Zu den Crowdfundings

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(Ausgekoppelt aus den News. Kommentar in Beitrag #2).

Warum Crowdfunding?


Ulisses Spiele veranstaltet nun schon seit etwas mehr als drei Jahren Crowdfundings für Rollenspiel- und Brettspiel-Produkte. Nach einem etwas spezielleren Quellenbuch für Das Schwarze Auge, soll nun bald auch zum ersten Mal ein „echter“ Quellenband für DSA5 darüber finanziert werden. Das hat zu vielen Fragen geführt, wieso das über Crowdfunding laufen muss. Ich habe in Interviews immer mal wieder einzelne Punkte erwähnt, wieso Crowdfunding für unseren Markt so wichtig geworden ist, aber tatsächlich noch nie gesammelt in einem Artikel. Also ändern wir das mal!



Planbarkeit

Früher haben wir einfach nach vorausgegangenen Produkten geschätzt, wie viel limitierte Ausgaben wir für Sammler brauchen und sind in beide Richtungen ein paar Mal auf die Nase gefallen. Von dem limitiertem Earthdawn Spielleiterbuch (https://www.f-shop.de/rollenspiele/earthdawn/63677/earthdawn-spielleiterhandbuch-limitiert) haben wir zum Beispiel auch heute noch einige auf Lager, weil die Kunden beim Spielerhandbuch davor wie wild die geile Sonderausgabe in blauer „Drachenleder-Optik“ gekauft haben. Das hat sich beim Spielleiterhandbuch aber nicht wiederholt. Von den Kunstleder-Ausgaben der Pathfinder-Erstauflage mal ganz zu schweigen, die noch viele, viele Jahre in unserem Lager einstaubte.

Andererseits sehen wir bei DSA immer wieder, dass die limitierten Auflagen sehr schnell weg waren und dann viele Verkäufe über den Sekundärmarkt auf Handelsplattformen landen. Wege der Vereinigungen zum Beispiel hat nun etwa 500 limitierte Ausgaben verkauft, bei einer regulären Veröffentlichung hätten wir aber wie bisher nur 200 oder 300 davon profitiert.

Diese Sonderausgaben kosten in der Produktion natürlich eine Menge Geld, daher ist es für uns sehr hilfreich, einmal auf die benötigte Menge zu produzieren und danach nur noch die reguläre Ausgabe anzubieten.

Wäre das nicht auch über eine Vorbestelleraktion im Shop möglich? Rein pragmatisch gesehen schon, aber …



Event-Charakter und Werbeeffekt

Crowdfunding-Aktionen sind immer ein Ereignis. Es passiert was, Fans teilen die Beiträge, weil sie wollen, dass das Produkt erfolgreicher wird und mehr Leute teilnehmen, damit es mehr cooles Zeug für alle gibt. Die Dynamik eines Crowdfundings ist mit bisherigen Werbemaßnahmen oder Vorbestelleraktionen schlicht nicht vergleichbar, es passiert SO VIEL MEHR. Es gibt ständige Update, es wird direkt auf Feedback eingegangen, es gibt Let’s Play, etc. pp. Wir können für ein paar Wochen unsere Energie auf die Bewerbung eines Projektes werfen. Und ihr seid dann Teil der Gemeinschaft, die dieses Projekt möglich gemacht haben. Die für weitere Strechgoals gesorgt haben, die wir dann gemeinsam feiern können. Die Anregungen gegeben haben, was noch ein tolles Produkt dafür wäre, dass ihr dann bekommt. Wir sind während der ganzen Zeit im Zusammenspiel mit euch daran, die Aktion und die Produkte für euch und uns besser zu machen.

Das Crowdfunding für HeXXen (https://www.gameontabletop.com/crowdfunding-72.html) hat gezeigt, dass das Crowdfunding auch dazu führen kann, dass sich bereits vor Start des Spiels eine Community bildet. Das „Wir-Gefühl“ der HeXXen-Enthusiasten konnte sich also, durchaus auch zu unserer sehr freudigen Überraschung, bereits etablieren, bevor wir das erste PDF verschickt haben.

