SR - Killer Queen

Corbi

Glühwürmchen
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20. März 2006
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Ich hatte diese Geschichte schon in einem SR Forum veröffentlicht, mache das nun aber auch hier.

Seattle, 23.08.2059 um 23:02 Uhr

Sie beendete das Schlaflied leise und betrachtete die endlich eingeschlafene Amanda.
Ein kurzer Blick auf die Uhr.
Lautlos erhob sie sich vom Bett, um schließlich das Kinderzimmer zu verlassen. Draußen angekommen flüsterte sie leise, „Auf gehts.“ Mit diesen Worten ging sie auf ihr Büro zu, ein Blick in den Spiegel, der Scan ihrer Retina dauerte weniger als eine Sekunde, und schon glitt die Tür zum Büro zischend auf. Wie immer betrachtete sie zuerst das Bücherregal, vollgepackt mit alten und neuen Büchern über Magie und lächelte. Magie, das einzige, das sie in dieser Welt wirklich genoss.
Dann seufzte sie. Ein Kind, die Arbeit im Blumenladen und die Arbeit als Runner, so langsam wurde es doch etwas zuviel. Aber was blieb ihr übrig? Die Anwaltskosten, die immer mehr anstiegen, weil ihr Ex-Mann, nach der Scheidung, das Sorgerecht für sich alleine beanspruchte, waren zu hoch, um sie mit dem normalen Lohn einer Verkäuferin zu bezahlen und so tat sie was sie tun musste um Amanda bei sich zu behalten und erledigte Aufträge in den Schatten.
Sie setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch und ließ den Sichtschirm aus diesem herausfahren.
Sofort erschien das Bild ihres Schiebers auf dem Display. „N’Abend Killer Queen, dein Ziel ist Abraham Sunders, ein führender Kopf der Bostoner Rassisten Szene. Er befindet sich im Moment auf einem Treffen hier in Seattle. Er wird am 24.08. um 9:27 wieder zurück nach Boston fliegen. Dir bleiben also noch drei Tage Zeit ihn zu eliminieren. Er übernachtet bei einem Freund, einem örtlichen Musiker der Szene, Ian Dumont. Die nötigen Daten übermittle ich dir im Anschluss. Viel Erfolg.“
Seit drei Tagen hatte sie die Daten nun schon und alles perfekt geplant. Heute Nacht, nach einem Konzert von Ian´s Band „Red `n White with a Black Sign!“, würde sie Abraham in Ian´s Haus erschießen.
Sie ging zu dem Kleiderschrank und entnahm ihm eine matt-schwarze Körperpanzerung. Nachdem sie sich ihrer anderen Kleidung entledigt hatte, schlüpfte sie in die Körperpanzerung, die sich perfekt an ihren Körper schmiegte. Sie überprüfte die Maske und die Waffen, eine Yamaha Pulsar und ihre Ares Predator, beide mit Schalldämpfern. Das würde wie immer genügen, da sie für die restlichen Probleme ihre Magie hatte. Die Maske und die Waffen wanderten in eine schwarze Sporttasche, über die Körperpanzerung zog sie eine schwarze Jacke, das ganze wirkte nun eher wie ein Kostüm. Als Schuhe wählte sie zuerst mal ein Paar schöne hochhackige Schuhe und packte die Stiefel, die sie später anziehen würde, in die Sporttasche zu dem restlichen „Werkzeug“. Mit der Tasche in der Hand ging sie, so leise es eben mit den Schuhen zu bewerkstelligen war, aus der Wohnung und fuhr mit dem Fahrstuhl ins Parkhaus. Sie stieg in ihr kleines Elektroauto, mehr konnte sie sich nicht leisten, und fuhr langsam, ohne Aufsehen zu erregen aus dem Parkhaus. Auch durch Seattle fuhr sie mit der Ruhe und Gelassenheit, die sie sich nach vier erfolgreichen Ermordungen an Rassisten angeeignet hatte.

