Gildenhaus [18.05.2008] Und die Beichte nimmt kein Ende

Sie war sich über die vorherige Verteilung des Status nicht im Klaren, aber die Kopflastigkeit der Rangpyramide war in ihren Augen ziemlich ungewöhnlich. Ob das mit der neuen Prinz und der Belohnung der Unterstützer zu tun hatte ? Möglicherweise ! Vielleicht wußte die Regentin mehr.

"Sind in der kurzen Regierungszeit der neuen Stadtführung viele Individuen befördert worden ? Es scheint nur sehr wenige Neonaten zu geben. Oder habe die es vorgezogen, die Stadt zu verlassen und kommen wieder wenn die Luft rein ist ?"

Andere Dinge waren ihr auch aufgefallen. Finlay und sein Abkömmling waren nicht auf der Liste aufgeführt. Dafür waren Grimm und Aetherius noch drauf. Ihre speziellen Freunde Hal und Jackie fehlten auch. Schwund ? Oder durch die Maschen geschlüpft ?
 
Caitlin überlegte kurz. ""Ja, es sind wirklich viele im Vergleich zu den anderen Städten. Die wenigsten Bewohner haben sich bisher getraut Kinder zu zeugen. Ich weiß noch nicht einmal ob Buchet das verboten hätte. Finstertal hat nun einmal den Ruf, dass nur die Stärksten überleben. Daher verschwinden die jüngeren wohl auch sehr rasch wieder. Mit den Gefahren dieser Stadt kommt kaum jemand klar. Wir haben eine ziemlich hohe Fluktuation und das das Schreiben nicht mehr aktuell obwohl kaum 6 Stunden alt, ist das Beste Beispiel. Sehen wir zu, dass wir zusammenhalten und der Stadt zeigen, dass wir gemeinsam stärker sind als der einzelne, meine Damen. Ob ich daran glaube,dass unser Prinz sich ihr Amt erkauft hat, werden Sie von mir nicht erfahren. Sollte es so sein, glauben Sie mir bitte, stehen wir definitiv auf der Gewinnerseite." Caitlin lächelte verschwörerisch, setze aber hinterher: "Nichtsdestotrotz glaube ich fest daran, dass unsere neue Prinz mit unser aller Hilfe Finstertal einen kann und gleichzeitig sind wir unseren Verpflichtungen nachgekommen. Eine bessere Wahl gab es nicht. So, jetzt wünsche Ich Ihnen eine angenehme Ruhe. Wir sehen und morgen wieder."
 
Etwas später.


Anna saß stocksteif auf ihrem Stuhl am Schreibtisch.

Nein.... nein.....nein...

Sie brauchte einige Zeit um zu verknusen, was sie da gerade las.

Ein Ball.

Am 21.5.2008

In der zweiten Nacht ihrer Blendung.

Jeder soll erscheinen. Auch sie hatte die 'Einladung' erhalten. Oder sollte sie es eher Vorladung nennen?

Nein....

Dieses Stichwort: Wahrung der Tradition. Es war bestimmt nicht nur Einbildung, dass es sich auf sie bezog. Das wäre ein sehr großer Zufall, wenn es nicht so wäre. Anna fühlte sich ganz klamm ums Herz. Er war ihr erster Ball, den sie ohne ihren Erzeuger besuchen würde. Ihr aller erster ohne seine mißbilligenden Blicke. Und jetzt das.

Sie saß einige Zeit weiter einfach nur auf ihrem Stuhl und tat rein äußerlich nicht das geringste. Sie saß nur da, während ihre Gedanken kreisten. Die Prinz hatte ihr nicht aus Gutmütigkeit noch anderthalb Nächte sehend zu gesprochen. Sie hatte die Strafe explizit auf die Nacht des Balls gelegt! Sicher hatte sie schon vorher davon gewusst. Und ihr nichts gesagt.

Das war einfach nicht fair!

