Rund um Bücher "Sprachzensur" und Rassismus in Literatur und der Umgang damit.

Ach die Tarzan-Filme müssten dann eigentlich auch geändert werden. Ich erinner mich an einen Teil, als sie auf irgend einen Berg geklettert sind. Da wird ein dunkelhäutiger Träger von einer Vogelspinne gebissen und fällt in den Abgrund. Darauf der weisse Jäger/Karawanenführer/Forscher: "Oh Glück gehabt, da hätte auch was Schlimmes passieren können." (Wortlaut so oder so ähnlich).
 
Naja, an sich find ich an einer Modernisierung nichts schlimmes. Zum einen weil sich bestimmte Verhaltens und Ausdrucksmuster ja nicht unbedingt einschleifen müssen. Und zum anderen weil es so auch zum Verständnis beiträgt. Es gibt einfach auch immer mal wieder Ausdrücke die Kinder nicht kennen und die in manchen alten Filmen noch recht lapidar eingebracht wurden, sei es nun der Neger, der Kaffer oder was auch immer (ich will gar nicht wissen, wieviele Leute nichts mit dem Begriff Kaffer anfangen können).
Etwas anderes ist es, wenn eine Geschichte in einer bestimmten Epoche spielt. Der Kolonialismus war eben rassistisch geprägt. Wenn das also zur Färbung des Films passt und integraler Bestandteil ist, dann kann und sollte man es nicht abändern.

Ob das bei Pippi Langstrumpf gegeben ist, lass ich einfach mal dahingestellt. Machen wir halt keine Heiligen Schriften draus.
 
Übrigens können Tiere auch "rassistisch" oder fremdenfeindlich sein. Der Dackel von meinem Opa könnte keine Ausländer leiden und die Rotkehl-Anolis von meinem Bruder sind beinahe ausgerastet, als dessen dunkelhäutiger Kumpel ins Zimmer kam.
 
wozu gehöre ich deiner Meinung nach?

dazu habe ich keine meinung weil ich dich nicht kenne, und selbst dann würde ich deine eigene definition übernehmen. "person of color" ist ja ebenso wie "weiss" für mich in erster linie ein sozialer begriff weswegen deine übereinstimmungsbeispiele hier für mich nur bedingt stimmen.

Womit du ein gutes Beispiel gewählt hast, weil du sehr stark darauf herumpochst, wie benachteiligt wird. Schwarze sind in der Allegorie Krüppel, um es mal deutlich zu sagen. Und du denkst, du hast es begriffen? Hast genug reflektiert? Ich würde mal damit anfangen.

ich bin mir recht sicher das ich genau diese allegorie als "nicht gewollt" dargestellt habe, sondern mich ausschliesslich auf das beispiel des "nicht sehens" bezogen habe. ich habe den eindruck du interpretierst mich insgesamt sehr negativ, ohne das mir bewusst wäre warum das so ist, bzw. ohne das ich das gefühl habe du hättest meine ausführungen unvoreingenommen gelesen.

ist da was dran? oder war ich tatsächlich so uneindeutig oder abwertend?
 
Das Kind hat jahrelang im Kindergarten mit lauter kleinen bunten Freunden gespielt, ohne sich einen Scheiß darum zu scheren, welche Farbe die haben, oder welche Farbe es selbst hat. Es gab keine Unterschiede zwischen den Farben.

Na, aber ein "Ich seh anders aus als du" solltest du Kindern schon zugestehen. Das erkennen auch Kinder. Nimm zum Beispiel mich im Kindergartenalter, das erste Mal einen Schwarzen gesehen und nicht gewußt, wie man diese Andersartigkeit im Aussehen bezeichnet. Aber ich kannte Fotos und - das vor allem - die Negative. Also hab ich gesagt, daß er "negrisch" aussieht, weil es für mich kleinen Knopf eben wie von einem Foto-Negativ wirkte und ich versucht habe, daraus eine Bezeichnung abzuleiten.
 
Inzwischen gibt es auf Facebook eine Stellungnahme des Verlags.

Wegen der anhaltenden Diskussionen über die Modernisierung von „Die kleine Hexe“ und Missverständnissen, die in diesem Zusammenhang entstanden sind, möchten wir folgende Erklärung geben:

Die Entscheidung des Thienemann Verlags, den Kinderbuchklassiker „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler zu modernisieren, hat einen Diskurs in der Presse und in Internet-Foren entfacht. Zum Teil werden in der Diskussion falsche Behauptungen weitergegeben, die auf einer ungenauen Recherche fußen, weshalb in der folgenden Stellungnahme die Position und Entscheidungsfindung des Verlags noch einmal erläutert werden.

