Zugabe - die germanische Linie:
Ich hab da ja noch eine kleine Lücke zu füllen, die ich zwar anfangs erwähnte, aber dann doch nie gestopft habe:
Die Germanen haben nun also einen Ariovist, der seine Einflusssphäre in der östlichen Hälfte des heutigen Deutschlands errichtet und München hat irgendwann einen Heinrich den Löwen. Aber wie hängt das zusammen?
Im Laufe der Jahrhunderte zeugte er fähige Kinder, denen er die Verwaltung einzelner Teile "seines Reiches"
* auftrug. Die aus heutiger Sicht bedeutsamsten (das ist meine Art zu zu sagen: Ich arbeite unwichtige Details erst aus, wenn sie wichtig werden, u.a. um mir noch kreative Möglichkeiten offen zu halten) davon sind
- Mstidrag: Ein westslawischer Fürst aus dem frühen 8. Jahrhundert, der kein konkretes reales Vorbild hat. Die Benennung hatte somit einen eher plumpen Grund (und ich erwähne das hier bewusst um klar zu machen, dass mMn auch der Spaß nicht zu kurz kommen sollte), nämlich: Ich fand den Namen lustig und freue mich schon darauf, wie meine Spieler irgendwann von dem erfahren und mich fragen, ob ich da nicht was mit den Orks aus DSA verwechselt habe - mögen mir das bitte alle Mstidrags verzeihen, die hier im B! lesen. Der Name kommt aus dem Wikipedia-Artikel über die Nakoniden (westslawischer Adel) und dürfte somit zumindest nicht völlig unpassend sein. Von diesem stammen primär die herrschenden Ventrue in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und (muss ich nochmal genauer durchdenken) Schleswig-Holstein ab. Letzteres hängt noch von der Entscheidung ab, was genau ich aus meinem Ersatzmann von Gustav Breidenstein (einer von WWs offiziellen Prinzen Berlins) mache. Zuerst einmal wird sein Name auf "Gustav" reduziert. Das ist bereits fix, da ich wohl nie verstehen werde, warum die mittelalterlichen Ventrue alle Nachnamen haben sollen, die nahezu ausnahmslos wie zwangsweise eingedeutschte jüdische Nachnamen oder Sprachfehler ("Schreckt") klingen. Meine alten Ventrue brauchen keinen Namen wie Max Mustermann - Gustav ist einfach "Gustav, Prinz von Berlin". Den wird man schon nicht verwechseln und makeradeförderlich sind Nachnamen auch nicht. Wenns dann nicht wenigstens ein uraltes Adelsgeschlecht ist, ist der Name nur Ballast. Gustav wird von mir (seinem Namen folgend) entweder einen slawischen oder aber einen skandinavischen (bzw. dänischen) Ursprung haben. Wenn ich den dänischen nehme, dann gebe ich wohl auch Schleswig-Holstein in die Hände dieser slawisch-preußischen Unterlinie.
- Thankmar: Ein realhistorischer Königssohn, der im Konflikt mit dem Königshaus stand, da ihm durch seinen Vater das markgraftschaftliche Erbe seiner Mutter vorenthalten worden war, weswegen er auch später seine Machtbasis weniger in einer Beeinflussung der menschlichen Adligen sah, sondern seinen politischen Fokus auf kainitische Politik legte (er hatte vom menschlichen Adel erst einmal die Schnauze voll) - er spielt dann deswegen ähnlich wie Hardestadt (den er ja ersetzt) eine wichtige Rolle bei der Gründung der Camarilla. Seine Heimat und die seiner Nachfahren, der sächsisch-fränkischen Unterlinie (fränkisch, weil Thankmars Adelsfamilie Ostfranken regierte) wurde schließlich Magdeburg und im weiteren Sinne Sachsen-Anhalt. Dies ist einerseits von Hardestadt übernommen und war eine Tatsache, die bereits in meinem Spiel erwähnt worden war, bevor ich das große Konzept ausgearbeitet hatte. In der Welt rechtferige ich es darüber, dass dies eine späte Genugtuung sein sollte, indem sich Thankmar - noch immer verbittert - als symbolische Genugtuung Magedeburg, als Teil der prächtigen Hinterlassenschaft seines damals bevorzugten Halbbruders (König Otto I. - genannt "der Große"), nun unter den Nagel gerissen hat. Seine Linie jedoch erreichte im Gegensatz zu ihm persönlich auch großen Einfluss auf die menschliche Politk des heutigen Ostdeutschlands, wenn sie auch hinter der slawisch-preußischen Linie zurückblieben, da sie nach Westen ihren Einflussbereich gegen die verschiedenen fränkischen und römischen Linien verteidigen mussten.