Stop jetzt, dummes Ding. Du solltest dankbar sein! Sie war fair und war gütig! Sie hätte genau so gut anordnen können, dass die Strafe noch heute Nacht durchgeführt werden soll und dich bis zum Ball blind sein lassen. Das wären zwei Nächte mehr gewesen. Sie weiss ja nichts von deiner Nahrungseinschränkung. Also hör endlich auf zu jammern. Finde dich damit ab. Du hast scheisse gebaut, also steh gefälligst auch dafür gerade. Das ist das mindeste, was du tun kannst!

Langsam kam wieder Bewegung in die Tremere. Sie hatte absolut keine Lust zu dem, was sie jetzt tat. Es sollte Spaß machen! Tat es aber nicht. Nicht im geringsten. Nicht unter diesen Vorzeichen. Oh mein Gott, sie hatte sich seid langem schon aus gemalt, mal endlich etwas anderes zu tragen als schwarz. Das war jetzt natürlich undenkbar. Das konnte sie nicht bringen. Es war nicht angemessen.

Wenigstens war sie nicht mehr darauf angewiesen ärmellose Kleider zu tragen, seid ihr Erzeuger sie vor zwei Jahren frei gegeben hatte. So kurz erst war sie Neugeborene gewesen und hatte ihren Status schon wieder verloren. Sie hatte absolut keine Chance ihre Sachen aus Hamburg rechtzeitig hier her zu kommen. Erst recht konnte sie sie blind kaum entgegen nehmen und sortieren! Es half nichts. Sie musste sich ein neues Kleid bestellen. In der Kürze der Zeit ließ sich natürlich nichts maßgeschneidertes mehr organisieren. Ein Kleid von der Stange musste reichen. Sie fand recht bald eines, was ihr passend genug erschien. Ein wenig Rafinesse beim Kleid konnte und wollte sie sich nicht verkneifen. Wenn sie schon blind mit leeren Augenhöhlen dort hin musste und in einem schwarzen Kleid, dann sollte es wenigstens ein bisschen was her machen. Wichtig war ein Rockteil, der nicht zu eng geschnitten war. Immerhin würde sie blind knicksen müssen. Das wollte sie nicht in einem engen Kleid wagen. Ja... das war das richtige. Jetzt brauchte sie nur noch eine andere Sonnenbrille. Die aus dem Supermarkt war einfach zu billig. Auch da fand sie etwas passendes.

Tja. Der Ball konnte kommen.

Anna war klamm ums Herz.
 
Ob die Prinz sich ihr Amt erkauft hatte, war Katharina mehr oder weniger egal. Selbst wenn sie etwas daran gestört hätte, hätte es sowieso keine Möglichkeit oder Veranlassung gegeben, daran zu rütteln. Das Gefüge blieb ihr suspekt, aber weiter frage würde sie nicht. Wozu auch, meist bewährte es sich besser einfach abzuwarten und die Augen und Ohren offenzuhalten.

"Eine angenehme Ruhe, Regent McKinney !"

Daraufhin zogen sie sich zurück. Die Einladung zum Ball erreichte sie später auf dem Zimmer während sie in die Papiere vertieft war. 21. war bald. Sie schüttelte den Kopf und warf die Einladung hinter sich auf den Schreibtisch. Hier hatte man wirklich Zeit für nichts !

"Calvin ?"

'Ja ?'

"Schauen Sie mal nach meinem Kleid, es sieht so aus als brauche ich es schon wieder !"

'Wird erledigt !'

Er huschte fort, der leicht genervte Ausdruck der Chefin war ihm nicht entgangen. Er wußte ja, daß sie Bälle und sowas nicht übermäßig schätzte, aber hier ging es zu wie... ja wie eigentlich ? Er erreichte seinen Raum und suchte das Kleid heraus. Wie es in Finstertal jetzt genau zuging wußte er immer noch nicht, es war auch nicht mehr wichtig. Er hatte einen Auftrag.
 
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