AW: Moralische Bewertung im Rollenspiel
all right, ich fasse mal zusammen. spieler "schummeln" weil sie a) gewinnen(!) wollen oder weil sie die b) die inkompetenz der leitung ausgleichen wollen oder c) ihre omnipotenz fantasienen verwirklichen zu können oder d) um die gruppe/sich selbst in bestimmten momenten zu "retten". möglicherweise ists auch ein gesunder mix - wer weiss.
hab ich noch welche verpasst?
ich unterstelle mal das es keine person gibt die ernsthaft sagt sie schummelt gerne. ja, selbst die passioniertesten schummler nicht.
wenn dem also so wäre bliebe die frage nach dem kosten - nutzen faktor. denn obwohl schummeln ja eher doof ist, scheint es nicht gerade ein randphänomen zu sein (berichtigt mich falls ich mich irre). warum also?
vielleicht nochmal zu den obigen vier grundschummelarten.
okay, als kind wird geschummelt was das zeug hällt. weil: verlieren stinkt, und selbst ein fake sieg ist allemal besser als verlieren. und woher kennen wir das bezogen auf diese diskussion?
mir fällt da sofort das GM vs. PC ein. es wird gegeneinander gespielt und es gibt gewinner und verlierer. ein nicht gerade beliebter spielstil, der, wenn praktiziert, letztlich aber von allen mitgetragen wird - und bei dem nicht selten davon auszugehen ist das "beide seiten" schummeln. hier sind dann oft massive auswüchse des sog. powergamings und minmaxings zu finden (wie gesagt, ein zusamenhang ist nicht zwingend aber mitunter bestechend).
ob es die b) version so tatsächlich gibt? spieler sind ja schliesslich subjekte in ihrer runde, und bestimmte dinge können ansich verhandelt werden ... . aber naja, so einfach ist das ja wohl auch nicht immer. auf eine art ist es wieder eine GM vs PC version, allerdings mit der einschränkung das die gutgemeinte intention nicht das gewinnen, sondern das "regulieren" ist.
hmmm, ich schätze das es nicht wenige runden gibt in denen das ganze eine eingespielte dynamik ist. ein beispiel wäre: die leitung overpowert alles ein wenig und verlangt gerne und oft würfe auf ... gefühlt "alles". die spielenden gleichen das aus, was wiederum die leitung darin bestärkt noch etwas mehr am rad zu drehen, was wiederum die spieler zu mehr "regulation" zwingt, was wiederum ... usw. usf.. und das alles möglicherweise ohne ein wort über das schummeln oder die dynamik zu verlieren.
bei der omnipotenz durch schummeln version versuchen die spielenden den ansruch den sie an ihren PC und die damit zumeist verbundene realitätsflucht haben am spieltisch realität werden zu lassen. klar, häufiges würfeln (a.k.a. unsicherheitsfaktoren) macht ein etwaiiges nachkorrigieren eben auch häufiger nötig, beseitigen meines erachtens aber kaum die intention von spielenden mit einem derartigen konzept.
hier scheint es eben wichtiger die eigene vorstellung im spiel wahr werden zu lassen als sich zwingend an "äussere regeln" zu halten. unabhängig davon welche regularien die leitung einbaut oder unterlässt.
positiv gesehen könnten man diesen typus als "story orientiert" bezeichnen. und wer weiss, vielleicht sind diese spieler tatsächlich ganz wunderbare story spieler?
btw, auch hier wird gerne bis ins letzte detail PG und MM betrieben (naja, ich find MM zuweilen ja ganz schick)
die version in der geschummelt wird um ein "unglück" zu verhindern wird auch "gerne" von der leitung verwendet und wurde hier auch schon massiv disskutiert. muss glaube ich jede gruppe selber wissen welches ihre limits sind. ob nun z.b. "sinnloser" spielertot oder vorzeitiges kampagnenende ein grund für "schummeln" ist sei mal dahingestellt, ich würde allerdings raten solche dinge als gruppe - vorher - zu besprechen.
hmmm, zumindest die ersten drei versionen haben für mich diverse überschneidungspunkte.
conclusion?
non, aber ich finde doch das es irgendwie zu einfach ist auf einzelne zu zeigen mit einem "du schummelst - du bist böse". gerade wenn es in der eigenen runde vorkommt. letztlich sind eben doch alle ein teil dieser dynamik, in der alle nicht drumherum kommen zu klären was man vom RPG will. "schummeln" kann mitunter eine art kompromiss sein. etwas das verschiedenen bedürfnissen an das spiel geltung verschafft ohne sie gleich ausschliessen zu müssen.
ich sage nicht das schummeln gut ist - weiss eh jeder - aber es ist eben auch eine aussage und weg mit sich, der gruppe und dem spiel umzugehen.