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Mehr Zeug für euch

Crowdfunding gibt uns auch die Chance, euch mehr zukommen zu lassen, als das über den regulären Handel möglich wäre. Das beginnt bei digitalen Ausgaben der Spiele, die ihr direkt bekommen könnt und nicht noch mal später nachkaufen müsstet, weil Bundles in Deutschland eine schwierige Sache sind, geht über Gimmicks wie Lesezeichen und Poster, bis hin zu weiteren Produkten. Aber neben der Quantität, können wir über das Crowdfunding auch die Qualität der Produkte verbessern. Wenn wir die Narrativa-Spiele über Crowdfunding finanziert hätten, dann wären wir a) nicht so auf die Nase gefallen, was die vermutete Nachfrage angeht, sondern hätten sie auch mit besserer Ausstattung versehen können, wie etwa schickeren Würfel. Auch die PDFs vorab an euch senden zu können, hilft den Projekten, denn wenn ein paar Hundert Augen drüber schauen, finden sie zwangsläufig mehr, als unser Lektorenteam das die Bücher vorher prüft. Die Fehler können wir dann noch vor dem Druck ausbügeln, so dass das Produkt am Ende besser wird, was uns alle glücklicher macht.



Welche Spiele umsetzen?

Neue Reihen haben es gegen etablierte Spiele oftmals schwierig. Man hat gerade eine Runde für DSA gefunden, wieso dann also was Neues ausprobieren? Mit HeXXen haben wir den Start einer neuen Reihe gewagt, der über das Crowdfunding wesentlich besser gelaufen ist, als wir uns das erträumt hatten. Für ein neues Spiel direkt mit solchen Unterstützerzahlen loslegen zu können war großartig! Wenn wir uns die Zahlen von anderen Spielreihen anschauen, die regulär veröffentlicht wurden, stellt sich dann direkt die Frage, ob die auch einen besseren Start gehabt hätten, wenn sie über das spaßige Ereignis eines Crowdfundings gelaufen wären.

Wir sind bei Ulisses alle Fans von Spielen und mögen auch kleinere Reihen zu spezielleren Themen. Aber die verkaufen sich nun mal nicht so gut wie große Reihen. Bevor wir damals das Land Og (https://www.ulisses-crowdfunding.de/crowdfunding-16.html) als Crowdfunding geplant hatten, haben wir mit dem Vertrieb die Verkaufbarkeit des Produktes abgeschätzt. Feedback war, dass man mit einer ausführlichen Telefonaktion von einer Woche vielleicht 200 hätte verkaufen können. Normalerweise wäre das zu wenig gewesen und wir hätten das Spiel nicht veröffentlicht, aber das Crowdfunding alleine hatte dann ja schon mehr als 200 Unterstützer! Plus die Verkäufe später in den Handel! Aber auch innerhalb einer Reihe kann es nützlich sein, einzelne Produkte über Crowdfunding zu finanzieren. So ermöglichten es uns die Aktionen für die Pathfinder-Abenteuerpfade nicht nur bislang zwei weitere Pfade auf Deutsch zu bringen, nein, die Verkaufszahlen über das Crowdfunding waren direkt auch noch wesentlich besser als die der regulär in den Handel verkauften Pfade davor, was die ganze Linie stabilisiert hat.



Und warum jetzt Havena?

Havena – Versunkene Geheimnisse hat seine Geschichte als einzelnes Buch begonnen, das erste in der neuen Reihe der Stadtbeschreibungen. Ein Buch, das sich einer Stadt detailliert und noch weit über die Informationen der dazugehörigen Regionalspielhilfe hinaus widmet. Schnell war mit Anton Weste auch ein Autor gewonnen, der mit der Gareth Box schon wertvolle Erfahrungen bei einem ähnlichen Projekt sammeln konnte. Doch dann kamen so viele Ideen zusammen, dass sie den Umfang des Bandes gesprengt hätten: Regional-Abenteuer, Heldenbrevier, Spielkarten, Leinen-Box und Landkarten – äh, Stadtkartenset. Mit dem Crowdfunding können wir Zusatzprodukte drucken, die sonst niemals oder vielleicht erst in vielen Jahren das Licht der Welt erblicken würden. Wir können Klassiker nachdrucken und sie auf den neuesten Stand der Regeln bringen oder, wie im Fall der Havena-Box, einer ganz neuen und neugierigen Spielerschaft präsentieren, wie sie damals waren.

Und auch hier gilt, es ist ein Event! Vielleicht sogar eines, dass es schafft, ähnlich wie die Kaiser-Retro-Box eine Vielzahl ehemaliger Spieler anzusprechen. Keine andere Maßnahme kann so viele Menschen erreichen und verbreitet sich dabei sogar bis über die Grenzen unserer normalen „Community-Blase“ hinaus. Unsere Hoffnung ist, dass wir es mit dem Havena Crowdfunding schaffen, eine beträchtliche Anzahl Wiedereinsteiger für das Hobby Rollenspiel im Allgemeinen und für Das Schwarze Auge im Speziellen gewinnen zu können. Mit einem klassischen „direct-to-retail“ Ansatz wäre das nicht zu erreichen.

