Rund um Bücher "Sprachzensur" und Rassismus in Literatur und der Umgang damit.

Kommt mir das nur so vor oder ist das tatsächlich so, dass du dem satirischen Wert von Rockstars Political Incorrectness weniger kritisch gegenüber stehst, als dem satirischen Wert von diesem Buch?


Er äußert sich ja nicht zum satirischen Wert des Buches, sondern zu dem satirischen Wert der Covergestaltung ;-)

Dabei gilt natürlich ein zweites Maß für den Leipziger StuRa, weil die auf seiner Seite kämpfen. Die Leute die die Folterszene in GTA V irgendwie geschmacklos fanden weil das billiges Exploitation sei sind doof (die kapieren Satire nicht), der Leipziger StuRa hingegen gut, weil DIE haben echten Rassismus zuverlässig erkannt.

Meine Position ist eher, wer über Satire nicht Lachen kann, gehört an die Wand gestellt und nach kurzem Schauprozess füsiliert. Und wenn die PARTEI endlich die Macht ergreift, dann wird dieser Traum auch umgesetzt! Und dann liegen am Ende die halbe SPD, der Papst-im-Ruhestand, der DFB, das Leipziger StuRa und Rocky am gleichen Ort. Nur Helmut Kohl hat sich von der "Birne" niemals wirklich beleidigt gezeigt. Will ich mich gemein machen mit den Typen aus den Kommentarspalten des Spiegel? Wie könnte ich? Will ich, dass man Leute wie den Leipziger StuRa mit nassen Handtüchern durch die Stadt jagt? Ja bitte.

Satire ist die beste Waffe die man gegen Ungerechtigkeiten hat und wer auf der richtigen Seite steht und trotzdem zu dumm dazu ist die zu verstehen begehrt Wehrkraftzersetzung am Kampf gegen Ungerechtigkeit. Ein Widerstand gegen das System muss witzig sein (Ganz frei nach Marc-Uwe Kling)
 
Er äußert sich ja nicht zum satirischen Wert des Buches, sondern zu dem satirischen Wert der Covergestaltung ;-)
Nein, das tut er nicht. Manchmal glaub ich ja fast, du willst mich so ein bisschen auf die Schippe nehmen.
 
Manchmal glaub ich ja fast, du willst mich so ein bisschen auf die Schippe nehmen.

Ja. Aber das liegt daran, dass es jeder verdient hat das man sich über ihn lustig macht, damit man nicht größenwahnsinnig wird.

Aber was will man an Kritik über die Kommentarspalten(!) bei Spiegel Online(!) auch groß sagen? Das ist genauso, als wenn man eine Müllkippe kritisiert, weil sie nicht besonders gut riecht.
 
Es geht meiner Meinung nach letztlich nicht darum, ob die Satire hier verstanden wurde oder nicht, weil es für die political correctnes Maschine, bzw. dieses Referat offensichtlich keine Rolle spielt. Das scheint ne recht einfache, unreflektierte Reaktionssache auf Dinge zu sein, die erstmal vorwiegend anstößlich sein könnten (Stichwort "könnte ja Jemanden triggern") und dafür gibts ironische Preise. Find ich etwas Banane, könnense aber machen.

Wobei ich Saint und Jack allerdings zustimme, ist, dass sie damit den eigentlich progressiven und wichtigen Diskurs vergiften, weil sie mit den Kanonen, mit denen sie eigentlich auf Altnazis und rasisstische Programmierung in der Poltik, in den Medien und im Alltag schießen sollten, auf Satire schießen. Ob sie damit jetzt den Verlag meinen, weil der ein Bild benutzt hat, dass ihnen nicht gefällt, oder den Autor selbst weiß ja offensichtlich trotz Stellungsnahme in der Diskussion darüber kein Schwein mehr, weil die Grenzen auch zu schnell verschwimmen.

