Einsteigersysteme?

AW: Einsteigersysteme?

Ja, gegen Chemie lässt sich nichts sagen. Dasselbe Argument brachte letztens ein Mitspieler in einer ähnlichen Diskussion.

Bei mir erfüllt z.B. Savage Worlds bereits alle genannten Punkte und die Chemie stimmte auch. Insofern: Wenn es um die Chemie geht, kann es theoretisch so viele Rollenspiele geben, wie es Spieler gibt.
 
AW: Einsteigersysteme?

Abgesehen davon hat irgendwie noch keiner verstanden, dass Quest als aufbauende Reihe konzipiert ist. Rollenspielerische Spielfreiheit wird mit zunehmender Produktiefe auch zunehmend stark ausgebaut.
Das ist zu spät. Viel zu spät.

@ Quest. Ich hab beim Probeheft in längerer Arbeit die Figuren, die Karten, ... mit dem Cutter ausgeschnitten. Die Karten sogar mit selbstklebender Folie beklebt (sodass man es mehrmals spielen kann). Nach kurzem Lesen habe ich dann aber die Sachen weggepackt und bis heute nicht wieder angeschaut. Für mich ist das eine eigene Spielform. Deswegen halte ich es weder als Abenteuerbrettspiel (wie HeroQuest) noch als Rollenspiel für wirklich geeignet. Vielmehr ist es ein PC-RSP als Brettspiel aufbereitet. Dafür gibt es sicher eine Zielgruppe. Die Einsteiger fürs Stift-und-Zettel-Rollenspiel sind es aber eher nicht.

@ Aborea: Wenn es tatsächlich ein vollwertiges Rollenspiel ist, ein einfaches System mit Anleihen an Rolemaster sowie ältere D&D- & DSA-Versionen, dann geht es den Königsweg für ein Einsteigerspiel. Dazu noch eine geerdete Fantasy-Welt ohne Außergewöhnlichkeiten und mit Platz für eigene Ideen.

@ Einsamer Wolf Mehrspielerbuch: Auch ein sehr schönes Spiel. Recht einfaches System dazu eine tolle, nicht wirklich klassische Fantasy-Welt.
Für Einsteiger sind Schwierigkeiten und Proben allerdings etwas zu sehr vom Spielleiter, bzw. von der Kommunikation am Tisch abhängig. Ich bezweifle auch, dass man damit jahrelanges Kampagnen-Spiel betreiben kann. Für Fantasy-Leser und vor allem für Einsamer-Wolf-Leser jedoch ist das Spiel ein tolles Sprungbrett ins Rollenspiel-Hobby. Wenn ein Spielbuch-Spieler leitet, marginalisiert sich das Problem mit den Proben sicherlich.

@ Dungeonslayers: ... obwohl ich die grundsätzliche Ausrichtung des Spiels sehr mag, passen für mich die konkreten Spielmechanismen so gar nicht. Einfach nicht mein Fall. Als Einsteigerspiel wird es sich ganz wacker schlagen. In etwa dem Mehrspielerbuch vergleichbar. Vielleicht sogar ein klein wenig besser.
 
Ich weiß, ich betreibe hier etwas Thread-Nekromantie, aber er erschien mir am passendsten.

Ich habe mir Aborea zugelegt und mal durchgeblättert und ich muss sagen, es hat meine Erwartungen leider enttäuscht.
Es ist sicher ein nettes Einsteiger-RPG wenn man als erfahrener Spieler Neulingen das Hobby näher bringen will, aber ich hätte mir etwas gewünscht, dass man einem jungen Menschen (12+) ohne Rollenspielerfahrung in die Hand drücken (zum Geburtstag schenken etc.) kann und sagen: Probier das doch mal mit deinen Freunden.

Ich habs bei meiner 13-jährigen Großcousine ausprobiert (Durchaus clever und sehr begeisterungsfähig). Antwort nach dem reinschaun: Versteh ich nicht.
Und ich muss nach dem Durchblättern auch sagen:

Details zur elfischen Sprache?
Zig Götter und Sub-Rassen?
Entwicklungspfade?
Verschiedenste Magiearten ?

Wozu das alles? Ich möchte ein Anfänger-RPG, dass man nach dem Kaufen auspackt, 5-10 Minuten die Anleitung durchliest und dann spielt auch wenn niemand in der Gruppe zuvor RPG-Erfahrung hatte.
Wenn ich als erfahrener Spieler mit Anfängern spiele nehm ich Savage Worlds und eine bekannte Welt (z.B. aus irgendeinem Film), da brauch ich Aborea nicht (und die sicherlich wunderschöne Karte ist trotz allen Lobs im Internet nicht das ausschlaggebende Argument für mich).

