozels Verhör

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NEIN! In Anna schrie vor Verzweiflung alles auf. Das durften sie nicht tun. Das ging nicht. Auf gar keinen Fall durften sie dem Lakaien des Koldunen diese Information zu kommen lassen. Waren sie denn wahnsinnig? Wollten die alles verderben? Dachten sie denn überhaupt nach? Natürlich dachten sie nach, aber sie zogen die falschen Schlüsse oder vielmehr betrachteten sie nicht alle Variablen in der Gleichung. Wie konnten sie denn nur so blind sein? Einzig und allein ihre Augen weiteten sich ein wenig vor Schreck und waren Spiegel ihrer inneren Not.

Verdammt noch mal, sie war nur eine Neugeborene und sie hatte hier den Kriegsherren vor sich und einen der Primogene. Sie durfte nicht ohne Erlaubnis und Aufforderung sprechen. Das war ein absolutes Ding der Unmöglichkeit. Wäre sie allein mit dem Brujah gewesen hätte sie es vielleicht noch gewagt auf Grund der Erfahrungen, die sie bisher mit ihm gemacht hatte. Aber es war eine Sache sich in einem Zweiergespräch zu viel heraus zu nehmen und sich voran zu tasten, was man tun durfte und eine ganz andere, es vor einem anderen Amtsträger zu tun, vor dem unter Umständen ein sonst lockerer Brujah sein Gesicht wahren musste.

Anna kannte schlicht weg die Eigenheiten der hiesigen Kainiten noch viel zu wenig. Sie konnte sie nur unzureichend einschätzen. Das hatte sich ein ums andere Mal bewiesen. Was sollte sie nur tun? Ihr drohten schwere Strafen bei ungehörigem Verhalten. Die Regentin mochte anders handeln als ihr eigener Erzuger, aber er war es, der jetzt in ihrer Not präsent war. Er und seine Vorstellungen. Auf der anderen Seite hatte sie die Wahl. Sie konnte die Strafe in Kauf nehmen, wenn ihre Gedanken als sinnlos und nichtig beurteilt werden und die Schmerzen ertragen, die daraus resultieren würden oder sie sagte nichts und ermöglichte damit dem Koldunen unnötig den Erfolg. Das hätte ihren Tod oder eine weit schlimmere Qual zur Folge.

Verdammt noch mal, konnte nicht einer der beiden sie bemerken? Wie offensichtlich sollte sie es denn noch machen, dass sie etwas sagen wollte? Es war schon seltsam. Anna hatte seid ihrer ankunft viele Dinge getan, die so etwas wie Mut erforderten und es war ihr nahezu ohne Zögern gelungen. Realistisch betrachtet waren sie allesamt gefährlicher gewesen als ungefragt das Wort zu ergreifen vor Kainiten, die im Rang über ihr standen. Aber es waren alles Situationen gewesen, die weniger von ihrer Prägung berührt waren.

Einer unbekannten Gefahr in einem Gang entgegen gehen, mit Werwölfen kämpfen, so gut sie konnte und das sogar zwei Mal, gegen Plagen antreten und sie austricksen: all das war ihr leichter gefallen als das, wozu sie sich jetzt überwand.

Anna räusperte sich.

Mehr wagte sie nicht. Mehr konnte sie nicht. Bitte. Bitte hört mich an und übergeht mich nicht einfach, flehte sie im Stillen.
 
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Noch drausen:

Enio war sich natürlich nicht bewußt was der Nosferatu mit ihm machte als er ihn am Arm berührte und ein Stückchen in eine scheinbar nicht vorhandene Niesche buxierte. Ihm war nur recht schnell klar, daß Lurker etwas wichtiges zu sagen hatte, weil der Verborgene nicht unbedingt der Typ war, der auf unnötigen Körperkontakt stand... was er mit dem Italiener gemeinsam hatte. Also lies der Sheriff seinen Deputy gewähren und spitzte seine Ohren. Aha! Lurker wußte also auch schon von den Archonten. Warum wunderte Enio das überhaupt nicht? Enio war in diesem Moment fast dankbar, daß sie in Eile waren und man das Thema getrost vorläufig als sekundär betrachten konnte. Es würde wohl zwischen Enio und Lurker eine etwas ausgiebigere Diskussion entbrennen, wenn Enio den Vorschlag mit der Freistadt zerreissen würde. Naja... mit viel Glück konnten sie es vielleicht noch schaffen den Zeitpunkt dieses Gesprächs zu erleben. Aber dazu mußte vorher eine andere Arbeit erledigt werden. Ein vages Nicken war von Enio zu erkennen. „Ja... die werden sich hier breit sitzen, nachdem wir die ganze verdammte Arbeit gemacht haben und alles mögliche verschlimmbessern was zuvor bestens funktioniert hat. Wir sprechen nachher ausführlicher darüber.“ Wie immer hallten das Wort „nachher“ ein wenig unsanft im Gehörgang nach. Wer wußte schon ob es ein nachher noch geben würde und wie weit es maximal in der zukunft liegen könnte.

Wieder zurück im offensichtlichen Bereich der Wahrnehmung, hatte Enio letztendlich alles beisammen und war bereit. Tatsächlich hatte er die ganze Zeit Anna gar nicht angesehen und daher überhaupt nichts davon bemerkt, daß sie Anstalten gemacht hatte deutlicher wahrgenommen zu werden. Vielleicht wäre das Enio in einer anderen Nacht aufgefallen aber heute hatte er alle Mühen seine Sinne und sein Denken auf das zu fokusieren was er selbst tat, noch tun mußte und wie er dafür die nötige Konzetration aufbringen konnte. Es war zum kotzen wie matt und dumm einen der Einfluß von Zacharii machen konnte. Und da wollte Enio tatsächlich in die tiefe Trickkiste greifen? War das empfehlenswert?

Kurz bevor sie eintraten erteilte der Deputy einen weiteren Ratschlag. Enio brauchte nicht lange darüber nachzudenken um sofort das irrwitzige und falsche daran zu erkennen und dabei konnte der Kriegsherr es nicht vermeiden einen kurzen Augenblick den Nosferatu verdutzt anzuschauen. War der Vorschlag jetzt gerade ernst gemeint gewesen?
Im Hintergrundrauschen räusperte sich jemand.
Eigentlich ein total normales Geräusch. Aber nicht wenn es aus der Kehle von Wachsfiguren-Anna heraus kam. Die Tante hatte keinen Frosch im Hals. Sie hatte scheinbar etwas zu sagen. Aber das mußte wohl warten.
„Lurker! Mit allem was sie über Ziege sagen, inklusive ihrer Einschätzung seines Gemütszustandes, haben sie vollkommen recht aber eines wäre ein fataler Fehler, den ich ganz sicher nicht machen werde. Ich werde ihm auf keinen Fall von Liebenstein und Max berichten. Wir haben keine Ahnung wie genau Zacharii mit seinen Dienern verbunden ist und auf welche Art er alles kommunizieren kann. Aber die Gefahr ist viel zu groß, daß wir Caitlin und die anderen und diese ganze Aktion massiv gefärden, wenn wir Ziege davon erzählen, daß wir von den beiden Verrätern wissen. Egal was wir Ziege alles verzapfen... das darf er auf keinen Fall erfahren.“ Hatte Enio etwas übersehen? Gab es noch eine Möglichkeit an die Lurker gedacht hatte und Enio nicht? Es stand jedenfalls auser Zweifel, daß der Verborgene alle Register der Überredungskunst anwenden müßte um Enio von einer anderen Meinung zu überzeugen.
Obwohl...
Bei den letzten Worten des Brujah-Ahn war sein Blick automatisch in die Räusperregion abgeglitten und er hatte doch tatsächlich Anna angesehen. Aber nur kurz. Das reichte aber um auf eine Alternative zu kommen. „Aber... es wäre natürlich völlig ungefährlich das preis zu geben, nachdem wir sicher wissen, daß die Regentin sowohl das Ritual hat als auch Max und die Gräfin vernichtet sind. Falls es dann noch relevant sein sollte und wir immer noch nicht das aus Ziege drausen haben was wir wissen wollen.“ An dieser Stelle war es wiederum offensichtlich wer den Job übernehmen mußte mit Caitlin in Kontakt zu bleiben und dem Kriegsherr und dem Nosferatu bescheid zu geben, falls es Neuigkeiten gab.



Schon bei Ziege drinnen:

Enio behielt den Kurs bei, den Lurker zuvor schon eingeschlagen hatte und sagte kein Wort als er langsam und gemächlich damit begann den Bildschirm auf dem Boden abzustellen und das Ding ordentlich zu plazieren. Es war das beste was man mit Ziege machen konnte. Man hielt ihn einfach ausen vor. Es war völlig unnötig sich mit ihm zu unterhalten. Mit jedem Wort, daß man an ihn richtete gab man in der Regel nur etwas Holz in den Ofen um Ziegelowskys Feuer der Wiederwärtigkeiten, Überheblichkeiten, rüden Beschimpfungen, Obszönitäten und Herabwürdigungen zu schühren. Sich nicht mit ihm abzugeben war ganz bestimmt das geeignete Mittel um Ziege zu zermürben. Aber Enio machte sich keine Illusionen... Ziege hatte sich schon mehrmals als eine harte Nuss herausgestellt.

Nachdem Enio den Monitor plaziert hatte fummelte er noch ein bißchen an dem Gerät herum und es wirkte so als ob er noch irgendetwas einstellen mußte. Danach richtete er sich auf und nahm die Fernbedienung und sein handy heraus. Ohne den beiden Geräten tatsächlich Aufmerksamkeit zu widmen, begann Enio sich bereits jetzt schon auf das zu konzentrieren was er hier machen wollte. Es war schwer! Die verdammten Umstände machten es nicht wirklich besser sich zu konzentrieren. Aber Enio blieb zuversichtlich.

Out of Character
Vorschlag: Machen wir einfach bei Ziege vorerst einen brake solange wir noch drausen was zu klären haben
 
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Out of Character
das geht fix ;-) Da Enio ganz offensichtlich den Fernseher nimmt, gleich was geschieht.. da er nur sehr kurz zu ihr sieht, kann sie ja auch schweigen ;-)


Uff. Shit! Shit, Shit, Shit!

Warum musste sie nur unbedingt so verdammt vorlaut sein und sich in den Vordergrund drängen? Warum hatte sie nicht abgewartet? Der Kriegsherr brauchte sie nicht zum denken, sondern zog schon ganz von selbst die richtigen Schlüsse. Eingebildetes, junges Ding! Dank der Gnade Kains wurde sie immerhin nicht blass. Fataler Weise beachtete sie der Kriegsherr nun aber. Und was sollte sie ihm jetzt sagen? Ja, ich bin ganz ihrer Meinung, es wäre ein Fehler Ziege vorab einzuweichen?! Jaaaa... Siiiicher doch, mach dich lächerlich, Mädchen.

