Rund um Bücher "Sprachzensur" und Rassismus in Literatur und der Umgang damit.

Keine Ahnung, warum du das postest, kann man ja nur raten.

Is aber sehr leicht auf Beides zu antworten. Das Wort "microaggression" ist schon so political correct, dass der ganze Nonsens jauchzend den Bach runterfällt. Next.

Das "trigger warning desaster" ist ganz offensichtlich eine Folge tabuisierter, gesellschaftlicher Erziehung. Wer jedes "böse Wort" überbleept, sich von seiner vermeintlich "christlichen Moral" dazu verleiten lässt, Sexualität völlig zu dämonisieren und durch das Tabu erst zur "verbotenen Frucht" zu machen (just google "high school sex scandals"), der muss sich nicht wundern eine Generation von Menschen heranzuziehen, die mit Kontroversen und Konfrontationen nicht mehr klarkommt. Lustigerweise ist das auf dem Mist der politischen Rechten (und angeblich "libertären") gewachsen, die jetzt am Lautesten in die Schwachsinns-Tröte von "Meinungsfreiheit vs. Political Correctness" brüllen, weil Letztere ihnen nicht mehr erlauben will, jeden unifnormierten und ignoranten Scheiß rauszuhauen, der ihnen gerade durchs Gehirn pfeift.

Freie und tabulose Diskussion über Sexualität und Sexualisierung wird nicht von politisch überkorrekten Leuten verhindert, sondern von drölfzillionen Neckbeards, dies nicht ausstehen können, wenn ne Fraus Maul aufmacht und "Zensur" schreien, wenn man ihnen keinen Freifahrtschein dafür überreichen will, jede Frau die das wagt geschlossen zu Tode zu brüllen. Die am meisten gestellte Frage in Debatten über solche Themen ist nicht umsonst "müssen wir wirklich darüber reden?". Die Leute, die im Augenblick am Lautesten "Meinungsfreiheit" skandieren haben bei Weitem am meisten Probleme damit, wenn über Dinge diskutiert und geredet wird, die ihnen unangenehm sind. Schon das im Artikel angesprochene Seminar dürfte aufgrund seiner "hippie"-Prämisse schon auf der schwarzen Liste all der ehrlichen Freiheitskämpfer da draußen landen. Da ist es ironisch, dass es nun allernorts als vermeintliches Symptom des Dogma der political correctness rausgehauen wird. Ein Seminar über Darstellungen (afroamerikanischer) Sexualität im Film? Klar, wär bestimmt ganz weit oben auf der Liste der Meinungsfreiheitsrechtler, auch hier im Forum.
 
Habs einfach nur gepostet, da ich dachte, daß es hier rein passt.
Auf der einen Seite bin ich schon dafür, daß Menschen aufeinander Rücksicht nehmen und einen gewissen Respekt entgegenbringen, auch und besonders, wenn es um Menschen mit anderen Ansichten geht. Auf der anderen Seite darf es nicht zur Regel werden, da übervorsichtig zu sein und alle immer in Watte einzupacken. Sonst passiert sowas. Ich war neulich auf einer Schulung, wo tatsächlich vorgeschlagen wurde, man sollte doch lieber Chancen anstelle von Problemen sagen. In dem behandelten Beispiel ging es schon um relativ ernste (unternehmerische) Probleme. So etwas, was in der Realität schon die Existenz einer Firma ruiniert hätte. Schon eine etwas merkwürdige Welt...

Über die ganze Empörungskultur (ohne Bezug zu einem speziellen Thema) habe ich ein gutes Video gefunden:
 
Ja, wie gesagt. Diese Verkürzung der Sprache durch vermeintliche Tabus ist, vor allem in der US-Kultur, schon sehr lange aktiv. Deswegen hat diese Gesellschaft auch besonders ausufernde Probleme mit dem Umgang kontroverser oder konfrontierender Topics. Diese Beispiele aus der Wirtschaft verknüpfen sich da sehr stark mit der generellen Idee der Euphemismus-Tretmühle, wie schon oft im Thema angesprochen.