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Gewinn

Doofes Thema, immerhin geht es ja um unser Hobby, oder? Nun, damit das Hobbymaterial erscheinen kann, müssen wir als Verlag nicht nur Geld verdienen, sondern Gewinn erwirtschaften, damit es weitergeht. Crowdfunding bietet uns die Möglichkeit, die Ware direkt aktiv an euch, also die Endkunden zu verkaufen, was uns die beste Marge sichert. Letztes Jahr haben wir unseren Vertrieb eingestellt, also den aktiven Verkauf unserer Ware an Händler, um uns auf das Verlagsgeschäft konzentrieren zu können. Das hat sich als wie erhofft sehr guter Schritt erwiesen, da wir jetzt mehr und bessere Produkte für euch erstellen können, macht es aber auch etwas schwieriger die Kosten zu decken. Von daher stellt das Crowdfunding durchaus für uns auch einen Weg dar, dies auszugleichen.

Ach ja, wenn sich einige von euch wundern, wieso wir immer wieder Lesebändchen, Poster und Lesezeichen in Crowdfundings dazupacken, obwohl die Strechgoals dazwischen bisweilen ein paar tausend Euro betragen … die Finanzierungssummen zum Start sind normalerweise nicht unsere tatsächlichen Kosten und wir brauchen diese Schritte dazwischen, um die tatsächlichen Kosten des Projektes decken zu können. Zu den Eisengöttern (https://www.ulisses-crowdfunding.de/crowdfunding-17.html) hatte ich damals einen Kommentar gelesen, dass die Finanzierungssumme von 10.000 € ziemlich hoch gegriffen wäre. Tatsächlich waren die geplanten Druckkosten für die beiden Bände und den dicken Sammelband bereits knapp 9.000 €, worauf dann Übersetzung, Lektorat, Redaktion und natürlich noch die Planung und Betreuung des Crowdfundings von uns kamen. Gerader letzter Punkt darf nicht unterschätzt werden, denn ein Crowdfunding setzt wochenlange Vorbereitung voraus, bevor es starten kann.

Die Crowdfundings sind zu einem weiteren und sehr wichtigem Verkaufskanal für uns geworden, über die wir euch Produkte direkt anbieten können.



Aber ihr umgeht damit den Einzelhandel!

Würde man im ersten Moment glauben, oder? Tatsächlich galt bislang aber immer: Was sich im Crowdfunding gut verkauft hat, tut das auch später im Laden. Hier profitieren Händler von Kunden, die das Crowdfunding verpasst haben und von der allgemeinen Aufmerksamkeit, die das Projekt im Markt erzeugt. Das können wir inzwischen sogar an konkreten Beispielen festmachen. Wir haben direkt von Start deutlich mehr Ware aus dem DSA1-Crowdfunding an den Handel verkauft, als damals mit den 25-Jahren-Sammelbänden der DSA1-Regeln und -Abenteuer, obwohl die Inhalte nahezu identisch sind!



Also kommt jetzt nur noch alles über Crowdfundings?

Ne. Das würden wir alleine wegen des Aufwands, der hinter Crowdfundings steckt nicht mal ansatzweise schaffen. Der Großteil unserer Produkte wird auch weiterhin über das klassische Verlagsgeschäft vorfinanziert und produziert. Einzelne Abenteuer für Das Schwarze Auge oder Handbücher für Pathfinder mal als Beispiele wird es wie gewohnt auch weiterhin geben. Für neue Reihen oder wichtige Produkte bestehender Reihen werden wir aber immer mal wieder auf den Werbeeffekt der Crowdfundings setzen.



Habt ihr noch weitere Fragen, wieso wir Crowdfundings für unsere Produkte durchführen? Lasst es mich wissen!



Ciao,

Michael

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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das hab ich hier mal ausgekoppelt. Es dreht sich um die Crowdfundings und das diese wohl zukünftig auch öfter mal vorkommen.
Vermutlich kamen einige kritische Stimmen auf, die hiermit kommentiert und relativiert werden sollten.

Was mich an den Crowdfundings von Ulisses am meisten stört, ist übrigens, dass zu wenig davon crowdfunding-exklusiv läuft. Nachher landet das Ganze im Shop und man kann es auch ganz normal erwerben. Da sollte das ein oder andere Produkt eines Crowdfundings ruhig mal Crowdfunding-Exklusiv sein, finde ich. Zum einen könnte das erheblich dazu beitragen, dass das Finanzierungsziel (Stretchgoal) des exklusiven Begleitproduktes erreicht wird, zum anderen dürfte es einer kommenden Ermüdungserscheinung bei den Crowdfundern zuvorkommen.
Außerdem dürfte es "das Fieber des Crowdfundings" deutlich heißer machen.
 
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