Offensichtlich bekam sie so eben eine weitere Aufgabe zugeschanzt. Na, die würde sie doch wohl schaffen können, oder nicht? Haha... und hatte jemand der Regentin was davon gesagt, sich möglichst unverzüglich zu melden, so bald etwas erreicht war? Nicht, so weit Anna sich erinnern konnte. Sie konnte kaum alle 5 Minuten bei ihr anrufen und fragen, was los ist. Das Ritual war höchstens eine komplizierte Alternative zum Handy. Dank des miesen Wetters gestern dürfte es immerhin ausreichend Regenwasser geben. Nun, sie würde der Regentin eine SMS schreiben müssen.

Das brachte sie nur leider nicht im geringsten weiter, was ihr aktuelles Problem betraf. Sie hatte die Aufmerksamkeit des Kriegsherren gewünscht und nun hatte sie sie - ob sie sie noch wollte oder nicht. Verdammt. Anna starb innerlich gefühlte tausend Tode. Sie war einfach eine elende Idiotin. Wie blöd konnte sie sich noch anstellen? Für so eine Nichtigkeit hätte sie sich nie in den Vordergrund gedrängt und jetzt erst recht nicht, nahm sie sich selbst damit im Zweifelsfall doch nur Möglichkeiten. Aber wenn sie es richtig anstellte... Mit Glück war es ihm zu kompliziert und er kannte sich mit der Technik nicht aus und wollte sich in dieser Sekunde nicht damit belasten... oder er begriff sogar für den Moment noch nicht einmal, dass er dann kein Kabel brauchen würde, um realistisch vor zu täuschen, was immer er auch tun wollte.

So nickte Anna zunächst knapp als Bestätigung für das Verstehen seiner Anweisung. Sie brauchte keine Angst davor haben, ihren Laptop in fremde Hände kommen zu lassen. Dort war nichts abgespeichert, was auch für einen Nosferatu von größerem Interesse gewesen wäre. Im Zweifelsfall konnten sie dem Laptop die Information entziehen, mit welchen Sprachen sich die Tremere derzeit beschäftigte. Das war kein überragend kostbares Wissen. Ihr selbst kamen ihre Worte lahm und unwichtig vor. Aber was sollte sie sonst tun um die Situation für sich noch zu retten? Ihre Zustimmung zu seinen Gedanken brauchte der Kriegsherr ganz sicher nicht.

Und dann ging der Kelch an ihr Vorüber. So unglaublich es war, der Kriegsherr wartete gar nicht weiter ab und schenkte ihr keine weitere Beachtung. Sie konnte nicht einmal zum Reden ansetzen. Anna würde sich hüten, ihm den Laptop aufzudrängen. Das war eine viel zu nichtige Sache und würde ihr die Lauschmöglichkeit nehmen. Die andere Sache, für die sie viel in Kauf genommen hätte, hatte er selbst schon geklärt. Sie war gar nicht mehr da. Sie war ein braves, kleines, unscheinbares Mäuschen, was nur seinen Auftrag erfüllte. Der Kelch war noch einmal an ihr vorrüber gegangen. Vorerst. Ob er sie noch für Verhalten rügen würde oder sich bei der Regentin beschweren, blieb abzuwarten.
 
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In einer anderen Nacht hätte er den Brujah sicher überzeugen können. Auch wenn Pareto ein schwerer Fall von einem sturem Bock sein konnte, so hatte er in der Vergangenheit oft gewisse Anfälligkeiten für bestimmte Themen gehabt. Mit dem richtigem Argument als Hebel an der richtigen Stelle hätte es Lurker sicher gelingen können. Aber nicht in dieser Nacht. Sein Kopf fühlte sich immer noch so an als wenn jeder Gedanke eine dröhnende Disharmonie erzeugte, so als wäre sein Verstand ein Orchester aus schlecht gestimmten Instrumenten. Alles hatte einen unangenehmen Nachhall und er hatte sich in den letzten Minuten bereits ziemlich angestrengt konzentriert und zusammengerissen. Jetzt flossen ihm die vielleicht nötigen Argumente einfach durch die Finger, ohne das er eine Chance hatte sie richtig zu fassen zu bekommen. Er hatte sich zu sehr erschöpft für den Moment und brauchte erstmal eine Pause.

So richtete er eher träge den Blick auf die Rothaarige, als diese eine Anmerkung zu machen scheinen wollte, die dann nach einigen Sekunden doch nie kam, weil Pareto selber darüber hinweg ging. Kein Wunder, schließlich kam von der Hexe nichts. Vielleicht hatte sie mit ihrem Räuspern auch nur darauf aufmerksam machen wollen, dass sie wartete? Es war ihm im Augenblick auch herzlich egal. Er hätte über ihr Dilemma ohnehin nur höhnisch geschmunzelt.

Verbindung? Zacharii?

Echote der Verborgene dementsprechend also etwas dämlich und auch sehr untypisch. Dann erst schaffte es sein Verstand den Trägheitsmoment zu kompensieren und die Transferleistung zu erbringen was damit nun wieder gemeint war. Richtig, es war durchaus davon auszugehen, dass der Blutsklave und der Koldune in einer seltsamen Art der geistigen Verbindung standen. Zumindest konnten sie wohl miteinander kommunizieren, denn wie sollte das Gespenst sonst dem Menschen seine Befehle erteilen? Zieglowski war eher nicht der Typ, der eine Seance abhielt. Aber immer noch schätzten sie die Rolle des Zuhälters nicht richtig ein. Der Lude hatte viele Jahre, schon vor dem ersten Fluch und auch in der Zeit zwischen diesem letztem und dem heutigem Angriff des Tzimiscen, in der Stadt operiert. Völlig autark, ohne andauernd Rückfragen stellen zu können und ohne wöchentliche Mitarbeitergespräche mit Zielsetzung und Entwicklungskurve des Unternehmens 'untoter Fleischformer übernimmt die Weltherrschaft'. Das bedeutete, dass er absolut in der Lage war frei zu agieren, wenn er denn wollte. Anders wäre sein Wirken in der ganzen Zeit gar nicht möglich gewesen. Dumm nur, dass ihm die Worte einfach im Kopf zerfaserten und er es gerade einfach nicht schaffen wollte die anderen ins rechte Bild zu setzen.

Der Mensch wird nichts an den Unhold weitertratschen, solange er denkt, das Sarah in Gefahr ist. Wenn er Kontakt aufnähme, würde Zacharii auch von der Gangrel erfahren und Zieglowski will auf jeden Fall vermeiden, dass sein Meister etwas über sie erfährt. Sonst würde der ihn dazu zwingen sie umzubringen, wozu er ihn sicherlich zwingen könnte, aber es würde ihn vernichten. Nichts von dem was Zieglowski heute ist, wäre dann noch übrig. Er wäre dann nur noch ein tumber Befehlsempfänger.

War dann auch alles was er noch zu dem Thema vorzubringen hatte und selbst das klang, sogar für ihn selber, eher lahm und transportierte nicht seine Schlüsse darüber, dass er glaubte, dass Ziege innerhalb eines bestimmten Rahmens, frei agieren konnte. Dazu war der Kerl schließlich explizit ausgesucht worden. Aber wenn Pareto halt glauben wollte, dass er schlauer war, bitte. Vielleicht hatte der Italiener am Ende sogar recht. Im Augenblick fühlte sich der Nosferatu zumindest so, als wenn er gar nichts mehr auf die Reihe bekommen würde. Ja, wahrscheinlich war es sogar so, dass er sich außerstande fühlte sich richtig zu äußern, weil er sich einfach verrannt hatte. Außerdem war der Kriegsherr schließlich der dickste Karpfen im Teich, sollte er doch machen. Er brauchte eine Pause verdammt.

So beobachtete er dann also einfach schweigend und auch einigermaßen fassungslos die Bühnen Umbauarbeiten in Enios kleinem Theater und fragte sich, was der Kerl wohl hier vorhaben könnte?
 
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Auf Lurkers Ausführung hin kam kein Überredungsversuch des Sheriffs. Der Nosferatu hatte seine Argumente vorgetragen und Enio hatte seine Bedenken. Für den Brujah wogen seine Bedenken mehr und damit war für Enio die Kuh auch schon vom Eis. Ein kurzes Schulterzucken folgte, das wie immer alles oder auch gar nichts ausdrückte und zur Untermalung wurde noch ein „Zuviele Warscheinlichkeiten… schlecht zum pokern.“ Mit angefügt. Danach wandte sich nach einem kurzen Blick zu Anna der Kriegsherr um und trat durch die Tür in den Raum. Hätte noch jemand was zu sagen, mußte das wohl schnell gehen und aus Eigeninitiative passieren. Auffordern zum reden wollte Enio zumindest niemanden.

Enio stand mitlerweile wieder vor dem Wiedergänger und hielt sein Handy in der Hand. Gesagt hatte er bisher kein Wort mehr. Alles was er getan hatte war von eniotypischen Schweigen begleitet und gab der ohnehin schon schweren Atmosphäre einen unnötigen Nervefaktor. Zumal Enio offenbar alle Zeit der Welt zu haben schien, da er sich keinesfalls beeilen wollte und manche Dinge, wie das völlig unnötige Justieren des Monitors, auf enervierende Weise in die Länge gezogen hatte. Ein Gefangener, der auf seine Folter warten mußte, empfand warscheinlich ähnlich, wenn sein Peiniger sich erst einmal Zeit nehmen wollte um die Schärfe, Anzahl und Qualität seiner Folterinstrumente zu prüfen und um der Sache noch einen obendrauf zu setzen, er sich vergewisserte ob auch alles steril war, weil sich ja sonst der Todgeweihte unter dummen Umständen eine fiese Entzündung holen könnte. Und das wollte man ja auf keinen Fall seinem Gewissen auflasten.

Irgendwann begann der dunkelhaarige Südländer aber wieder zu sprechen. Egal was Ziege sich bis hierhin gedacht hatte, Enio war bereit dem Wiedergänger genau das zu geben was er verlangt hatte. Er durfte sich von der Unversehrtheit seiner Melody überzeugen. Aber mehr auch nicht. „Also Zieglowsky… du darfst Melody jetzt sehen. Ein Gespräch wird es nicht geben. Sie ist gefesselt, hat aber die Arme und Beine frei. Du kannst dir also aussuchen ob sie dir mit dem linken Arm oder dem rechten zuwinken soll oder verdammt nochmal mit beiden. Wenn du drauf stehst kann sie das auch mit den Beinen machen. Das dient nur dazu um dich davon zu überzeugen, daß wir uns hier keinen gemütlichen Videoabend machen und dämliche Aufzeichnungen anschauen.“ Weitere Erklärungen folgten offenbar nicht. Enio sah Ziege an und wartete auf seine Antwort. Er hielt die Fernbedienung in der Hand. Der Bildschirm war nach wie vor schwarz.
 
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Ziege:

"Kann ich mit ihr Reden? Sie muss mir ja nicht antworten dürfen, aber ich habe ihr unbedingt ein paar Dinge zu sagen."