- der dritte und letzte wichtige - und damit natürlich Stammvater der sächsisch-bayerischen Unterlinie: Otto von Northeim. Otto schafft bereits vor Heinrich dem Löwen eine Verbindung zwischen Bayern und dem Herzogtum Sachsen, steht in einem zwiespältigen Verhältnis zum König/Kaiser und weist eine Biografie auf, die verdammt nach manipulativer Schweinehund klingt - ein toller Ventrue also und ein absolut passender Erzeuger für Heinrich den Löwen, wie ich mir diesen im Spiel vorstelle. Außerdem ist Otto (menschlich) ein (das wird euch jetzt vermutlich wegen des Namens wenig überraschen) Northeimer - eine Linie, die sehr ekelhaft weiter zu recherschieren, weil man andauernd an Sackgassen stößt, wo schon wieder ein Zweig ausgestorben ist.
Sprich:
Warum also Otto als Stammvater einer Vampirlinie, wenn da ein Vampir rauskommen würde, der nicht einmal seine eigene menschliche Linie halbwegs an der Macht halten kann? Weil er das eben doch kann, aber ein ziemlich manipulativer Drecksack war (in meiner WoD zumindest). Ariovist hatte ihn 1070 auserwählt und als Treubekundung, um sich eines kommenden Geschenks der Unsterlichkeit würdig zu erweisen, von ihm verlangt, sich an ein Attentat gegen den König anzuschließen - was bedeutete, dass er sein eigenes Leben, den Ruf der Grafen von Northeim und all seinen Besitz aufs Spiel setzen musste. Zwar scheiterte dies, doch der Kuss war ihm nun gewiss. Nachdem er es sich nun also mit dem König völlig verscherzt hatte, forderte er seinen Schwiegersohn Welf I. (bzw. Welf IV. - über diese Zählmethoden kann man allein einen Thread starten) dazu auf sich von ihm zu distanzieren und seine Frau (Ottos Tochter) zu verstoßen.
Otto wurde von König Heinrich IV das Herzogtum Bayern entzogen und Welf wurde zum neuen Herzog Bayerns ernannt.
Aber auch wenn Welf nun weiterhin auf ihn hört, ist es doch dennoch doof, dass die eigene Linie ausgestorben ist?
Nein, nur wenn man an die Sache zu sehr als Macho rangeht. Wer nämlich einmal über den männlichen Tellerrand hinausblickt, entdeckt unter Ottos Enkelkindern eine gewisse Richenza von Northeim. Zwar nur eine weibliche Linie, aber besser als garnichts. Und diese wiederrum - und diese Erkenntnis lässt mich auch jetzt wieder stolz durchs Zimmer hüpfen - hatte ein noch wesentlich bekannteres Enkelkind:
Heinrich der Löwe.
Aber doof, dass die Besitztümer der Northeimer jetzt in den Händen irgendwelcher unwichtiger Grafen liegen?
Auch dazu hat Wiki eine Antwort:
Die Welfen waren Ottos neue, bessere Northeimer, seine Marionetten, seine Spielzeuge.
Fuck - Yeah!
Der Erfolg des genialen Schachzuges hielt jedoch nicht lange an. Noch zu Lebzeiten schien Heinrich seine Verwandtschaft zu Otto zu bestätigen. Nicht zuletzt der Einfluss der römischen Ventrue (die Barbarossa aus dem Verborgenen manipulierten), sowie der bayerischen Ventrue (die Otto von Wittelsbach als Berater Barbarossas beeinflussten), die sich verbündet hatten um die Macht der germanischen Linie zu brechen, sorgten dafür, dass Heinrich seine Lehen verlor. Otto konnte dabei nur zusehen, da er selbst noch jung verglichen mit seinen Gegnern war und bereits mit der Sicherung seines sächsischen Einflussbereiches gegen die "Römer" und auch sogar die anderen Zweige der germanischen Linie überfordert war, seit Ariovist sich zurückgezogen hatte.
