[12.05.2008] Die Party geht weiter

"Folge mir!"

Iain achtete nicht darauf, ob Amanda ihm folgen würde - er hielt es schlicht für eine Selbstverständlichkeit. Mit einem knappen Nicken an Moishe wandte er sich zur Tür hinaus an die beiden Damen hinter dem Thresen, Maya und Sophia.

"Maya, erlauben Sie bitte, dass ich mein Kind von diesem Ort entferne. Da weder die Hüterin noch sonstige Würdenträger hier im Elysium anwesend sind, werde ich sie persönlich zur Kunstakademie fahren und dort den Zuständigen vorführen, damit diese Angelegenheit so zügig als möglich geregelt wird. Sie haben mein Wort, dass sie sich den Konsequenzen ihres Handelns nicht entziehen wird."
 
Jack tat so, als wäre er aufgrund des Red Poison wesentlich angeheiterter, als er es eigentlich war. Er stand auf und rückte den Barhocker unnötig zurecht. Danach ging er zusammen mit seiner innig geliebten Thinline in die Richtung der Theke um so zu tun, als würde er sich ein neues Getränk bestellen, brach dieses Vorhaben jedoch schnell und gewollt ab und ging im Anschluss daran zur Ausgangstür. An dieser lehnte er eine Weile lang.

In Jacks Kopf spielte sich bildhaft der Text von Hurt ab. Natürlich war der Text von Nine Inch Nails, doch Jack mochte die Version von Johnny Cash wesentlich lieber. Sie hatte so etwas Melodramatisches an sich, das Jack niemals in Worte hätte fassen können. Der Song erinnerte ihn stark an sich selbst. Die Melodie weitete sich aus und so verhielt es sich auch mit Jacks Stimmung.

Ian würde er zusammen mit dessen Kind nicht vorbei lassen. So viel stand für Jack fest. Sollte es dieser Ian doch auf einen Versuch ankommen lassen...
Jack konnte sich nur ungefähr vorstellen, was mit der blonden Frau passieren würde, wenn man sie tatsächlich zu voller Rechenschaft gegenüber ihres Clans und gegenüber der aktuellen Regierung zog. Aber warum? Eigentlich war doch gar nichts passiert. Da hatten zwei Untote Spaß und ließen die Wände wackeln. Das gehörte vielleicht nicht zum guten Ton, doch drakonische Strafen sollte dies auch nicht nach sich ziehen. Diese Ventrue... Status war wohl alles, was ihnen einen Grund der Existenz einräumte.

Jack blickte flüchtig zum Koloss. Ob dieser wohl rechtzeitig wieder auf den Beinen stehen würde um ihm Rückendeckung zu geben?

Eine Antwort darauf fand Jack nicht. Doch dies war ihm egal. Es ging hier um das Prinzip. Die beiden Personen mochten sich unangemessen verhalten haben, aber nur über Jacks noch untotere Leiche würde man sie in seiner Gegenwart bestrafen dürfen. Genüsslich wartete Jack auf das Auftreten der Geißel - hatte er bei dieser doch bereits Sympathie gewinnen können...
 
„Urgh“ war das erste was man vom Riesen vernehmen würde und ein „Wow!“

Er schüttelte sich und blickte sich um. Wie war er denn hier her gekommen? Gerade noch tolles Rein-Raus-Spiel auf Klo, dann der Alarm, dann ein brennender Scherz an den Händen und Dunkelheit. Auf seinen Pranken waren noch helle Stellen der Brandblasen zu sehen, die irgendwie ein Muster bildeten.

Er erhob sich und verschaffe sich erst mal einen Überblick. Irgendwie waren hier plötzlich viel mehr Leute und alle wuselten durcheinander. Ian hatte Amy am Arm gepackt. Moishe machte ein Gesicht wie 1000 Jahre Regen, die beiden Grazien sahen sehr gestresst aus. Die anderen Hinterwäldler, … ähm Hinterzimmerer oder wie das hieß, schwankten irgendwas zwischen Sorge, Wut, Arroganz, Neugier, … da hatte er wohl was verpasst. Dann wurde ihm gewahr, dass sowohl der Alarm aus war als auch die Trashmetallspeedmucke.

Aha, der Gitarerro stand quasi als Türsteher an der Tür. Wo sollte auch sonst ein Türsteher stehen? Dummer Duke! Vielleicht will der abhauen oder wartet blos auf jemanden.

Er würde, falls nicht wieder ein Zong ihn umwarf einfach Richtung dem Vater-Tochter-Gespann gehen, Ian sehr freundschaftlich die Hand auf die Schulter legen und dann ganz allgemein die Frage in den Raum werfen: „ Was war denn los? Wieso sind denn alle so aufgeregt?“ dann noch ein entwaffnendes Lächeln und ein Augenzwinkern Richtung Amy.
 
