Kurzgeschichten Arcane Codex

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Die Geschichte von Sorlen und Morwen geht weiter...
Der letzte Tanz

Damit wäre der Charakterhintergrund bis zum ersten Abenteuer abgeschlossen. (Was aber nicht das Ende bedeutet. ;) Wozu ist der gute denn ein Nekromant? )
 
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Ich habe heute in Windeseile sämtliche AC-Geschichten abgetippt.Lobt mich! :D
Weiter gehts:

Goremounder Stadtgeschichten: Oreios überrascht​

Leon saß in seinem Büro. Entgegen seinem Willen war er erstaunt. Und nachdenklich. Heute hatte er dieser verrückten Nekromantin einen Besuch abgestattet. Tagsüber. Während des Tages ruhten Ghule,es war nicht ihre Zeit. Dementsprechend beduselt hatte Leon sich gefühlt, als er vor Frau Nyx' Haus stand. Einer ihrer Sklaven öffnete die Tür. Ein Mann mit dunkler Haut, vielleicht ein Spahirer oder Khemit. Natürlich empfing Madame Nyx ihn. Jeder seiner Gilde empfing Leon, wenn er kam. Seine Hausbesuche waren selten und etwas Besonderes. Jeder sollte sich geehrt fühlen, wenn Leon ihm oder ihr einen Besuch abstattete. Nicht so Frau Nyx. Sie hatte in den ersten Sekunden Probleme, ihre Gesichtszüge zu kontrollieren. Sie sah ihn an, als wäre er etwas Ekliges, in das sie hinein getreten war. Dann fing sie sich, lächelte höflich und fragte ihn, was sie für ihn tun könne. Als er ihr mitteilte, er wolle gerne ihr Töchterchen in Augenschein nehmen, fror ihr Gesicht förmlich ein. Das belustigte Leon. Er wusste, dass Madame Nyx Ghule verabscheute. Und sie wollte ihr Kind beschützen, aber sie gefährdete ihre Position in der Gilde, wenn sie Leon nicht seinen Willen ließ. Das tat dem Betreffenden niemals gut. Also führte Madame Nyx Leon mit eisiger Miene in das Kinderzimmer. Als Leon diesen Alptraum in Rosa und Pink sah, kicherte er amüsiert. Armes Mädchen! Noch vor ihrer Volljährigkeit würde sie mindestens fünf unterschiedliche Geistesstörungen entwickelt haben.
Sein Geschenk für das Baby gab Leon der zu Stein erstarrten Madame Nyx. Leon hatte lange gebraucht um eine Puppe zu finden, die seinen Ansprüchen gerecht wurde. Letztendlich hatte er eine pervers teure Puppe aus Aquitaine erstanden. Sie hatte ganz große, blaue Kulleraugen. Ihr Gesichtchen war herzförmig, bleich mit rosigen Wangen und wurde von schwarzen Korkenzieherlocken umrahmt. Das Kleid war aus dunkler Seide und mit Spitze besetzt. Mann hatte den Eindruck, dass die bohrenden Blicke der Puppen einem durchs Zimmer folgten. Das würde dem Mädchen noch zusätzlich zwei weitere Geistesstörungen einbringen. Die Puppe war mit Bedacht von Leon ausgesucht wurden. Als Leon sich über das Kinderbett beugte, geschah etwas Unerwartetes. Das Kind fing nicht an zu schreien, sondern starrte ihn mit seinen großen Kulleraugen neugierig an. Das war seltsam. Leon versuchte es probeweise mit seinem Ghul-Grinsen. Würde das kleine Balg jetzt losplärren? Nein! Es grinste zurück! Leon sah zwei rote, zahnlose Kiefer. Eklig. Brr! Um sein Erstaunen zu kaschieren, beglückwünschte er Madame Nyx überschwenglich zu ihrem allerliebsten, süüüßen Kind und verließ das Haus.
Seine Neugier war jetzt erst recht geweckt. Er würde diese La Folle , wie er die Nekromantin nannte, und ihr Balg im Auge behalten. Er war schon ganz gespannt darauf, was für einen Weg Oreios Nyx betreten würde.

03/10/08


------- Automatische Beitragszusammenfassung -------​
FoxglovesaysNo schrieb nach 39 Sekunden:

Goremounder Stadtgeschichten: Eifersucht​

Ein halbes Jahr hatte Madame Nyx jetzt schon ihre Tochter. Oreios hatte sich prächtig entwickelt. Sie lachte viel und war ein ganz munteres Kind, selbst die Zombies machen ihr kaum noch Angst. Persephone Nyx war eine typische, stolze Mama. Aus Oreios würde etwas ganz besonderes werden, dessen war sie sich sicher.
Etwas nagte jedoch unaufhörlich an der Nekromantin: Die Amme! Anne, oder wie sie hieß...Anne führte sich so auf, als sei Oreios ihr Kind! Das war lächerlich! Und wie diese dreckige Hündin Oreios ansah! Madame Nyx wurde jedes mal aufs neue schlecht, wenn sie mit ansehen musste, wie diese Schlampe ihr Mädchen stillte. Zum Glück trank Oreios immer mehr aus der Flasche und immer weniger von der Brust. Die Kleine hatte schon ihren eigenen Willen.
Moment! Jetzt, wo Oreios nicht mehr aus der Brust trank, brauchte Madame Nyx die Sklavin nicht mehr. Jetzt konnte sie sich für die erduldete Schmach und Erniedrigung rächen! Endlich!
Ein Plan entstand in Persephone Nyx' Kopf, ein Plan, der ihr ausgesprochen gute Laune bescherte.
Ihr Koch sollte am nächsten Tag zwei Pfund frisches Fleisch und ein Pfund Blut auf dem Knochenmarkt einkaufen. Am besten Menschenfleisch und -blut. Zur Sicherheit bekam er Quartus als Geleitschutz mit: Der koch war gut, Madame Nyx wollte sich nicht nach einem Anderen umsehen müssen. Ein halbes Pfund des Fleisches ließ Madame Nyx sich zusammen mit Grünschwamm, dem köstlichsten Pilz in ganz Goremound, zubereiten. Den Rest ließ sie sich ins Labor bringen. Am Abend bestrich Madame Nyx Wachspapier und einen Rattenfilzumhang mit Blut. Dann wickelte sie das Fleisch in das Wachspapier ein. Danach ging sie mit dem vorbereiteten Sachen nach oben in den Flur. Draußen war es längst dunkel. Die Ghule müssten schon aus den Kanälen nach oben gekommen sein.
„Anne?“, rief sie
Die Vargotherin kam aus dem Kinderzimmer. Das war das letzte Mal, warts nur ab, dachte Madame Nyx giftig.
„Herrin?“, die Vargotherin sah sie fragend an. „Wie kann ich zu Diensten sein?“
Madame Nyx lächelte und reichte ihr Umhang und Päckchen.
„Bitte bringe dieses Päckchen ins Knochensturmviertel zu Henrik, Vampirweg 18. Es ist wichtig, dass du das jetzt sofort erledigst. Nimm den Mantel, es ist kalt draußen.“
Die Sklavin zögerte. Ängstlich sah sie durch ein Fenster nach draußen. Nachts hörte man Geräusche von der Straße. Heulen. Ab und zu Schreie.
„Sofort Herrin? Oreios schläft noch nicht und...“
Madame Nyx' Gesicht versteinerte.
„ICH bringe MEINE Tochter ins Bett! Du tust, was dir aufgetragen wurde. Jetzt!“
„Aber...“
„Ich sagte JETZT!“, schrie Madame Nyx sie an.
Voller Befriedigung sah Madame Nyx, dass die Sklavin vor Angst zitterte, als sie sich den Rattenfilzmantel überzog und das Paket entgegen nahm.
Ein grausames Lächeln lag auf Madame Nyx' Lippen, als Anne sie flehend ansah. Die Sklavin bewegte sich nicht. Madame Nyx rief nach Quartus, ihrem 2,50m großen Kriegszombie. Er baute sich hinter der Nekromantin auf.
„Bitte nicht!“, flehte Anne.
Das lächeln wurde noch grausamer.
„Geh jetzt endlich. Oder soll Quartus dir Beine machen?“
Die Sklavin gab auf. Leise und ängstlich huschte sie aus dem Haus. Wartend verharrte Madame Nyx im Flur und lauschte. Wenig später hörte sie gedämpft die Schmerzensschreie einer Frau, gefolgt von Reissgeräuschen. Madame Nyx brach in triumphierendes Gelächter aus. Als sie von oben ein Weinen hörte, beruhigte sie sich endlich. Gut gelaunt ging sie ins Kinderzimmer um ihre Tochter in den Schlaf zu wiegen.

04/10/08
 
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So, die nächste Kurzgeschichte dreht sich ausnahmsweise mal nicht um die durchgeknallte Madame Nyx. Es handlet sich um eine Vorgeschichte zu meinem Charakter Wido. Wido ist ein Jäger/Waldläufer, der durch gesamt Kreijor unterwegs ist. Was er geheim hält: Er stammt aus Mordain, heißt eigentlich Urien und ist ein Rabendruide. Als Kind wurde er an der Küste Mordains gefunden und von Mitgliedern der Morwen aufgenommen (was an sich ja schon ein Wunder ist). Momentan ist er in Vargoth und sucht eventuelle Überlebende des Schiffsunglücks bzw. seine Familie. Dieses Unterfanen ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, hilft aber dem SL, Wido überall dorthin zu shicken, wo er ihn gerade braucht.

Hier also die Geschichte:

Das Opfer​

Endlich war es soweit. Heute würde Urien erfahren, ob Rabe ihn akzeptierte oder nicht. Seine Schwester schritt um ihn herum und intonierte einen monotonen Singsang, während er sich rituell wusch. Danach bemalte er seinen Körper mit Symbolen. Seine linke Gesichtshälfte bemalte er komplett schwarz. In der Hütte hing ein süßlicher Duft in der Luft, der Urien berauschte. Er wurde nahezu euphorisch. Ungeduldig wartete er, bis seine Schwester fertig war und er ins Freie, zur Ritualstätte, konnte.
Bald hatte seine Schwester ihren Singsang beendet und er konnte nach draußen. Es dämmerte gerade im Osten. Urien zwang sich, seine Ungeduld zu zügeln und gemessenen Schrittes zur Lichtung zu gehen. Das fiel ihm äußerst schwer, die Ungeduld nagte in seinem Inneren wie eine Ratte. Seine Schwester begleitete ihn.
Es war eine Seltenheit, dass jemand wie er von den alten Druiden ausgebildet wurde. Als Kleinkind war an der Küste Mordains von einem Paar gefunden und aufgenommen worden. Mit 16 Jahren war er bereits ein passabler Jäger und anerkanntes Mitglied im Stamm. Vor einem Jahr fiel er der alten Morag auf. Die alte Morag war eine Rabendruidin, die aufgrund ihres hohen Alters etwas verwirrt war, aber dennoch respektiert wurde. Sie fing an, Urien in den Wegen von Rabe zu unterweisen. Er hatte Talent, sagte sie. Vor zwei Stunden war die alte Morag zu ihm gekommen und hatte ihm seltsame Wurzeln zum Kauen gegeben. Diese hatten ebenfalls eine berauschende Wirkung und entfalteten nun ihre gesamte Wirkung. Sein Körper fühlte sich seltsam leicht an und seine Wahrnehmung war geschärft.
Jetzt erreichte er die Lichtung. In der Mitte stand eine mit Runen behauener Block. Morag als Alte, eine Frau namens Yvaine als Mutter und Moira als Maid formten ein Dreieck um den Block. Überall auf der Lichtung krächzten die Raben. Sie flatterten herum und beäugten Urien neugierig.
Urien blickte sich ruhig um und sammelte seine Gedanken. Entschlossen trat er in das Dreieck. Morag nickte ihm würdevoll zu. Dann fingen die drei Frauen an zu singen. Sie hoben beschwörend die Hände. Ab und zu glucksten und krächzten sie wie die Raben. Urien ließ zu, dass der Gesang ihn ergriff und mit sich trieb. Morags tiefe Stimme vibrierte in Uriens Zwerchfell. Er wog sich hin und her und ließ die Ekstase in sich aufsteigen. Urien wog sich hin und her, hin und her, hin und her. Er hörte ein leises Murmeln und merkte, dass er es war, der leise murmelte und summte. Er rief Rabe an und bat das Krafttier um Gehör. Sofort reagierten die Raben und flatterten auf den Opferblock. Es wurden immer mehr auf der Lichtung. Die Raben auf dem Opferblock beäugten ihn aufmerksam. Im nächsten Moment flogen einige Tiere, erschrocken krächzend, weg, als eine der Frauen einen feinen, schlanken Dolch auf den Block legte. Urien wusste, was er zu tun hatte und es machte ihm keine Angst. Bedächtig nahm er das Messer und führte es zu seinem Gesicht. Er blickte auf die Klinge und begann, Gebete und Anrufungen zu murmeln. Das Messer schien sich von ganz allein auf seine linke Gesichtshälfte zu zubewegen von ganz allein zogen die Finger seiner linken Hand das untere Augenlid herunter. Die Kälte der Dolchspitze spürte er nicht, ebenso wenig wie den Schmerz, als Urien sich methodisch das linke Auge heraus schnitt. Alles, was er wahrnahm, war das immer lauter werdende Krächzen der Raben, der Gesang der Frauen und sein eigener. Vorsichtig legte Urien das Auge auf den Opferblock. Als er gen Himmel sah, landete der größte Rabe, den Urien jemals gesehen hatte, auf dem Opferblock und verschlang gierig das geopferte Auge. Der Rabe war mindestens doppelt so groß wie normale Raben. Das Krafttier gluckste anerkennend. Dann erhob sich der Rabe wieder in den Himmel und flog weg.
Obwohl ihm das Blut das Gesicht herunterlief, war Urien glücklich. Rabe hatte sein Opfer akzeptiert und ihn als sein Kind angenommen.
Doch dann forderte Uriens Körper seinen Tribut. Seine Knie gaben nach, seine Sicht wurde unscharf. Ehe die Welt in Dunkelheit versank, hörte er noch, wie die alte Morag sagte:
„Sei willkommen, Urien ua Morwen, Kind von Rabe.“

29/09/08
 
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Gelobt! :)
Mir gefällt die Situation mit Leon und dem Baby gut. Frei nach dem Motto: Wo ist das Baby? :D
 
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Kälte I

Es war kalt, die kälteste Nacht in diesem Winter. Karolina fror in ihrem kleinen Zimmer, deswegen wusch sie sich schnell, zog sich ihr Nachthemd über und huschte ins Bett. Das Federbett drückte schwer auf ihre Beine und schnürt ihr fast das Blut ab. Uns trotzdem fror sie. In Drakia fror man immer. Karolina fröstelte. Selbst tagsüber zauberte die Kälte Wölkchen aus Atemluft vor die Gesichter der Menschen. Auch die Sonne brachte keine Wärme.
Für Karolina war es nicht immer so kalt gewesen. Als Laszlo noch bei ich war, war es anders. Nach dem Tod ihrer schönen Mutter war ihr Vater ängstlich geworden. Er behauptete, die Gräfin hätte ihre Mutter töten lassen, weil sie schön war und die Gräfin alle schönen Frauen tötete. Karolina kam nach ihrer Mutter. Aus Angst, auch sie könne von der Gräfin geholt werden, nahm ihr Vater ein Messer, hielt die Klinge ins Feuer und drückte die glühend heiße Klinge Karolina mehrmals ins Gesicht. Obwohl Karolina noch ein kleines Mädchen war, konnte sie sich an den Schmer erinnern, als hätte sie ihn erst gestern erfahren. Ebenso hatte sich der Gestank von verbrannter Haut unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Sie hasste ihren Vater dafür. Kaum ein Mann sah sie an, als sie zur Frau wurde. Die Mädchen und Frauen bemitleideten sie.
Laszlo war anders. Er sah ihr ins Gesicht und Karolina sah keine Spur von Mitleid in seinem Blick. Mit der Zeit fanden sie zueinander. Laszlo erzählte ihr die Wahrheit über die Gräfin. Er erzählte ihr, wer die Gräfin war.. Ein Vampir! Eine Untote. Sie knechtete die Menschen und verbreitete mit ihren Schergen angst und Schrecken unter der Bevölkerung. Als sie Laszlos Geschichten hörte, begann Karolina zu glauben, dass die Gräfin wirklich für den Tod ihrer Mutter verantwortlich war. Sie begann, die Gräfin zu hassen. Laszlo und Karolina traten den Lichtbringern bei. Nachts lagen sie beieinander und wärmten sich gegenseitig.
Dann verschwand Laszlo spurlos. Und mit ihm verschwand jede Hoffnung und Wärme aus Karolinas Leben. Nur kalte Wut lieb und trieb sie vortan an. Dies war ihre letzte Nacht in einem Bett. Morgen würde sie zusammen mit anderen, die sich der Gräfin widersetzten, ausziehen, um dieses Land von dieser elenden Untoten zu befreien.
 