Um 23:40 Uhr erreichte sie ihr erstes Ziel, den angemieteten Unterstellplatz für ihr Auto, einen Block entfernt vom Zielhaus. Sie parkte ein und entledigte sich der unnötigen Jacke und zog die Schuhen aus. Immer noch ruhig zog sie sich die Stiefel an und verstaute die Waffen in den dafür vorgesehenen Halterungen in der Panzerung, die Maske verstaute sie in einer kleinen Brusttasche. Sie verschloss ihr Auto. Mit ruhigem Schritt bewegte sie sich auf das Haus des Musikers zu. Die Nacht war still, die Straße leer. Das Konzert musste schon seit einer Stunde beendet sein, Ian und Abraham würden zu Hause sitzen und sich besaufen, so hoffte sie zumindest. Nun sah sie das Haus und immer noch war niemand auf den Straßen zu sehen. Als sie die Mauer, die das Anwesen umgab um 23:53 Uhr erreichte, streifte sie die Kapuze über und zog ihre Yamaha Pulsar. Nach kurzer Konzentration begann sie über die Mauer zu schweben. So konnte sie die simple Alarmanlage, die nur bei Berührung ausgelöst wurde umgehen. Auf der anderen Seite angekommen bewegte sie sich langsam auf das Haus zu. Gut das diese Typen sich ungern auf Magie und Geister zum Schutz verließen, auch das hatte sie schon letzte Nacht ausgekundschaftet. Womit sie nicht gerechnet hatte war der Wachund, der sich wie aus dem Nichts plötzlich vor ihr aufbaute und bellen wollte. Dazu kam er jedoch nicht, der Pfeil des Pulsar´s versetzte ihn in Schlaf und das Jaulen war nicht laut genug, um eine Warnung für ihr Opfer und dessen Freund zu sein. Danach lief alles bestens, sie erreichte das Haus und konnte ohne Probleme in das beleuchtete Wohnzimmer blicken, in dem die Beiden, die sie dort erwartet hatte, bei einer Flasche Bier und lauter Musik saßen.
Sie lächelte, jetzt galt es nur noch ins Haus zu kommen. Sie schaute sich um und konnte ihr Glück gar nicht fassen, ein offenes Fenster im Obergeschoss, wieder konzentrierte sie sich auf ihren Schwebezauber und gelangte ohne Probleme zum offenem Fenster. Ein kurzer Blick in das leere Zimmer und sie schwebte hinein. Lautlos, den Schwebezauber zu Hilfe nehmend, stellte sie sich dann auf den Boden. Mit leisen Schritten durchquerte sie das Zimmer, nun hatte sie die Zeit es als Schlafzimmer zu identifizieren. Die Tür öffnete sie schnell, die Musik übertönte hier im Haus diese leisen Geräusche. Auf dem Flur angekommen wandte sie sich der Treppe zu. Langsam und leise schlich sie die Treppe hinab und kam unten, fast direkt vor der Tür zum Wohnzimmer an, die Musik endete und sie erstarrte. Erst als das nächste Lied begann traute sie sich wieder zu atmen. Die Tür zum Wohnzimmer war angelehnt, sie konnte nun warten, bis das Bier einen der beiden Männer zwang das Klo aufzusuchen oder sofort zuschlagen. Ein kurzer Blick auf die Uhr und sie hatte keine Lust mehr zu warten, 23:58 Uhr. Sie schaute durch den Türspalt, konzentrierte sich wieder und versetzte die beiden Männer erfolgreich mit ihrer Magie in Schlaf. Sie öffnete die Tür, die Predator bereits gezogen ging sie auf Abraham zu und beugte sich über ihn. Sie blickte ihm ins Gesicht und setzte die Pistole auf seine Stirn. Ohne zu zögern drückte sie zweimal ab. Sie überprüfte seine Lebenszeichen, für ihn war es vorüber und nicht mal sein goldener DocWagon-Kontrakt, das Armband piepte leise vor sich hin, konnte ihm nun noch helfen. Sie verstaute die Waffe wieder und ging zu der Musikanlage. Zwei geschickte Handbewegungen und die laufende Musik endete und ihr Lieblingslied begann. Summend verließ sie das Wohnzimmer, um das Haus zu verlassen. Wieder blickt sie auf die Uhr, noch nicht mal Zwölf. Sie ging die Treppe wieder hinauf, als der Alarm plötzlich aufheulte und nicht mal zwei Sekunden später, Killer Queen stand zu dem Zeitpunkt schon am Treppenende, aus Richtung der Eingangstür eine Explosion zu hören und zu spüren war...