Mit einem ausgeknockten Duke war es leicht still zu sein. Amanda folgte Iain, auch wenn das Brujahblut, das sie vom Duke getrunken hatte, lauthals protestierte.
Konsequenzen...
Pfff...
So schlimm konnte es wohl kaum um diese Stadt stehen, wenn man Zeit für solche Kinkerlitzchen hatte.
 
"Halt, ich habe schon die Geissel informiert", sagte Sophia. "Hier bleiben, alle und wenn einer noch mehr Mist baut, dann gibt es hier noch andere Überraschungen für Kainskinder."

Nur weil Helena nicht da war, wollten hier wohl alle den Larry machen, die hatte ihr aber gesagt, sie hätten hier das Recht über jeden zu bestimmen, der weniger als Prinz, Seneschall, Scheriff oder Geissel war.
 
Moishe zog eine Augenbraue nach oben, entschied sich aber nicht weiter einzugreifen. Wenn Trapper benachrichtigt wurde sollte der die beiden Schuldigen eben einsammeln. Hoffentlich reagierte Iain jetzt nicht trotzig.
 
Sophias Ansage erfreute Jack sichtlich und so hing er lediglich sein Sacko an die Garderobe neben der Tür. Es sollte so aussehen, als hätte er das ohnehin vorgehabt und sich bloß ein Wenig an der Tür ausgeruht. Entspannt ging er zur Theke und auf dem Weg dahin gab er noch einen Kommentar zum Duke ab.

"Hey, mein Drink scheint dir ja schnell wieder auf die Beine geholfen zu haben. Es war übrigens nicht leicht, dich quer durch das Lokal zu ziehen. Die Ventrue sind stocksauer... Lass die lieber erstmal abkühlen, sonst gehen die Jungs noch durch die Decke."

Jack setzte sich nun gemütlich und heiter gestimmt an die Theke und lächelte Maya an. Ob sie wohl zu ihm kommen würde?
 
Ja, Maya kam heran.

"Noch einen Drink?" fragte sie mit einem Lächeln und eines war sicher, der Duke wird nichts mehr bekommen, was Alkohol enthielt, egal was er sagte.
 
Iain hielt sich immer noch sehr steif, seine Verärgerung und sein Zorn strahlten weiter durch den Raum wie körperlich greifbare Wellen, aber benahm sich weiter gesittet und im gesellschaftlichen Rahmen.

"Ganz wie Sie wünschen, Sophia." Mit leichtem Bedauern schüttelte er den Kopf.

Das würde es schwieriger gestalten, den Vorfall so zu drehen, dass Clan Ventrue im Allgemeinen und vielleicht sogar Amy im Besonderen so geringen Schaden wie möglich davon trugen.

"Wir werden das Elyisum nicht verlassen, bis die Geissel oder die Hüterin eintrifft und sich des Vorfalls annimmt." Er nickte knapp, rang sich dann ein etwas gequetschtes Lächeln ab. Immerhin versuchte er einen Schatten seines sonstigen Charmes einzusetzen.

Dann atmete er unnötigerweise tief durch, wie ritualisiert um sich zu beruhigen und wandt sich abrupt um, um in Richtung Jack zu marschieren. So zielstrebig und schnell wie er sich ihm näherte, war für Beobachter nicht ersichtlich, was Iain als nächstes tun würde.

Er trat bis auf Armeslänge an Jack heran.
"Sir, entschuldigen Sie die abrupte Abweisung gerade eben. Mein Name ist Iain Finnlay vom Clan der Könige. Sie sagten, sie hätten den besagten Vorfall verursacht? Können Sie dies näher ausführen?"
 
Marta war die letzte die den Nebenraum verließ. Wobei das nicht so sehr davon Bedeutung war, strömte doch die ganze kleine Gesellschaft durch die Tür als hätte man ihnen nicht nur den Weg sondern auch die Atemluft abgedreht - wenn sie denn welche benötigt hätten.

Der Riese lag am Boden und neben ihm hockte die Blonde, die noch etwas zerzauster wirkte. Schlechter Porno? Bordell? Moishe rief nach Iain, der jedoch bereits einen Auftritt als Racheengel gewählt hatte. Haben die wirklich wegen sowas alles abgeriegelt? Ein Unbekannter trat heran, wurde auf seinen Platz verwiesen. In deren Haut möchte ich jetzt nicht stecken. Trapper wurde gerufen, der Große beiseite geschafft, die Blonde ergab sich schweigend ihrem Schicksal. Einzig die Tür blieb unbewegt liegen. Deswegen! Ihr wart wohl etwas zu wild... Die 'Königlichen' wandten sich zum gehen, wurden zurückgepfiffen, der Unbekannte stand plötzlich vor der Tür. Weitere Überraschungen? Nicht dein Ernst!

