[05.05.06] Lass uns spielen!

Mist, nichts! Das gibt es doch nicht, das ich nichts finde. Gut, ich kann auch anders.

Beiläufig sagte Carola nur Wie einer von uns.
Das Video war ihr wichtig. Wenn sie etwas vergessen hatte, wie Ian behauptete, dann würde sie es darauf anscheinend finden.

Sie nahm ihr Telefon zur Hand und rief ihren ja mittlerweile ehemaligen Informatikprofessor an. Der würde das Video schon finden. Außerdem müsste er noch wach sein, seltsamerweise waren seine Kurse immer Nachmittags angesetzt. Morgens schlief er meistens noch.
Es dütete und er nahm ab.
Hi Thomas! Hier ist Carola. Sag mal, kannst du mir was raussuchen. Die Morgenpost hatte auf ihrer Homepage ein Video veröffentlicht. Scheinbar ist dort eine Frau zu sehn, die mir sehr ähnlich sieht. Meine Freunde hatten mich deswegen schon angerufen. Du dürftes ja die Sache in der Uni mitbekommen haben. Wie dem auch sei, das Video ist nicht mehr online und ich finds auch so nicht mehr. Wärst du so nett.
...
Danke!


Carola legte auf. In ein paar Minuten würde sie das Video auf ihrem Rechner haben.

Sie drehte sich zu Ian um.
So, gleich hab ich das Video.
Was war jetzt mit der Sache?

Carola wirkte mit einem Mal so sicher. Es lag wohl daran, dass sie das tat, was sie schon früher immer gemacht hatte. Im Netz surfen, Dinge suchen... mit Profs reden....sowas halt.
Wie lange diese Sicherheit wohl halten würde?
 
Carola wirbelte an ihrem Computer herum. Und spätestens als Carola nach ihrer "Art" - wenn man es unbedingt so nennen möchte - fragt, musste Ian mit dem Kopf schütteln. Carola konnte es nicht bemerken, sie war zu beschäftigt.
Wie war das? Das ist wie Fahrrad fahren, das vergisst man nicht! Sag das mal jemanden, der keine Ahnung mehr hat. Wie erkläre ich es ihr, ohne dass sie mir wieder einen Sprint hierher legt?...

Ian schaute wieder auf, als Carola Anzeichen machte fertig zu werden. "Ach, nichts! Schau dir erstmal das Video an..." ... dann wirst du mir vielleicht eher glauben wollen...
 
Carola wartete ein paar Minuten und rief dann ihre e-mails ab. Die Datei war groß und in mehrere Teile 'verpackt'. Sie entpackte sie. Es dauerte ein wenig. Dann sagte sie:
Na wollen wir mal sehn, was ich da so vergessen haben soll.
In ihren Worten war noch immer Unglauben zu hören. Sie startete das Video. Ihr Bekannter hatte tatsächlich das richtige gefunden, gut, war bei ihm auch nicht anders zu erwarten gewesen.
Das Video war in guter Qualität. Es zeigte zunächst den Bosch Saal. Carola war in der Ecke angekettet. Ian und Andrew betraten den Bosch Saal. Ian zeigte seine Hand dem Seneschall. Sie redeten. Andrew erhob sein Schwert und schlug auf den Seneschall ein. Carolas Fesseln wurden gelöst und Ian nahm sie mit. Draußen 'schlachtete' Andrew die Wachleute ab. Sie fuhren weg.
Das Video war zu Ende. Es zeigte das erste Bild. Der Seneschall im Boschsaal am abreiten, Carola in der Ecke.
Carola bewegte sich nicht. Ihr Blick war noch immer auf den Bildschirm gerichtet. Blutige Tränen liefen ihr das Gesicht hinunter. Ihr Gesicht war ansonsten ausdrücklos. Dann endlich nach einer ganzen Weile erhob sie das Wort.
Frank... er ist tot....nicht wahr?
 
Out of Character
Im Boschsaal waren doch keine Kameras, oder? Ich dachte nur auf den Fluren!

Ian konnte nichts besseres tun als aufzustehen und zu ihr rüberzugehen. Er legte seinen Linken Arm áuf ihre Schulter, um dann mit ruhiger Stimme zu sagen: "Es tut mir Leid, Carola."

Damit musste sie nun fertig werden. Irgendwann musste man sich den Geistern, die einem verfolgen stellen. Das wusste Ian und doch war er immer noch jemand, der innerlich auf einer Flucht vor sich selbst war. Möglicherweise zu recht?!
 