Ziege hatte die lange Wartezeit äußerlich völlig teilnahmslos hinter sich gebracht. Er ließ sich schlaff in seinen Ketten hängen und beschränkte sich darauf hier und da einen vernichtenden Blick auf seine Peiniger zu werfen. Als es Enio dann endlich gelungen war, alles so herzurichten, dass mit der Übertragung begonnen werden konnte, wurde der Lude sichtlich nervös. Es ängstigte ihn offensichtlich, dass er sich in wenigen Sekunden gegenüber Melody erklären musste. Daher schien es ihn auch nicht im Mindesten zu stören, dass Enio keine Audioverbindung herstellen wollte. Ihm reichte es im Grunde, wenn er sagen konnte, was er zu sagen hatte ohne das die Stadtgangrel in der Lage war, ihren Teil beizutragen. Sicherlich hätte sie eh nichts Gutes zu sagen gehabt. Ziege hatte sie in den letzten Tagen und Wochen alles andere als gut behandelt. Und das, obwohl sie all seine Anordnungen und Befehle detailgetreu ausgeführt hatte.

"Sie muss verstehen, dass ich keine andere Wahl hatte! Sie muss wissen, das der Herr mich gezwungen hat und das ich sie noch immer liebe!"

Sein Blicke lösten sich widerstrebend vom Bildschirm und hafteten sich auf Enio.

"Lass sie frei du Hurensohn! Ich rede, das habe ich dir versprochen und ich werde es einhalten! Aber bitte, lass Sarah gehen. Sie ist unschuldig an all dem hier und hat mit der ganzen Sache nichts zu tun!"
 
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Die Ohren gespitzt wie ein Fuchs schrieb Anna die SMS an die Regentin, während sie ansonsten still neben der Tür stand. Der Inhalt war einfach und unter Umständen überflüssig, aber sie wollte nichts riskieren. Nicht noch einmal. Es brauchte nur einen Gedankenschlag um nicht die respektvolle Anrede 'Kriegsherr' in der Nachricht zu verwenden sondern seinen Namen.

'Herr Pareto wünscht Nachricht, so bald ein Ergebnis vor liegt. Reeben.'

Es war klar und verständlich für jeden, der wusste, um was es ging und unverfänglich falls es in irgend einer Form von jemand anderem gelesen wurde. So waren die Nachrichten immer am besten. Die SMS dürfte die Regentin wohl erreichen, während sie noch im Café war. Hier war ja noch längst nicht so viel Zeit vergangen. Anna wusste nicht, wie viel Glück sie hatte, sich hier im halbwegs sicheren Gildenhaus aufhalten zu dürfen. Aber hätte man sie gefragt uns selbst mit allen Konsequenzen, so hätte sie die Seite der Regentin gewählt. Ja, sie wusste von einer gefährlichen Situation, kam aber nicht im Traum darauf, in welcher Gefahr die ältere Tremere bald schweben würde. Sie hätte es hier wohl kaum so ruhig ausgehalten.

Den untoten Muskeln sei Dank hatte sie kein Bedürfnis danach ab und an unauffällig das Gewicht auf ihren Beinen zu verlagern. Solche Dinge kümmerten ihren Körper nicht mehr. So bald sie ihr Handy - selbstverständlich lediglich auf Vibration eingestellt - wieder verstaut war, hätte man Anna auch mit einer Wachsfigur verwechseln können. Sie atmete noch nicht einmal. Sie hätte es eh nicht getan, aber das Geräusch des Atmens hätte es auch etwas erschwert das Geschehen im Inneren des Verhörraumes zu verfolgen. Lange Zeit hörte sie nur immer wieder ein paar vereinzelte Schritte oder mal ein leises Schaben. Lange nicht alle Geräusche konnte sie zu ordnen.

Was zum Teufel taten sie da?!

Dieses enervierende Schweigen folterte Anna wahrscheinlich weit mehr als den Gefangen, weil sie sich zusätzlich kein Bild machen konnte. Ja, Neugier war eine schlimme Eigenschaft.

Endlich, endlich kam Bewegung in die ganze Geschichte oder doch zu mindest Worte. Melody? Wer war Melody? Anna hörte diesen Namen zum ersten Mal. Dem Wiedergänger schien sie etwas zu bedeuten und sie wurde auch Sarah genannt. Oder handelte es sich dabei um eine zweite Frau? Herr Gott. Dieser Mann gab vor, eine Frau zu lieben? Ob es wirklich Liebe war, was er empfand? So wie er klang... Auch ein Vater, der sein Kind missbraucht spricht oft voller Überzeugung davon sein Kind zu lieben. Ob es sich bei den Gefühlen des Wiedergängers auch um so eine Pervertiertheit handelte? Wenn er sie liebte... konnte dann diese Liebe ein ernsthaftes Mittel sein, ihn gegen seinen Herren aufzubringen? Konnte er mit ausreichend Inspiration, genügend Kraft aufbringen gegen den Willen seines Herren zu handeln? Um dieser Liebe Willen? Liebe vermochte vieles zu bewegen, was sonst unmöglich schien. Aber er konnte auch zu sehr gebrochen sein um davon noch erreicht zu werden oder sogar hier nur etwas vorspielen.

Verdammt. Anna spürte einen eisigen Kloß in ihrem Magen. Max. Ihre Gefühle waren weit von Liebe entfernt. Aber er war freundlich zu ihr gewesen. Sie hatte ihn gemocht! Und jetzt war das Todesurteil über ihn gesprochen worden. Wieso war er nur zu der Gräfin gegangen? Warum hatte er es nicht geschafft, ihrer Macht zu widerstehen? Dummer Trottel. er hätte nicht zu ihr gehen dürfen. Anna konnte ihm nicht helfen. wie auch. Sie besaß keine Macht über den Geist anderer und sie konnte ihn nicht befreien. Selbst wenn sie es irgend wie schaffte, war es weit mehr als zweifelhaft, dass der Brujah Gnade erfahren würde. Er war gewarnt gewesen. Wie hatte die alte Hexe ihn nur erwischt?

Erst Mertin und jetzt Max. Mussten alle sterben, die sie mochte, oder lag es doch eher am Zufall, dieser verfluchten Stadt und dem Koldunen?

Max, du Idiot! Hol dir deine verfluchte Rache und bring die Gräfin um! Schnapp dir das Ritual und übergib es den Oberen! Piss dem Typen ans Bein! Dann bist du nicht verloren! Bitte! Ich will dich nicht verlieren! Fast drang bei dem letzten Satz ihrer Gedanken das Knurren aus ihrer Kehle, das in ihrem Inneren aufstieg. So intensiv dachte sie an diesen riesigen Bären. Gäbe es nicht das Verbot für eine bestimmte Sektion der vampirischen Macht und wäre sie darin weit geschulter, als sie es tatsächlich war - wer weiss, unter Umständen hätten ihre Gedanken den Brujah auch erreicht. Aber so blieb es wohl nur in ihrem Inneren.

Anna, du blöde Kuh! Jetzt hör auf deinen trübseeligen Gedanken nach zu hängen und pass hier auf. Du musst der Regentin nachher berichten können, was hier vor sich ging!
 
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Enio mußte sich tatsächlich anstrengen um nicht die Fassung zu verlieren und cool zu bleiben. Hier tat sich eine nette Möglichkeit auf um nicht nur Informationen von Ziege zu bekommen, sondern den Wiedergänger zu zerbrechen. Es lag eigentlich auf der Hand. Wenn man Ziege nicht töten konnte ohne zu wissen was sein verdammtes Mojo war und wo es sich befand, dann mußte man ihn geistig so sehr zermürben, daß man wenigstens so ein bißchen auf seine Kosten kam. Letztendlich war aber bei aller Boshaftigkeit auch das nur ein Nebenschauplatz. Es gab die eine Hauptaufgabe und darum drehte sich alles. Wenn die nicht erledigt werden konnte war der Rest nicht nur unwichtig, sondern komplett irrelevant.

Enio reagierte vorerst nicht auf Zieges Ansprache. Was sollte er an dieser Stelle auch groß erwiedern? Das meiste von Ziege war Gezehter… vielleicht würde sich Enio an seiner Stelle ebenso verhalten. Nur hatte scheinbar Ziege Enio etwas voraus. Er liebte vielleicht tatsächlich jemanden. Der Brujah nahm das Handy und wähle eine Nummer. Jetzt begann das eigentliche Schauspiel. Egal was der Kriegsherr nach ausen hin gerade unternahm… es war belanglos und kaschierte lediglich seine Willensanstrengung und die Phase seiner Konzentration. Zwei Handlungen, die unter den momentanen Umständen eine schiere Unmöglichkeit waren aber Enio nahm es trotzdem auf sich und hängte sich rein als ob es das letzte Mal war, daß er auf das Geschenk von Kamal zurückgreifen konnte. Verrückt! Jeder auf seine Weise aber irgendwie waren sie alle verrückt.

Enios Stimme erklang am Handy. Selbstverständlich war keine Verbindung aufgebaut aber das konnte auser Enio niemand sehen. „Und? Seid ihr soweit? … Gut… Kamera an und in Position?“ Enio nahm das Handy wieder vom Ohr und hielt es legere in der Hand. Die andere schnappte sich die Fernbedienung und betätigte sinnloser Weise einen Knopf. Es war eine reine Willensanstrengung die Realität zu brechen und Dinge entstehen zu lassen, die nicht da waren, Gerüche zu erschaffen, die nur im Geiste des Schaffenden waren und Geräusche entstehen zu lassen, die der Nase lediglich vorgaukelten, daß sie auch wirklich da waren. Der Illusionist war das Zentrum aber er war nichts ohne seine Phantasie, Kreativität und Erfahrung. Nicht nur Erfahrung im Umgang mit Trugbildern, sondern auch darin sie ordentlich zu verpacken. Das Licht brach… der Wille war fokusiert und das Licht folgte dem Willen. Mit einem kaum hörbaren Geräusch das an eine statische Entladung erinnerte wurde der Bildschirm erhellt und der Monitor reagierte scheinbar auf den Knopfdruck des Italieners. Das Bild war nicht soft da, sondern baute sich langsam auf. Es wirkte normal.

Der Wille hatte seine Arbeit getan aber es war keine Zeit… keine Möglichkeit auszuruhen und sich fallen zu lassen. Das Blut mußte folgen. Blut… wie immer war auch Blut im Spiel. Der Faktor, der diese Nächte so rar war und so teuer erkauft werden mußte. Aber ohne Blut bleib das Trugbild nur ein Trugbild. Einmal erschaffen und erstarrt in der Zeit. Vitae lies die Illusion dem Willen weiterhin folgen. Blut machte gefügig… nicht nur Menschen auch vom Willen erschaffene Illusionen. Was wieder zu erfahren blieb war die Frage ob der Wiedergänger das sehen würde was Enio ihn sehen lassen wollte. Es war die Strategie auf die man sich verlassen mußte. Enios Strategie beruhte alleine auf der Hoffnung, daß sein Verständnis der Dinge sich wenigstens in ein oder zwei Punkten mit dem des Koldunen deckten. Eine Fata Morgana war nichts was direkt auf den Geist einer einzigen Person gerichtet war. Sie brach die Realität an einer Stelle wo das Auge das sah was gezeigt wurde und dem Geist lediglich übermittelt wurde was zu sehen war. Was jeder dort sehen konnte. Sogar ein heimlicher Zuschauer, der völlig unbeteiligt war und von dem der Erschaffer noch nicht einmal wußte, daß er zusah. Das war der Unterschied auf den sich der Turiner verlassen wollte und auf den er baute.