Was davon übrig bleibt, ist eine Unterfütterung des über das ganze Thema bereits die Augen verdrehenden, "Gutmenschen!"-schreienden Proletentums und der Auffassung, dass die eigentlich gut gemeinte und richtige Bewegung zur Gleichberechtigung und zum Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus eigentlich gar nicht so richtig weiß, was sie will, da sie ja sowieso alles kritisiert und blind abmahnend durch die Gegend feuert. Es mag zwar in der objektiven und etwas naiven Betrachtung richtig sein, auch solche Werbeaktionen zu kritisieren - weil sie streng genommen rassistische Motive verwenden - in der Praxis ist es absurd. Unsere Gesellschaft braucht es nicht, dass ein Verlag, der das Satire-Werk eines afrodeutschen Autors vermarktet, einen Spottpreis und damit das Label "Rassisten" bekommt, unsere Gesellschaft braucht aufrechten Kampf gegen tatsächliche Ungleichbehandlung und rassistische Vorurteile. Wenn man nicht sieht, dass die satirische Aufbearbeitungen dieser Vorurteile und Klischees dazu beiträgt und diese stur nach Schema F mit dem Label "ist auch rassistisch" versieht, tritt man auf der gleichen Stelle, wie die linguistische political correctness es seit Jahren tut.

Die sprache Selbstzensierung und Verstümmelung durch den Versuch, den generischen Maskulin zu umgehen und möglichst jede Ansprache neutral zu erhalten lassen bereits im Statement dieses Referats darauf schließen, dass es sich bei der ganzen Sache um diese auf der Stelle tretenden "fighters for the right to be offended" handelt. Davon gibt es auch in den USA genug. Die rassistische Diskriminierung lässt sich aber nicht dadurch bekämpfen, dass man aus nigger das "N-Word" macht oder satirische Aufbearbeitung von Klischees und Stereotypen aufgrund der Verwendung dieser Stereotypen kritisiert. Vor allem nicht, wenn man davon ausgeht, dass die humoristische Aufbearbeitung von solchen Stereotypen, Vorurteilen und rassistischem Gedankengut möglicherweise zwingend notwendig ist, um sie am Ende zu überkommen.

Das ist letztlich immer ein Kampf der Überzeugungen, wie das zu bewerkstelligen ist. Es gibt viele die glauben, dass das vorwiegend durch gesellschaftliche und individuelle Selbstzensur und strenge Regulierung geschieht, andere, dass es leichter wird, je lockerer man damit umgeht. Beide stellen erstmal voran, dass es wichtig ist, sich der rassistischen und anderweitig diskirminierenden Inhalte unserer Alltags-, Bild- und Mediensprache bewusst zu werden und das ist soweit denke ich objektiv richtig. Das sollte man machen, wenn man will, dass sich etwas ändert. Die großen Diskrepanzen liegen dann im Umgang damit. Ich bin eher für Stand Up Comedians wie Russell Peters, Autoren die provokante Satire auf den Markt bringen und letztlich auch für Serdar Somuncu, als für akademische oder sozialpolitische Instanzen, die am Besten noch in Stellvertreterschaft fordern, abmahnen, verurteilen und verweisen. Die Fingerzeitrhetorik führt überhaupt erst dazu, dass Jemand auf die Idee gekommen ist, das Ganze in einem praktischen "Gutmenschentum"-Feindbild zusammenzufassen und es sorgt freimütig auch weiter dafür, dass diese Schuhe so schön passen.
 
Saint schrieb:
Aber was will man an Kritik über die Kommentarspalten(!) bei Spiegel Online(!) auch groß sagen? Das ist genauso, als wenn man eine Müllkippe kritisiert, weil sie nicht besonders gut riecht.


Das kritikwürdige ist ja vor allem, dass diese idiotische und undifferenzierte Tatsachenverzerrung nicht bei SpOn anfängt oder aufhört. Sondern dass sie sich auch hier rüber zieht. Oder zu Facebook, wo das schon jemand aus meinem Freundeskreis geteilt hat. Und dabei wird immer die selbe Aussage verbreitet: "Die Gutmenschen nehmen uns den Neger weg".
Das hat dann inhaltlich schon überhaupt nichts mehr mit dem Buch oder dem Cover zu tun. Die Hautfarbe des Autors wird gerne noch mitgenommen, um die politisch korrekten Gutmenschenterroristen noch ein bisschen mehr der Lächerlichkeit preiszugeben. Ohne freilich zu erklären, wo da der Zusammenhang zwischen Hautfarbe und Berechtigung der Kritik sein soll. Aber das ist ja auch gar nicht so wichtig. Tieferes Nachdenken oder auch nur logisches Argumentieren würde ja nur der Selbstaffirmation im Weg stehen.
Und irgendwann ist eben im öffentlichen Diskurs nicht mehr die Frage, ob Kritik an Rassismus berechtigt ist, sondern warum die Gutmenschen immer stänkern müssen. Und diese Schlacht ist gegenwärtig schon beinahe verloren.
Das ist es, wogegen ich mich wehre.
Das Buch ist mir total egal. Die Leipziger auch. Wobei ich natürlich im Prinzip immer gut finde, wenn Leute sich engagieren.