Carola schwieg. Langsam schloß sie die Augen. Eine neue Welle roten Blutes lief über ihr Gesicht. Es tat weh. Es tat so weh. Frank war tot. Ihr geliebter Erzeuger war tot. Auch wenn sie schon einmal glaubte ihn verloren zu haben. So war es doch nicht so endgültig gewesen. Aber nun bestand keine Hoffnung mehr.
Jetzt bin ich allein. Kein Frank mehr. Niemand mehr, der mich so beschützt wie er. Selbst als er einer von denen war, hat er mir noch versucht zu helfen. Er hat mich immer beschützt. Immer....
Und nun nie wieder.

Vor ihrem geistigen Auge liefen Bilder ab.

Wie sie im Mondschein spazieren gingen
Wie sie im Freibad waren und sich gegenseitig nassspritzten
Wie sie in der Disco waren und tanzten
Wie sie gemeinsam joggten
Wie sie sich kennengelernt hatten
Wie sie sich küssten
Wie sie das erste Mal miteinander schliefen
Wie er ihr das Leben geretet hatte
Wie er verschwand
Wie er starb

Und nun? Nicht mehr. Nie mehr. Sie war nun in diese Welt geboren ohne jemanden der für sie verantwortlich war. Sie musste nun alleine klar kommen.

Der Seneschall war tot. Er hatte sie misshandelt. Sie einfach nicht verstanden. Und am Ende wollte er sie sogar getötet haben. Grausam wie im mittelalter angekettet verdursten lassen. Sie konnte so zwar nicht sterben, aber dann hätte er entweder ihr leiden verlängert, sie so hängen lassen oder sie entgültig getötet.
Nun musste sie zumindest vor ihm keine Angst mehr haben. Er würde ihr nichts mehr antun. Aber da waren noch so viele andere. So viele.

Dann legte Ian ihr die Hand auf die Schulter. Kurz zuckte sie zusammen. Dann aber wurde ihr klar, dass es Ian war. Ian, der seit dem Verschwinden ihres Erzeugers bei ihr gewesen war. Der sichum sie gekümmert hatte, der sie gerettet hatte. Er hatte sie getröstet, als sie traurig war und er war auch jetzt für sie da.
Er war jung. Er hatte sie auch in Schwierigkeiten gebracht. Aber er meinte es nicht böse. Er machte auch Fehler. Auch ihr Erzeuger hatte Fehler gemacht.

Sie hatte in letzter Zeit viel durchgemacht. Viele Wunden hatte sie erlitten und selbst als sie drohte zu zerbrechen, war er da. Und auch jetzt.

Langsam öffnete sie die Augen wieder. Sie nickte nur auf Ians Worte hin.
 
Out of Character
@ Das Arcanum: Doch auf dem Viedeo sieht man die Situation zwischen Andrew, Nikki, Carola und dir.
 
Out of Character
Danke, Klinge. Hat sich schon geklärt... dachte es wäre nicht sooo schlimm um Ian und Andrew gestellt, aber da hab ich mich wohl geirrt.


Ian hatte keine Ahnung, was Carola wohl in diesem Moment dachte oder fühlte. Es entzog sich ihm vollens.
Er konnte in diesem Moment nichts anderen tun, als für Carola da zu sein und ihr die Hand zu reichen, um sie wieder zurück zum Leben zu führen, dass in der letzten Zeit etwas aus den Fugen geraten war.

"Und kannst du dich erinnern? Ich weiss, es fällt schwer zu glauben, aber..."

Ian unterbrach sich.
 
Wieder nickte Carola.
An alles.
Ihre Antwort war kurz und knapp, ihre Stimme schwach. Zu mehr fühlte sie sich nicht grade in der Lage. Allerdings, nunja, sie meinte auch vorher sich an alles zu erinnern.
 
Ian hob eine Augenbraue.

An alles konnte in der Tat alles bedeuten. Aber wollte Ian jetzt weiter stricheln, war es nicht schon genug für Carola für den heutigen Tag? Vielleicht...

"Dann verstehst du ja die 'Schutzhaft'? Tzzz.... 'Schutzhaft'!?" fügte Ian noch ungläubig und davon unüberzeugt hinzu.
 
Andrew hat den Seneschall getötet und wir haben ihn nicht aufgehalten obwohl wir dabei waren. Meinst du das?
Ich verstehe diese Gesellschaft einfach nicht. Was hätten wir den tun sollen?

Sie schüttelte den Kopf.
Und jetzt wollen sie uns einsperren. Damit die Ahnen es nicht versehentlich auf uns absehn.
 
Ian musste regelrecht schmunzeln, aber dieses Schmunzeln war resignierend.

"Ich versteh sie auch nicht! Deswegen halte ich mich für gewöhnlich auch aus ihr heraus!" Und mit der 'Anderen' willst du nichts zu tun haben... glaub mir...
"Wir hätten nichts tun können, das ist es ja gerade! Aber wir können jetzt etwas tun... Genau deshalb habe ich mit Ernest geredet, Carola."