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Mein Computer ruft schon: "Komm her! Komm her und tippe endlich die restlichen Sachen ab!"
Mittlerweile sind das um die 20 Schriftseiten! *ächz*
Morgen haben wir Sachsen ja einen Feiertag und den kann ich dann dazu nutzen....:D
 
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Endlich, der 6. Teil:


Goremounder Stadtgeschichten: Eine namenlose Leiche mehr

Asis rannte durch die Straßen des Seuchentöterviertels. Der giftige, grüne Nebel brannte in seinen Lungen und seinen Augen. Ständig musste er keuchen und würgen. Dem schreienden Kind auf seinem Arm hatte er einen Lappen vor das Gesicht gebunden. Es war nur ein dürftiger Schutz vor dem Nebel und dem Gift in dieser von Almon verlassenen Stadt.
Nach dem, was diese Frau Anne angetan hatte, war es offensichtlich, dass sie verrückt war. Anne hatte ihre Arbeit gut gemacht, sie hatte sich gut um das Mädchen gekümmert, sie gestillt, ihre Windeln gewechselt und sie umsorgt. Anne hatte sich um Oreios so gekümmert als sei sie ihr eigen Fleisch und Blut. Sie selbst hatte ihr Kind nicht behalten dürfen, es war während des Sklaventransports von ihr getrennt worden. Obwohl Anne sich gut um das Kind gekümmert hatte, war sie von Madame Nyx ständig geschlagen und misshandelt worden.
Vor zwei Tagen hatte Madame Nyx Anne umgebracht. Er hatte alles gehört. Eine wehrlose Frau nachts allein auf einen Botengang durch Goremound zu schicken war Mord.
Niemand war sicher bei Madame Nyx. Wer wusste schon, wer der Nächste war? Wer konnte sagen, wann sie dem Kind etwas antat?
Irgendwie würde Asis es schaffen, aus Goremound herauszukommen. Vielleicht schaffte er es sogar nach Saphiria, ihm würde schon etwas einfallen.
Er war noch nicht weit gekommen, als er hinter sich eine vor Angst schrille Stimme hörte:
„Gib mir mein Kind zurück!“
Asis wurde langsamer und drehte sich um. Seine Herrin stand auf der Straße. Ihre schwarzen Haare fielen ihr wirr über die bleichen Schultern. Sie hatte keine Schuhe an und ihr Kleid nur notdürftig über ihren Körper geworfen. Asis hatte sich eine der vielen Schäferstunden seiner Herrin für seine Flucht ausgesucht. Sie war gerade mit dem Mann aus Rhunir zugange gewesen. Trotz des wirren Haares und der verwischten Schminke war Persephone Nyx schön. Und wütend. Aber es gab unmittelbar hinter Madame Nyx etwas, das Asis noch mehr Angst machte: der hoch über seiner Herrin aufragende Kriegszombie Quartus. Asis wich ein paar Schritte zurück.
Madame Nyx atmete schwer und musste husten. Sie kam nicht oft in die Verlegenheit, rennen zu müssen, noch dazu barfuß. Ihre Füße waren aufgeschürft und brannten.
„Gib mir mein Kind zurück! Dann passiert dir nichts und du kannst gehen!“
Fordernd streckte sie ihre Hand nach dem Mädchen aus und ging einen Schritt vorwärts. Ihr Gesicht war seltsam verzogen, so, als müsse sie gleich weinen.
Asis drehte sich um und rannte um sein Leben. Auf das angstvoll-wütende Aufschreien von Madame Nyx achtete er nicht weiter.
„Oreios! NEIN!!!! Quartus! Fang ihn ein und halte ihn fest!“
Asis rannte. Als Schreiber war er zwar nicht der beste Läufer, aber die Angst verlieh Flügel. Er rannte. Das Kind wollte sich aus seinen Armen herauswinden, aber er presste es fest an sich. Quartus war immer noch hinter ihm. Asis wandte sich nach links und rannte eine schmale Straße entlang. Sackgasse. Mist! Er wollte sich umdrehen und in eine andere Richtung fliehen. Quartus war sehr dicht hinter ihm, aber er konnte es noch schaffen ihm zu entwischen, also wandte er sich um und wollte unter Quartus‘ Armen abtauchen. Er lief los. Er konnte es schaffen. Er musste es schaffen.
Quartus ragte vor ihm auf wie ein Fels. Er wankte ungeschickt auf Asis zu. Jetzt war Asis seitlich von Quartus. Er musste sich nur ducken….und rutschte auf dem schmierigen Pflaster aus! Asis schlug hart auf dem Pflaster auf. Sterne hüpften vor seinen Augen auf und ab. Ein heftiger Schmerz pochte in seiner Schläfe. Das Kind schrie unter ihm. Durch den Schmerz war Asis noch ganz benommen, aber er wusste, er musste aufstehen und weiter. Wenn sie ihn in die Finger bekam….zu spät. Quartus packt ihn am linken Bein und zerrte ihn hoch. Asis schrie vor Schmerzen als er an seinem Bein in der Luft baumelte.
„Oreios!“, schrie Madame Nyx panisch. Gerade war sie am Ort des Geschehens eingetroffen. Nun stürzte sie voller Angst und Sorge auf ihre am Boden liegende Tochter zu und nahm das weinende Mädchen in die Arme.
„Oh, meine Kleine, alles wird gut. Mama ist jetzt hier! Alles wird gut!“
Vorsichtig wog sie ihre Tochter vor und zurück.
„Alles wird gut. Komm, wir gehen nach Hause.“
Madame Nyx untersuchte ängstlich ihr Baby. Oreios hatte keine Verletzungen. Erleichter seufzte sie. Ein Stöhnen erinnerte sie an den undankbaren Sklaven, der ihre Tochter hatte entführen wollen. Hasserfüllt starrte sie ihn an.
„Quartus, dreh‘ ihn zu mir!“
Quartus hielt Madame Nyx den immer noch an einem Bein baumelnden Asis hin. Dieser war immer noch leicht benommen, aber er sah sie voller Angst an. Persephone Nyx streckte eine Hand nach ihm aus.
„Niemand vergreift sich an meinem Kind!“
Sie konzentrierte sich, um die arkane Macht in sich zu bündeln. Ihre Augen glühten grünlich. Dann schoss ein Strahl Säure aus den Fingern ihrer ausgestreckten Hand und traf Asis. Die Säure brannte sich durch seine Haut, sein Fleisch bis auf die Knochen. Das Letzte, was der sterbend Asis von dieser Welt sah, war eine ihr Kind streichelnde Madame Nyx. Dann erlöste der Tod ihn von seinem Leiden.
„Quartus, wirf‘ ihn weg!“
Madame Nyx hielt sich ihren Ärmel vor Mund und Nase und drehte sich um, um nach Hause zu gehen.