Schon seit längerer Zeit beschäftigen wir uns mit dem Gedanken, ob bestimmte Begriffe von Kindern heute noch verstanden werden.
Die kolorierte Neuausgabe von „Die kleine Hexe“ (geplant für Juli 2013) hat den Thienemann Verlag veranlasst, das Wort „Neger“ in „Die kleine Hexe“ zu streichen und auch eine Modernisierung des Textes bezüglich anderer, dem heutigen Sprachgebrauch nicht mehr üblicher Begriffe vorzunehmen. Konkrete Änderungen werden gerade erarbeitet.

Wir wollen keine Texte gendern oder Begriffe absurd, aber politisch korrekt, austauschen.
In jener Szene, in der das Wort „Neger“ auftaucht, wird Fasching gefeiert. Otfried Preußler ist dabei wichtig, diese Tradition darzustellen. Die Kinder verkleiden sich auf verschiedene Weise und darunter muss nicht notwendig eine Verkleidung als „Neger“ sein. Der Inhalt der Szene, der Witz und die Intention werden nicht verändert, wenn eine andere, nicht ethnische Verkleidung gewählt wird. Dies ist ein Beispiel für eine behutsame Veränderung, ohne dass dabei die Geschichte verfälscht oder unsinnig gemacht wird.
Niemand hat Otfried Preußler je Rassismus vorgeworfen. Im Kontext der Entstehungszeit waren die fraglichen Begriffe neutral, aber aus heutiger sind sie es eben nicht mehr.
Wir halten eine Modernisierung auch bei anderen veralteten und ungebräuchlichen Wörtern für sinnvoll. Zum Beispiel kennen Kinder das Wort „wichsen“ nicht mehr im Sinn von „putzen“ oder „polieren“. Früher wurden Stiefel eben gewichst. Wenn also im Text steht, dass Kinder „durchgewichst“ werden, erscheint es uns sinnvoll, daraus „verhauen“ zu machen.

Aktuell ist eine Modernisierung nur für „Die kleine Hexe“ angedacht, in der auch nur zwei Kapitel betroffen sind. Änderungen für „Der Räuber Hotzenplotz“, wie mancherorts behauptet wird, sind nicht geplant und momentan auch für keine weiteren Bücher aus dem Thienemann Verlag.

Grundsätzlich werden Textänderungen nie ohne die Zustimmung des Urhebers vorgenommen und wir Mitarbeiter des Verlags gehen nie leichtfertig mit den uns anvertrauten Texten um. Jeder fragliche Begriff wird abgewogen und mit dem Autor besprochen, ob er bleiben soll und muss oder ersetzt werden sollte. Letztendlich obliegt die Entscheidung dem Autor.

Weil uns die Texte so wichtig sind, glauben wir, dass sie im Laufe der Zeit bedachtsame Bearbeitungen benötigen. Sie würden sonst für Kinder unverständlich und nicht mehr gern gelesen werden. Zum Beispiel heißt es in den meisten Ausgaben von Grimms Märchen im Rotkäppchen nicht mehr: „Es war einmal eine kleine süße Dirne, die hatte jedermann lieb, der sie nur ansah ...“. Der Begriff „Dirne“ wird heute anders verstanden und wurde deshalb fast überall durch „Mädchen“ ersetzt.

Wir können die sachlichen Argumente, die gegen eine nachträgliche Bearbeitung eines Textes wie „Die kleine Hexe“ angeführt werden, nachvollziehen. Wir führen Argumente an, die uns ebenso wichtig erscheinen.
Wir stehen als Verlag von Kinder- und Jugendliteratur in einer Verantwortung für die von uns veröffentlichten Texte. Auch die Bücher von Otfried Preußler werden häufig schon von Kindern allein gelesen und es ist nicht selbstverständlich davon auszugehen, dass ein Erwachsener dem lesenden Kind Begriffe erklärt oder die Umstände der Entstehung kennt. Nur in den wenigsten Fällen – und sicherlich nicht in der wohligen Vorlesesituation – führen Anmerkungen oder Fußnoten zu schwierigen Begriffen zu einem Diskurs mit Kindern. Deshalb sollte ein Text für Kinder möglichst nicht falsch verstanden werden können. Sprache beeinflusst das Bewusstsein und wo ein diskriminierender Begriff vermieden werden kann, halten wir es für vernünftig ihn wegzulassen.
 