Schließlich mussten Heinrich und Otto ihre Niederlage eingestehen und zogen sich nach Braunschweig zurück, von wo er erst Ende des 14. Jhdts Heinrich im Auftrag seines Erzeugers mit seinen zwei Kindern (und mit diesen bin ich bei der Geschichte meiner Domäne angekommen) nach München zurückkehrte um die Domäne wieder den dortigen Ventrue zu entreißen - u.a. die Propaganda der offensichtlich irgendwann Siegreichen, führte dazu, dass ihrem untoten Widersacher sein Spottname aus sterblichen Zeiten erhalten blieb:
Arnulf der Böse.
Es sollte jedoch noch einige Jahrhunderte mühsamer Diplomatie bedürfen, bevor sie schließlich wirklich die Macht über München erringen konnten - und aufgrund der inzwischen unsterblichen Rivalität zwischen Heinrich dem Löwen und Barbarossa, ließen die römischen Ventrue es nicht zu, dass Heinrich selbst dies noch miterleben konnte. Er brach schließlich seine Hoffnungen ab und verließ aus Scham ggü. seinem Erzeuger das Land (ähnlich dem WW-Plot) und verweigerte sich, frustriert von all den Intrigen der gerade entstehenden Camarilla, weshalb diese ihn jagte und Barbarossa persönlich ihn schließlich hinrichtete.
Nachdem HdL das Land verlassen hatte, schien schlagartig das diplomatische Geschick seines älteren Kindes zuzunehmen (eine Familie von verlogenen Arschlöchern...) und noch im selben Jahrhundert gelang ihm ein gewaltiger Erfolg: Zwar konnte er nicht direkte Macht auf einen regierenden halten, doch gab er den Kuss an den ersten Wittelsbacher weiter - der jedoch daraufhin sein Amt niederlegte.
Erst 1635 nach langem diplomatischen Bemühen und weiterer Einflussnahme und begünstigt durch die Unruhen des 30-jährigen Krieges und der wütenden Pest, ergriff schließlich Albrecht, das Prinzenamt - und nach seiner mysteriösen Ermordung 1945 und einer diplomatisch höchst skurrilen Übergangsphase unter einem Malkavianerprinzen, hat nun vor kurzem sein Bruder Heinrich von Plauen, die Macht in München übernommen.
Der verdammt nett, kompromissbereit und modern zu sein scheint.
Und das ist bei einem Ventrue wohl nie wirklich ein gutes Zeichen...
Inzwischen befindet sich in München neben dem Amt des Prinzen auch das Amt des Sheriffs und - trotz offizieller Vergabe an die Toreador-Älteste - zumindest teilweise das Amt des Seneschalls in den Händen der sächsisch-bayerischen Unterlinie der germanischen Ventrue.
Ob die Nachbarn dies aufgrund der diplomatisch geschickten Vorgehensweise des neuen Prinzen dulden werden, wird sich zeigen... spätestens seit der gewaltlosen, aber höchst deutlichen Übernahme, der eigentlich eher bedeutungslosen Domäne "Allgäu" scheinen die Nachbarn unruhig zu werden... und ausgerechnet jetzt haben sich die SCs zu wichtigen diplomatischen Figuren entwickelt, die mit ihrer Ruhe und ihrem jungen und ehrlichen Auftreten, die entstehenden Wogen glätten sollen.
Na dann mal viel Spaß...
* Zum "Reich" ist noch zu sagen, dass die Ventrue natürlich immer indirekter Einfluss nehmen. Während es im frühen Mittelalter teilweise sogar noch möglich war Grafen als Ghule zu nehmen, musste man sich spätestens ab der Inquisitionszeit geschicktere Möglichkeiten überlegen. Teilweise kontrollierte man also die Berater, teilweise die Lehrer der heranwachsenden Prinzen, später versuchte man über Reichtümer oder Bestechungen durch Mittelsmänner Einfluss auf Politiker zu nehmen.
Auch wenn der Einfluss jedoch indirekt ist, ist den Ventrue bewusst, dass sie sich Feinde schaffen, wenn sie sich in Familien einmischen, die bereits unter dem Einfluss eines anderen stehen.