Kann mir jemand ein Anfängersystem empfehlen, dass meine Erwartungen erfüllt? Wäre Quest da richtig? (Habe noch keinerlei Erfahrung damit)

Danke im Voraus
 
Ein paar Systeme haben inzwischen Einsteiger-Kurzregeln rausgebracht. Soweit ich weiß sind das Cthulhu, Shadowrun, Midgard, DSA. Bei Midgard gibts außerdem noch die Runenklingen Reihe zum Einstieg. Deine 5-10-Minuten Anspruch kann aber meiner Ansicht nach selbst ein gutes Einsteigersystem nicht erfüllen, der SL hat IMMER mehr zu lesen. Am ehesten könnte Runenklingen das leisten.
 
Naja, die ganzen "kleinen" Rollenspiele, wie etwa Ratten oder 1W6 Freunden können das aber durchaus. Simples Regelsystem, einfache Charaktererschaffung und nicht viel zu lesen.
 
Runenklingen schaut wirklich gut aus, danke für den Tip, hab ich vorher noch nie was davon gehört.
Ich denke ich werd die Bände mal bestellen.
 
Ich denke, in der Praxis ist kein "Einsteigersystem" auch nur einen Bruchteil so nützlich wie ein erfahrener Spielleiter, der gezielt Runden für Einsteiger leitet. Wenn man nicht gerade ein besonders regellastiges System benutzt (was eine erfahrener Spielleiter nicht täte), ist der Einstieg für Spieler unter geeigneter Anleitung komplett unproblematisch. Ein ideales Einsteigerprodukt müsste sich daher gezielt an Spielleiter richten - aber das ist einfacher getippt als getan, weil gutes Spielleiten etwas ist, was sich letztlich nur durch persönlichen Kontakt mit erfahrenen Spielleitern wirklich erfassen und erlernen lässt.

Der Brettspiel-Weg als Einstieg ins Rollenspiel wurde ja auch nicht zuletzt deswegen so gerne gewählt (abgesehen davon, dass man den Leuten für bunte Figuren, Würfel und Pläne in einer großen Box gleich viel Geld abknöpfen kann), weil er die Rolle des Spielleiters weitgehend auf die eines Regelverwalters reduziert. Blöd ist dabei aber einerseits, dass die zusätzlichen Dimensionen der Spielleitung auf diese Weise nicht vermittelt werden können, und andererseits, dass der Reiz von solchen Brettrollenspielen im Internetzeitalter immer mehr abnimmt, weil die Spieler rasch merken, dass sie eigentlich nur extrem reduzierte Computerrollenspiele ohne Computer, aber mit viel busywork spielen.

Ich denke, sobald erst einmal die Grundidee des Spielleitens vermittelt wurde, sind auch umfangreiche Rollenspielwerke mit vielfältigen Optionen zur Charaktererschaffung und ausführlichen Weltenbeschreibungen weniger das Problem. Entscheidend ist vielmehr, dem Spielleiter deutlich zu machen, dass das Erlernen seines Jobs eben NICHT in erster Linie Beherrschen von Spielregeln und Auswendiglernen von Hintergrundinformationen bedeutet. Das ist ein fundamentaleer Unterschied zu "herkömmlichen" Spielen, deren Erlernen darin besteht, die Regeln zu lesen und zu verstehen! Ein Einsteigerrollenspiel muss das dem zukünftigen Spielleiter klarmachen, weil es ihn ansonsten einerseits zwangsläufig mit seiner Fülle an Material frustriert und überfordert, und anderereits immer noch mit diesem erworbenen Wissen weitgehend alleine lässt, selbst wenn er dies alles in sich aufgesogen hat, weil er dann immer noch nicht weiß, was er nun eigentlich damit anstellen soll.

"Rules light" sind hier natürlich der richtige Weg, aber der wichtigere Aspekt muss sein, dass die Regeln FLEXIBEL sind; dass der Spielleiter, der eine Situation lösen will, auf Anhieb etwas findet, was er anwenden kann, anstatt sich endlos den Kopf darüber zu zerbrechen, die Anwendung welcher Regel genau in einer Situation KORREKT ist. Intuitive, aussagekräftige Figurenbeschreibungen (also keine abstrakten Monstrositäten wie THAC0s) und nachvollziehbare Würfelergebnisse (offensichtliches "gut" oder "schlecht" an Stelle von Zahlenwerten, die erst im Kontext eines bereits verstandenen, komplexen Systems mit Bedeutung gefüllt werden) sind hier eine große Hilfe. Das Einsteigerspiel muss begreiflich machen, dass Spielleitung eine Technik ist; dass das Spiel eben nicht wie bei herkömmlichen Spielen die Summe seiner Regeln ist, sondern dass die Regeln Werkzeuge sind, welche dem Spielleiter zur Verfügung stehen, um das Spiel unter seiner Leitung zu erschaffen.
 
Quest fand ich mies, geht aber für junge Spieler_innen sicherlich in Ordnung da es Brettspielnah ist.
Destiny beginner fand ich sehr gut, ist aber auch nicht unbedingt ein in-die-hand-drück-Spiel. meint: es läuft als System ganz gut und ist Einsteigerfreundlich, die Präsentation richtet sich aber imo nicht direkt an Neulinge. Freilich ist es didaktisch besser als Aborea das ich für einen vollen schuss in den Pädagogikofen halte, aber es schafft es trotzdem nicht ganz die neulinge direkt zu packen...
 