Langsam konnte Marta die Raabe verstehen. Türen die bei Alarm schlossen. Klare Drohungen durch das Personal - auch wenn sie berechtigt waren. Vielleicht blufft die Kleine auch nur... Unwichtig, hatten sie doch gewirkt und die Situation etwas entspannt. Marta hielt sich weiter im Hintergrund und musterte den nun wieder aufrechten Unruhestifter. Wohl doch nicht so lange dabei?
 
War Maya etwa darauf trainiert worden Gedanken zu lesen? Die Kleine gefiel Jack immer besser obwohl er sich besonders zu Lebzeiten nie für das andere Geschlecht interessiert hatte.

"Ja, gerne.", antwortete er und schwenkte sein leeres Glas hin und her. "Ich würde nochmal das Selbe wie vorhin nehmen. Mir hat der Cocktail wirklich gut geschmeckt. Du leistest auf jeden Fall gute Arbeit, Maya."

Noch während der Brujah an der Theke auf sein neues Getränk wartete, näherte sich der Ventrue. Jack hatte nicht gemerkt, dass dieser zielstrebig auf ihn zu kam. Einerseits saß er mit dem Rücken zu ihm gewandt und andererseits schien Jack seine Umgebung häufig nicht genau zu beobachten. Als er angesprochen wurde, drehte er sich zum Antworten nicht um. Er würde so lange in Mayas Richtung blicken, bis diese ihm sein Getränk brachte. Wegen dieser Pose mochte Jack für Ian vielleicht abwesend oder nachdenklich wirken.

"Sie brauchen mir gegenüber nicht so förmlich zu sein. Nennen Sie mich einfach Jack. Und natürlich kann ich erläutern, warum ich gewissermaßen verantwortlich für den Vorfall bin. Eigentlich sollte ich es besser wissen, doch während meines heutigen Auftritts habe ich das Publikum im Vorfeld nicht genauer beobachtet. Musik kann mitunter sehr starke Emotionen und Gemütszustände hervor rufen. Ich habe die Beiden unnötig stark mit meiner Performance in einen Gefühlsrausch versetzt. Nicht jeder kann starke Emotionen, die durch Musik verursacht werden, gleich gut kompensieren. Wenn jemand Schuld an dem Vorfall hat, dann bin ich es wegen meiner Nachlässigkeit. Es gehört schließlich zu meinen Pflichten, das Publikum nicht zu überfordern. Ich würde Ihrem Kind keine Schuld zuweisen und daher würde ich Sie bitten wollen nicht zu streng mit ihr ins Gericht zu gehen. Bezüglich des Riesen werde ich mich mit Malik noch unterhalten. Und seien wir doch ehrlich: Es ist eigentlich überhaupt nichts passiert, wenn man vom Sachschaden in den Toilettenräumen einmal absieht. Und wie ich bereits erwähnte, werde ich selbstredend für die Unkosten aufkommen."
 
Maya machte den drink fertig und stellte auch Iain ein Glas mit seinem vorherbestellten Getränk hin.

"Ach Quatsch, du hast mit dem Lied doch erst angefangen, als die Beiden schon verschwunden waren oder meinst du wirklich andere Musik hätte sie abgehalten? Ich habe lange genug in normalen Menschenkneipen gearbeitet und die sind doch schon vorher mit einander umgegangen wie zwei rüdige Teenies, die nicht wissen, wohin mit ihren übersteigerten Hormonen,"

Auch Maya war noch recht jung, aber eben doch mit etwas Lebenserfahrung ausgestattet.
 
Noch bevor Ian zu Wort kam, antwortete Jack kurz und knapp Maya.

"Es ist nett von dir mich aufmuntern zu wollen, aber ein Fehltritt ist und bleibt ein Fehltritt. Außerdem habe ich selbst ein weitaus ächtenswerteres Vergehen begangen. Ich habe ohne die Absprache mit der Eigentümerin eine Disziplin innerhalb des Elysiums angewandt. Manche Lieder kann ich ohne die Geschwindigkeit nicht spielen. Sobald Malik eintrifft, werde ich ihn darüber informieren und auch die Konsequenzen dafür tragen. Ein Entschuldigungsschreiben an deine Vorgesetzte ist natürlich obligatorisch."

Jack nippte an seinem Drink und blickte zur Decke empor. Für Ian musste er wie ein von Selbstzweifeln geplagter Toreador wirken, der seinen Kummer in Alkohol ertrank.
 