19/10/08
 
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Teil 7 ist fertig:

Goremounder Stadtgeschichten: Nachts im Kinderzimmer

Eine neue Frau war da. Sie hatte dunkle Haare, deswegen war sie für Oreios die dunkle Frau. Oreios mochte die dunkle Frau nicht, denn sie spielte nie mit ihr. Die andere Frau – die mit Oreios immer gespielt hatte – kam nicht mehr. Dafür spielte Mama jetzt ganz viel mit ihr. Mama spielte mit ihr, kuschelte mit ihr und erzählte ihr Geschichten. Ja, Oreios hatte ihre Mama sehr lieb. Gerade jetzt wurde Oreios von der dunklen Frau sauber gemacht und gewickelt. Manchmal tat das auch ihre Mutter, aber nicht heute. Nachher würde Mama kommen und ihr noch vorlesen, bevor Oreios dann schlafen musste.
Gerade lag Oreios in ihrem Bettchen, sauber und gewickelt, als jemand die Tür öffnete. Die dunkle Frau brachte ihre Mutter und den hellen Mann zu Oreios. Den hellen Mann mochte Oreios nicht. Er sah immer böse aus und außerdem machte er ihr ihre Mama streitig. Mama hatte nur Oreios zu gehören! Zum Glück wusste sie, wie sie Mama dazu bringen konnte, den hellen Mann zu verjagen: Oreios sah den Mann an und fing an zu weinen. Dann wurde ihre Mama böse auf den hellen Mann und jagte ihn weg. Also fing Oreios an zu weinen und -siehe da - ihre Mutter wurde böse auf den Mann und schickte ihn aus dem Zimmer.
„Verschwinde, du bringst das Baby zum Weinen!“
Während der helle Mann mürrisch aus dem Zimmer stapfte, nahm Madame Nyx ihre Tochter in die Arme und wog sie sanft hin und her. Das mochte Oreios und hörte wieder auf zu weinen. Als Madame Nyx merkte, dass ihre Tochter sich beruhigt hatte, legte sie ihr Kind zurück ins Bett. Dann las sie ihrem Kind noch eine Geschichte vor, deckte sie richtig zu und ging leise aus dem Zimmer. Die dunkle Frau legte Oreios noch eine Puppe ins Bett, schaltete ein buntes Nachtlicht ein und ging ebenfalls aus dem Zimmer. Das Nachtlicht war eine komplexe Apparatur, die aus Megalys importiert worden war. Madame Nyx scheute keine Mühen und Kosten für ihre Tochter. Die Puppe hatte der freundliche Mann Oreios mitgebracht. Die Erinnerung an Leons breites Grinsen ließ Oreios vergnügt kichern. Müde war sie noch nicht.
Das Nachtlicht zauberte wandernde Schatte auf das Gesicht der Puppe, die direkt neben Oreios‘ Kopfkissen saß. Die Schatten machten das Gesicht der Puppe unheimlich. Die Augen starrte Oreios an. Das gefiel Oreios nicht und sie bewegte sich in ihrem Bettchen. Der Blick der Puppe folgte Oreios. Die Puppe verzog den Mund zu einem bösartigen Grinsen, um Mund und Augen lagen dunkle Schatten. Unter dem ausladenden Rock schienen sich…Dinge zu bewegen. Die Finger an den zarten Porzellanhänden bewegten sich. Die Puppe starrte Oreios weiterhin an. Etwas Gemeines lag in ihrem Blick. Jetzt bekam Oreios wirklich Angst. Sie wimmerte weinerlich und versuchte mit ihren kurzen Ärmchen nach der Puppe zu schlagen. Die Puppe sah nun sehr grimmig aus. Oreios weinte jetzt laut.
Plötzlich sprang die Puppe Oreios an! Das Kind schrie vor Angst hysterisch auf! Ihr Weinen war nun sehr laut, hysterisch, alarmierend. Oreios‘ Stimme überschlug sich fast.
Auf einmal wurde die Tür aufgerissen. Madame Nyx stürmte ins Zimmer und flog fast zum Kinderbett.
„Oreios?“, rief sie panisch.
Die Puppe war umgekippt und auf Oreios gefallen. Schnell hob Madame Nyx ihre weinende Tochter aus dem Bett und überprüfte rasch, ob Oreios verletzt war. Erleichtert stellte sie fest, dass dem nicht so war. Madame Nyx nahm ihre laut weinende Tochter zärtlich in die Arme und wog sie wieder vor und zurück. Dabei murmelte sie in einem beruhigenden Tonfall: „Alles ist gut, du brauchst keine Angst haben, alles ist gut….“. Diesen Satz wiederholte Persephone Nyx wieder und wieder wie ein Mantra, während sie mit ihrer wimmernde Tochter im Arm in ihr Schlafzimmer ging, um ihre Tochter diese Nacht bei ihr schlafen zu lassen. Die Puppe ließ sie unbeachtet im Bett liegen…
06/11/08
 
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Goremounder Stadtgeschichten: Ein Papa für Oreios