Der Bild war da. Zu sehen war Melody. Sie saß auf einem Stuhl und wirkte in sich zusammengekauert und erschöpft. Die Stadtgangrel war an Körper und Oberarme gefesselt. Mit was konnte man auf dem Bildschirm nicht erkennen. Jeder, der denken konnte und wußte was Klauen alles anrichten konnten, mußte zwangsläufig auf die Idee kommen, daß Melody kaum Mühe haben dürfte sich aus ihren Fesseln zu befreien. Selbst wenn die Fesseln aus Metal waren konnte eine Gangrel sie zerstören solange sie genug Spielraum für Bewegung hatte und vor allem… so lange sie prinzipiell die Fähigkeit hatte sich überhaupt Klauen wachsen zu lassen. Letzteres lag bei dem Clan des Tiers natürlich sehr nahe. Unabhängig davon ob Sarah das nun konnte oder nicht, war es ihr offenbar nicht möglich etwas Derartiges zu tun. Das lag aber vielleicht auch daran, daß in dem fensterlosen Raum, in dem sich Melody befand, noch eine weitere Person befand. Ein unbekanntes Gesicht. Vielleicht ein Ghul? Nur ein Mensch oder sogar ein Kainskind? Bei all den Neuzugängen konnte selbst Ziege nicht den Überblick behalten. Es war egal. Jedenfalls hielt der Typ ebenfalls ein Handy am Ohr. Das was er in der anderen Hand hielt dürfte aber Sarah wesentlich mehr beeindrucken… und Ziege vielleicht auch. Der Fremde stand neben Sarah und hielt ihr eine übel aussehende Bleispritze entgegen. Ein geschultes Auge würde schnell eine MP2A erkennen. Eine Vollautomatik, die mehr Blei ausspucken konnte als ein gefesselter Gangrel aus nächster Nähe vertragen konnte. Was sonst noch für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen vorhanden waren konnte man nur erraten.

Es kam kein Ton aus dem Monitor aber der Angerufene reagierte offenbar auf Enios Worte. „Halte ihr das Telefon ans Ohr.“ Melody richtete sich auf als sie bemerkte, daß sich etwas tat und jemand etwas von ihr wollte. Spätestens jetzt mußte sich Lurker warscheinlich fragen wie zur Hölle dieser verdammte Brujah das angestellt hatte. Er konnte unmöglich Melody wirklich haben. Das wußte er ganz sicher. Dazu kam noch, daß wenn er tatsächlich die Gangel hätte, sein technisches Equipment improvisiert und völlig unzulänglich war. Was sollte es also wohl sonst sein auser eine Illusion? War das wirklich ein Brujah? Sah Ziege die Schimäre überhaupt oder drang Zachari in Gefilde vor, die jegliche Art der Wahrnehmung beeinträchtigte und unter seine Kontrolle brachte? Das würde der Knackpunkt sein. Der entscheidende.

Enio stand noch gut zwei Meter von Ziege weg aber er hielt ihm trotzdem das Handy entgegen aber drehte es so hin, daß der Wiedergänger das Display nicht sehen konnte. Gründe dafür hätte Enio Dutzende aufzählen können. „Sprich… sie hört dich.“ Der Kriegsherr war kürzer angebunden denn jeh. Das lag aber natürlich vor allem daran, daß er sich auf das konzentrieren mußte was er hier tat und keine Plauderstunde nebenher abhalten konnte. Was jetzt folgen würde war nicht nur dazu da um Ziege seinen zugestandenen Teil zu übergeben, sondern ebenfalls um weitere Informationen zu erhalten. Was genau empfand Ziege für Melody? Wie weit würde er sich am Telefon erniedrigen und wo war das Ende seiner Impertinenz? Ziege würde seine Stimme erheben müssen um für Melody verständlich zu klingen. Das war perfide Absicht des Kriegsherren. Sollte er doch heulen und Sarah um Vergebung bitten. Irgendwann würde Enio Ziege vielleicht erzählen, daß er sich mit einem toten Telefon und einem dunklen Bildschirm unterhalten hatte und völlig vergebens um seine Liebe und Vergebung gebettelt hatte.

Tot Zacharii… und Tot all seinen Sklaven!
 
AW: [9.5.2008] Meister Kozels Verhör

Ziege:

Der Lude war viel zu fertig, als das er Enios Plan hinterfragt hätte. Die Aussicht darauf mit Melody sprechen zu können, die Hoffnung auf Vergebung und die Aussicht darauf der Gangrel endlich wieder nahe zu sein, ließen ihn unachtsam werden. Ziege glaubte an das Schauspiel, weil er unbedingt wollte, dass es der Wahrheit entsprach. Außerdem, wer vermutete schon derartige Tricks hinter den groben Schachzügen eines ebenso groben Brujah?

Zieges Augen füllten sich mit Tränen, als er zu sprechen began. Das die Umstehenden Personen, fremd oder nicht, ihm dabei zuhören konnten war ihm offensichtlich vollkommen gleichgültig. Für ihn schrumpfte die Welt zusammen, bis sich nur noch seine Melody in ihr befand. Nichts und niemand außer ihr war noch von Bedeutung.

"Sarah, Liebling! Hörst du mich? Es tut mir so unendlich leid, dass dich die Wichser des Prinzen zu fassen bekommen haben. Ich weiß, ich hätte dich beschützen müssen, stattdessen habe ich versucht dich umzubirngen. Dich, ausgerechnet dich! Glaube mir, nichts in meinem unendlich langen Leben fiel mir jemals derartig schwer. Aber Zacharii hat mir befohlen dich zu töten. Er sagte du hättest den Schlüssel gestohlen. Ich wollte es nicht glauben, aber dann sind diese Scheißer hier in den Laboren des Meisters herumgesprungen und ich musste eingestehen, dass ihnen dies nur möglich war, weil du ihn, weil du mich verraten hattest. Du weißt so gut wie ich, dass es unmöglich ist sich gegen ihn zu stellen."

Ein Schluchzen unterbrach den von Selbstmitleid getragenen Monolog des Luden.

"Jetzt aber weiß ich, das du mich nicht hintergangen hast! SIE waren es! Sei haben dich gefangen genommen und gefoltert. Sie haben dir den Schlüssel genommen und versucht dich zu brechen, aber das ist ihnen nicht gelungen. Du bist stärker als sie! Halte nur noch ein wenig länger durch mein Darling! Zacharii ist auf dem Weg und es gibt keine Möglichkeit mehr ihn aufzuhalten! Ich werde das hier regeln und dann komme ich und werde dich retten. Der Meister weiß was geschehen ist und sicher weiß er auch wie sehr du für ihn gekämpft hast. Du wirst Gnade finden in seinen Augen und dann werden wir uns für all dies rächen. Wir werden diesen miesen Wichsern zeigen was Folter heißt, wir werden die Bedeutung des Wortes Schmerz neu definieren!!! Ich liebe dich Sarah und ich werde kommen um dich zu befreien. Du wirst sehen! Siehst du? Du musst mir ganz einfach verzeihen! Musst verstehen, warum ich tat was ich tat! Halte durch Schatz, Ziege kommt und befreit dich."

Sein Kopf sank nach unten, Sabber und Speichel tropften aus seinem halb offenen Mund.

"Sarah!"
 
AW: [9.5.2008] Meister Kozels Verhör

Lurker war ausgezeichnet im Warten. Für gewöhnlich verfügte er über die Geduld einer sattgefressenen Zecke. Viel zu viele Dinge plärrten um Aufmerksamkeit, nur um nach kurzer Zeit ohne Beachtung wieder in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Bei fast jedem Problemchen lohnte es sich, erst einmal alles auf die lange Bank zu schieben. Das meiste erledigte sich dann sowieso von selber und nur die wirklich wichtigen Dinge blieben übrig. Außerdem eröffnete einem nur das 'nicht handeln' das volle Spektrum an Möglichkeiten. Wenn man zu früh eingriff, schnitt man eventuelle Optionen wohlmöglich ab, bevor sie sich überhaupt entwickeln und reifen konnten.
Aber es gab eine Sache, bei der der Nosferatu einfach nicht an sich halten konnte. Neugierde. Wenn es etwas zu erfahren gab, das er noch nicht analysiert hatte, etwas neues und brisantes, das möglicherweise andere Puzzleteilchen, die schon länger in ihrer Position verharrten, an ihren rechten Fleck zu platzieren vermochte und sich ein völlig neues Bild zu ergeben versprach, das brachte den Verborgenen regelrecht zum Beben.

So war es auch jetzt, während der verfluchte Spaghetti in aller seelenruhe den Radio und Fernsehtechniker gab. Wie immer schmeckte die eigene Medizin bitter und so rumorte es in seinem Innerem, während seine Nervenenden mit einem leisem Singen zu glühen begannen. Erst ganz sachte, wie eine sanfte Vibration, schließlich aber immer heftiger, rieb sich sein Inneres aneinander in Erwartung der Dinge die da kommen sollten. Was mochte der verdammte Proleten Primogen vorhaben? Welche Möglichkeit hatte Lurker nicht bedacht? Was war Paretos Geheimnis? Er hatte alle Mühe völlig still und regungslos auf seinem Platz zu verharren, während er den Impuls unterdrückte sinnlos im Raum auf und ab zu laufen.

Schließlich entlud sich die aufgestaute Energie aus den fiebrigen Nervenbahnen des Verborgenen in einem sattem, elektronischem, Unterschall Bass und das Fernsehgerät erwachte mit einem Fiepen zum leben. Zumindest fühlte es sich so an, denn auch wenn der Verstand des Nosferatu ihm sagte, dass die Fernbedienung das Gerät eingeschaltet hatte, so fand dennoch das unruhige Knistern in seinem Innerem plötzlich ein Ventil und verblasste schlagartig, als die Bildröhre mit einem Flackern ansprang. Was er dann aber zu sehen bekam, stürzte ihn in das genaue Gegenteil des Zustandes gieriger Erwartung.
Auf der Mattscheibe sah man eine kleine Verhörzelle und dazu Sarah 'Melody' Schmidt. Das Bild saugte jede Wärme aus seinen Knochen und hinterließ ein taubes Gefühlsvakuum.

Wie?....