Seattle, 24.08.2059 um 0:00 Uhr

Jetzt galt es schnell zu sein, wenn die Angreifer von unten reinkamen könnte sie vielleicht oben raus. Ihre Schritte lenkte sie schnell aber dennoch leise in Richtung Schlafzimmer.
„Erst die Jungs rausholen und dann alles kurz und klein Schlagen. Heute machen wir die Schweine platt,“ schrie eine männliche Stimme von unten. Der Schrei wurde von mindestens vier Stimmen euphorisch erwidert. Schnell kreisten die Gedanken durch Queens Kopf. „Es mussten Anfänger sein, vielleicht eine Gang, eine, die sich ausgerechnet heute Abend ausgesucht hat, um ein paar Rassisten aufzumischen. Und welche Jungs wollten sie rausholen?“ Sie hatte keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, sie hatte das Schlafzimmer bereits betreten und wandte sich dem Fenster zu. Noch waren keine Schritte auf der Treppe zu hören. Vorsichtig lugte sie aus dem Fenster, zwei Trolle und ein Zwerg standen einige Schritte vom Haus entfernt und beobachteten die Umgebung.
Von unten schrie dieselbe Stimme wieder, „Verdammt, jemand hatte vor uns seinen Spaß hier und das kann nicht lange her sein, DocWagon ist noch nicht da, aber auf dem Weg. Verdammter Mist, das schränkt unser Zeitfenster auf unter 10 Minuten ein.“ Queen schaute nochmals aus dem Fenster. Von unten hörte sie nun Schritte nach oben kommen. Es blieb also nichts anderes übrig. Die Trolle und der Zwerg standen recht dicht zusammen, also könnte ein weiterer Schlafzauber erfolgreich sein. Sie konzentrierte sich und schon wenige Sekunden später sackten die drei zusammen.
„Jetzt aber schnell raus,“ dachte sie sich und wollte in den Fensterrahmen klettern, als vor ihr die Luft flimmerte. Ein Herdgeist tauchte vor ihr auf, zusammen mit einem kleinen Ball, der, in dem Moment wo er sich materialisierte das schrille Geräusch einer Alarmsirene nachahmte. Jetzt war sie wirklich in Gefahr, vor ihr der Geist und hinter ihr ein paar verrückte Ganger. Lange hatte sie sowieso nicht Zeit und so entschied sie sich dem Geist gegenüberzutreten. Nach genauerem Hinsehen war er nicht sehr groß. Leider war er schnell, was sie schon wenige Augenblicke später spürte, als sie von dem Geist umklammert wurde, bevor sie irgendetwas hatte tun können. Lange hatte der Geist sie nicht in seiner Gewalt, zwei rasche Aufwärtsschläge gegen den ungeschützten Körper und der Geist löste sich auf. Stark war er wirklich nicht gewesen, hatte aber dafür gesorgt, dass sie aufgehalten wurde.
„Wo wollen wir denn hin?“ hörte sie eine Stimme hinter sich sagen, die Stimme, die sie die ganze Zeit gehört hatte. „Schön umdrehen“ die Stimme wurde etwas bestimmender, „und keine falschen Bewegungen!“ Langsam drehte sie sich um. Was sie sah überraschte sie tatsächlich für einen Moment. „Kapuze weg!“ Sie zog diese bereitwillig von ihrem Kopf. Der Mann trug eine militärische Uniform mit einer MP in der Hand, deren Lauf auf ihren Kopf zielte. Er wirkte eher wie ein erfahrener Runner als ein Gangmitglied,.
In ihm schienen ähnliche zweifelnde Gedanken vorzugehen. „Du hast Abraham erledigt?“ Sie nickte sacht. „Dir ist klar, dass du unser Zeitfenster minimiert und auch noch einen Teil unserer astralen Unterstützung vernichtet hast?“ er ließ ihr keine Chance etwas zu erwidern. „Ich gebe dir ´ne Chance, hilf uns unser Ziel zu erreichen und du kannst gehen.“ Was blieb ihr anderes übrig, sie nickte knapp. „Komm mit mir!“ sagte der Kerl dann. Draußen standen zwei weitere Typen, Menschen, ebenfalls in Militäruniform, einer mit einem Katana und einer mit einer Schrotflinte. Die beiden schauten für einen Moment etwas verwirrt. Einsprüche gab es keine, nachdem der Typ mit der MP sagte, “Sie wird uns unterstützen.“ Man schien seinem Urteil zu trauen. Zusammen mit den anderen ging sie das obere Stockwerk ab.
„Unser Zeitfenster ist soeben wieder auf zwanzig Minuten angestiegen, ich hab DocWagon überzeugt, dass es falscher Alarm war,“ sagte eine Stimme von der Treppe, ein junger Kerl, eher ein Freak, er trug anstelle einer Waffe ein Cyberdeck und die Klamotten waren eher bunt wie die eines Clowns als die eines Runners. Nach einer kurzen Durchsuchung war klar, dass hier oben keiner mehr war. Rasch ging die Gruppe wieder nach unten, wo ein Ork mit einem Katana aus, wie Queen dank ihrer Blaupausen wusste, der Küche kam. Er ignorierte oder akzeptierte sie ohne erkennbare Reaktion.