Heute Morgen hatte Madame Nyx beschlossen, die Arbeit für heute sein zu lassen und mit ihrer Tochter einen vergnüglichen Einkaufsbummel auf dem Knochenmarkt und im Seelenbrecherviertel zu machen. Also wurde die Laborkutte gegen ein schönes Kleid und einen gut geschnittenen Rattenfilzmantel getauscht, Oreios warm angezogen und in den Kinderwagen gepackt, Quartus her zitiert und los ging es! Der grünliche Nebel hinterließ trotz des Dicken Mundschutzes, den Madame Nyx trug, einen beißenden Geschmack auf ihrer Zunge. Dies war ein Grund zur Sorge. Madame Nyx hatte für Oreios den stärksten Mundschutz besorgt, den sie finden konnte, aber Oreios zog ständig daran herum, weil der Mundschutz ihre Sicht behinderte. Daher musste Madame Nyx immer wieder anhalten um sich über den Kinderwagen zu beugen und Oreios' Mundschutz wieder zu richten. Dieser eklige Nebel war wirklich ärgerlich! Der Nebel zersetzte Kleidung langsam und verursachte – ohne Mundschutz - einen ständigen Hustenreiz.
Aber Madame Nyx beschloss, sich heute von solchen Lappalien nicht die gute Laune verderben zu lassen. Heute stand ihr noch ein schöner Einkaufsbummel bevor, und heute Abend würde sie essen gehen. Es versprach, ein schöner Tag zu werden.
Im Knochenmarkt ließ Madame Nyx sich viel Zeit. Sie erstand ein aromatisches Kräuterbad, welches durch zermahlene Würmer eine grünliche Farbe hatte. Des weiteren erstand sie angenehm duftende Körper – und Parfümöle. Ein Stoffhändler bot saphirische Seide an. Madame Nyx kaufte einen ganzen Ballen roter Seide. Auf Leons nächster Soiree würde die Nekromantin ein Kleid aus roter Seide tragen.
Madame Nyx überlegte, ob sie noch etwas benötigte. Da fiel es ihr wieder ein: vor drei Wochen war ihr letzter Schreiber verstorben. Selbstmord. Wer Oreios entführen wollte, beging (unwissentlich) Selbstmord. Diesen undankbaren Mistkerl hatte Madame Nyx gebührend bestraft. Also brauchte sie einen neuen Schreiber. Hoffentlich war ihr bevorzugter Händler da, er hatte immer gute Ware und wusste genau, was Madame Nyx wollte. Zielstrebig steuerte Madame Nyx den Sklavenmarkt an.
Sie hatte Glück, der Händler war da. Er bemerkte Madame Nyx und nickte ihr freundlich zu. Dann bemerkte er den Kinderwagen. Seine Verwirrung war kurz auf auf seinem Gesicht zu sehen, aber er – ganz Geschäftsmann – fing sich schnell.
„Madame Nyx, wie geht es Euch, was kann ich für Euch tun?“
Seine kriecherische Art ging Madame Nyx jedes mal auf die Nerven. Hochmütig antwortete sie:
„Ich brauche einen neuen Schreiber.“
Der Händler verbeugt sie kriecherisch.
„Ja, sehr wohl. Ihr habt Glück, ich habe gerade eine gute Auswahl an Schreibern. Seht selbst, seht selbst.“
Er wies auf menschengroße Käfige, in denen mehrere Menschen eingesperrt waren. Madame Nyx ging zu den Käfigen und sah sich des Händlers Ware an. Dem dummen Gerede des Händlers hörte Madame Nyx nur mit einem Ohr zu. Im Vergleich zu anderen feil gebotenen Sklaven sahen diese hier gut genährt und gesund aus. Die Nekromantin sah sie sich aufmerksam an. Einer stach ihr ganz besonders ins Auge: Ein junger Mann mit dunkler Haut, dunklen Augen und seidigen schwarzen Haaren. Seine Augen waren aber nicht braun, nein, sie waren von einem dunklen Grün. Sein Gesicht war äußerst wohlgefällig. Im Gegensatz zu vielen anderen Sklaven war sein Blick noch nicht dumpf und leer. Er sah Madame Nyx an und senkte dann respektvoll den Kopf. Demut ohne gebrochen worden zu sein. Persephone Nyx war beeindruckt.
„Sklave, wie wirst du genannt?“, verlangte sie zu wissen.
„Herrin, mein Name ist Setheret.“ Perfektes Atlanteanisch.
„Woher kommst du und wo liegen deine Fähigkeiten?“ Madame Nyx' Interesse war nicht gespielt.
Der Sklave verbeugte sich leicht.
„Herin, ich stamme aus Khem und wurde als Schreiber und Übersetzer ausgebildet. Atlanteanisch, Gotisch, Saphirii und Verunisch beherrsche ich fließend und kann jede der genannten Sprachen auch lesen und schreiben.“
Er verbeugte sich tiefer.
Madame Nyx lächelte und trat näher an den Käfig heran. Setheret verharrte in der Verbeugung. Sie wandte leicht den Kopf zu dem Sklavenhändler.
„Wie viel?“
„ 32 Goldmünzen, Madame:“
„Sei nicht unverschämt! Du bekommst 30 für ihn. Ich nehme ihn gleich mit.“
Der Händler wollte zunächst protestieren, überlegte es sich aber mit einem Seitenblick auf Quartus schnell anders. In Goremound galt Mord an einem Lebenden nicht als Straftat. Also buckelte er vor Madame Nyx und holte den Sklaven aus dem Käfig. Madame Nyx bezahlte die 30 Goldmünzen und nahm ihre Neuerwerbung entgegen. Just in diesem Moment empörte Oreios sich lautstark über den Mangel an ihr gezollter Aufmerksamkeit. Sofort vergaß Madame Nyx alles um sich herum und eilte besorgt zum Kinderwagen. Eilig hob sie Oreios aus dem Wagen und wog sie sacht hin und her.
„Was hat denn meine Kleine? Sieh mal da, das ist unser neuer Sklave Setheret. Er wird Mama helfen.“
Zu Setheret gewandt:“Das ist meine Tochter. Wenn sie alt genug ist, wirst du ihr Lesen und Schreiben beibringen.“
Der Sklave starrte das Baby überrascht an, fing sich dann und nickte.
„Ja, Herrin. Es wird mir eine Freude sein, mich um Eure Tochter zu kümmern.“
Wieder lächelte Madame Nyx. Setheret gefiel ihr.

Zwei Wochen später stellte sie fest, dass er auch Oreios gefiel. Es fiel ihr nicht schwer, sich de mürrischen Rhunirers - den Oreios nicht leiden konnte- zu entledigen und Setheret seinen Platz einnehmen zu lassen.