Nur die Tatsache dass es ihm nicht möglich war den Blick von diesem Bild abzuwenden verhinderte, dass er den Italiener anstarrte wie ein Mondkalb. Es war unmöglich. Er konnte sie nicht haben. Vor allem hatte er nicht wissen können, was Lurker geplant hatte und so etwas hatte man doch bitte nicht zufällig vorbereitet? Dazu bräuchte es einen Untoten der in der Kunst der Maskierung bewandert war. Stray hätte so etwas mit ordentlicher Vorbereitungszeit sicher hin bekommen. Aber woher sollte der Brujah erfahren haben was Lurker vor hatte? Er hatte es aus Sicherheitsgründen niemandem verraten. Der Kriegsherr hätte dieses Szenario für irgendetwas anderes vorbereitet und dann seine Pläne entsprechend geändert haben müssen. Ein Meisterstück der Improvisation wäre das, soviel musste der Neid ihm lassen. Was er dort sah war so perfekt, dass er sich dabei ertappte, wie er hoffte, dass er noch herausfinden würde, wer dort die Stadtgangrel gab und wofür der Turiner dieses Stelldichein vorbereitet hatte. Immer wieder musste sein Verstand ihn daran erinnern, dass er selbst gesehen hatte, wie eines der nötigen Kabel draußen sinnlos in der Luft baumelte
und es fiel ihm einfach nicht ein, wie der Mistkerl das hinbekam.
Gut das er im Moment keine Sprechrolle in ihrem kleinem Schmierentheater hatte. Mehr als sinnloses Gestammel hätte er nicht zustande gebracht. Wenn als nächstes die Türe aufgegangen wäre und Buchet mit Lord Johardo in Paradeuniform gemeinsam mit einem Blasorchester hereinspaziert wären und zu einem schmissigem Marsch ein paar kostümierte Mädchen mit knappen Röcken durch die Luft gewirbelt hätten, es hätte ihn wohl nicht mehr überrascht.

Schließlich war es Zieglowski selber, der ihn aus seiner Starre holte. Man merkte deutlich, dass dieser Mann weder Heulen, noch Schluchzen, geschweige denn Verzweiflung gewohnt war. Es war das Entsetzen eines Mannes, der noch nie in seinem Leben gezögert hatte, der stets die Macht gehabt hatte alles zu tun und zu lassen was er wollte und der nun auf einen Schlag hilflos war und das einzige das er liebte nicht beschützen konnte. Als Lurker bemerkte wie seine Gedanken in die Richtung wanderten, ob man Melody kontaktieren sollte, um sie zu fragen ob sie diesen Menschen sehen wollte knurrte er leise und wischte sie wütend beiseite. Er wandte sich ab und starrte einen Augenblick ins Leere, bis die leise Stimme in seinem Innerem verstummt war. Jener Teil des Untoten der eine Tochter hatte und der sich vorstellen konnte wie der Mensch empfand. Auch wenn jedes Gefühl langsam auskühlte und erstarb in diesem Fluch der ewigen Stasis seit seinem Tod, gab es Erinnerung die so stark waren, das sie nicht verblasst waren. Noch nicht einmal an den Rändern. Das war der Teil Lurkers, der Mitleid mit Martin Zieglowski hatte.
 
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Der grobe Brujah war nunmal in vielerlei Hinsicht anders als die meisten seiner Clansbrüder. In manchen aber entsprach er genau dem Typ, den man sich immer vorstellte, wenn man das Wort Brujah hörte. Ungeduldig, schlagkräftig, ein Sprachjargon wie ein verwarloster Gassenjunge... wenn er wollte, mit kurzer Lunte und einem Umgangston, der schon so manchem den Abend versaut hatte. Aber all das waren Eigenschaften, die man nicht immer gebrauchen konnte und die einen manchmal sehr behindern konnten. In Momenten wie diesen kam bei dem Turiner seine frühere Erziehung und sein ehemaliger Lebenstil zugute. Niemand wußte warum Salgari Enio Pareto überhaupt ausgesucht hatte um ihm den Kuss weiterzugeben. Auser einer gewissen rebellischen Ader hatte damals eigentlich fast nichts auf einen prädestinierten Brujah hingewiesen. Im Gegenteil... der Prinz von Turin hatte Enio einmal gefragt ob er sicher sei, daß er nicht von einem Toreador gezeugt worden war. Eine schwere Beleidigung, die von dem Ventrueprinz natürlich sorgfältig und völlig bewußt benutzt worden war.

Aber die Vergangenheit spielte in den Räumen des Gildehauses keine Rolle mehr. Jedenfalls nicht für Enio Pareto. Er hatte ein Ziel und er gab sich langsam der Einbildung hin, daß er im Moment sogar tatsächlich einen Schritt weiter gekommen war. Seine Vorgehensweise war sehr unorthodox und erinnerte selbst Enio mehr an die eines Scharlatans der Shilmulo als an einen Ahnen der Raufbolde und Proleten. Aber sie schien zu funktionieren. Ziege war in einer Lage in der ihn warscheinlich noch niemand jemals zuvor erlebt hatte. Man könnte sich ahlen darin und an dem Leiden des Wiedergängers ergötzen aber dafür war sich der Italiener zu schade. Es war unter seiner Würde und entsprach mehr dem arroganten und überheblichen Getue eines Impertinenten Prinzen, der sich seiner Sache zu sicher war und auf alle anderen nur herabschaute. Im Prinzip so wie sich Zacharii selbst verhielt. Nunja... vielleicht mußte man ihm sogar mildernde Umstände einräumen. Wer konnte schon wissen wie man sich selbst verhielt, wenn man bereits vor langer Zeit vernichtet wurde und sogar sämtliche Auftritte als Geist von den finstertalern Verdammten immer und immer wieder versaut wurden. Es wurde langsam wirklich Zeit diese Abscheulichkeit auszumerzen. Vielleicht bot sich ja durch Ziege eine weitere Möglichkeit dem Unhold eine zu verbraten. Man mußte ihn auf jeden Fall weiterhin im Glauben lassen, daß nichts was irgendjemand unternahm etwas an Zachariis Sieg und Rückkehr ändern würde. Das war der leichte Teil.

Ziege gab seinen Emotionen freien Lauf... und Enio spielte mit. Wie er das tat konnte natürlich nur Enio selbst beurteilen, da man ihm seine Willensanstrengung und ständige Konzentration nicht ansah. Die Bilder bewegten sich zweifelsfrei. Und nicht nur am Anfang, sondern die ganze Zeit. Enio reagierte auf Zieges Worte. Aber nicht indem er etwas zu dem Wiedergänger sagte, sondern indem er Melody an der einen oder anderen Stelle nicken lies und Ziege dadurch nicht nur das Gefühl gab, daß seine Worte gehört wurden, sondern sogar, daß die Gangrel seine Ansprache annahm und dem Luden nicht die Pest an den Hals wünschte. Sie wirkte an manchen stellen glaubhaft verzweifelt und war den Tränen nahe... sofern man das auf dem Bildschirm beurteilen konnte. Aber irgendwann war Ziege fertig. Erfahren hatte Enio bisher selbstverständlich noch nicht viel. Klar war jetzt die Herkunft des Schlüssels. Melody hatte Lurker den Schlüssel gegeben. Wofür? Was war der Preis gewesen? Oder gab es keinen Preis sondern nur Tod und ewige Verdammnis? Enio konnte das schlecht abschätzen aber er traute Lurker ohne weiteres zu, daß er Ziege tatsächlich nur eingeseift hatte und Sarah nur noch ein Häufchen Asche war. Wundern würde es Enio keinesfalls. Aber im Moment war Sarah Schmidt und ihr Verbleib unwichtig. Die Scharade konnte beendet werden und Enio mußte sich und seine Konzentration wieder Ziege widmen.

„Das reicht!“ Mit diesen Worten drückte Enio erneut auf die Fernbedienung und das Bild wurde wieder schwarz. Ende der Vorstellung. Bevor der Kriegsherr sich wieder an Ziege wenden konnte, mußte noch eine „wichtige Anweisung“ durchgegeben werden, die tatsächlich so sinnlos war wie das Kabel, das in den Monitor gesteckt war. „Achte weiter auf sie und halte sie gefesselt. Laß deine Finger vorläufig von ihr und tu ihr nichts. Falls ich mich Morgen Nacht nicht mehr melden sollte... schick sie in kleinen aber noch erkennbaren Teilen ans Gildehaus.“ Ein kaum hörbares *Schnapp* und das Handy war wieder zugeklappt. Eine nette Nachricht und eine schöne Aussicht für Melody und Ziege. Ihre Zusammenkunft war also offenbar abhängig vom Überdauern des Sheriffs. Sollte er heute Nacht oder morgen Abend vernichtet werden war das wohl auch das Aus für Melody. Was für eine blöde Zwickmühle.

Ohne eine großartige Gefühlregung oder dem zeigen von Schadenfreude oder Genugtuung, wandte sich Enio wieder an Ziege und kam ihm einen weiteren Schritt entgegen. „Ist ein zuverlässiger Mann... er wird sich an die Abmachung halten. Ist natürlich auch ein bißchen von dir abhängig Marty.“ Da war wieder die ungewohnte Anrede. Enio konnte selbst nicht sagen warum er das tat aber es schien ein bißchen die Distanz zwischen ihnen zu nehmen. Aber nicht die Distanz zwischen zwei Kreaturen, die sich näher kommen wollten, sondern jene, die manche Geschöpfe gegenüber anderen empfanden, wenn sie sich ihnen haushoch überlegen fühlten und sich einbildeten alles zu wissen und den anderen ständig und nach beliben an der Nase herumführen zu können. Leider war es seither Zieglowsky, der alle Kainskinder an der Nase herumgeführt hatte. Nicht mehr lange.

„Jetzt nachdem du dir sicher sein kannst, daß Melody noch existiert und sowohl von deiner Zusammenarbeit als auch von meinem Überdauern abhängig ist... willst du mir doch sicher etwas mehr über die anderen Sklaven und Helfeshelfer deines Herren erzählen. Du hast ja nichts zu befürchten... Zacharii wird doch sowieso gewinnen und uns alle zu Shish Kebab verarbeiten. Also wozu noch großartig Geheimnisse hüten? Hm?“ Eigentlich wirkte der Turiner auf seine Gegenüber immer viel harmloser und umgänglicher, wenn er sie bedrohte, anpflaumte oder ihnen die Seite zeigte, die sie von einem Brujah erwarteten. Aber diese ruhige gelassene Art, die zwar inhaltlich durchaus als aufgesetzt erkannt werden könnte aber dennoch eine Seite des Ahnen offen legte die man nicht so einfach kalkulieren konnte, hatte eine zunehmend bedrohende Wirkung und machte Enio manchmal zu einer Spielfigur dessen Züge man erst während des Spiels erfahren konnte und dessen Regeln bei Bedarf einfach geändert werden durften.
 
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Ziege:

Der Monolog den der Lude gehalten hatte wirkte noch einige Zeit nach. Einen unangenehm langen Moment schien es sogar, als ob Ziege nun endgültig den Verstand verloren hatte. Als Enio die vermeindliche Übertragung beendete sackte Ziege endgültig in seinen Ketten zusammen. Wie bei einer Leiche hing sein Kopf schlaff und leblos hinunter. Umrahmt von fettigen Haaren tanzte sein wirrer Blick, um in fremdartigen Gefilden zu blicken die sich den Umstehenden niemals erschließen würden. Sabber und Rotz liefen aus seiner Nase und seinem Mund und tropften in unappetitlich herunterbaumelnden Fäden von ihnen hinab. Irgendwann hob der gefolterte Mann endlich wieder den Kopf. Zu wem er sprach war nach wie vor nicht zu erkennen, sein Blick erfasste kein besonderes Ziel.

