Ich bin allerdings etwas verwirrt. Ich dachte H+I käme weitestgehend ohne Setting daher.
Wodurch zeichnet es sich denn aus? Wie ist die Beschreibung des Settings? Ist es eher fröhlich bunt, verspielt wie die 70er Jahre Musketierverfilmungen mit Richard Chamberlain oder eher dunkel und finster wie Solomon Kain?
Oh, H&I hat definitiv ein eigenes Setting. Aber es ist eher ein "Baukasten", bei dem man neben dem historischen Setting, welches einem die Alternativen der Ära Richelieu und der Ära Mazarin bietet, eben je nach dem eigenen Geschmack und Willen für Übernatürliches bzw. Uhrwerktechnik Platz zu schaffen, noch zusätzliche Elemente bietet.
Man kann also z.B. in der Ära Richelieu spielen, mit Uhrwerk-Gadgets und übernatürlichen Geheimlogen, Monstern und sinistren Plänen von Schrecken jenseits jeglichen menschlichen Fassungsvermögens. Sozusagen "Tentakel&Degen"-Rollenspiel. Solomon Kane meets Pakt der Wölfe usw.
Man kann in der Ära Mazarin spielen, ohne Übernatürlichkeiten, aber mit einem eher "unernsten", sehr cinematisch-überkandidelten Abenteuer-Stil, der sich weniger um historische Genauigkeit schert, sondern den Spaß und die Vitalität von Die Braut des Prinzen, Fracasse oder Lagardere in den Vordergrund stellt. Die Gegner hierbei sind dann eher Spione ausländischer Mächte, eigene Agenten, Adelige mit ihren Machtspielen und Geheimlogen der eher weltlichen, machtpolitischen Ausrichtung (schlimm genug!).
Das Tolle an der Settingpräsentation bei H&I ist eben, daß zwar durchaus KONKRETE Settinginformationen geboten werden, aber eben manche Dinge "zuschaltbar" gehalten werden.
Damit kann man sogar "das gleiche" Setting eben immer wieder auf unterschiedliche Art ausgestalten. - Magie an- oder abschalten, Uhrwerk-Technik an- oder abschalten, unterschiedliche Geheimbünde an- oder abschalten, Monster an- oder abschalten - und zwar immer im Einzelnen oder global, d.h. z.B. ALLE Magie zulassen, oder nur eine ganz bestimmte Form, ALLE Monster zulassen, oder nur die Klassiker wie Vampire, Werwölfe usw.
Auch die regionale Ausrichtung ist variierbar gehalten: So kann das Setting komplett auf Piraten der sieben Meere ausgerichtet werden, bei denen weniger die Hofintrigen am französischen Hofe von Belang sind, und mehr verfluchtes Azteken-Gold, die Suche nach Eldorado, Geisterschiffe, Riesenkraken und krass überzeichnete Piraten-Freaks als Spielercharaktere.
Honor&Intrigue kommt - anders als BoL - nicht mit nur genau EINEM Setting, welches man so verwenden kann (soll), wie es geschildert wird, sondern mit einem BAUKASTEN, der einige "Grundplatten" oder "Fundamente" an ausreichend ausgearbeitetem vereinfacht-historischem Hintergrund bietet, auf die man dann die jeweiligen "Fertigteile" plazieren kann sowie eigene, neue hinzufügen kann.
Das ist es, was für mich H&I gerade vom WIEDERSPIELWERT so bemerkenswert macht. - Man merkt, daß die Entwickler sowohl ihre Braut des Prinzen gelesen, gesehen, und GEMOCHT haben, aber eben auch ihre Musketier-Filme, ihre Mantel&Degen-Romane, ihren Solomon Kane, ihre Hexenjäger-Geschichten, usw.
Dieses BoL-Produkt ist tatsächlich ein echter Diamant, dessen unterschiedliche Facetten immer neues Licht auf das Mantel&Degen-Genre werfen lassen.