09/11/08
 
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Goremounder Stadtgeschichten: Nachts im Kinderzimmer

Eine neue Frau war da. Sie hatte dunkle Haare, deswegen war sie für Oreios die dunkle Frau. Oreios mochte die dunkle Frau nicht, denn sie spielte nie mit ihr. Die andere Frau – die mit Oreios immer gespielt hatte – kam nicht mehr. Dafür spielte Mama jetzt ganz viel mit ihr. Mama spielte mit ihr, kuschelte mit ihr und erzählte ihr Geschichten. Ja, Oreios hatte ihre Mama sehr lieb. Gerade jetzt wurde Oreios von der dunklen Frau sauber gemacht und gewickelt. Manchmal tat das auch ihre Mutter, aber nicht heute. Nachher würde Mama kommen und ihr noch vorlesen, bevor Oreios dann schlafen musste.
Gerade lag Oreios in ihrem Bettchen, sauber und gewickelt, als jemand die Tür öffnete. Die dunkle Frau brachte ihre Mutter und den hellen Mann zu Oreios. Den hellen Mann mochte Oreios nicht. Er sah immer böse aus und außerdem machte er ihr ihre Mama streitig. Mama hatte nur Oreios zu gehören! Zum Glück wusste sie, wie sie Mama dazu bringen konnte, den hellen Mann zu verjagen: Oreios sah den Mann an und fing an zu weinen. Dann wurde ihre Mama böse auf den hellen Mann und jagte ihn weg. Also fing Oreios an zu weinen und -siehe da - ihre Mutter wurde böse auf den Mann und schickte ihn aus dem Zimmer.
„Verschwinde, du bringst das Baby zum Weinen!“
Während der helle Mann mürrisch aus dem Zimmer stapfte, nahm Madame Nyx ihre Tochter in die Arme und wog sie sanft hin und her. Das mochte Oreios und hörte wieder auf zu weinen. Als Madame Nyx merkte, dass ihre Tochter sich beruhigt hatte, legte sie ihr Kind zurück ins Bett. Dann las sie ihrem Kind noch eine Geschichte vor, deckte sie richtig zu und ging leise aus dem Zimmer. Die dunkle Frau legte Oreios noch eine Puppe ins Bett, schaltete ein buntes Nachtlicht ein und ging ebenfalls aus dem Zimmer. Das Nachtlicht war eine komplexe Apparatur, die aus Megalys importiert worden war. Madame Nyx scheute keine Mühen und Kosten für ihre Tochter. Die Puppe hatte der freundliche Mann Oreios mitgebracht. Die Erinnerung an Leons breites Grinsen ließ Oreios vergnügt kichern. Müde war sie noch nicht.
Das Nachtlicht zauberte wandernde Schatte auf das Gesicht der Puppe, die direkt neben Oreios‘ Kopfkissen saß. Die Schatten machten das Gesicht der Puppe unheimlich. Die Augen starrte Oreios an. Das gefiel Oreios nicht und sie bewegte sich in ihrem Bettchen. Der Blick der Puppe folgte Oreios. Die Puppe verzog den Mund zu einem bösartigen Grinsen, um Mund und Augen lagen dunkle Schatten. Unter dem ausladenden Rock schienen sich…Dinge zu bewegen. Die Finger an den zarten Porzellanhänden bewegten sich. Die Puppe starrte Oreios weiterhin an. Etwas Gemeines lag in ihrem Blick. Jetzt bekam Oreios wirklich Angst. Sie wimmerte weinerlich und versuchte mit ihren kurzen Ärmchen nach der Puppe zu schlagen. Die Puppe sah nun sehr grimmig aus. Oreios weinte jetzt laut.
Plötzlich sprang die Puppe Oreios an! Das Kind schrie vor Angst hysterisch auf! Ihr Weinen war nun sehr laut, hysterisch, alarmierend. Oreios‘ Stimme überschlug sich fast.
Auf einmal wurde die Tür aufgerissen. Madame Nyx stürmte ins Zimmer und flog fast zum Kinderbett.
„Oreios?“, rief sie panisch.
Die Puppe war umgekippt und auf Oreios gefallen. Schnell hob Madame Nyx ihre weinende Tochter aus dem Bett und überprüfte rasch, ob Oreios verletzt war. Erleichtert stellte sie fest, dass dem nicht so war. Madame Nyx nahm ihre laut weinende Tochter zärtlich in die Arme und wog sie wieder vor und zurück. Dabei murmelte sie in einem beruhigenden Tonfall: „Alles ist gut, du brauchst keine Angst haben, alles ist gut….“. Diesen Satz wiederholte Persephone Nyx wieder und wieder wie ein Mantra, während sie mit ihrer wimmernde Tochter im Arm in ihr Schlafzimmer ging, um ihre Tochter diese Nacht bei ihr schlafen zu lassen. Die Puppe ließ sie unbeachtet im Bett liegen…