Natürlich ist ein erfahrener SL die beste Wahl für den Einstieg. Aber die gibts nun mal nicht im gut sortierten Fachhandel. Was sollen also alle Interessierten tun die keinen SL greifbar haben? Sich das Rollenspiel von der Backe putzen? Sag jetzt nicht, man kann im Internet einen SL oder eine Gruppe suchen. Wenn man mit so einem Spiel anfängt dann gewöhnlich mit einer Gruppe von ebenfalls interessierten Freunden. Wer sucht sich denn eine Gruppe aus Wildfremden um mit dem Rollenspiel anzufangen? Und wer sagt, dass man mit denen überhaupt spielen will? Ich hab genug Rollenspieler kennengelernt mit denen ich das nicht wollen würde!

Also, ein guter SL als Einstiegshelfer wäre natürlich optimal. Supportteams wie bei Pegasus nutzen diesen Ansatz. Aber es kann nun mal nicht jeder einen guten SL in die Finger kriegen. Andererseits wollen die Verlage doch neue Kunden für ihre Produkte, oder? Sollen sie sich da auf die SL da draußen verlassen? Auf keinen Fall! Also müssen Produkte her, die den Einstieg für neue Spielleiter und Spieler so einfach wie möglich gestalten. Als ich damals angefangen habe kannte ich keine Spieler. Ich hatte lange Hero Quest gespielt und wollte einfach ein Spiel mit dem man "mehr" machen kann. Also ab in den Laden, den Händler gelöchert und mit der DSA3 Basisbox nach Hause gegangen. Für den Einstieg war die damals sehr gut geeignet. Abgespeckte Regeln, angerissene Welt, Abenteuer, und los gings. Und genau solche Produkte muss es geben um die Leute zu kriegen, die eben keinen erfahrenen SL verfügbar haben. Und außerdem, nicht jeder erfahrene SL ist auch ein guter SL! ;)
 
Bei uns ist es eben in letzter Zeit immer stärker bemerkbar geworden, dass die erfahrenen Spieler (und damit SLs) oft nicht mehr die Zeit für die "Jugendpflege" finden. Das bisschen Freizeit, dass einem neben der Arbeit bleibt, verbringen die meisten lieber in einer erfahrenen Runde.
Da es mir genauso geht, ich aber trotzdem etwas tun möchte, dass das Hobby nicht ausstirbt, bzw. gefördert wird, suche ich eben nach Möglichkeiten um jungen potentiellen Spielern RPG nahe zu bringen, ohne dass zwingend ein erfahrener Rollenspieler als Mentor und SL erforderlich ist.

Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Anfänger, die mit einem erfahrenen SL anfangen, selbst nicht gewillt sind (bzw. Angst haben) mal das Spielleiterhandwerk zu übernehmen.
 
Ich denke, es gibt zwei Aspekte, die ein System zum Einsteigersystem machen:

- einsteigerfreundliche Regeln
- einsteigerfreundliches - sprich: am besten klassisches - Setting

Ersterer Punkt ist hier ja bereits zur Breite diskutiert worden. Gerade die Einsteiger-Kurzregeln, die Tobrise hier anspricht, sind in vielen Fällen zweckdinglich und zielführend.

Was das Setting angeht, sollte man am Anfang wohl ein Setting wählen, in dem sich die Spieler möglichst einfach assoziieren können. Absolute Randgruppencharaktere, die relativ großen rollenspielerischen Anspruch haben, würde ich einem Anfänger erst einmal nicht zugestehen mit dem Hinweis: "Gerne später."
 
Für mich ist NARNIA ein perfektes Einsteigersystem. Die Regeln sind sehr einfach und stimmungavoll. Die Welt seit den Filmen den meisten bekannt, aber es gibt sehr viele weiße Flecken auf der Karte. gerade für junge Spieler ist das eine sehr gute Sache.
 
Ich würde eher noch einen Schritt zurückgehen und bei reinen Erzählspielen beginnen, gerade um Kinder mit ins Boot holen zu können. Happy Birthday Robot oder Do: Pilgrims of the Flying Temple sollen da wohl sehr geeignet sein. Der Schritt zu komplexeren Regelmechanismen kann dann gerne später kommen, wenn der Nachwuchs Spaß daran gefunden hat, gemeinsam eine Geschichte zu erzählen.
 
Prinzipiell eine sehr gute Sache, Merimac, aber manche WOLLEN tatsächlich auch Regeln haben.

Ansonsten finde ich immer noch Chronosaurus sehr Einsteigergeeignet, weil es eben rein narrativ ist...
 
Nein.
Es ist immer noch Windows.
Euere "Einstiegersystem"-Denke ist hingegen "Lern mal erst Kloputzen, bevor du Autofahren lernen kannst!".
 
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