"Sarah hat mich nicht verraten, ist das zu fassen? Aber... aber ich hätte es wissen müssen. Sie hat alles getan was ihr aufgetragen war. Sie hat die Sprengung durchgeführt und somit Zachariis wahre Ruhestätte geschützt. Niemand wird zu ihm gelangen, bis der Meister selbst sich einen Weg durch die Trümmer bahnt. Auch ohne zu wissen, dass ER dort ruht hat sie meiner Bitte folge geleistet. Für sie war es nur ein Lager, ein Ort an dem sie viel Zeit verbracht hat. Viel Zeit mit mir. Nun, wo die Welt vor ihrem größten Wandel steht, hat sie sich gehorsam gefügt und getan worum ich sie bat."

Endlich fanden Zieges Augen ein Ziel.
Sie hefteten sich anklagend und voller Schmerz auf Lurker.
Tränen purer Verzweifelung schwammen in seinen Augen.

"Und was tat ich? Ich habe versucht sie umzubringen! Stattdessen hätte ich mich gegen den Meister stellen müssen! Er hätte verstanden, das uns ein Band vereint, dass niemals durch Verrat zerrissen werden könnte..."
 
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Ziege:

Der Monolog den der Lude gehalten hatte wirkte noch einige Zeit nach. Einen unangenehm langen Moment schien es sogar, als ob Ziege nun endgültig den Verstand verloren hatte. Als Enio die vermeindliche Übertragung beendete sackte Ziege mutlos in seinen Ketten zusammen. Wie bei einer Leiche hing sein Kopf schlaff und leblos hinunter. Umrahmt von fettigen Haaren tanzte sein wirrer Blick, um in fremdartigen Gefilden zu blicken die sich den Umstehenden niemals erschließen würden. Sabber und Rotz liefen aus seiner Nase und seinem Mund und tropften in unappetitlich herunterbaumelnden Fäden von ihnen hinab. Irgendwann hob der gefolterte Mann endlich wieder den Kopf. Zu wem er sprach war nach wie vor nicht zu erkennen, sein Blick erfasste kein besonderes Ziel.

"Sarah hat mich nicht verraten, ist das zu fassen? Aber... aber ich hätte es wissen müssen. Sie hat alles getan was ihr aufgetragen war. Sie hat die Sprengung durchgeführt und somit Zachariis wahre Ruhestätte geschützt. Niemand wird zu ihm gelangen, bis der Meister selbst sich einen Weg durch die Trümmer bahnt. Auch ohne zu wissen, dass ER dort ruht hat sie meiner Bitte folge geleistet. Für sie war es nur ein Lager, ein Ort an dem sie viel Zeit verbracht hat. Viel Zeit mit mir. Nun, wo die Welt vor ihrem größten Wandel steht, hat sie sich gehorsam gefügt und getan worum ich sie bat."

Endlich fanden Zieges Augen ein Ziel.
Sie hefteten sich anklagend und voller Schmerz auf Lurker.
Tränen purer Verzweifelung schwammen in seinen Augen.

"Und was tat ich? Ich habe versucht sie umzubringen! Stattdessen hätte ich mich gegen den Meister stellen müssen! Er hätte verstanden, das uns ein Band vereint, dass niemals durch Verrat zerrissen werden könnte..."
 
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Enio gab sich kaum Mühe so eine lächerliche Emotion wie Mitleid für den Wiedergänger zu vergeuden. Dazu war einfach schon zu viel passiert und der Lude war nunmal immer noch ein verdammter Wasserträger des Koldunen. Sollten sich andere um das Seelenheil und die persönliche Verdammnis von Ziege kümmern… Enio war lediglich an Informationen interessiert und Zieglowsky gab sogar welche preis. Vielleicht eher unfreiwillig und getrieben von Selbstmitleid und Fatalismus aber auch das war dem Brujah egal. Der verdammte Unhold lag also unter dem Schrottplatz oder vielmehr den gesprengen Überresten davon?! Aber was zum Teufel lag da eigentlich genau? Wieder nur ein Ersatzkörper oder mehr? Aber Zacharii wurde doch vernichtet. Was also war unter den Trümmern? Nun… durch Kartenlegen oder Kaffeesatzlesen würde der Sheriff es wohl kaum herausfinden.

Auch wenn Zieges hasserfüllter und gepeiningter Blick auf dem Nosferatu ruhte, so war es dennoch wieder der Kriegsherr, der das Wort ergriff. Aber nicht ohne einen Seitenblick auf seinen Deputy zu richten. War die Information auch für ihn neu, daß Zacharii oder irgendetwas von ihm da unten liegen sollte? Enio wußte es nicht und er war weit davon entfernt sich wilden Spekulationen hinzugeben. Um Disziplin und Ruhe bemüht setzte Enio die Befragung fort. Aber herjeh… es viel ihm nicht leicht die Fragen geordnet zu stellen und in der richtigen Reihenfolge. „Was genau von deinem Meister liegt da unten? Gibt es einen weiteren Zugang wie in den Katakomben des Doms? Oder heißt es mit schwerem Gerät buddeln? Wer auser dir und Sarah weiß noch davon?“ Da sie ja bereits wußten, daß Max und von Liebenstein für den Unhold arbeiteten, gerieten die Fragen diesbezüglich ein wenig in den Hintergrund aber man durfte sich nicht darauf verlassen zwei Feinde zu kennen wo doch die Chance bestand, daß es noch mehr in den eigenen Reihen gab.

„Wer dient ebenfalls noch deinem Herrn? Gibt es weitere Verräter? Hast du Verbündete Rede! Gib mir Namen… Verstecke… Geheimnisse. Und laß dir verdammt nochmal nicht alles aus der Nase ziehen.“ Wie zur Verdeutlichung warf Enio einen vielsagenden Blick auf den schwarzen Bildschirm. Ziege hatte sich in die Hände des Brujah-Ahn begeben und zumindest das Schicksal von Melody hing einzig und alleine von seinem Wohlwollen ab. Ja… Enio hätte es fast selbst geglaubt.
 
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Die schwarze Kapuze des Nosferatu hielt dem Blick des Luden problemlos stand. Kunststück, konnte Lurker doch in diesem merkwürdig, wanderndem Schatten genauso gut gerade schielend seine Nasenspitze betrachten, die Augen ganz geschlossen halten oder tatsächlich dem bohrendem Blick des Menschen entgegen Starren. Sicher hätte er jeden Blickwettbewerb gewonnen, denn er brauchte nicht zu blinzeln. Um so erstaunlicher war es, dass Lurker den Menschen nicht ansah. Er konnte es nicht.

Sie hießen ihn einen Ahnen seines Clans, ebenso wie den Brujah, aber es gab einen Unterschied zwischen ihnen. Möglich dass es daran lag, dass der Italiener einfach älter war. Im Grunde war es zum Lachen, es hätte wohl, bis auf einige wenige Ausnahmen in dieser Stadt, jeder grimmig genickt, wenn man ihm erzählt hätte, dass der Verborgene jemanden gefoltert hatte. Sicher, das passte doch gut zu dem hässlichem, bösem Ding, nicht wahr? Wenn wiederum jemand erzählt hätte, das Enio Pareto anwesend gewesen war, dann wären wohl dieselben Leute auch direkt bereit zu glauben, dass der Turiner nur dabei war um sicher zu gehen, dass alles korrekt ablief und die Kanalratte nicht einfach nur ihre Perversen Spiele mit dem Delinquent trieb. Sicher, Pareto war ein griesgrämiger, kurz angebundener Mistkerl, aber er war doch fair dabei, nicht wahr? Und er sah einfach nicht aus wie ein Monster. Der würde doch niemanden Foltern, so einer war er nicht.

Es war wohl ebenso dämlich, wie typisch für den Verborgenen, dass er zunächst so ein Fass aufmachte und dann plötzlich damit haderte, was er angestellt hatte. Es war sein analytischer Verstand und seine Neugierde gewesen, die ihn hier her getrieben hatten. Warum hatte er Ziege gebrochen? Das war einfach. Weil er glaubte es zu können und weil etwas ihn ihm es hatte ausprobieren wollen. War das nicht wirklich und wahrhaftig böse? Sicher, sie brauchten die Informationen zur Rettung der Stadt, der Welt, dem Rest und zur Verteidigung der 'Guten', wer immer das sein sollte, aber er hätte lügen müssen, wenn er hätte behaupten wollen, das er nicht einfach nur hatte wissen wollen, was passieren würde. Genau das war es, was ihn vor vielen Jahren das Leben gekostet hatte. Er hatte eine Theorie gehabt und gewusst wie er sie prüfen konnte. Er hatte gewusst, das etwas furchtbares geschehen würde und er hatte es trotzdem nicht gut sein lassen, sondern diese Sache weiter verfolgen müssen. Er hatte geglaubt, dass nichts schlimmer hätte sein können, als den Rest seines Lebens mit der Frage weiter zu leben, was er gefunden hätte und der Tatsache, dass er abgelassen hatte, ohne die Büchse der Pandora zu öffnen. Er hatte so entsetzlich keine Ahnung gehabt, das man es kaum in Worte fassen konnte.

Als Ziege dann schließlich die Frage an ihn richtete, was er hätte tun sollen, musste er doch den Blick heben und Martin Zieglowski ansehen. Es war eine rhetorische Frage, sicher, aber dennoch eine Frage. Aber selbst wenn nicht, was hätte er ihm darauf antworten sollen? Es fiel ihm keine passende Antwort ein. Kein sarkastischer Einwand, keine ironische Finte, kein doppeldeutiges Wortspiel. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass er ganz alleine mit Martin war. Pareto sprach zwar und sein Verstand war sich der Gegenwart des Anderen auch bewusst, aber der Blick des Menschen und eine simple Frage verband sie plötzlich in einem merkwürdigem Gefühl. Die Frage lautete 'was wäre wenn es dir so erginge...mit Stray'? Ein Gedanke so unaussprechlich und denkbar, dass er eine alte, lange vergessene menschliche Reaktion in dem Nosferatu auslöste. Es schnürte ihm die Kehle zu und er spürte, wie sich ein harter, trockener Knoten in seinem Hals bildete, der das Schlucken zu einer kleinen Hölle machen würde, wenn er darauf noch angewiesen wäre. Es war also hätte man ihm den Schlund mit Stacheldraht umwickelt und dann ruckartig zugezogen. Keinen Ton hätte er herausgebracht um Zieglowski zu antworten, selbst wenn es irgendwelche Worte gegeben hätte, die angemessen gewesen wären.

