Das war er also: Prinz Oliver Buchet. Nun, eigentlich hatte er eine längere Ansprache erwartet, kannte er doch die Angewohnheiten anderer Toreadorprinzen, ihre Gäste mit stundenlangen Monologen aus der Fassung zu bringen. Doch dieser hier schien nicht zu diesen selbstverliebten Poseuren zu gehören, von denen es im Clan der Rose nur so wimmelte.
Doch eines muss man der Toreadorprinzen lassen: Er wusste es, seinen Auftritt zu inszenieren. Alle Anwesende, ihn selbst eingeschlossen, konnten sich der Präsenz dieser Machtfigur nicht entziehen. Und auch wenn die Worte des Prinzen nicht sehr viel sagten, so hatten doch immerhin alle „Neulinge“ der Stadt, zu denen er ja auch gehörte, hier die Möglichkeit, die anderen Kainskinder der Stadt kennen zulernen.
Nur eines, was der Prinz erwähnt hatte, ließ ihn etwas unruhig werden: „In Kürze werden den Erstgeborenen der Clans feste Domänen in der Stadt zugewiesen“. Das hatte der Prinz seiner einstigen Heimatstadt, Düsseldorf, auch versucht, und es gab danach heftige Territorial-Auseinandersetzungen. Er hoffte, das Oliver Buchet seine Stadt und deren untote Einwohner besser im Griff hatte, so das dies hier nicht so leicht eskalieren würde.
Nichts desto trotz machte es eine private Unterredung mit dem Prinzen noch notwendiger. Schließlich musste sich der Maler noch eine feste Zuflucht in der Stadt zulegen, und er war sich gar nicht mehr so sicher, ob seine Wahl unter den gegebenen Umständen noch so gut war. Darüber, und über einige andere Dinge musste er sich als bald als möglich mit dem Prinzen unterhalten.
Vielleicht rechte es bei einigen seiner Fragen schon, den Prinzen noch heute Abend bei dieser Gelegenheit anzusprechen. Zudem hatte er eh vor, sich noch persönlich beim Prinzen vorzustellen.
Daher schob er sich langsam in Richtung Oliver Buchet, um ihn anzusprechen:
„Meine Ehrerbietung mein Prinz. Leider hatte ich noch nicht die Möglichkeit mich persönlich bei euch vorzustellen, und mich für die Gnade zu bedanken, mich in eurer wunderschönen Domäne, hier in Finstertal, aufhalten zu dürfen. Nun möchte ich die heutige Gelegenheit dafür nutzen, da ich mir einen weiteren Aufschub nicht verzeihen könnte.
Man nennt mich „den Maler“, und ich komme aus Düsseldorf zu euch, wo mein Erzeuger, Johann Willhelm von Pfalz-Neuburg, den man weithin nur als „Jan Wellem“ kennt, nun neuer Prinz der Stadt ist. Der Erzeuger meines Erzeuger war Jean B’ong, dessen Erzeuger ein Bruder von Prinz Villion aus Paris ist.
Ich bin aus Düsseldorf gekommen, um euch hier meine Dienste an der hiesigen Kunstakademie, die ja einen ausgezeichneten Ruf weit über die Grenzen von Finstertal hinaus hat und deren Gönner bekanntlich ihr seid, anzubieten. Es währe mir eine ungeheuerliche Freude, wenn ihr hier einen Platz für mich hättet, an dem ich meine Jahrhunderte lange Erfahrung an die vielversprechenden Studenten weitergeben könnte. Ich bin zuversichtlich, dass es nicht zum Schaden dieser, eurer Institution sein wird, da ich auch schon an der Düsseldorfer Akademie der Schönen Künste äußerst erfolgreiche Arbeit geleistet habe.“