Aber ""Handbuch für Neger": Studentenvertreter werfen schwarzem Autor Rassismus vor" ist eine Schlagzeile, die ich in ihren Verkürzungen und daraus resultierenden Implikationen nicht akzeptieren möchte.
 
Das ist weniger ein "Die Gutmenschen nehmen uns den Neger weg" als ein "Haha, die dummen Studenten! Nennen einen Neger Rassisten!". Schon ein wenig anders - in die Diskussion fliesst weniger Rassismus, als mehr die allgemeine Intellektuellenfeindlichkeit hinein...
 
Aber wenn du jetzt mit Gewalt versuchst, da eine Sarkeesian-Parallele herzustellen, dann überleg mal, wo dich das dann in dem Szenario positioniert.

Erzähl mir das doch einfach. Dann muss ich nicht lange überlegen und weiß genau, auf welcher Position du mich gerade haben willst. Ich blick bei den ganzen Optionen nicht mehr wirklich durch.
 
Nix da.
Die Parallelenziehung ist dein Projekt, nicht meins.
Da musst du die Kopfarbeit schon alleine machen. Ich kann dir höchstens hinterher sagen, ob es plausibel ist.
Außerdem magst du doch keine Spoiler.
 
Na dann is ja gut.

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Dafür, dass er über crybabies im Internet schwafelt.. you know.. he cries alot. Das Video war schon Ioelet, als er die Redskin-Sache als Negativbeispiel für butthurtery eingebrat hat*, spätestens bei "as a man, you can't make fun of women" war dann auch meine Geduld vorbei. Für solche Typen hab ich mittlerweile nicht mehr die Zeit. Soll er sich in seinen Keller verkriechen und darüber heulen, dass die politisch überkorrekte Welt ganz gemein zu ihm ist und seinen genialen Humor nicht versteht. Wenn ers braucht.




* weil es auch butthurt wäre, sich über die Denver Niggers aufzuregen, deren Fans sich ganz selbstverständlich mit Blackface und dicken, roten Lippen ins Stadion stellen. Pssh some people just simply can't take a joke...
 
Ich würde mal grob schätzen: jo. Vermutlich wird es dich aufregen, vielleicht auch nicht. Ich hab auch nicht bis zum Ende geguckt, vielleicht revidiert er das ja auch alles noch am Ende oder so. Glaub ich zwar nich, 't is mir aber ooch piepe.
 
Ich habs mir angeschaut; in der Tat Zeitverschwendung.

"Die Welt ist sooo ungerecht - ich sage doch nur was, und dann regt sich da vielleicht jemand auf! WÄÄÄÄH *heul* Alle doof die meinen Humor nicht verstehen!"
Kann halt passieren. Man sagt was, und dann regt sich jemand auf. Dann setzt man sich damit auseinander, sieht sich im Recht oder Unrecht - ist ja nicht so, als müsste man sterben, nur weil man halt mal scheiße gelabert hat.

Und dieses "Ohrstöpsel, Augenbinden und Haus nicht mehr verlassen, dann fühlt ihr euch auch nimmer angegriffen" - Nun, die Alternative wäre an ihn und seinesgleichen: Einfach mal die Fresse halten!

Ist vielleicht wie mit diesen Anti-Vergewaltigungskampagnen: Vielleicht ist es der falsche Weg, allen Frauen zu sagen sich nur noch bewaffnet, in Gruppen und bei Tageslicht draußen zu bewegen. Vielleicht wärs sinniger, Männern die sich nicht im Griff haben den Zugang zur Öffentlichkeit nur in Begleitung vertrauensvoller, älterer weiblicher Verwandter zu erlauben. ;)
(Ja, bewusst überspitzt)
 
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