Aber der Andere beantwortete es schon selber. 'Stattdessen hätte ich mich gegen den Meister stellen müssen! ' Was für ein undenkbarer Gedanke. Aber oft war das der einzige Weg. Das Undenkbare tun.
Nein, es gab nichts, dass er ihm hätte sagen können. Kein 'es ist noch nicht zu spät', kein 'tu es für Sarah'. All das wären nur schwachsinnige Plattitüden geblieben. Hohle Worte, sinnlos verraucht. Also nickte Lurker einfach nur. Eine Geste, so simpel wie die Wahrheit die Zieglowski ausgesprochen hatte.
 
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Ziege:

Von dem inneren Kampf des Nosferatu bekam Ziege natürlich rein gar nichts mit. Während Lurker mit sich selbst harderte, wurde er von Enio angeschrien und weiter bedrängt. Trotzdem unterschied er sich gar nicht so sehr von seinem untoten Folterknecht. Auch Ziege trug in seinem Inneren einen fürchterlichen Kampf aus. Im Gegensatz zu seinem Kontrahenten aber, war er es nicht gewohnt sich und sein Handeln in Frage zu stellen. Wenn Ziege etwas tat, dann war es grundsätzlich immer eine große Sache, die stets fehlerfrei und ohne moralische Probleme durchgezogen werden konnte. Nie zuvor hatte der Lude vor sich selbst eingeräumt einen Fehler gemacht zu haben. Umso mehr schmerzte es im Moment.

"Wahrheit? Ach komm Lutscher! Du würdest die Wahrheit doch nicht mal begreifen wenn ich sie dir mit meinem Schwanz in den Arsch prügeln würde."

Ziege sprach die Beleidigungen ohne besonders veränderte Emotion. Die Art zu sprechen entsprach schlicht seinem Naturell.

"Aber ich will dir den Gefallen tun! Was könnt ihr schon machen? In diesem Moment verschwindet das Ritual für euch außer jeder Reichweiten und Zacharii braucht keine zwanzig Stunden mehr um den absoluten Sieg zu erringen! Ok! Unter den Trümmern meiner Box-Bude liegt der Fleischtempel meines Herren. Der Punkt mit dem sein Geist an diese Erde gehaftet wird. Hat sich nie jemand gefragt warum mein Herr unsterblich erscheint? Warum all eure lächerlichen Versuche ihn zu vernichten ohne jeden Erfolg waren?"

Ziege lachte meckernd und richtete seinen Blick wieder gegen das Schwarz von Lurkers Kapuze.

"Gerade du hättest dir diese Frage stellen müssen, Bröckelfresse! Du bist einer der ältesten und zähesten Gegner meines Meisters. Du warst dabei vor etlichen Jahren, als ihr dachtet Zacharii wäre endgültig am Ende. War er nicht und ihr habt nicht einmal versucht herauszufinden warum das so ist. Ihr Pisser! Zachariis wahres Ich wurde durch einen mächtigen Dämon an das Diesseits gebunden. Ihr kennt die Story und sie spielt für euch keine Rolle mehr darum lasse ich sie weg. Wenn aber etwas angebunden wird, muss es logischer Weise irgendwo einen Knoten geben. Und dieser befindet sich unter meinem Waffenkeller. Ihr erinnert euch an den Fahrstuhl in meinem Schrank? An den Schlüssel den man benötigte um hinab zu kommen? Einfach eine Einstellung weiter drehen und man fährt nach ganz unten. Auch heute noch, für wie doof haltet ihr mich? Ich habe die Sprengkörper höchstpersönlich angelegt. Es mag nach willkürlichen Trümmern aussehen, aber der Weg ist frei. Das weiß ich auch ohne das ich es mir angesehen haben muss."

Wieder ruckte sein Blick. Diesmal direkt in Enios Augen.
Ziege war mittlerweile wieder etwas gefestigter. Die Sache mit Sarah hatte ihm sehr schwer zugesetzt, aber sie hatte ihn nicht endgültig gebrochen. Ziege war älter als jeder andere hier in der Stadt und das in einem lebenden Körper. Er hatte schon ganz andere Sachen mitgemacht. Sie hatten ihn in seiner Seele schwer verletzt. Sie hatten ihn am Boden. Aber Ziege war auch der Inbegriff eines Stehaufmännchens!

"Willst du den Schlüssel haben, Drecksack? Er steckt in meiner linken Hosentasche! Melody hat ebenfalls einen, nimm den wenn du mir nicht traust. Nimm einen der beiden und geh hinein ins Herz selbst. Nimm deine kleinen untoten Blutsäuferfreunde und krieche hinab in die Hölle selbst. Sieh sie sie die an, die Kathedrale des Blutes. Werde Zeuge seiner unedlichen Macht und vergehe allein durch die Kraft seines Willens! Ihr denkt ihr habt eine Chance? Es gibt dort nichts, was ihr mit eurem eingeschränkten Verstand begreifen könntet. Nichts das man erwürgen, erschlagen oder vergewaltigen kann. Zacharii selbst ist dort, aber er ist nicht greifbar! Es ist das Zentrum seines Seins! Einer Existenz die weit über die normalen Einschränkungen hinaus geht!"

Er lachte kurz, verstummte aber schnell und sehr abrupt wieder. Seine folgende Bitte galt Lurker. Nicht weil er ihm als der Schwächere der zwei erschien, sondern weil er es war, der die Sache mit Sarah begonnen hatte.

"Bitte! Bitte! Lasst ihr Melody jetzt frei? Sie hat doch keine Schuld an alldem hier! Außerdem habt ihr ja mich und ich war die ganze Zeit kooperativ."
 
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Enio empfand es fast schon als ein klein wenig beruhigen als Ziege wieder in seine alte und gewohnte Art und Weise der Kommunikation verfiel. Man konnte geistig so flexibel sein wie man wollte aber letztendlich haftete man trotzdem ein bißchen an gewohnten Mustern und tat sich schwer mit der Umstellung. Ziege als einen jämmerlichen Haufen Selbstmitleid zu erleben war wesentlich verstörender als sich seinem sonstigen unflätigen und provozierendem Geplapper auszusetzen. Damit konnte Enio mitlerweile umgehen… ohne sofort dem Impuls nachgeben zu müssen dem Wiedergänger den Hals umdrehen zu wollen.

Wie immer hörte Enio genau zu und lies zunächst alles durch die Gerhinwindungen wandern ehe er die unvermeidlichen Schlußfolgerungen zulies und sich ein Bild machte. Wie immer verstand der Brujah nicht alles im Detaill aber das war wohl auch nicht unbedingt notwendig. Wahrheit? Wer zur Hölle hatte etwas von der Wahrheit gesagt? Na egal… Ziege war in einem Zustand, da mußte man ihm nachsehen, wenn er das eine oder andere verwechselte. Auch auf die Anspielungen mit dem Ritual ging Enio nicht ein. Er hätte jetzt auftrumpfen können und den Siegessicheren spielen aber das war ehe kontrakreativ und würde den Luden in seiner neu erwachten Selbstgefälligkeit nur bremsen. Er war aber offenbar in Redelaune. Also warum ihm dabei Knüppel zwischen die Beine werfen?

„Tja… dann werden wir uns wohl mit unserem Ende abfinden müssen nicht wahr. Aber ich will natürlich auf keinen Fall verpassen wie das da unten aussieht und sei es nur drum um endlich mal wieder blankes Entsetzen zu empfinden.“ Ein wenig Arroganz könnte dabei schon in die Worte des Kriegsherren hineininterpretieren und sei es nur durch die gelangweilte und in keinster Weise aufgewühlte Art und Weise transportiert in der Enio seine durchaus sarkastischen Worte aussprach. Ziege könnte es auch gerne als letztes und trotziges Aufbäumen betrachten. Das Bocken eines kleinen Kindes angesichts der Auswegslosigkeit elterlicher Anordnungen. Der Spagettifresser konnte schließlich unmöglich irgendetwas gegen den großen Zacharii ausrichten.

Enio wandte sich um und sprach zu der angelehnten Tür. „ANNA! Kommen sie bitte herein.“ Enio war nicht davon ausgegangen, daß die Tremere sich irgendwo hin zurückgezogen hatte, während der Sheriff und der Primogen des Nosferatu in diesem Raum ein Verhör durgeführt hatten. Er unterstellte ihr zwar nicht unbedingt, daß sie aktiv gelauscht hatte aber war sich sicher, daß sie die nicht ganz geschlossene Tür auch unmöglich übersehen haben konnte. Anna Reeben war einfach prädestiniert dazu um für Enio die Art von Arbeiten zu verrichten, die er nicht selbst machen wollte. Und dabei gab es sehr wenig, das er nicht lieber selber erledigen wollte.

Als die junge und fleissige Tremere den Raum betrat nickte Enio lediglich in Richtung des Wiedergängers. „Ich bin zwar davon ausgegangen, daß Herr Ziegelowsky gefilzt wurde aber er behauptet zumindest, daß er einen Schlüssel in der Hosentasche hat. Durchsuchen sie ihn bitte!“ Na immerhin hatte Enio es sogar tatsächlich geschafft ein Bitte mit anzuhängen. Das war warscheinlich mehr als Anna von jedem durchschnittlichen Hexenmeistervorgesetzten zu erwarten hatte. Eigentlich war es doch eine Freude mit Enio zusammenzuarbeiten oder?

Der Brujah-Ahn wandte sich an Lurker. Für Enio war es völlig abwägig, daß der Verborgene einen inneren Kampf austragen mußte. Sein Deputy hatte einfach hervoragende Arbeit geleistet und ein Vorankommen in Sachen Ziege überhaupt erst ermöglicht. Es kam Enio nicht in den Sinn, daß Lurker etwas anderes empfinden konnte als selbstgerechte Genugtuung… und die hatte er sich verdient. „Und? Lust auf einen Abstecher zum Schrottplatz?“ Der Gedanke an das was sie da unten erwarten konnte war alleine schon gruselig genug. Tzimiecenscheiße war immer übler Bockmist aber wenn es mit Zacharii zu tun hatte war es meistens noch kranker als von gewöhlichen Unholden. Eigentlich hatte Enio nicht wirklich Lust da runter zu gehen und Lurker sicherlich auch nicht. Aber hatten sie eine Wahl? Sie konnten auf jeden Fall Anna mitnehmen damit sie jemand hatten, der den ersten Schritt machen durfte. Im Vorausgehen war die Tremer einfach unschlagbar.
 
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Ziege:

Während sie darauf warteten, dass die Tremere der Aufforderung nachkam, sprach Ziege weiter. Er schüttelte den Kopf und wirkte, als hätte er es mit Enio und Lurker mit zwei vollkommen Schwachsinnigen zu tun.

