Rund um Bücher "Sprachzensur" und Rassismus in Literatur und der Umgang damit.

Stadionverbot wegen falscher Farbe?
Ich verstehe ja, daß Blackfacing rassistisch vorbelastet ist. Allerdings haben Symbole immer nur die Macht, die wir ihnen zugestehen. Könnte es nicht sein, daß sich die Zeiten langsam ändern und das kostümieren als eine andere Ethnie nicht auch ein Zeichen des Respekts sein kann? Hey, ihr seid so cool, wir wollen auch, wenn nur temporär dazugehören? Es kommt natürlich auf den Kontext an und wie das geschieht. Wem lange übel mitgespielt wurde und auch immer noch wird ist es nicht zu verdenken, daß in solchen Aktionen erstmal neuer Rassismus gewittert wird. Allerdings ist das auch eine Chance, sich die Deutungshoheit über die eigene Symbolik zurückzuholen und die Bedeutung einer Ursprünglichen Beleidigung umzukehren. Das besiegt zwar nicht den Rassismus in den Köpfen, macht aber das menschliche Miteinander vielleicht etwas angenehmer.
 
Erstmal ein kleiner Einschub:
Allerdings haben Symbole immer nur die Macht, die wir ihnen zugestehen.
Ich möchte mal ganz kurz darum bitten diese Floskel aus dem Sprachgebrauch zu verbannen. Die ist nämlich wirklich ziemlicher Quatsch.
NATÜRLICH hat absolut immer jede Äußerung eines Menschen IMMER nur so viel Macht auf ihn, wie er ihr "zugesteht", aber dieses "zugestehen" ist eben ja meist kein bewusster Entscheidungsakt.

Wenn ich Leute grundlos als Arschloch beschimpfe, ihnen meinen nackten Hintern entgegenstrecke oder mit Hakenkreuzflagge in eine Synagoge marschiere - jaja, dann ist es schon irgendwie ne subjektve Sache der anderen, ob sie sich davon gestört fühlen... aber: Manche Aktionen (wie eben meine Beispiele hier) sind eben einfach offensichtlich aus Hass und/oder Rücksichtslosigkeit motiviert, respektlos und verletzend.

Vieles bewegt sich in einer Grauzone zwischen "verdammt unsensibel" und "doch nicht böse gemeint". Aber ein allgemeines "Symbole haben IMMER(!) nur die Macht, die wir ihnen zugestehen", halte ich für ziemlich überzogen relativierend. Wenn man jemanden übelst beleidigt, dann verletzt das den eben, weils ne Scheißaktion ist - und nicht weil dieser masochistische Depp dem Symbol verletzende Macht zugesteht.

Ich vermute, dass du das so auch garnicht gemeint hattest - aber diesen Beiklang hat das für mich. Ich denke, dass diese Floskel eher destruktiv als konstruktiv ist.

Nun aber zu dem, was du wohl eigentlich damit meintest (?), nämlich:
Symbole sind nicht immer eindeutig. Was theoretisch verletzend wahrgenommen werden kann, muss nicht zwangsläufig auch immer verletzend wahrgenommen werden. Da spielt der Kontext eine Rolle.
Hier stimme ich dir übrigens absolut zu.

Wenn das ne Bande strammer NPD-Mitglieder war, die im "Neger"-Kostüm Affenlaute gemacht haben um sich mal so richtig über den Gegner lustig zu machen, ist das einfach was anderes, als wenn da zwei Typen waren, die sich gesagt haben "JUHUUU, wir haben Karten für Deutschland gegen Ghana; los, lass uns das zelebrieren: wir verkleiden uns als Ghanaer und machen so richtig Party".
 
Ich vermute, dass du das so auch garnicht gemeint hattest - aber diesen Beiklang hat das für mich. Ich denke, dass diese Floskel eher destruktiv als konstruktiv ist.
Ja, da hast Du recht. Da ist ein schmaler Grat zwischen Verharmlosung und echtem aufeinander zugehen. Mir ging es auch mehr um Symbolik, die direkt mit einer Ethnie, die direkt dieser Ethnie "gehört" als um Symbolik, die gegen diese in Stellung gebracht wird - an die habe ich leider nicht gedacht. Arschloch usw. ist jedoch keine rassistische oder religiöse Beleidigung und manchmal muß man Ärsche auch Ärsche nennen.

