Rund um Bücher "Sprachzensur" und Rassismus in Literatur und der Umgang damit.

Nein, tun sie nicht.
Sie kritisieren die Bewerbung des Buches.

Aber die bösen PC-Verseuchten langhaarigen Bombenlegerstudenten zu dissen macht schon mehr spaß, als sich mit solchen pillepalligen Differenzierungen aufzuhalten. Versteh schon.

Dreckspack. Darf man nichtmal mehr nen nackten Neger mit ner Schleife über dem Pimmel zeigen.
 
Rocky, was du jetzt machst schadet einem legitimen Anliegen... Es ist eine Sache dafür einzutreten das Leute nicht mehr diskriminiert werden - eine andere ist es sich gegen Satire zu richten, insbesondere wenn diese doch in die gleiche Richtung zielt wie man selbst.

Wer eine Sache so ernst nimmt, das er nichteinmal mehr Satire erkennen kann, der sollte sich eine Woche Urlaub nehmen und danach erst wieder über die Sache nachdenken. In dem Fall schießt man auf Schatten an der Wand.
 
Ich weiß, du hältst dich gerade für sehr clever, aber...


Ich halte mich nie für clever. Und der allgemeine Konsens ist "Das war wohl über's Ziel hinaus geschossen". "Clever" ist doch in dem Fall das gegen den Strom schwimmen in dem man die komische Aktion noch verteidigt.

Nur kriegste so halt gar nichts im Unterbewusstsein der Mehrheit zementiert.
 
Saint, ick versteh dir nich.

Und Matioki: Nein, wurde sie offenbar nicht. Wäre ja auch blöd. Würde ja differenziertes Auseinandersetzen mit Kritik erfordern.
 
Wenn SPON richtig liegt (was ich allerdings bezweifele), bezieht der Autor das ja tatsächlich auch auf sich selbst und nicht auf die Verlags-Werbemaßnahme, obwohl in der Preisvergabe der Adressat klar genannt ist.
Kann ja auch als kostenlose PR genutzt werden: "Guckt mal, die dummen weißen Studis nennen mich Rassist, hehe!" :confused: Auf der Homepage von Marius Jung wird auch direkt behauptet, dass er die Auszeichnung für das Buch bekommen würde - allerdings ist da auch nicht klar, inwieweit er für den Inhalt noch selbst verantwortlich ist (nicht impressumstechnisch gemeint) oder ob das ein Text seiner Agentur ist.
 
Naja vor allem ist es eine willkommene Gelegenheit zur Selbstaffirmation der strukturell rassistischen (aber natürlich nicht ausländerfeindlich oder gar rechten *hust hust*) konservativen Denke, die sich irgendwann in den letzten Jahren irgendwie auch in der ehemaligen Linken (hier in Gestalt des Spiegel) breitgemacht hat.
Anders kann ich mir die wieder mal bezeichnend bereitwillige Verkürzung und Verfremdung des Sachverhaltes nicht erklären.

