AW: Moralische Bewertung im Rollenspiel
Jedweder strukturelle Unterschied, der es einer Seite schwerer macht zu gewinnen, führt also dazu, dass ein gewinnen per se gar nicht mehr in Frage kommt?
Nein, jedes in der Natur des Spiels angelegte gravierende Ungleichgewicht.
Wenn ich in einem Onlinespiel hinter der schlechteren Verbindung sitze...
ist das schade, aber Dein Problem. Das Onlinespiel geht erstmal von gleichen Voraussetzungen aus, deshalb wird ja auch viel Wert auf Balancing und dergleichen gelegt. Die Online-Spieleentwickler sind nicht
gegen die Spieler (in dem Wortsinn, den ich meine ;D), sonst würden sie die Welt nicht so anlegen, dass die Charaktere darin bestehen könnten. Eigentlich eine ganz gute Analogie.
Wenn ich im Schach ohne Bauer auf f7 spielt, dann kann icht nicht mehr gegen meinen Gegner gewinnen?
Wenn mein Gegner zwei Minuten weniger Zeit auf der Uhr hat, dann kann ich ihn nicht Matt setzen?
Wenn ich bei Fulda mit überlegenen Kräften einen Durchbruch durch die NATO-Linien erzwinge, dann ist das kein Sieg in diesem Kriegsspiel-Szenario?
...?
Ist doch alles nicht im Spielsinn angelegt. Ich meine Spiele, in denen eine Seite so gnadenlos unterlegen ist, dass sie nichtmal einen Zug tun kann, ohne direkt verloren zu haben. Denn wenn man es wirklich
wollte, könnte man als SL seine Spieler so leicht "besiegen". Dass das nicht der Sinn des Spiels ist und dass es wohl auch niemand so spielt, liegt auf der Hand.
Viel interessanter ist doch die Frage was wir hier überhaupt unter "Gegeneinander" und "Miteinander" verstehen wollen.
Sehr guter Punkt.
Miteinander (im Sinne von gemeinsam, einvernehmlich, freundschaftlich, ... einer Aktivität (Spielen) nachgehen) übrigens auch nicht mit Gegeneinander (im Sinne von den Anderen übertrumpfen oder besiegen zu wollen).
Sehe ist auch so. Wenn ich Schach spiele, will ich zwar gewinnen, aber nicht um jeden Preis oder auf Kosten meiner Freundschaft zu meinem Gegner. Ich spiele gemeinsam mit ihm, aber ich will ihn auch besiegen.
Wenn ich in ernsteren Situationen gegen jemanden antrete, zum Beispiel in einem Wettkampf oder weiß der Geier, will ich immer noch gewinnen, das freundschaftliche verringert sich aber bzw. fällt weg. (Man denke an den Profisport oder zum Beispiel ein Vortanzen, um eine Anstellung zu bekommen oder so)
Wenn ich ein Rollenspiel leite oder spiele, ist der gemeinschaftliche Aspekt sehr stark - aber ich muss mich doch mal fragen, wogegen ich da eigentlich gewinnen will. Beim Schach gegen meinen Gegner, beim Rollnspiel aber nicht. Da höchstens gegen die Probleme der Spielwelt, die er mir (als Spieler) vorsetzt. Und als Spielleiter? Will ich da auch "gewinnen", indem meine Spieler die Hürden nicht überwinden und scheitern?
Beim freundschaftlichen Schach haben beide Seiten Spaß, auch wenn eine verlieren muss.
Beim Rollenspiel freuen sich doch eigentlich beide Seiten, wenn die Spieler gut vorankommen, Schwierigkeiten überwinden und die Rätsel lösen können. Ich sehe da kein Gegeneinander.