Machtlosigkeit seinem Ahnen gegenüber ist eine Lüge, man muss das System nur verstehen gegen sich zu arbeiten.
 
Ich weiß....jetzt weiß ich es.
Sie schaute Ian an. In ihrem Gesicht waren noch immer die roten Linien der langsam trocknenden Tränen zu sehn.
Danke Ian, dass du da warst und dich im mich gekümmert hast.
Aber nehms mir nicht übel, wenn ich jetzt allein sein will.


Carola setzte an aufzustehn.
 
Ian nickte.

"Ich verstehe!"

Er nahm die Hand von seiner Schulter.

Vielleicht sollte er noch ein wenig raus! Andrew einen letzten Besuch abstatten, aus sicherer Entferung beobachten, was die Anderen am Labor machten, oder einfach spazieren gehen... doch nichts reizte ihn irgendwie wirklich! Andrews heuchlerische Hackfresse konnte er nicht sehen, er wusste nicht wo das Labor war und spazieren gehen ist doch eigentlich nur etwas für alte Menschen...

So stand er da, neigte sein Haupt, blickte auf seine Rechte. Bald wird sie wieder funktionsfähig sein - vielleicht schon morgen, aber das jucken wird sie noch Tage lang behalten.
 
Carola ging in ihr Zimmer. Sie wollte allein sein. Aber zugleich hatte sie auch Angst vor der Einsamkeit. Ihr war kalt. Sie hatte die Person verloren die ihr am meisten bedeutet hatte. Sie wußte, dass der Bluteid den sie zu ihm hatte, verflogen war. Aber dennoch schmerzte es. Sie hatte ihn über alles geliebt. Und nun? Sie zitterte. Die Tränen flossen erneut über ihr Gesicht. Sie stand einige Sekunden einfach nur da, dann brach sie in die Knie. Vor Wut und Verzweiflung schlug sie auf den Boden.
Ihr Körper bebbte. Als nächstes war die Vase dran. Sie warf sie gegen die Wand. Es war kein Wasser darin, weil es sich bei der darin befindlichen Blume nur um eine Kunstblume handelte. Die Blume viel zu Boden. Die Vase zerbrach mit einem lauten klirren. Die Scherben verteilten sich im Zimmer. Auch Carola wurde von einigen getroffen. Sie schrie auf. Nicht vor Schmerz, sondern mehr vor Verzweiflung.

Ihr Carola Sandmann seid nicht ein Mensch!
Was bin ich? Kein Mensch mehr, ein Vampir, eine Tote

Ihr seid ein verzogenes, selbstsüchtiges, dummes und emutional vollkommen kaputes Subjekt
Bin ich das? Bin ich das wirklich? Hab ich in letzter Zeit nicht wirklich immer nur an mich gedacht? Ja... er hat recht.

Ihr redet von Liebe und eurem Erzeuger - Frank! Ihr redet dafür, dass ihr bereit seid und ward alles für ihn zu tun! Ohja, das muss eine Liebe gewesen sein - unendlich gross! Aber sagt, wielange dauerte es bis ihr euer Bett mit diesem Brujah dort geteilt habt? Wie lange war da Frank fort? Wie sehr habt ihr nach eurem Erzeuger gesucht, bevor ihr jemanden anderen an seiner statt genommen habt?
Ian! Ja ich habe mich mit Ian vertröstet. Ich habe nicht an Frank gedacht. Warum kann ich das jetzt nicht auch. Warum kann ich nicht einfach vergessen? Weil es falsch ist! Weil ich nicht immer weglaufen kann!

Ihr kennt keine Dankbarkeit und habt kein Gefühl für Ehre
Scheint wohl so...


Langsam stand Carola wieder auf. Sie ging zum Fenster. Es reichte bis zum Boden. Ihr folgte eine Spur roter Glasscherben. Carola schaute hinab.
Sie war im 11ten Stock. Dem obersten. Die Straße wirkte so klein. So fern.
Carola öffnete das Fenster. Der Wind wehte hinein, spielte mit ihren Haaren.
Es wäre so einfach dieses verkommende Leben zu beenden. Einfach ein Schritt vorwäts. Das würde selbst einen Vampir umbringen.
Was hatte sie hier noch? Was hielt sie hier noch? Warum sollte sie Monster weiterleben? Sie trank Menschen leer, sie tötete, warum also?
Weil es schwieriger war. Weil es zu einfach war jetzt einfach zu springen. Weil dann ihre Rettung umsonst gewesen wäre. Sie würde sich nur von den Konsequenzen drücken.
Carola sank erneut in die Knie. Die Scherben schnitten nun auch in ihre Beine. Die Stehlampe kippte um. Wieder war ein lautes Klirren von Glas zu hören. Ein Paar der Scherben fielen aus dem Fenster, hinab auf die Straße. Carola war nur wenige cm vom Fensterrand entfernt.
 