Wir können die sachlichen Argumente, die gegen eine nachträgliche Bearbeitung eines Textes wie „Die kleine Hexe“ angeführt werden, nachvollziehen. Wir führen Argumente an, die uns ebenso wichtig erscheinen.
Wir stehen als Verlag von Kinder- und Jugendliteratur in einer Verantwortung für die von uns veröffentlichten Texte. Auch die Bücher von Otfried Preußler werden häufig schon von Kindern allein gelesen und es ist nicht selbstverständlich davon auszugehen, dass ein Erwachsener dem lesenden Kind Begriffe erklärt oder die Umstände der Entstehung kennt. Nur in den wenigsten Fällen – und sicherlich nicht in der wohligen Vorlesesituation – führen Anmerkungen oder Fußnoten zu schwierigen Begriffen zu einem Diskurs mit Kindern. Deshalb sollte ein Text für Kinder möglichst nicht falsch verstanden werden können. Sprache beeinflusst das Bewusstsein und wo ein diskriminierender Begriff vermieden werden kann, halten wir es für vernünftig ihn wegzulassen

Dann sollen sie doch eine kommentierte Ausgabe veröffentlichen. Da sehe ich den Verlag in der Aufklärungspflicht (sowohl für Eltern als auch für Kinder). Wo ist das Problem?
Es gibt diese Form ja auch für Schulklassen, somit kann jedes Kind selbst entscheiden anhand der Zusatzinformationen wie es die Sache betrachten möchte.
Zu sagen, wir ändern das Buch weil bestimmte Begriffe das Kind nicht versteht und es niemanden hat oder niemanden wagt zu fragen ist, als ob man dem Kind grundsätzlich unterstellen würde es wäre dumm.
Wenn ich als Kind etwas wissen wollte, habe ich so lange nachgefragt oder so lange danach gesucht in irgendwelchen anderen Büchern (will heißen Lexika und da kann man jetzt nicht sagen, dass heutzutage sowas nicht mehr zur Verfügung steht, sei es jetzt durch Internet oder Bibliotheken oder Schulbibliotheken) bis ich herausgefunden hatte was der Begriff bedeutet.
Man müsste stattdessen sagen: Kinder, WENN ihr was wissen wollt, FRAGT eure Eltern/Verwandten.
Seid neugierig! Hört nie auf zu fragen oder zu suchen!
Gerade sowas fördert doch Konversationen und sprachliche Entwicklung, WENN man (denn) miteinander redet.
ABER nein, man geht ja davon aus, dass man überhaupt nicht mehr mit seinen Kindern redet.
Ich kann darüber nur den Kopf schütteln.

Eigentlich sollte doch der Buchhandel mit der Stiftung Lesen und dem Verlag sich zusammen tun und für das abendliche Vorlesen vorm Zubettgehen eintreten.
So ne Art Werbekampagne: LIES MICH VOR! Und dann eine kommentierte Buchreihe raus bringen, die Zusatzinformationen bietet. Das wärs doch.

In der Fischer Klassik-Taschenbuch-Reihe stehen ja auch jedes Mal die Einträge vom Kindlers Literaturlexikon zum jeweiligen Werk drin, warum nicht auch bei Kinderbüchern etwas ähnliches wagen?
Man kann es sich auch schwer machen.
Aber der Verlag dürfte durch die Diskussion ja bereits genügend Publicity erhalten haben.
 
Naja, das Problem ist, dass du den leckersten, saftigsten, süßesten Pfirsich haben kannst, es wird trotzdem immer jemanden geben, der keine Pfirsiche mag. Beide Seiten haben ein Recht auf ihre Meinung. Letztlich haben sich die Menschen hinter dem Verlag für das entschieden, was ihnen besser schmeckt. Das muss uns ja nicht zwingend auch schmecken. Es macht sie aber auch nicht automatisch doof. Die schreiben doch, dass sie beide Seiten abgewogen haben. Die haben den Pfirsich probiert. Der schmeckt ihnen trotzdem nicht. Deswegen essen sie keinen.

