AW: Balancing
Abenteuer sollen spannend sein.
Steht das in der Rollenspielbibel?
Kann ein Abenteuer nicht auch genausogut traurig, romantisch oder einfach lustig sein?
Und muss denn ein Abenteuer unbedingt gebalancet sein um spannend zu sein?
Die Flucht und das Verstecken vor einer übermächtigen Monsterhorde ist also nicht spannend?
Wenn Helden aber jedes Problem mit einem Fingerschnipsen lösen, kommt keine Spannung auf.
Muss zentrales Thema eines Abenteuers immer das Erfüllen von Quests sein?
Sind moralische Fragen nach dem Motto "Ich bin beinahe allmächtig - wozu setze ich diese Macht ein?" nicht mindestens genauso interessant und die daraus resultierende Entwicklung nicht spannend?
Deshalb muss es weiterhin Probleme (z.B. Bösewichter) geben, die nicht mit einem Fingerschnipsen zu lösen sind. Und zwar in jedem Abenteuer.
Nein.
Zeitmanipulationskräfte u.ä. passen höchstens in ein Spiel, das speziell dafür ausgelegt ist. Z.B. wenn alle SCs und alle Bösewichter über diese Möglichkeit verfügen.
Richtig, man muss es daruaf auslegen. Aber das Beipiel ist Unsinn. Genauso der Bezug zum Balancing. Es gibt genügend Filme in denen man sehen kann, dass Zeitreisen, Zeitsprünge, Zeitschleifen etc. ziemlich interessant sein können.
Nehmen wir mal das "Murmeltier":
Anfangs findet die Hauptperson es seltsam, später findet ers cool wie overpowert er ist, dann resigniert er, weils nix bringt, dann macht er eine moralische Entwicklung durch.
Selbstgesteuerte Zeitreisen sind natürlich noch weitaus mächtiger, aber ich denke dennoch, dass ihre psychologischen Auswirkungen auf den SC interessant genug sind um für wegfallende Herausforderungen zu entschädigen. Allerdings nur, wenn man keine Teflonbilly-Pappkameraden spielt worauf das hier stark hindeutet:
In die Zeit zurückreisen und Hitler als Baby töten? Das ist kein Dilemma, das ist eine gute Tat!
Mal ganz abgesehen davon, dass man nach der Rückkehr in die Gegenwart dann möglicherweise feststellt, dass irgendein anderer Fanatiker den 2. WK veranstaltet hat, wäre ich z.B. unter keinen Umständen dazu bereit ein Baby zu töten. Wenn überhaupt dann doch lieber den österreichischen Soldaten im 1. WK im Schützengraben erschießen...
Aber auch die weitere Entwicklung des Baby-Mörders wäre sicher interessant: Was macht man mit den Kerlen die die Finanzkrise ausgelöst haben? Als Baby ermorden. Was macht man mit dem Stürmer der das Lieblingsteam abgeschossen hat?...
Ein Antiheld der immer mehr moralisch verkommt - bis er eines Tages begreift, dass das alles nichts bringt.
Egal was er tut: Es wird trotzdem Kriege geben, die Wirtschaft geht trotzdem regelmäßig den Bach runter und Schalke wird trotzdem niemals Meister.
Und dann wird er zum Superhelden, der seine Kraft nur noch dosiert einsetzt.
Oder kurz:
Alles balancet sich selbst, wenn man die Spielwelt und die SCs sich einfach frei entwickeln lässt.
„Warum ist mein Charakter schlechter als Peters?“
„Warum spielt Peter die ganze Zeit alleine?“
„Warum kann ich meine Superkraft gar nicht gebrauchen? Warum löst Peter die Situationen, in denen ich das könnte immer schneller/besser als ich?“
„Warum erschlägt Peter alle Bösewichter?“
„Warum sind die Abenteuer so unspannend?“
„Warum ist Kurts Charakter immer ein Klotz am Bein?“
So etwas muss man am Anfang klären. Wenn man ein cooles Superhelden-Team spielt, sollten die SCs ausgewogen sein, aber es gibt auch andere Möglichkeiten:
Ein Spieler spielt den jungen gottgleichen Zeitreisenden, ein anderer den weisen Chinesen mit weißen Bart und langen Augenbrauen, der ihm als kluger Mentor zur Seite steht und über die Grenzen der Zeit mit ihm kommunizieren kann. (Natürlich sollten die anderen SCs zumindest passiv an der Zeitreise teilnehmen können - man will ja zusammen spielen)
Oder man spielt 100% imba eine Schulklasse in einer zombieverseuchten Stadt (4 Teenie-SCs sind noch übrig), die einem Soldaten (der im Vergleich gnadenlos overpowerte SC) begegnen, der als einzige kämpfen kann.
Warum denn bitte nicht? Ich würde mich freiwillig in diesem Setting für das Spielen eines Teenies entscheiden. Zombies mit Steinwürfen ablenken, damit sie dorthin gehen, wo sie der Soldat abknallen kann, kann doch auch spannend sein...
Rocky schrieb:
Und ein guter SL mit starken Nerven macht daraus eine spielenswerte Szene, in der dir dein moralischer Bankrott bewusst wird.
Die meisten anderen anständigen Menschen werden wohl aufstehen und gehen.
Genau