Das Video ist gut, ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo da der große Aufreger gewesen sein soll. So entstehen "Bewegungen" wie Gamergate und durch diese "thought germ"-Ansteckung redet man hier im Forum plötzlich drüber oder benutzt exponentiell öfter Wörter wie "Gutmensch", meist in ironischer, selbstbezogener Weise. Der große, von einigen Menschen beschworene und meines Erachtens immer noch zu 100% konstruierte culture war zwischen links/rechts, republikanisch/demokratisch, politisch korrekt/meinungsfreiheitlich ist ein Produkt dieser selbstreferentiellen und sich perpetuierenden "Gedankenbubbles" und die Hauptwaffe das Ganze am Leben zu halten sind Hysterie, Empörung und Wut.

Ich schätze, wenn wir nicht aufhören unsere komplexen Probleme, Positionen, Herangehensweisen und Meinungen so ungemein anti-pluralistisch auf nur zwei vermeintlich entgegengesetzte Prinzipien zu reduzieren, werden wir vermutlich noch sehr lange mit dieser Dynamik zu kämpfen haben.
 
Ich war neulich auf einer Schulung, wo tatsächlich vorgeschlagen wurde, man sollte doch lieber Chancen anstelle von Problemen sagen. In dem behandelten Beispiel ging es schon um relativ ernste (unternehmerische) Probleme. So etwas, was in der Realität schon die Existenz einer Firma ruiniert hätte.

Ich war jetzt nicht auf der Schulung, aber das sind schon zwei unterschiedliche paar Schuhe. Worte so zu nutzen, dass sie einen wünschenswerten psychologischen Effekt haben (um beispielsweise zum Erwerb zu animieren) hat mit politisch korrekten Bezeichnungen nichts zu tun.

Bzw. sollte es das nicht. Wenn ich nur deswegen nicht mehr Negerkuss sage, weil ein paar weiße Leute deswegen empört wären, dann hab ich ja auch irgendwie nich verstanden, was ich da eigentlich tue.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bzw. sollte es das nicht. Wenn ich nur deswegen nicht mehr Negerkuss sage, weil ein paar weiße Leute deswegen empört wären, dann hab ich ja auch irgendwie nich verstanden, was ich da eigentlich tue.
Ich bin gerade über "Gamesmarkt" auf den "Pädi" gestoßen und dann auf diese Website: hyperbole.de

Scheint mir eine gute Quelle für meinen Kleinen (10) zu sein.

Was sagt denn diese Dame dazu: http://hyperbole.de/frag-eine-afro-deutsche-nwort-frag-ein-klischee/
(Ich hab hier keinen Ton.)
 
Klar spiele ich damit. Ich spiele auch damit, wenn einer den ich kenne Muslim oder Jude ist. Ich spiele in gemischter Runde auch mit der Nazi-Vergangenheit der Deutschen. Und spiele mit Männer/Frauen Klischees.

Wird nur albern, wenn ich dem Ganzen den diskriminierenden Hintergrund zu nehmen versuche und so tue, als wäre das alles generell harmlos und voll ok. Vor allem ja dann, wenn ich das tue obwohl ich im Alltag gar nichts damit zu tun habe.
 
Und noch was anderes: Meine Tochter stieß im meinem Beisein vor ein paar Tagen zufällig auf die erste Pippi-Langstrumpf-Folge und wir schauten uns die an.
Im Laufe der Sendung wurde mindestens 2 Mal Annika und 1 Mal Pippi volle Breitseite unter den Rock gefilmt, also so richtig auf den Schlüpper mit gespreizten Beinen.

Ist mir als Kind nicht aufgefallen oder halt nichts von hängen geblieben.

Keine Ahnung, ob das schon damals als Provoaktion gedacht war, ist ja von 1969 die Serie. Jedenfalls war mir das unangenehm. Wenn man im RL mit Kindern zu tun hat, passiert sowas ja auch mal, aber unsere (zumindest meine) Prägung lässt mich dann pietätvoll wegschauen.
Wir wollen alle (hoffentlich) tolerant sein, aber für mich gibt es da insofern schon Toleranzhürden/-grenzen.