Ians Blicke folgten Carola in ihr Zimmer. Eine innere Stimme sagte Ian, er solle sie in dieser schweren Stunde nicht alleine lassen, doch da war noch eine andere. Sie versicherte ihm, dass seine Anwesenheit nicht helfen würde. Sie war in diesem Moment alleine und sie musste nichtmal um diese Einsamkeit bitten. Die Einsamkeit wird sich über sie legen wie ein eiserner Schleier. Einige zerbrechen sicher daran, doch wird es sie um so stärker machen, wenn sie ihn bewältigt. Carola wird ihn bewältigen müssen, sie hatte keine andere Wahl.
Ian stand da blickte der Türe nach, die gerade ins Schloss fällt und den Vorhang fallen lässt. Die Stimme hat gewonnen. Ian blickte auf seine Hand, versuchte die ersten kleineren Auswüchse von Fingerknochen zu bewegen. Es schmerzte noch, deshalb ließ er es wieder sein.
Er stand da wie bestellt und nicht abgeholt. Und in diesem Moment war es soweit, er wusste nicht wohin oder was machen. Ian hatte dieses Gefühl noch nie und es war ein gemischtes Gefühl. Es war unerträglich und ermattend, er konnte nichts machen, und doch war es ein beruhigendes und erquickendes Gefühl zugleich, denn plötzlich kehrte eine Ruhe ein, die er nie gemerkt hatte und die er so lange gesucht hatte.

Plötzlich hörte er den Lärm aus Carolas Zimmer. Erschrocken zuckte Ian zusammen. Er knief die Augen zu, die erste Stimme begann zu schreien, doch sie war nicht stark genug.
Ian blieb stehen.
Und wieder war da eine Erschütterung. Und Ian... Ian setzte sich udn atmete tief durch.
 
Carola rollte sich zusammen. Fotusstellung.
Eine ganze Weile lag sie so da in den Scherben. Die Tränen liefen weiter über ihr Gesicht.
Carola regte sich nicht. Sie spürrte nur den Schmerz in ihrem Inneren.
Er pochte immer weiter.
Es tat so weh.
Was sie verloren hatte.
Wie man sie gequält hatte.
Wie sie nun weiterleben würde.
Man hörte nichts aus Carolas Zimmer. Stille.

Über eine Stunde lag sie so da. Langsam verebte der Schmerz. Sie fühlte sich taub.
Sie stand auf.
Ihre Zimmertür öffnete sich. Carola stand kurz da bevor sie ins Bad ging. An ihrer Haut sind überall kleine Schnitte und bisweilen noch Glasscherbenscherben. Sie ging aufs Bad zu.

Out of Character
insgesamt mit tränen und wunden, denke ich Carola hat einen BP verloren
 
Ian blickte auf.

Carola stand einfach da für einen Moment und ging dann ins Bad.

Ian blieb nichts anderes übrig als zuzusehen.
Er stand zwar schnell auf und wollte gerade schon den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, aber da ging Carola auch schon ins Bad.
 
Die Tür zu ihrem zimmer war noch geöffnet. Sie ermöglichte einen Einblick in das Chaos ihres Zimmers.
Langsam schloß Carola die Badezimmertür hinter sich. Sie zog sich aus. Einige Glassplitter fielen dabei zu Boden. Es klirrte leise.
Sie ging duschen.
Langsam floß das Blut ihren Körper hinab, vermischte sich mit Wasser und Shampoo.
...

Nach einer Weile kam Carola wieder aus dem Bad. Die Scherben waren verschwunden und auch Schnittwunden sah man keine. Sie hatte sich angezogen. Die Haare waren trocken.
Carola lehnte sich an die Wand. Schüchtern schaute sie mit einem leichten Lächeln zu Ian hinüber.
 
Ian saß da und schaute Carola zuerst nur an. Dann neigte er den Kopf etwas zur Seite, blickte sie an und fragte: "Wie geht es dir?"

Eine merkwürdige Frage, aber Ian konnte es in diesen Moment wirklich nicht gut abschätzen. Äusserlich war sie ok und sicher ging es ihr hier besser als gestern an der Wand, aber irgendwie machte sie noch immer einen sehr bedrückten Ausdruck.
 
Mit ruhiger Stimme antwortete sie.
Besser. Danke.

Langsam wandte sie ihren Blick gen Fenster. Es war dunkel und regnete. Die Sterne waren von Wolken verdeckt. Hin und wieder konnte man lediglich den Mond durchscheinen sehen.

Wir stecken ganz schön in der Klemme nicht war?
 
Zurück
Oben Unten