Meine Gedanken dazu:
1) Jacks Solipsismus ist zwar in seiner zirkelschlüssigen Logik nachvollziehbar, bringt einen aber auch irgendwie nirgendwo hin, wo man nicht vorher auch schon gewesen wäre. Kann ich respektieren, halte ich aber für nicht produktiv.
2)
Man erreicht ja irgendwann den Punkt an dem man die Kritiker seiner Wahl gut genug einschätzen kann um zu beurteilen wie man ihre Aussagen für sich selbst werten kann. Das Finale Urteil kann man sich zwar immer nur dann bilden wenn man das Produkte selbst testet/konsumiert aber wenn die Kritiker deines Vertrauens das für Mist halten (und ihre Gründe dafür für dich nachvollziehbar sind) dann ist es schon hilfreich wenn man nur 10-20 Minuten Kritiken geguckt hat statt 2 Stunden nicht unterhaltsamen Film.
Ich selbst gucke (wie oben schon erwähnt) auch oft Kritiken bevor ich mich ins Kino aufmache oder mir was auf Steam kaufe. Ich besuche auf Goodreads um Bücher für mich zu finden. Und es kommt auch vor das ich trotz bzw sogar wegen schlechter Kritiken reingehe. Auch eine schlechte Kritik kann bei mir den Eindruck hinterlassen das XY etwas für mich ist. Genauso gibt es auch gute Kritiken die mir klar machen das das Ding komplett an meinem Geschmack vorbeigeht. Das ist vielleicht nicht unbedingt das Ziel des Kritikers gewesen aber auch in diesen Fällen war die Kritik dann letztlich hilfreich für mich. Wie Jack schon sagt muß da jeder selber rausfinden was für ihn funktioniert.
Was mich allerdings nervt sind Youtube Kritiker bei denen die Selbstdarstellung / Fanboy-Nerdrage oder Fanboy-Hype im Vordergrund stehen. Oder überlange Kritiken. Ein 30-45 Minuten (oder gar noch längeres) Review ist mir einfach zu lang.
Das hier kann ich nur unterschreiben. Besonders den letzten Teil. Besonders den Teil über Fanboy-Nerdrage. Das bringt einen auch nicht weiter. Das ist die ins Internet geblasene Version der solipsistischen Kritik: "Ich finde es toll/kacke, weil ich es toll/kacke finde".
Jack behält seinen Solipsismus aber wenigstens für sich oder hält ihn minimal kurz ("Gefällt mir"). Und macht auch nicht den scholastischen Fehlschluss (nach Bourdieu: Die Anschauung der Dinge mit den Dingen der Anschauung gleichsetzen - Es
ist kacke, weil
ich es kacke
finde). Das macht ihn um Längen sympathischer.
Die Nerdboi-Kritik, die mir ja immer so richtig auf den Keks geht ist genau die (die ich ausdrücklich Jack
nicht unterstelle): Ich finde den Film total toll/kacke, deshalb ist er auch total toll/kacke. Das ist, glaube ich, auch die, auf die Jack abhebt, oder? Dass andere Leute etwas toll/kacke finden, sagt mir genau nicht mehr oder weniger, als dass spezifisch diese Leute in spezifisch der Situation, in der sie ihr Urteil abgeben, spezifisch den Gegenstand ihres Urteils toll/kacke finden. Das gibt mir erstmal noch keinen Hinweis darauf, wie ich in meiner spezifischen Rezeptionssituation den Gegenstand des Urteils finden werde. Und da setzt, wenn ich ihn richtig verstehe, Runenstahl an und sagt, dass man da aggregieren kann. Und da würde ich zustimmen. Jemand, der oft die selben Sachen wie ich aus den selben Gründen wie ich toll/kacke findet, wird auch mit einiger Wahrscheinlichkeit in Zukunft die selben Sachen wie ich aus den selben Gründen wie ich toll/kacke finden. Nicht zwingend, aber mit einiger Wahrscheinlichkeit. Umgedreht natürlich genauso.
Was für mich viel interessanter ist, ist fundierte Kritik auf theoretischem Level. Weil die über den scholastischen Fehlschluss hinaus geht und Graustufen zulässt. Da kann es zu solchen Phänomenen kommen wie dass die Kritiker aus anderen ideologischen Richtungen und deshalb öfter mal zu anderen Urteilen kommen als ich, aber die Prämissen ihrer Urteilsfindung einigermaßen klar sind.
Show Me The Meaning (YouTube / Podcast) hat das öfter mal. Die sind mir nur meistens zu oberflächlich. Und Jared nervt. Weil er genau diesen scholastischen Fehlschluss nicht auf die Kette kreigt. Besonders in der Deadpool-Episode war das sehr deutlich.
Er fand sich total geil wegen seiner Metareflexivitätsidee und wollte sich eigentlich nur darauf einen runterholen. Und von da aus urteilend, war bei ihm der Film auch an sich total kacke. Statt dass er den Gedanken einmal anbringt, ausführt, belegt, und dann weiter macht und den restlichen Film analytisch sauber und fair angeht. Jared ist wie der Idiot, der im Filmseminar hinten sitzt und nicht aus seinem eigenen Arsch rauskommt. Oft genug bin ich das peinlicherweise selbst. Aber ich mach ja auch keine Podcasts. Bei ernsthaften Publikationen (wie Podcasts) sollte man das doch vermeiden können und wollen.
Wenn diese Sorte Kritik dann nicht auf SMTMs oberflächlichem Niveau steckenbleibt, sondern analytisch weiter in die Tiefe geht, dann werden für mich auch Kritiken von Filmen, die ich nicht kenne, interessant (passiert bei
I Dig This Movie öfter mal).
Und manchmal können diese Kritiken mich sogar von ihrem Standpunkt überzeugen, gerade weil sie die weiter oben von Jack so abgebügelte tiefere Fachkenntnis als ich haben.
Das ist mir bei diesen beiden Videos passiert.
Ich fand Suicide Squad eigentlich gar nicht so verkehrt. Jetzt weiß ich, warum er handwerklich kein guter Film ist. Was nichts daran ändert, dass er mir beim Schauen gefallen hat. Aber das ist ja genau der Punkt des scholastischen Fehlschlusses: Weil etwas nach irgendwelchen handwerklichen Kriterien gut/schlecht ist, muss ich es noch lange nicht ästhetisch gut/schlecht finden.
Und Hbomberguys Kritik von Sherlock finde ich auch plausibel.
Und hey, muss ja auch nen Grund haben, warum ich die letzten Episoden nicht mehr geguckt habe. Wahrscheinlich hat er nur das vokalisiert, was ich eigentlich auch empfinde.