Für die suchfaulen, denen die zwei Klicks nicht zumutbar sind, hier mal die Stellungnahme des RefRates:
"Stellungnahme des Referates für Gleichstellung und Lebensweisenpolitik (RGL):
Diskussion um die Aktion „Der Preis ist heiß* - oder auch nicht!“ und die damit verbundene Preisvergabe an Autor Marius Jung
Leipzig, 18. Juni 2014.Die Werbemaßnahme für das Buch „Singen können die alle!“ von Autor Marius Jung - also sein Buchtitelbild und nicht das Buch an sich - war der Grund für die Nominierung bei der Aktion. Bezugnehmend auf den Artikel "Handbuch für N*-Freunde - Autor soll Rassist sein" auf www.boersenblatt.net möchten wir auf den angeblichen "Fehlgriff" unserseits eingehen, den Autor als Rassisten zu betiteln. Unser Schreiben an den Carlsen Verlag – nicht an den Autor persönlich - bezog sich auf rassistische Inhalte der Werbemaßnahme und beinhaltete nicht die Aussage, Marius Jung sei Rassist. Vorab ist anzumerken, dass uns die Biografie von Marius Jung bekannt ist und ebenso die Verortung seines Buches als Satire-Werk.
Trotzdem akzeptierten wir die anonyme Einsendung - folglich nicht von unserer Seite für den Preis nominiert - als Bestandteil der Aktion und unterstützen eine kritische Betrachtung jener Werbemaßnahme.
Hierbei zeigt sich unserer Meinung nach eine stereotype Darstellung eines nackten schwarzen Menschen, der durch eine rote Geschenkschleife objektiviert wird. Dies erinnerte uns an rassistische Motivik. Diese Bildlichkeit und Symbolkraft wollten wir hierbei problematisieren und zur Diskussion stellen. Wir sahen die Problematik darin, dass jenes Titelbild in einer Alltagssituation - wie zum Beispiel beim Gang in einen Buchladen – Menschen, die evtl. nicht der weißen Mehrheitsgesellschaft angehören, triggert und somit eine negative Lesart dieses Buchcovers möglich ist. Es erleben Menschen beispielsweise heute noch das N-Wort als Beleidigung und erfahren tagtäglich rassistisch motivierte Übergriffe. In der inhaltlichen Auseinandersetzung war uns bewusst, dass diese Einschätzung unsere Lesart ist. Selbstkritisch möchten wir an dieser Stelle feststellen, dass die Perspektive unseres Blickes Teil einer weißen Mehrheitsgesellschaft ist. Aus dieser Perspektive heraus empfinden wir es als Notwendigkeit zu betonen, dass wir nicht den Inhalt des Buches oder den Umgang des Autors mit seiner (Rassismus-)Erfahrung in Frage stellen oder kritisieren, geschweige denn beurteilen wollen.
Abschließend ist anzumerken, dass die Aktion „der Preis ist heiß* - oder auch nicht!“ Werbemaßnahmen, deren Aufmachung, sowie die Rezeption durch Konsument_innen kritisch hinterfragt und somit Raum für Diskussionen schafft. Hierbei geht es nicht um Bevormundung, sondern um Austausch. In diesem Sinne, würden wir uns freuen, mit Herrn Jung und seinem Verlag in einen direkten Austausch zu treten und laden sie hierzu gerne zu einem Gespräch nach Leipzig ein. Über eine faire und produktive Diskussion würden wir uns sehr freuen!

Zum Hintergrud
Am 13. Februar 2014 endete nach 30 Tagen die kontrovers diskutierte Aktion: „Der Preis ist heiß* - oder auch nicht!“ des Referates für Gleichstellung und Lebensweisenpolitik (RGL) des Student_innenRats der Universität Leipzig. In dieser Zeit konnte jede_r Werbemaßnahmen – von Chipstüten und Flyern bis hin zu Werbeplakaten – einreichen und somit der eigenen Gefühlsregung und Diskriminierungserfahrung eine Stimme verleihen. Über 100 Einsendungen von unterschiedlichsten Menschen aus Nah und Fern wurden auf Facebook veröffentlicht.
Dabei sollte gezielt die Sichtbarmachung und das Empowerment von Meinungen und Empfindungen gefördert werden, die im Sinne und im Aufgabenbereich des RGL im Vergleich zur vorherrschenden, patriarchal geprägten Mehrheitsgesellschaft oftmals ungehört bleiben oder gänzlich verdrängt werden. Diese Unsichtbarkeit in gesellschaftlichen Diskursen, aufgrund von nicht- und privilegierten Sprecher_innen-Positionen, begrenzt die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen.
Quelle: http://stura.uni-leipzig.de/aktion-der-preis-ist-heiss-oder-auch-nicht
 
Hmm... du redest von Ironie, Saint von Satire... verpasse ich da gerade etwas?
Ich kann weder im Spiegel-Artikel noch in einem der anderen, die ich dazu gelesen habe, Satire oder Ironie feststellen. Nur mal wieder den üblichen empörten Spott über die Denkverbote der Gutmenschenverschwörung.
 
Ich beurteile lediglich die provokante Vermarktung und die Reaktion darauf. Der Artikel dazu ist Latte.

Was mich wirklich interessiert ist, ob die Reaktion die gleiche gewesen wäre, wenn man vorher von der Dunkelhäutigkeit des Autors gewusst hätte. Wenn ja, wäre das konsequent durchgezogenes, politisches korrektes Rumgehampel und damit akzeptabel. Wenn nein, wirft das wieder die Frage auf, wo der Unterschied liegt. Und ob der da liegen sollte.
 