Natürlich sollen Kinder fragen. Und natürlich sollen die Erwachsenen sich mit den Fragen auseinandersetzen. Aber schadet es denn, wenn diese Begriffe in dem Zusammenhang, in dem sie im Buch stehen, aus dem Buch entfernt werden? Schadet es der Geschichte selbst? Braucht doch effektiv niemand. Bringt der Story nix. Über solche Worte zu diskutieren kann man auch abseits von Kinderbüchern, in denen veraltete Begriffe stehen. Zum Beispiel in Geschichten, wo solche Begriffe eine Rolle spielen und nicht entfernt werden können, weil sie Wert für die Geschichte haben.

Ioelet hat vor einigen Seiten geschrieben, dass es in "Pippi Langstrumpf" nicht um Rassendiskriminierung geht. Warum sollte ich mich dann ausgerechnet beim Lesen von "Pippi Langstrumpf" mit meinem Kind darüber austauschen, was das Wort bedeutet? Das ist ja auch kein Argument. Warum lese ich nicht einfach ein Kinderbuch, in dem so etwas aktiv diskutiert wird, statt wissentlich den Kollateralschaden hinzunehmen, der entsteht, weil andere Menschen eine andere Meinung zu dem Thema haben und das Wort einfach nicht mehr sehen wollen? Vielleicht sind einige davon Idioten und glauben, "was weg ist, ist weg", aber die lesen auch keine Bücher mit ihren Kindern, welche Rassendiskriminierung zum Thema haben. Die weichen dem Thema komplett aus. Aber das sind ja nicht alles Idioten, die das Wort Kacke finden und nicht mehr sehen wollen. Manche haben den Pfirsich probiert, und er schmeckt ihnen einfach nicht. "Das Wort bleibt! Friss oder stirb!" ist doch keine Antwort auf "Das Wort muss weg! Friss oder stirb!"

Lieber auch mal grübeln, warum das Wort da vielleicht nicht stehen sollte, statt zu grübeln, warum das Wort da stehen bleiben muss. Sind auf beiden Seiten gute Argumente dabei.

Das ist das Problem. Der Verlag hat sich einfach für die Argumente der einen Seite entschieden. (Wenn wir annehmen wollen, es handelt sich nicht nur um einen Marketing-Gag, natürlich. ^^) Das heißt noch lange nicht, dass er allen, welche die andere Seite bevorzugen, den Stinkefinger gezeigt hat. Das fühlt sich vielleicht so an, aber dann kann man auch mal einen Schritt zurücktreten und darüber nachdenken, warum es sich eigentlich so anfühlt.

Worte können auch verletzend und als respektlos wahrgenommen werden, obwohl sie gar nicht in diesem Zusammenhang und mit dieser Motivation genutzt wurden. Das ändert doch am Gefühl an sich nicht die Bohne. Hier haben sich auch Menschen angegriffen und als Rassist vorgeführt gefühlt, obwohl ihnen effektiv niemand Fremdenfeindlichkeit unterstellen wollte. Hätte es einen Unterschied gemacht, statt "sowas zu sagen ist rassistisch" zu schreiben "sowas zu sagen ist unsensibel"? Oder "sowas zu sagen ist respektlos"? Vielleicht schon. Hätte ich mal früher darüber nachgedacht, jetzt hab ich unbedacht jemanden verletzt, den ich gar nicht verletzen wollte. Wieder was gelernt. (Dafür entschuldige ich mich im übrigen hier gerne bei jedem, der sich durch meine durchaus absichtlich provokante Art angegriffen gefühlt haben sollte.)
 
Inzwischen gibt es auf Facebook eine Stellungnahme des Verlags.

Eine gute Gelegenheit, auf folgendes aufmerksam zu machen. Dies:
In jener Szene, in der das Wort „Neger“ auftaucht, wird Fasching gefeiert. Otfried Preußler ist dabei wichtig, diese Tradition darzustellen. Die Kinder verkleiden sich auf verschiedene Weise und darunter muss nicht notwendig eine Verkleidung als „Neger“ sein. Der Inhalt der Szene, der Witz und die Intention werden nicht verändert, wenn eine andere, nicht ethnische Verkleidung gewählt wird. Dies ist ein Beispiel für eine behutsame Veränderung, ohne dass dabei die Geschichte verfälscht oder unsinnig gemacht wird.