Goremounder Stadtgeschichten: Eine Zombiebraut

Madame Nyx saß in ihrem Büro und wartete. Ihr Büro war in dunklen Farben gehalten. Sie selbst saß hinter einem schweren Schreibtisch aus Beineiche in einem bequemen Ohrensessel aus sehr weichem Leder. An den Wänden standen Regale aus Beineiche, die mit Büchern gefüllt waren. Auf dem Boden lag ein dicker Teppich, der die Schritte dämpfte. In einer Ecke stand das Skelett eines Menschen.
Auf ihrem Schoß lag der neueste geistige Erguss von Armand DeLarge, einem Vampir aus Aquitaine. Das Werk war als Tragödie gedacht, bestach aber durch zu viel Melodramatik und daher durch unfreiwillige Komik.
Es klopfte an der Tür. Setheret öffnete sie kurz darauf
„Madame, ein Herr Heinrich Augswald ist hier.“
Madame Nyx nickte Setheret freundlich zu. Er gefiel ihr in der kurzen Toga nach verunischem Stil.
„Lass ihn vor.“
Setheret nickte beflissen und brachte Madame Nyx‘ Kunden herein.
Heinrich Augswald war ein dicker, kleiner Mann mit einer Kartoffelnase. Trübe Fischaugen versteckten sich hinter Augengläsern. Nur wenig Haare waren ihm geblieben. Trotz der prunkvollen Kleidung eines vargothischen Händlers sah Heinrich Augswald mickrig aus. Persephone Nyx gab sich Mühe, sich ihre Abscheu und Geringschätzung nicht anmerken zu lassen.
„Herr Augswald“, begrüßte sie ihn. „Was kann ich für Euch tun? Ihr habt Euch sehr vage ausgedrückt.“
Herr Augswald begann zu schwitzen. Seine rosa Haut bekam flammend rote Flecken. Er windete sich wie ein Fisch an der Angel.
„Nun ja, Madame, ich hätte da einen kleinen Wunsch, den Ihr mir vielleicht erfüllen könntet. Ihr sollt ja eine wahre Koryphäe auf dem Gebiet der Nekromantie sein…“
Langsam wurde Madame Nyx ungeduldig. Sie kaschierte das mit einem Lächeln.
„Herr Augswald, sagt frei heraus, was Ihr wollt.“ Siebreitete ihre Hände in einer einladenden Geste aus und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Heinrich Augswald schien im Boden versinken zu wollen.
„Es gibt einen Auftrag, ich hätte einen Auftrag für Euch. Eine kleine Gefälligkeit…äh….ist es Euch möglich…äh… Untote zu erschaffen?“
Madame Nyx nickte langsam.
„Das ist es, was Nekromanten für gewöhnlich tun. Braucht ihr einen untoten Diener?“
Jetzt wurde Heinrich Augswald so rot, dass Madame Nyx dachte, er würde gleich platzen. Dann kam ihr ein Verdacht.
„Herr Augswald, wollt ihr vielleicht einen… weiblichen untoten Diener?“
Der Kunde war sichtlich erleichtert über diese Formulierung.
„Äh….ja, ja.“
Die Nekromantin zog eine Augenbraue hoch.
„Habt Ihr konkrete Wünsche hinsichtlich des Aussehens Eurer Dienerin?“
Nun entschlüpfte ihr doch ein ironischer Unterton bei dem letzten Wort. Herr Augswald verkrampfte sich wieder und stammelte:
„Äh…so menschlich wie möglich?“
„Und so wohlgefällig wie möglich, nehme ich an? Habt Ihr bestimmte Wünsche hinsichtlich Haar-und Augenfarbe?“
„Äh, ja..ja…blonde Haare, bitte…und blaue Augen?“
Madame Nyx nickte.
„Wie groß soll die Dienerin sein? Und wie gut soll ich sie ausstatten?“ Sie unterstrich ihre Frage durch dementsprechende Gesten. Bei dem Wort „ausstatten“ wies sie unmissverständlich auf ihr eigenes Dekolleté. Dies hatte zur Folge, dass die roten Flecken auf Heinrich Augwald Gesicht aufs Neue entflammten.
„N-nicht zu groß, bitte. Und….äh..sie soll wohlgeformt sein, bitte.“
Madame Nyx beschloss, den armen Mann von seinem Leiden zu erlösen.
Sie erhob sich würdevoll.
„Nun gut, Herr Augswald, ich werde alles in die Wege leiten. Der Auftrag kostet euch 40 Goldmünzen plus 10 Goldmünzen für Materialkosten. Die 10 Goldmünzen bekomme ich bitte bis morgen, dann kann ich unverzüglich anfangen. Ihr könnt Eure Dienerin in zwei Wochen abholen.“
Mit diesen Worten führte Madame Nyx den widerwärtigen, nach ranzigem Schweiß stinkenden, mickrigen Mann aus ihrem Büro.

Eine Woche später hatte sie die Arbeiten an der Zombiekurtisane bereits abgeschlossen. Der Zombie war mit großen Brüsten, einer schmalen Taille und langen, blonden Haaren ausgestattet. Er hatte ebenmäßige Gesichtszüge und war kaum als Zombie zu erkennen.
Herr Augswald würde zufrieden sein.

11/11/08
 
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Der Anschlag ist ein wenig Hintergrundgedusel, was so zwischen zwei gespielten Metaplot passiert. Also unter anderem.... ^^
 
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Ich habs gestern gelesen und mir stellte sich die Frage: Wo ist der Rest?:D

Und auch: Kann es sein, dass ihr die Morai ganz schön romantisiert?
 
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Du meinst wie es dannach weiter geht? Das ist eine andere Geschichte, die später vielleicht noch erzählen werde. (Sitze immo an nem Sidhe-Text)

Naja, wir hatten irgendwann keinen Bock darauf immer nur knallharte und abgrundtief böse Morai zu spielen. Es mag zwar eine in ihren Regeln sehr strikte und gnadenlose Gesellschaft sein aber wir haben sie einfach um ein wenig, hmmm, sagen wir Menschlichkeit, egänzt. Außerdem kennen sich die vorkommenden Spieler- und Nichtspielercharaktere teilweise schon ein halbes Leben lang, da kann man schon mal fünf grade sein lassen.

...



Ok, ich hoffe ich habe jetzt nicht zu doll versucht zu kaschieren, dass ich momentan auch eine etwas romantische Phase habe und sich da zweifelsohne in meinen Schandtaten niederschlägt... :rolleyes:
 
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Wie, die Schrebergarten-Elfen (der Begriff hat sich bei uns irgendwie eingebürert, seit unsere Gruppe ihre ersten Eindrücke auf Uliath gesammel hat) bringen sich auch gegenseitig um??? :D
 
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Huch, das hätte ich ja fast unter den Tisch fallen lassen.
Kurz dazu: Es war quasi eine Auftragsarbeit für einen Mitspieler, ein Traum, der aber auch gleichzeitig einen weiteren Plot in unsere Runde mit einflechtet, daher ist er recht symbollastig und omehaft geworden.
@Foxyglovesaysno: Ja, dieses Mal echte Schrebergärtlinge, zumindest eine.

Rendezvous mit einem Schatten
 
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