Nun aber zu dem, was du wohl eigentlich damit meintest (?), nämlich:
Symbole sind nicht immer eindeutig. Was theoretisch verletzend wahrgenommen werden kann, muss nicht zwangsläufig auch immer verletzend wahrgenommen werden. Da spielt der Kontext eine Rolle.
Hier stimme ich dir übrigens absolut zu.

Wenn das ne Bande strammer NPD-Mitglieder war, die im "Neger"-Kostüm Affenlaute gemacht haben um sich mal so richtig über den Gegner lustig zu machen, ist das einfach was anderes, als wenn da zwei Typen waren, die sich gesagt haben "JUHUUU, wir haben Karten für Deutschland gegen Ghana; los, lass uns das zelebrieren: wir verkleiden uns als Ghanaer und machen so richtig Party".

Ich hoffe ja, daß wir irgendwann mal dahin kommen, daß wenn NPD-Midglieder so eine Aktion machen, nicht alle zuerst an den rassistischen Hintergrund denken, sondern daran, wie lächerlich sich die Leute aufführen, weil sie Leute beleidigen wollen. Ich bin für einen respektvollen Umgang untereinander, aber ich sehe zunehmend das Problem, daß sehr viele Umgangsformen einfach "Political Correct" überreguliert sind und dadurch Rassismus an Stellen gesehen wird, wo eigentlich keiner ist. Das führt dann dazu, daß die Menschen, die eigentlich alle ein friedliches Miteinander wollen sich gegenseitig Vorwürfe machen und in kleinlichen Streitereinen verzetteln und dabei den eigentlichen Rassisten in die Hände spielen. Die Energie, die mit Infighting verschwendet wird, wird nicht zur Überwindung des eigentlichen Problems eingesetzt. Diese ganzen Streitereien haben eine wirklich schlechte Außenwirkung für die "unbeteiligte" Öffentlichkeit (also Leute, die nicht direkt in solchen Organisationen engagiert sind).
Bestimmte Interessengruppen, die eigentlich für die Belange von Minderheiten eintreten sollen, scheinen es sich auf die Fahnen geschrieben zu haben, überall Diskriminierung zu erkennen und gegen alle Menschen loszupoltern, die sich ihrer Meinung nach nicht korrekt gegenüber ihrer Interessengruppe verhalten haben, daß sie meiner Meinung nach der Diskriminierung nur neue Nahrung liefern. Ein Problem ist, wenn man Menschen, die sich im Ton vergriffen haben, nicht sagt, hör mal, hier haben sie sich im Ton vergriffen, sondern sie gleich in eine Ecke mit Nazis stellt. Das signalisiert der breiten Bevölkerung da draußen, die der Aussage inhaltlich, aber nicht unbedingt im Tonfall zustimmt, daß man nicht an einem Dialog interessiert ist - welcher Durchschnittsmensch läßt sich schon gerne als Nazi hinstellen. Das macht es schwerer, Sympathie für die Positionen dieser Bevölkerungsgruppen zu wecken und ist einfach schlechte Werbung. Das hinterläßt einfach den unangenehmen Beigeschmack von: mit diesen Menschen kann man nicht vernünftig reden, wieso sollte ich dann mit ihnen reden. Mit den Rechten kann man über diese Leute reden und vielleicht liegen die ja garnicht so falsch mit ihrer Ansicht, daß man diese Leute nicht hier haben will. Beide Seiten wollen respektvoll behandelt werden. Da hilft nur, aufeinander zugehen, zuhören, respektieren, hinterfragen und ggf. auch mal Kompromisse eingehen oder das eigene Weltbild anpassen, man ist niemals im alleinigen Besitz der "Warheit". Das gilt für alle beteiligten.
 
Jo. Sind halt letzten Endes doch immer die Opfer schuld.
Und auf Rassismus hinzuweisen und ihn als Rassismus zu bezeichnen ist nur kontraproduktiv, weil er die Rassisten beleidigt.

(Was deine Stoßrichtung angeht, dass man Ignoranz nur mit Diskussionen auf der Grundlage des Herrschaftsfreien Diskurses aufbrechen kann, stimme ich dir ja zu. Aber deine Argumentation liest sich für mich seltsam.)
 