Achso.
Ja und ich bewerte die öffentliche Rezeption des Preises, nicht des Buches.

Davon abgesehen ist berechtigte Kritik aber immer berechtigt. Die Hautfarbe des Kritisierten ist da nicht von Belang. Egal wie. Ist ja nicht so, als wären Betroffene Kraft ihres Betroffenseins grundsätzlich außer Stande, problematische Diskurse zu perpetuieren.
Und daher ist auch total egal, ob der RefRat vorher von der Hautfarbe wusste.
 
Das ist ja nicht raus, ob es denen egal gewesen wäre.

Wie dem auch sei. Gestern hat mich die Visualisierung eines Club Mate trinkenden, bleichen Hipsters, der einem dunkelhäutigen Autoren aus politisch korrekten Gründen mit dem Zeigefinger droht, auch noch mehr erheitert. Der Augenblick ist eigentlich schon vorbei.

Aus Sicht des Marketings haben sie dem Autor damit nur einen Gefallen getan. Insofern gibt's unter den direkt Beteiligten ohnehin keine Geschädigten, die zählen würden.
 
Mir war die - völlig ironiebefreite - Stellungnahme Uni Leipzig durchaus bekannt und die hat erheblich dazu beigetragen das ich mit den Augen gerollt habe. Die haben die Satire des Buches einfach nicht kapiert, wollen sie nicht kapieren oder - und das wäre das schrecklichste - haben sie kapiert und wollen nicht das man über "sowas" lacht.

Was Spiegel Online schreibt oder auch nicht schreibt ist für meine Bewertung völlig egal und ob die NPD-Kameradschaft Leipzig den Buchtitel gut findet oder nicht ehrlich gesagt auch. Der Autor hat einen satirischen Titel gewählt, der Verlag hat den Titel satirisch untermauert und die Barrikaden in den Köpfen brannten. Statt jetzt aber das einzig angemessene zu tun - hilflos zu stammeln das man da unter Umständen Satire nicht kapiert hat, tritt man so eine seltsame Flucht nach vorne an (weil, wer gegen Rassismus kämpft KANN NICHT FALSCH liegen) und versucht die Situation zu retten, wobei man sich anstellt wie ein CDU-Politiker.

Das Endergebnis ist: Der Autor verkauft ein paar Bücher mehr wegen der kostenlosen Werbung. Der Verlag auch. Der StuRa Leipzig wirkt verbiestert. In der Öffentlichkeit verdrehen wieder ein paar Leute mehr die Augen wenn es gegen echten Rassismus geht. Im nächsten Jahr geht das ganze Spiel von vorne los wenn die ihren Preis an etwas vergeben, weil die Medien jetzt hinschauen. Ganz großer Sieg für die gute Sache.

Hätte man einfach gesagt "Wir waren halt zu dumm Satire zu erkennen, kann ja mal passieren, Sorry", wäre das einem Kampf gegen Rassismus zuträglicher gewesen.
 
So ähnlich sagen sie es ja.
Sie sagen im Prinzip: "Mag sein, dass es Satire ist, das ist aber aber egal für unser Argument, dass das Buchcover rassistische Stereotype perpetuiert."
Im Prinzip benutzen sie damit sogar dein Argument:
"Lieber Verlag, du verlegst ein satirisches Buch, mit dem Ziel gegen Rassismus anzugehen, bedienst dich dabei aber rassistischer Bildsprache. Damit erweist du der Sache einen Bärendienst."

Der Spiegel (und vergleichbare Blätter) macht dann daraus:
"Guckt mal. Die Gutmenschen verbieten euch die Negerbilder. Mensch. Das kann ja wohl nicht angehen, was? Diese linken Spinner. Die knebeln und unterdrücken euch voll, was?" *zwinker, knuff*

Die Kommentarsektion des Spiegel (und vergleichbarer Blätter) macht daraus:
"WOOOAHH!!!! DIE GUTMENSCHEN VERBIETEN UNS DIE NEGERBILDER! WOOOAAAAHHH!!! KANN JA WOHL NICHT ANGEHEN. ZENSUR! 1984!!!! "

Und du machst da draus:
"Haha, doofe Leipziger. Haben die voll lustige Satire nicht verstanden. Hätten mal die Klappe halten sollen. Die Idioten. Rassismus zu kritisieren (oder auch nur zu sehen) ist bekanntlich ja nur okay, wenn ich das sage."
 