Da würde mich auch mal interessieren wie da ein @Arlecchino zu eingestellt ist.
 

Gewaltvolles Wort aus einer gewaltvollen Kolonialgeschichte, das sich davon nicht entkoppeln lässt.
Das absolut nicht klargeht und wirklich verletzend ist, und daher auch nicht ironisch geht. Nein, nur weil man es immer schon benutzt hat, machts das nicht besser. Es war damals rassistisch und ist es heute auch, und im Gegensatz zu damals dürfen schwarze Menschen das sogar sagen.
Und nein, es aus Kinderbüchern zu streichen nimmt niemandem die Kindheit weg.
 
Das:
Und nein, es aus Kinderbüchern zu streichen nimmt niemandem die Kindheit weg.

und das:
2014 warner brothers.jpg

sind irgendwie beiden valide und nachvollziehbare Argumente...

...also zumindest so valide wie jeder herkömmliche Antikriegsfilm.

(Mir gefällt zweites Argument besser, es birgt aber eben vielleicht auch Gefahren.)
 
Ja, es birgt halt die Gefahr, dass (in Bezug auf das Video von vorhin) schwarze Kinder verletzende Erfahrungen machen und besagte Kinderbücher oder Cartoons nicht genießen können, weiße Kinder hingegen schon.
Wem wird da was weggenommen?

Mir gefällt das erste besser, weil ich es bei sowas bevorzuge, dass Betroffene selbst sagen wie sie das empfinden, und man Rücksicht aufeinander nimmt.

Disclaimer mit "enthält rassistisches Vokabular" sind aber gut, dann kann man diese Medien überspringen.
 
Ja, es birgt halt die Gefahr, dass (in Bezug auf das Video von vorhin) schwarze Kinder verletzende Erfahrungen machen und besagte Kinderbücher oder Cartoons nicht genießen können, weiße Kinder hingegen schon.
Wem wird da was weggenommen?
Bei Pippi Langstrumpf wird keinem was weggenommen, wenn der Neger jetzt Schwarzer, Farbiger oder Mann heißt. Bei Tom Sawyer & Huckleberry Finn aber schon.
 
@Skar

Früher hat man sich im TV keine Gedanken über Nacktheit von Kindern gemacht. Es gab ne Serie namens Bettkantengeschichten da sind alle naselang nackte Mädchen durchs Bild gerannt. Also auch teils völlig zusammenhangslos. Und dann gabs da noch den Kinderfilm, wo ein Opa immer von der Nymphe am See erzählt hat und die Kinder im Film ihn verarscht haben, indem sich ein Mädchen lasziv und nackt geräkelt hat, während Opa völlig hin und weg den Beweis für die Nymphe hatte. Oder eine Flüchtlingsdoku aus den 80ern, bei der ein kleines Mädchen vor der Kamera verschüchtert mit ihrem Kleid gespielt und ihren Schlüppi immer wieder hat blitzen lassen. Ich fand das als Kind seltsam aber interessant und heute find ich, dass nackte Kinder im TV nix verloren haben. Hab ich hier schon mal gesagt, wurd ich als prüde abgestempelt. Machse nix...

@alte Filme generell

Schaut euch doch mal Dumbo an und achtet auf den Text, den die Skla.... Freiwilligen, freudigen, dunkelhäutigen Mitarbeiter im Regen singen, wenn sie das Zelt aufbauen. ;-)

Die Sache ist glaub ich, dass Kindern das wahrscheinlich alles gar nicht auffällt mit welch offensichtlichem Rassismus damals gearbeitet wurde. Erwachsene kriegen heute die Krise. Mittlerweile denk ich mir: Dann schreibt den Kram halt um. Ich bezweifle jedoch, dass damit irgendwem geholfen ist.
 
Bei Pippi Langstrumpf wird keinem was weggenommen, wenn der Neger jetzt Schwarzer, Farbiger oder Mann heißt. Bei Tom Sawyer & Huckleberry Finn aber schon.