"Oh ja natürlich! Und weil das alles so einfach ist, jagt ihr auch seit Tagen dem Ritual hinterher. Oh Mann! Manchmal frage ich mich, wie ihr es überhaupt bis hierher schaffen konntet. Hat Zacharii nicht jedem von euch das ein ums andere Mal ins Hirn gefickt? So als wärdt ihr Marionetten in einem Puppentheater? Was glaubt ihr macht der Meister mit euch, wenn ihr jetzt ausgerechnet ins Zentrum seiner Macht latscht und ihn quasi dazu zwingt eure Köpfe in einen Topf mit Erbsensuppe zu verwandeln. Ich weiß, ich sollte mir eigentlich den Spaß gönnen und abwarten was Zacharii alles mit euch anstellt. Aber es geht mir um Sarah! Ich warne euch hier und jetzt, diese lächerlich dämliche Idee wirklich durchzuziehen! Ich rette euch sozusagen das Leben! Im Gegenzug dazu könntet ihr Melody frei lassen...?"

Hoffnung schimmerte in seinem Blick!
 
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Ok. Was ging da drinnen bitte ab? Anna hörte, wie der Fernseher in dem Raum eingeschaltet wurde. Es gab dieses typische Geräusch eines Röhrenmonitors.. Aber wieso war da etwas zu sehen? Das war schlicht unmöglich? Also da drinnen gab es keine Recorder so weit Anna wusste. Der Brujah hätte natürlich einen eigenen Laptop am Fernseher anschliessen können – wenn nur die Buchse nicht mit einem Kabel verbunden wäre, die ins Leere führte. Wie schaffte es der Brujah, innerhalb des Gildenhauses eine Übertragung hin zu bekommen, ohne das Anna wusste wie? Den Geist des Wiedergängers manipulierte er auch nicht, so weit Anna es ahnen konnte. Für andere Erinnerungen fehlten die Einflüsterungen. Was für ein Gerät hatte er da drinnen? Sie musste ganz genau darauf achten, womit er und der Nosferatu heraus kamen und was noch in dem Raum war. Später.

Auch wenn Anna abgebrühter wirkte als viele andere, so empfand sie doch Mitleid mit Ziege. Sie wusste, wie es war, wenn man gehorchen musste. Aber sie war nicht nur davon verschont geblieben jemanden zu töten, den sie liebte, sondern auch davon, jemanden zu töten, den sie einfach nur mochte. Anna konnte nicht umhin, der Regentin für diesen Umstand dankbar zu sein. Sie hätte sie auch mitnehmen können. Der leise Seufzer verließ natürlich nie ihre Kehle um an irgend welche Ohren zu dringen. Aber sie spürte ihn. Max.

Dieser biestige, mit Absicht möglichst widerwärtige Mann empfand also Liebe? Wenigstens schien es so. Und er heulte Rotz und Wasser. Jemanden zu lieben war unter Zacharias wahrscheinlich ähnlich klug wie unter den Tremere. Also ausgesprochen dumm, weil es nicht gut gehen konnte. Anna konnte nicht umhin, diesen Zug an Martin interessant zu finden. Noch immer war sie weit entfernt davon, diesen Mann zu hassen oder etwas ähnliches. Er musste nur bekämpft werden, weil er auf der falschen Seite stand. Verflucht noch mal, der Kerl musste eingies durch gemacht haben in seinem Leben. Anna ahnte nur, wie der Mann gebrochen und neu geformt worden war, um zu dem zu werden, was sie jetzt im Keller hatten. Ihr eigenes Leben würde im Vergleich wohl wie ein Spaziergang wirken.


„ANNA! Kommen sie bitte herein.“ Höh?! WAS?!? Wann hatte sie bitte sehr dem Kriegsherren ihren Vornamen angeboten?! Langsam ging das echt zu weit. Gut, er war Brujah und hatte damit wohl wenig Ahnung von Etikette. Zu mindest war sein Verhalten mit diesem Vorwand entschuldbar, aber... SIE HATTE AUCH EINEN RANG! Und der sah nicht vor, das jeder Hans und Franz sie einfach so beim Vornamen nennen durfte! Es war eins, wenn es die Regentin tat, aber jemand, der nicht ihrem Clan angehörte und wo es noch nicht einmal die Frage danach gegeben hatte oder ein entsprechendes Angebot... Argh. Das jetzige Knurren konnte Anna wesentlich leichter zurück halten. Selbstverständlich gehorchte sie dem Kriegsherren, nachdem sie sich zwei Sekunden gegönnt hatte um sich zu beruhigen – und um dem Verdacht entgegen zu wirken, sie hätte extrem nah bei der Tür gestanden. Ihr wie immer völlig emotionsloser Blick glitt zu dem Kriegsherren und nahm den Befehl entgegen. Ja klar. Da bist du dir zu fein für. Darling, ich bin nicht wirklich dein Lakai. Ich gehöre immer noch den Tremere. Ich sollte dir das bei Gelegenheit wohl mal begreiflich machen. Es war schon durchaus entspannend sicher zu sein, dass weder der Brujah noch der Nosferatu zur Zeit ihre Gedanken lesen würden. Es ließ sich viel freier denken.

Derweil fiel ihr Blick auf Ziege. Die Zeit war gestern extrem knapp gewesen. Also war er wahrscheinlich wirklich nicht durchsucht worden. Es hatte ja auch niemand vorab den Raum betreten dürfen. Das barg allerdings noch ein ganz anderes Problem. Er hatte zwar weder Essen noch Trinken erhalten – interessiert bemerkte Anna an dieser Stelle seinen für diesen Umstand üppigen Speichelfluss – aber er hatte auch keine Gelegenheit gehabt, sich sauber zu entleeren. Nun,seine Hose war eh fleckig und Anna atmete nicht. Deshalb konnte sie nicht genau ausmachen, ob er sich besudelt hatte. Hatte er nach seiner Wiederbelebung noch Speisen und Getränke im Körper? Wie wachte er wieder auf? Ja, Anna hegte sehr wohl wissenschaftliches Interesse am Körper des Luden, gleich wie unangemessen es in dieser Situation auch sein mochte. Ob sie wohl ein paar Experimente mit ihm würde anstellen können, wenn das hier vorbei war? Würde man sie lassen und würde sie selbst es aushalten, ihn nur für ihre wissenschaftliche Neugier zu töten, selbst wenn es nur ein vorüber gehender Akt war? Sie konnte es ja möglichst schmerzfrei gestalten...

Während sie diesen Gedanken nach hing, war Anna nicht müßig. Dies war nicht der richtige Moment um gegen die Anweisungen des Kriegsherren auf zu mucken. Aber sie würde ihm schon noch deutlich machen, dass sie nicht sein Eigentum oder so was war. Bei passender Gelegenheit. So nahm Anna sich einfach ein paar von den bereit stehenden Einweghandschuhen. Zum Glück teilte die Regentin an diesem Punkt Annas Einstellung zur Hygiene. Emotionslos wie eh und je durchsuchte sie die Taschen es Luden. Fast war sie versucht, deren inneres einfach nach aussen zu kehren. Aber unter Umständen fanden sich doch noch andere interessante Dinge zusätzlich zum Schlüssel und Anna musste nicht alles sofort teilen. Nein nein.
 
AW: [9.5.2008] Meister Kozels Verhör

Enio mußte leider zugeben, daß Zieges Einwand – ob ehrlich gemeint oder nicht – durchaus einen plausiblen Ansatz hatte und Enio sich die Idee da runter zu gehen zwar ohnehin grauenvoll vorgestellt hatte aber seine Phantasie durch die Worte des verdammten Wiedergängers aufs Unnötigste beflügelt worden war, sodaß sich immerhin ein paar graue Zellen zu Wort meldeten, die oft mißachtet wurden aber generell für Vernuft, Zurückhaltung und bedachtes Handeln standen. Nahm man nun eine Hand voll von diesen grauen Zellen hatte man entweder eine schlecht schmeckende Hirnsuppe oder eine ausgewachsene und frisch angestachelte Paranoia. Klar war das eine beschissene Idee gewesen aber der Reiz war einfach zu groß. Größer als das Versteck dort unten einfach in Ruhe zu lassen und darauf zu hoffen, daß die Sache mit dem Ritual klappen würde und Noir nicht nur kompletten Bullshit erzählt hatte. Hoffen?! Hah... das war ja lustig

Nach ein paar weiteren Sekunden der Überlegung warf der Brujah-Ahn erneut dem Deputy einen Blick zu, den man nicht unbedingt eindeutig zuordenen konnte aber allein, das er ihn zu diesem Zeitpunkt ansah lies schon eine gewisse Aufforderung zum Ratschläge erteilen oder wenigstens zum Meinung absondern durklingen. Schließlich machte Enio aber genau das was in ihrer Position und vor allem in der Position in der Ziege steckte das einzige was ihm vernünftig erschien... er gab den Ball an den Blutsklaven zurück. Sollte er selber entscheiden wie wichtig ihm tatsächlich Melody war. „Naja... dann mach einen Vorschlag Superhirn!“ Es waren nicht viel Worte, die Enio benötigte aber Ziege mußte klar sein, daß er sich nicht nur mit der Beantwortung simpler Fragen zufrieden geben wollte. Ziege mußte sein eigenes Köpfen anstrengen und sich überlegen wie man gegen seinen Hernn und Meister vorgehen konnte. Knifflig!

Anna machte das was Enio wollte. Mehr brauchte er nicht. Sehr interessant wäre aber trotzdem das Gespräch zu belauschen, wenn sie ihm an den Kopf werfen wollte wie sie anzusprechen war, welchen Rang sie eigentlich hatte oder was sie selber denn genau über Etikette wußte. Viel konnte es nicht sein oder zumindest war es nicht reproduzierbar und ständig abrufbar. Entgegen der weitläufigen Meinung, die viele über die Brujahs hatten war es nämlich der Italiener, der akribisch darauf geachtet hatte die Tremer mit ihrem Nachnamen anzusprechen und das „Sie“ zu wahren. Er war aber zumindest so anpassungsfähig gewesen um die junge und unerfahrenen Tremere nicht blos zu stellen als sie sich das erste Mal in Zachariis Alptraumwelt befunden hatten und Anna ihn – der damals natürlich schon Sheriff, Ahn und Primogen war – mit dem Vornamen anzusprechen. Hatte sie ihn nicht sogar einmal aus versehen gedutzt? Ja... ganz sicher sogar und Enio hatte es wie es nunmal sein Art war taktvoll überhört. Natürlich auch aus dem Grund heraus, weil es ihn keinen trockenen Furz interessierte und er schon damals wie auch heute wichtigeres zu tun hatte als sich um so einen völlig uninteressanten und banalen Dreck zu kümmern. Man mußte halt Prioritäten setzten und Enio kannte die wichtigen. Anna würde in 120 bis 150 Jahren sicherlich auch ihre eigenen sortiert haben. Optimistisch betrachtet!

Letztendlich bekam Enio aber aufgrund fehlenden Gedankenlesens und akutem Desinteresse nichts davon mit was Anna Reeben so bewegte und über was sich die Hexenmeisterin so Gedanken machte. Aber würde man ihn vor dem Gemütszustand der Tremere warnen und ihn darauf hinweisen was sie ihm vielleicht einmal bei Gelegenheit an den Kopf werfen wollte... würde er sicherlich nur müde mit den Schultern zucken, in sich hineingrinsen und denken: bring it on sister!
 
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