Kommt mir das nur so vor oder ist das tatsächlich so, dass du dem satirischen Wert von Rockstars Political Incorrectness weniger kritisch gegenüber stehst, als dem satirischen Wert von diesem Buch?
 
Ich äußere mich doch gar nicht zum satirischen Wert des Buches.
Sondern über die hysterische Reaktion auf die Aktion der Leipziger.

Aber wenn du jetzt mit Gewalt versuchst, da eine Sarkeesian-Parallele herzustellen, dann überleg mal, wo dich das dann in dem Szenario positioniert.
 
Kommt Leute, lasst uns mal alle mal so voll gemütlich gemeinsam zu ner Tasse Tee treffen und stundenlang darüber debattieren, welcher Umgang mit Schwarzen denn nun so voll korrekt und okey ist, ja? Ich mein: Da muss man schonmal drüber reden und so, weil so... nun, das ist ja schon ne schwierige Sache mit den Hautfarben, da muss man schonmal drüber reden.

Gott - und ich Pfeife hab doch tatsächlich vor zwei Wochen mit nem Bekannten von früher einfach so geredet und garnicht so drauf geachtet, dass der schwarz war. Dabei hätte ich vorher erstmal mit euch drüber reden sollen, wie ich mit dem umgehen soll. Ich mein: Wahrscheinlich hab ich jetzt irgendwas falsches gesagt und dem seine Gefühle verletzt und so... ist ja ne komplizierte Sache.

Klarer zum Thema:
Darf man etwas kritisieren, was satirisch gemeint ist? Ja klar - nur weil ich mir einen Satire-Aufkleber auf die Stirn pappe bedeutet das ja nicht, dass nicht trotzdem jemand von meinen Worten verletzt werden kann.
Muss ich etwas kritisieren, was satirisch gemeint war? Pffff...
Ist es kompliziert immer und überall den einzig wahren anständigen und korrekten Weg zu finden? OOOOH ja.
Muss man den finden? Ich habe keine Ahnung, wie man darauf kommt... es lässt sich mMn auch recht gut mit auf verschiedenste Weise "anderen" Menschen umgehen, indem man mit denen halt einfach so umgeht wie mit jedem anderen auch - und wenn man jemandem weh tut entschuldigt man sich eben und machts beim nächsten Mal anders. Aktionistische Political Correctness, wo man um der reinen Correctness willen aus allem ein vielschichtiges kompliziertes aber unbedingt zu lösendes Problem konstruiert ist destruktiv und dumm - mMn kommt man mit Schwarzen am besten klar, wenn man einfach so tut als wären das normale Menschen.

Was sie natürlich auch sind... nur zur Sicherheit, falls jemand die Ironie nicht verstanden hat.
Menschliches Miteinander wird eigentlich nicht komplizierter nur weil da n paar dunkle Pigmente unter der Haut sind.

Satire macht da eben immer eine Gratwanderung und NATÜRLICH darf man den Satiriker dafür kritisieren.
Serdar Somuncu sagt zum Teil abartig unsympathische Dinge. Und dass man diese Dinge unsympathisch findet, gehört mMn auch völlig zur normalen Wahrnehmung dieser Dinge hinzu. Der schießt ja auch völlig bewusst übers Ziel hinaus. Der will (so versteh ich den zumindest), dass ich ihn als Arschloch bezeichne, wenn er sich wie eines aufführt. Und insofern spricht auch absolut nichts dagegen "rassistische" Satire eines Schwarzen über Schwarze als rassistisch zu kritisieren - und gleichzeitig kann man die dann auch noch dennoch gut finden oder eben schlecht. Es ist halt nicht alles schwarz-weiß.

Diese ganzen "darf man das?"-Diskussionen hingegen halte ich für Quatsch. Menschliche Kommunikation ist einfach ne komplexe Sache, die man nicht so verallgemeinern kann - und wenn man es zwanghaft versucht, dann kommt am Ende irgendein verkrampfter Käse heraus.
 
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