Moishe zog eine Augenbraue nach oben als Jack sprach. Ist der Lebensmüde das auch noch zuzugeben ohne Not? Der Ventrue sah sich den Mann etwas aufmerksamer an. Schien aus der Künstlerecke zu kommen, wirkte auf den ersten Blick also wie ein toreador, aber irgendwie schien auch das nicht zu passen.
Der Jude entschied sich den Stier bei den Hörnern zu packen und ging auf Jack zu.
"Guten Abend, mein Name ist Moishe ben Levy vom Clan Ventrue. Wir wurden einander bislang nicht vorgestellt. Mit wem habe ich die Ehre?"
 
"Hm, das hättest du vorher sagen sollen, aber wieso sollte das jemanden beeinflussen?" fragte Maya, das verstand sie nicht wirklich.
 
Jack blickte schwermütig zu Moishe. Mehr als ein flüchtiger Augenkontakt kam dabei nicht zustande. Er nippte weiterhin an seinem Getränk. Irgendwie war der Abend für Jack gelaufen. Er konnte weder das Publikum beeindrucken noch Spenden sammeln oder gar neue Freundschaften schließen... Niemand hatte Geld in Jacks Hut geworfen. Wie schade...

"Kümmert euch nicht weiter um meine Sorgen. Es gibt andere Personen hier, die Hilfe brauchen..."

Wieder trank Jack einen Schluck des Red Poison. Jacks blick geisterte durch den Thekenbereich.

"Aber... um Ihre Frage zu beantworten, Herr ben Levy, ich bin Jack. Meinen Beruf werden Sie sicherlich erahnen können... Wenn Sie wirklich an meiner Bekanntschaft interessiert sein sollten, so setzen Sie sich doch bitte zu mir bis Malik eintrifft."
 
Iain tippte sich mit einem Zeigefinger an die Stirn, seine Fingergelenke traten weiß hervor, so fest presste gegen seine Schläfe. Dankbar nickte er Maya zu. "Sehr aufmerksam, meine Liebe."

Dann wandte er sich wieder an den Fremden.
"Nun, Jack..." wieder eine Vorstellung ohne Clanszugehörigkeit, ich liebe gute Manieren... "... die Anwendung einer Disziplin im Elysium ist sicherlich keine Lappalie oder Kleinigkeit und ich finde dies sehr aufrichtig von Ihnen, dies ohne Weiteres zuzugeben. Sie sprachen hier jedoch lediglich von der Disziplin der Geschwindigkeit?
Ihre musikalischen Künste in allen Ehren, aber meines Wissens hat diese Macht keinerlei Auswirkungen auf etwaige Zuhörer, derlei Wirkung ist mir nur gerüchteweise von der Blutslinie der Töchter der Kakophonie oder sehr mächtigen Anwendungsformen der Präsenz bekannt. Wenn Sie also nicht ähnliche Kräfte zur Anwendung brachten, dann trifft Sie keine Schuld an den Vorgängen zwischen meinem Kind und diesem.... Herrn."

Iain nippte langsam an seinem Getränk.

"Ihnen steht es selbstverständlich frei, dies vor der Hüterin und der Geissel aufzubringen. Beide sollten gerade an Ihrer Beichte der Anwendung Ihrer Disziplin interessiert sein. Meines Wissens wird jedoch gerade bezüglich des Musizierens vor allem in einigen Toreador-Domänen darüber wohlwollend hinweggesehen. Ob dies hier ebenso ist, kann ich jedoch nicht sagen."
 
Moishe nahm auf die Aufforderung Jacks hinb bei ihm Platz. Der Mann wirkte nierdergeschlagen, nun wie er Helena bisher kennengelernt hatte würde diese wegen der speziellen musikalischen Darbietung dem Mann nicht zu quer kommen. Allerdings sollte Jack gewisse Formen der Höflichkeit beachten.

"Erlauben Sie mir Ihnen einen Rat zu geben bezüglich Miss O´Niell, der Hüterin dieses Elysiums?"
 
Rudolfs Meinung über die Sextäter hatte sich inzwischen gebessert. Für ihn war diese ... unangenehme? ... Sache durchaus vorteilhaft. Danke des Alarms und des Aufhebens hatte er Gelegenheit sich die Gesellschaft einzuprägen, die sich vorher separiert hatte. Es schien sich um keine Verschwörung zur Weltherrschaft zu handeln, sonst hätten die Ventrue sicherlich mehr Heimlichkeit an den Tag gelegt. Aber jede Gestalt, die da aus dem Konferenzraum kam, konnte sich von nun an als Teil dieser Verschwörung betrachten. Egal was da nun genau vor sich gegangen war oder ging. Außerdem war die Aufstellung dieser Liste eine gute Gelegenheit seinem Hirnschmalz eine vernünftige Aufgabe zu geben, indem Gesichter mit Namen und sonstigen Informationen abgeglichen wurden.

Ein müdes Lächeln glitt über seine Lippen.
 
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