Ich schlage mal vor, dass jeder, der sich als Afrikaner, Chinese oder Eskimo verkleiden will, das einfach macht. Und dann mit dem entsprechenden Feedback lebt. Wir haben darüber eigentlich genug diskutiert, um anzureißen, mit welchem Urteil man bei einer solchen Kostümwahl schlimmstenfalls rechnen muss. Und auch, warum. Wem das zu heiß ist, der lässt es. Wer's trotzdem durchziehen will, der tut es. Absolution und Beifall gibt's dafür von einigen Menschen einfach nicht, völlig egal, wie oft man dafür gute Rechtfertigungen zu haben glaubt. Ich nehme an, dass muss dann eben genauso akzeptiert werden, wie die Tatsache, dass der eine oder andere kein Problem darin sieht, Menschen öffentlich und zum Spaß zu archtypisieren.
 
Ich will damit nicht sagen, daß die Opfer schuld sind, sondern daß es unter den Opfern auch Leute gibt, die sich sehr in der Opferrolle bequem gemacht haben und die Deutungshoheit über das gesammte Thema für sich beanspruchen. Es ist wichtig, daß Rassismus aufgezeigt und ins Licht der Öffentlichkeit gestellt wird. Wenn sich die äußeren Umstände aber ändern, muß auch die eigene Rolle überdacht werden. Es hilft nichts, wenn aus altem Rollenverständnis heraus, weiter nach Rassismus gesucht wird wo keiner mehr ist und Dinge rassistisch interpretiert werden, die nicht so gemeint sind. Das hilft den Opfern nicht.

PS: Southpark - Flaggenkrieg
 
Die Behauptung, dass irgendwo kein Rassismus sei, ist aber erstmal wenigstens genau so steil wie die, dass irgendwo welcher sei.
Die interessante Frage ist eher, ob der Hinweis auf die Reproduktion rassistischer (oder anderweitig diskriminierender) Äußerungen (mal als Sammelbegriff für Argumentationsstrukturen, Bilder, etc...) nachvollziehbar ist, oder nicht.
 
Und so macht mans richtig:

http://frankboehmert.blogspot.de/2014/09/wie-man-kunstlerische-integritat-auch.html?spref=fb

2014%2Bwarner%2Bbrothers.jpg


Oder findet ihr, dass sie es sich zu einfach machen?
 
Ohne weiter drüber nachgedacht zu haben klingt es erstmal gut.
Wichtig ist eben die kritische Bewertung. Und die ist ja drin.
 
Ein Problem welches kritisiert werden könnte (wohlgemerkt nicht von mir!) ist, dass Kinder, für die die Filme und Bücher ja eigentlich gemacht sind mit Zeitgeist und historischem Kontext wenig anfangen können. Die Argumentation könnte weiter lauten, dass sie demnach unreflektiert rassistisches oder verachtendes Gedankengut übernehmen. Ich bin ja der Ansicht, dass Eltern das in den Griff kriegen können und müssen, aber es wird ja immer wieder in die Mündigkeit seitens des Staates eingegriffen, mit dem Siegel Bürger Schützen zu wollen.
 
Ein Problem welches kritisiert werden könnte (wohlgemerkt nicht von mir!) ist, dass Kinder, für die die Filme und Bücher ja eigentlich gemacht sind mit Zeitgeist und historischem Kontext wenig anfangen können. Die Argumentation könnte weiter lauten, dass sie demnach unreflektiert rassistisches oder verachtendes Gedankengut übernehmen. Ich bin ja der Ansicht, dass Eltern das in den Griff kriegen können und müssen, aber es wird ja immer wieder in die Mündigkeit seitens des Staates eingegriffen, mit dem Siegel Bürger Schützen zu wollen.
Man kann die Welt nie vollständig vor dummen Eltern schützen. Die finden immer ne Möglichkeit ihre Kinder zu verziehen.
 
:whistle: Ja erziehen tut ja heute augenscheinlich auch niemand mehr, das können ja die Kindergärten und die Schulen machen, die sind dafür schließlich zuständig ... ;)

Mich würde jetzt mal interessieren auf welche Cartoons das explizit zutrifft - habe früher als Kind auch viel von WB wie "Bugs Bunny Show" usw. geguckt ohne das aus mir ein Rassist geworden ist.
 