... und das:
Der Begriff „Dirne“ wird heute anders verstanden und wurde deshalb fast überall durch „Mädchen“ ersetzt.

... sind zwei völlig verschiedene Dinge. Im zweiten Fall wird ein veralteter Begriff durch einen moderneren, aber inhaltsgleichen, Begriff ersetzt. Im ersteren Fall wird hochspekulativ mit der angeblichen Intention des Autors (jedem Literaturwissenschaftler, der nicht völlig hinter dem Mond lebt, rollen sich die Fußnägel auf) operiert, um die Szene inhaltlich umzudichten.

Das lässt sich nicht in allen Fällen klar abgrenzen, stimmt. Aber in diesem Fall ist die Sache eindeutig. Das ist keine sprachliche Anpassung, das ist eine Umdichtung. Ehrlicherweise sollte man nicht mehr "Otfried Preußler" als Verfasser nennen, sondern den Bearbeiter zumindest als Ko-Autoren kenntlich machen und den Status als Nach- bzw. Neuerzählung verdeutlichen. Ja, auch wenn nur kleine Teile des Werkes betroffen sind.
 
Ioelet hat vor einigen Seiten geschrieben, dass es in "Pippi Langstrumpf" nicht um Rassendiskriminierung geht. Warum sollte ich mich dann ausgerechnet beim Lesen von "Pippi Langstrumpf" mit meinem Kind darüber austauschen, was das Wort bedeutet?
Ich hatte ja schonmal angemerkt, dass ich mich mit einem "Pippi Langstrumpf für Kinder" anfreunden könnte. Mir geht es zu einem großen Teil darum das Original-Werk für die Nachwelt zu erhalten, damit man, wenn man zu einem Kinder-Buch der 40er greift, eben auch ein (aus heutiger Sicht rassistisches) Kinder-Buch der 40er in der Hand hält.
Wenn es ein Kinderbuch von und für 2013 sein soll, dann soll das da bitte auch so draufstehen.
Alles andere ist für mich eine Verfälschung der Literaturgeschichte.

Der Begriff "Neger" aus dem Mund eines rothaarigen Kinder-Idols, ist eine historische Tatsache - und die sollte mMn nicht einfach aus der Geschichte gelöscht werden.

Wäre es kein Kinderbuch, hätte ich absolut kein Verständnis dafür - dann würd ich sagen: "Macht ne Fußnote drunter und kommentiert es."

In diesem Fall verstehe ich, was der Verlag will. Vor allem, weil es eben auch wohl viele Eltern gibt, die sich absolut keine Gedanken machen, was sie ihren Kindern vorlesen und einfach das Buch kaufen, das sie eben irgendwie als Kinderbuch assoziieren und denken mit dem Vorlesen alleine hätten sie ihre lästige Erziehungspflicht für heute erledigt.

Aber ein literarisches Werk, das nun auch nicht gerade unbedeutend ist, immerhin wird es seit 70 Jahren in vielen Ländern gelesen, einfach zu verändern und unterdem Original-Titel zu verkaufen, als hätte es die "Negerprinzessin" nie gegeben, halte ich dennoch nicht für den richtigen Weg.
 
@Wulfhelm: Das Wort "Knabe" würde wohl ein besseres Beispiel abgeben, als "Dirne". "Knabe" spielt mir argumentativ nicht in die Hände. :D (Wobei ich nicht sicher weiß, ob "Knabe" irgendwo tatsächlich schon mal entfernt worden ist. Der Begriff ist zwar alt, wird aber afaik noch benutzt und hat nie eine negative Zweitverwertung erfahren, welche die eigentliche Bedeutung großflächig ersetzt hätte.)

Aber ein literarisches Werk, das nun auch nicht gerade unbedeutend ist, immerhin wird es seit 70 Jahren in vielen Ländern gelesen, einfach zu verändern und unterdem Original-Titel zu verkaufen, als hätte es die "Negerprinzessin" nie gegeben, halte ich dennoch nicht für den richtigen Weg.

Du gehst doch bei der Argumentation wieder davon aus, dass die Änderung den Zweck hat, die "Negerprinzessin" verschwinden zu lassen. Das ist nicht die Motivation dahinter.

Das ist ein Effekt, der als weniger schadhaft eingestuft wurde, als der Schaden, der besteht, wenn das Wort im Buch bleibt.
 
