Es geht meiner Meinung nach letztlich nicht darum, ob die Satire hier verstanden wurde oder nicht, weil es für die political correctnes Maschine, bzw. dieses Referat offensichtlich keine Rolle spielt. Das scheint ne recht einfache, unreflektierte Reaktionssache auf Dinge zu sein, die erstmal vorwiegend anstößlich sein könnten (Stichwort "könnte ja Jemanden triggern") und dafür gibts ironische Preise. Find ich etwas Banane, könnense aber machen.
Wobei ich Saint und Jack allerdings zustimme, ist, dass sie damit den eigentlich progressiven und wichtigen Diskurs vergiften, weil sie mit den Kanonen, mit denen sie eigentlich auf Altnazis und rasisstische Programmierung in der Poltik, in den Medien und im Alltag schießen sollten, auf Satire schießen. Ob sie damit jetzt den Verlag meinen, weil der ein Bild benutzt hat, dass ihnen nicht gefällt, oder den Autor selbst weiß ja offensichtlich trotz Stellungsnahme in der Diskussion darüber kein Schwein mehr, weil die Grenzen auch zu schnell verschwimmen.
Was davon übrig bleibt, ist eine Unterfütterung des über das ganze Thema bereits die Augen verdrehenden, "Gutmenschen!"-schreienden Proletentums und der Auffassung, dass die eigentlich gut gemeinte und richtige Bewegung zur Gleichberechtigung und zum Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus eigentlich gar nicht so richtig weiß, was sie will, da sie ja sowieso alles kritisiert und blind abmahnend durch die Gegend feuert. Es mag zwar in der objektiven und etwas naiven Betrachtung richtig sein, auch solche Werbeaktionen zu kritisieren - weil sie streng genommen rassistische Motive verwenden - in der Praxis ist es absurd. Unsere Gesellschaft braucht es nicht, dass ein Verlag, der das Satire-Werk eines afrodeutschen Autors vermarktet, einen Spottpreis und damit das Label "Rassisten" bekommt, unsere Gesellschaft braucht aufrechten Kampf gegen tatsächliche Ungleichbehandlung und rassistische Vorurteile. Wenn man nicht sieht, dass die satirische Aufbearbeitungen dieser Vorurteile und Klischees dazu beiträgt und diese stur nach Schema F mit dem Label "ist auch rassistisch" versieht, tritt man auf der gleichen Stelle, wie die linguistische political correctness es seit Jahren tut.
Die sprache Selbstzensierung und Verstümmelung durch den Versuch, den generischen Maskulin zu umgehen und möglichst jede Ansprache neutral zu erhalten lassen bereits im Statement dieses Referats darauf schließen, dass es sich bei der ganzen Sache um diese auf der Stelle tretenden "fighters for the right to be offended" handelt. Davon gibt es auch in den USA genug. Die rassistische Diskriminierung lässt sich aber nicht dadurch bekämpfen, dass man aus nigger das "N-Word" macht oder satirische Aufbearbeitung von Klischees und Stereotypen aufgrund der Verwendung dieser Stereotypen kritisiert. Vor allem nicht, wenn man davon ausgeht, dass die humoristische Aufbearbeitung von solchen Stereotypen, Vorurteilen und rassistischem Gedankengut möglicherweise zwingend notwendig ist, um sie am Ende zu überkommen.
Das ist letztlich immer ein Kampf der Überzeugungen, wie das zu bewerkstelligen ist. Es gibt viele die glauben, dass das vorwiegend durch gesellschaftliche und individuelle Selbstzensur und strenge Regulierung geschieht, andere, dass es leichter wird, je lockerer man damit umgeht. Beide stellen erstmal voran, dass es wichtig ist, sich der rassistischen und anderweitig diskirminierenden Inhalte unserer Alltags-, Bild- und Mediensprache bewusst zu werden und das ist soweit denke ich objektiv richtig. Das sollte man machen, wenn man will, dass sich etwas ändert. Die großen Diskrepanzen liegen dann im Umgang damit. Ich bin eher für Stand Up Comedians wie Russell Peters, Autoren die provokante Satire auf den Markt bringen und letztlich auch für Serdar Somuncu, als für akademische oder sozialpolitische Instanzen, die am Besten noch in Stellvertreterschaft fordern, abmahnen, verurteilen und verweisen. Die Fingerzeitrhetorik führt überhaupt erst dazu, dass Jemand auf die Idee gekommen ist, das Ganze in einem praktischen "Gutmenschentum"-Feindbild zusammenzufassen und es sorgt freimütig auch weiter dafür, dass diese Schuhe so schön passen.