Solange dabei aber keine Mäuse- oder Katzengeschlechtsteile zu sehen sind, ist das alles völlig problemlos.
 
Mich würde jetzt mal interessieren auf welche Cartoons das explizit zutrifft - habe früher als Kind auch viel von WB wie "Bugs Bunny Show" usw. geguckt ohne das aus mir ein Rassist geworden ist.

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Ich glaube, dass sowas keine Rassisten "macht". Aber so wie ich die Diskussion hier verstehe, nachdem ich sie überflogen habe, gehts auch bei diesen Cartoons um den Zeitgeist. Das ist noch aus den Verzigern und Fünfzigern, noch weit vor Gründung der Black Panther Party und zur Jugendzeit von Martin Luther King.

Medien sind wohl immer Reflektionen eines Zeitgeists und sie haben das Potential, bestehende Klischees und Vorurteile zu verstärken. Ich bin mir nicht sicher, wie solche Cartoons heute aufgenommen würden, aber ich glaub ausgestrahlt werden die nicht mehr, um das Thema zu vermeiden.
 
@Captain Jack

Der Film Dumbo hat ganz zu Anfang ein Lied, bei dem schwarze Sklaven ein Zirkuszelt aufbauen und dabei singen, wie toll sie das finden ohne Lohn zu arbeiten und sich nur am Lachen der Kinder erfreuen.
 
Mich würde jetzt mal interessieren auf welche Cartoons das explizit zutrifft
Einfach nach "cartoon stereotype" oder "cartoon racist" auf YouTube suchen. Bei belieben auch mit dem entsprechenden Studio (Warner Bros, Disney etc.) und es finden sich für gewöhnlich einige Beispiele in welchen die Darstellung anderer Ethnien nach heutigen Massstäben nicht in Ordnung ist.

Bei Disneys Dumbo können es die fröhlich singenden schwarzen Arbeiter sein welche das Zelt errichten oder die Raben die Dumbo auf dem Baum begrüssen welche nach Stereotypen bzw. Klischees sprechen die zu dieser Zeit Schwarzen zugeschrieben wurden.
Es wird dort mitunter die zwei persischen Katzen aus "Susi und Strolch" angeführt die über ausgeprägte Schlitzaugen verfügen, einen starken asiatischen Akzent haben und eher als kalt charakterisiert sind.
Mitunter werden die Original Lyrics von Arabian Nights angeführt wo die Araber mit "Where they'll cut off your ear, If they don't like your face. It's barbaric, but hey, it's home." charakterisiert werden. Etwas das in der modernen Fassung geändert wurde.
So Aspekte wie die Darstellung des "Indianer Mädchen" bei Peter Pan.

Was die WB Cartoons betrifft wird einmal als Scherz-Effekt sowas gemacht wie ein Charakter in eine Tonne gekloppt woraus er dann raus guckt. Mit dem Deckel wie einem "chinesischen Hut" auf den Kopf, Schlitzaugen und leichtes / schweres klingeln in den Ohren.
Schwarze Charaktere werden entsprechend dargestellt und die guten haben auch mal ein Black Face als "Strafe".

Daneben liefen die WB Cartoons auch als Motivation zu Kriegszeiten, ebenso wie Disney.
Was zu einigen Ausfällen nicht nur in Deutsche Richtung sondern auch in Richtung der Japaner führte.


Allerdings, wie gesagt.
Dazu gibt es alles YT Videos wo man es sich nochmal komprimiert anschauen kann.
Es heißt auch nicht das man dadurch direkt zum Rassist wird, wenn man das als Kind sieht. Nur das vielleicht gewisse rassistische Bilder suggeriert werden. Welche dann ggf. eine ordentliche Erziehung ausbügelt. Wo man allerdings mitunter auch erstmal gegenbügeln muss.

Ansonsten würde ich vermuten das die Autoren / Liebhaber alter Kindergeschichten Hilf & Gewalt schreien würden, würde man ähnlich die bei Zigaretten Packungen einen deutlichen Hinweis auf's Cover kleben das es entsprechende Schilderungen enthält.
 
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