Du gehst doch bei der Argumentation wieder davon aus, dass die Änderung den Zweck hat, die "Negerprinzessin" verschwinden zu lassen. Das ist nicht die Motivation dahinter.
Ich finde es ganz unabhängig vom Zweck nicht richtig, die "Negerprinzessin" enfach verschwinden zu lassen.
Für meine Argumentation ist der Zweck völlig unbedeutend - du hast mich da wohl irgendwo missverstanden.

Der Zweck wird für mich nur dahingehend relevant, dass ich verstehe, dass es auch Vorteile haben kann, das rauszustreichen. Der Nachteil bleibt aber - und warum man nicht ein "Pippi Langstrumpf - für Kinder" macht, das eben diesen Nachteil umschifft und dennoch den Vorteil bringt, vestehe ich nicht.

Mir fehlt das klare Statement:
"Pippi Langstrumpf ist nicht mehr zeitgemäß, hat aber viele zeitlos schöne Ideen, die wir bewahren wollen - wir machen eine neue zeitgemäß-kindgerechte Version."
Stattdessen verfälscht man lieber ein Stück Literaturgeschichte.

Und ebenso stimme ich hier Wulfhelm zu, dass dieses Rausstreichen der Faschingsszene mit dieser Begründung zwar sympathisch und anti-rassistisch ist, aber ein extremer Eingriff in das Werk darstellt.

Als nächstes kommt irgendwer auf die Idee, dass es ja schon immer vorgesehen war, dass im Taka-Tuka-Land Stormtrooper auf Rieseneidechsen reiten und eines der "Negerlein" auf die kleine Hexe geschossen hatte, bevor diese ihre fiesen rassistischen Vorurteile aussprechen konnte.
 
Deine Gewichtung bei der Frage "Was ist wichtiger?" ist schlicht und ergreifend eine andere, als die Gewichtung, die der Verlag getroffen hat. Muss man deswegen dann argumentieren, als wäre die Entscheidung des Verlags grundsätzlich falsch? Nein, denke ich nicht. Aber richtig unsensibel wird es doch erst, wenn man aus der Gegenposition heraus bedenkenlos so argumentiert, als gäbe es ausser ein paar Schwachköpfen keine Menschen, die sich durch so ein Wort ernstlich angegriffen fühlen könnten. Denn die gibt es. Und ein paar davon haben wirklich alle Sensibilität der Welt verdient, wenn es um bestimmte Themen geht.

Edit: Soll denn tatsächlich komplette Szenen entfernt werden? Ich meine, nur gelesen zu haben, dass das Wort ersatzlos gestrichen wird.
 
Deine Gewichtung bei der Frage "Was ist wichtiger?" ist schlicht und ergreifend eine andere, als die Gewichtung, die der Verlag getroffen hat.
Nein. Ich habe eine Lösung gefunden und beschrieben, die beide Seiten glücklich macht.
Von mir aus kann man ab morgen zu jedem Werk der Menschheitsgeschichte eine politisch korrekte Zweitversion herausbringen. Daneben noch jeweils eine Parodie, eine Umsetzung in Gedichtform und eine dadaistische Neuinterpretation des Themas.
Niemanden stört es, wenn es ein neues Pippi-Langstrumpf-Buch ohne veraltete rassistische Begriffe gibt, oder?

Es gibt nur Leute, die es stört, dass es keine Version mehr mit veralteten rassistischen Begriffen gibt.
... die Original-Version eben.

Muss man deswegen dann argumentieren, als wäre die Entscheidung des Verlags grundsätzlich falsch?
Ja. Weil sie eine "entweder - oder" Diskussion eröffnen, wo sie völlig unnötig ist.

Aber richtig unsensibel wird es doch erst, wenn man aus der Gegenposition heraus bedenkenlos so argumentiert, als gäbe es ausser ein paar Schwachköpfen keine Menschen, die sich durch so ein Wort ernstlich angegriffen fühlen könnten.
Du meinst jetzt aber nicht mich, oder?
 
Ich meine, deine Gedanken zu dem Thema könnten schon ein wenig sensibler sein. Aber weil ich ja vermuten kann, dass dir das nicht gefallen wird, schreibe ich jetzt einfach auch, dass ich dich generell nicht für einen unsensiblen, unsympathischen Kerl halte. Dann kannst du dir ja einfach aussuchen, was dir lieber ist. ;)
 
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