„Hier ist niemand mehr, auch nicht in dem Raum, den Sho nicht erkunden konnte. Sie müssen woanders sein.“ Es schien fast so als gab er eine Meldung ab.
Der Anführer nickte und drehte sich dann zu Queen. „Lasst uns hier verschwinden und uns mit unserem Gast unterhalten.“ Zu sechst verließen sie das Haus, die eingeschlafenen erwachten, als die Gruppe an der Tür ankam. Endlich endete das Geschrei des Watchers. Der Zwerg wirkte etwas missmutig, die Trolle schienen überhaupt nicht zu verstehen, was gerade passiert war. Ein kurzes Gespräch zwischen dem Zwerg und dem Anführer endete mit einem, „Ich verstehe“ von dem Anführer. Zu neunt liefen sie dann über das Grundstück und setzten sich in einen geräumigen, vor dem Grundstück parkenden LKW, auf dessen Ladefläche Sitze angebracht waren. Keine Sekunde nachdem Queen saß fuhr der Wagen los. Neben ihr ließ sich der Anführer nieder. Der Ork fehlte, er war wohl der Fahrer.
„Man nennt mich Wump,“ sagte der neben ihr Sitzende und er deutete danach auf den Zwerg, „das ist Sho,“ er zeigte zu den beiden Trollen, die sich jeweils einen Doppelsitz ausgewählt hatten, „Left und Right“, weiter ging es zu dem Menschen mit dem Katana, „Griffon“, der Mensch mit der Schrotflinte, „Wave,“ und schließlich deutete er auf den Decker, „Fashion. Unser Fahrer ist George, meine rechte Hand.“ Er sah sie an und lächelte leicht. „Wie ist dein Name?“
Sie schaute umher und sagte dann, die Lautstärke des LKWs übertönend, „Killer Queen werde ich genannt und ich habe leider keine Zeit für ne Party Jungs.“
Wump lächelte, „Das dachte ich mir schon. Unsere Party ist für heute auch beendet, aber was hast du morgen Abend vor? Wir bräuchten noch jemanden wie dich in unserem Team. Sho, Left und Right sind nur heute dabei gewesen und uns fehlt dann die magische Unterstützung.“
„Was springt dabei für mich raus?“ fragte sie völlig unverblümt. Lange war sie nicht in dem Geschäft, aber wenn sie wirklich gebraucht wird, dann konnte es nicht schaden mal dreist zu fragen.
„Jeder bekommt das Gleiche. Das heißt, ab morgen gibt es fünfzehn Prozent.“
Sie überlegte, der Job heute war eigentlich der letzte aus der Reihe der Rassisten, sie hätte also Zeit, musste sich aber zeitlich mit ihren neuen Kumpanen abstimmen. Kaum, dass sie zu Ende überlegt hatte, nickte sie, “Einverstanden, gib mir deine Nummer und ich ruf dich tagsüber an. Ich muss hier raus, weil ich noch woanders hin muss. Ihr könnt euch auf mich verlassen.“ Sie streckte ihm ihre Hand hin. Er nahm ihre Hand und drückte sie fest, während er mit der anderen auf einen Knopf an der Seite des Sitzes drückte. Der Wagen stoppte.
„Gut, dann bis später Killer Queen“ er löste seine Hand und reichte ihr einen Chip, „meine Visitenkarte.“ Sie nahm den Chip und erhob sich langsam von dem Sitz. Sie glitt an Wump vorbei und hüpfte von der Ladefläche, ein kurzer Blick zeigte ihr, dass sie sich nicht getäuscht hatte, ihr Auto stand ganz in der Nähe.
Sie dreht sich um, „Bis später, Chummer.“ Sie winkte noch mal leicht lächelnd, dann ging sie langsam in Richtung Parkplatz und auch der LKW setzte seine Fahrt fort. In ihrem Auto angekommen und noch auf der Heimfahrt kreisten ihre Gedanken. „Ja, sie würde es tun, sie würde ihn anrufen und vielleicht endlich in einem Runner-Team Mitglied werden.“
Zuhause angekommen, wechselte sie in der Tiefgarage noch ihre Schuhe und verstaute die Ausrüstung wieder in der Sporttasche, bevor sie wieder in ihre Wohnung ging. An der Tür zog sie die Schuhe wieder aus und stellte die Tasche ab. Leise ging sie in das Kinderzimmer und setzte sich ans Bett ihrer Tochter. Sie lächelte leicht, zufrieden und glücklich. Keine fünf Minuten später sackte ihr Kopf auf das Bett und sie schlief ein.
 
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