Jau, das sehe ich persönlich auch so, da hat es in meinen Augen auch seinen inhaltlichen Sinn als Spiegel nicht nur der Entstehung-, sondern auch der Handlungszeit.

Daruber würd ich dennoch nix entscheiden, sondern mir anhören was schwarze Menschen dazu zu sagen haben.
 
Ich schätze, wenn wir nicht aufhören unsere komplexen Probleme, Positionen, Herangehensweisen und Meinungen so ungemein anti-pluralistisch auf nur zwei vermeintlich entgegengesetzte Prinzipien zu reduzieren, werden wir vermutlich noch sehr lange mit dieser Dynamik zu kämpfen haben.

Eben, es geht darum ein Bewußtsein zu schaffen um richtig, nicht gedankenlos sondern vernünftig (Im Sinne der Vernunft und des gesunden Menschenverstandes), damit umgehen zu können, als kleingeistig jedes Wort auf die Goldwaage zu legen und notfalls mit Gewalt etwas negatives, bösartiges hineinzuinterpretieren. Dieses schließt einen kritischen Umgang nicht aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte dazu früher eine andere Meinung. Heute sehe ich das so:
Neger hatte früher keine rassistische Bedeutung und bedeutete so viel wie Schwarz Afrikaner.
Dank der Amerikanisierung unserer Kultur bedeutet Neger heute soviel wie schwarz Afrikanischer Sklave und wird als Beleidigung benutzt.
Es gibt also gute Gründe die Pippi Langstrumpf Geschichte so auszuliefern, dass sie so verstanden wird wie sie gemeint war.
Wer will denn laut vor einer Gruppe Kinder verschiedenster Hautfarbe das Wort "Neger" vorlesen?
Außer Menschen weit jenseits der 50 kennen ich keinen der sich dabei nicht unwohl fühlt.

Gut das man das ändert. Dabei finde ich sollte Tolleranz gegenüber älteren Menschen geübt werden.

Bei Zigeuner bin ich mir nicht so sicher. Ich hätte gerne ein Wort für Sinti&Roma&Pavee&Andere Reisende Völker.
"Fahrendes Volk" gilt ja auch schon als Beleidigung.
Vor allem sehen nicht alle die Kategorie "Zigeuner" als Beleidigung. Ich hab drei erwachsene Sinti und eine erwachsene Roma in meinem Freundeskreis. Die Roma und ein Sinti hatten sich mir ursprünglich als Zigeuner vorgestellt bis ich gefragt habe wusste ich nicht welche. Bzw. bis der eine über die anderen abgelästert hat....

Ich sehe es ein das man Wörter die andere als Beleidigung empfinden nicht als Label für sie benutzen sollte. Mich würde es auch nerven, wenn für Leute die aussehen wie ich grundsätzlich das Wort Arschloch benutzt würde. Ich würde darauf bestehen es abzuschaffen. Was aber wenn es genug Leute gibt die eben falls mit Arschloch adressiert werden und es sie nicht stört?

Im Prinzip wäre ich für die Abschaffung vom Zigeuner, wenn ich dafür ein handliches und akzeptiertes Ersatzwort bekomme. Es ist ja nun wirklich nicht negativ gemeint.
Wunderbare und Dinge wie Zigeunerhochzeit,Zigeunerweisen oder das Zigeunerschnitzel und die Zigeunersoße tragen alle zu einer positiven Bedeutung des Wortes bei.
Wie sollte man sie sonnst nennen?
Gibts dazu eine Lösung?
 
Hast noch den Zigeunerbaron vergessen. ;)
Soll ein schönes stück sein, habe ich mir aber nie Angetan. Es doch durchweg positiv zu sehen, oder nicht?

Wer als Zigeuner gelabled war wurde im 3. Reich in Vernichtungslagern getötet. Aber Juden heißen auch noch Juden, Russen heißen noch Russen, Polen heißen noch Polen....

Was ist am Wort so böse? Welches sollen wir stattdessen benutzen?
 
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