AW: Was zahlt Johnson denn so?
Das alte, leidige Thema...
Grundlegend kann man die Faustregel ansetzen, dass ein Runner durch die Runs im Schnitt etwas mehr verdienen sollte, als er zum Leben braucht. Also wenn er innerhalb eines Jahres 10 Aufträge absolviert und damit einen Unteschichtlebensstil finazieren möchte, sollte er pro Run ca. 2.500 bis 3.000 gewinn machen.
Dazu sollten dann noch ein bis zwei Runs im Jahr kommen, die deutlich darüber liegen (ca. das zwei- bis dreifache des monatlichen Einkommens), dafür aber auch eben anspruchsvoller/gefährlicher sind.
Dies birgt dann aber auch direkt recht offensichtliche Lücken. Vor allem die Einkommensschere. Wenn man einen Runner hat, der sich einen Oberschichtlebensstil gönnt, zwei, die in der Unterschicht hausen und einen, der sich als Squatter durchschlägt, bricht das Konstrukt recht schnell auseinander. Entweder, weil man jedem ein anderes Gehalt für den gleichen Job gibt, oder weil der Durchschnitt den ersteren arg benachteiligt. Beim letzteren täte sich dann wiederum entweder das Logikproblem aus, dass er im Geld schwimmt (für seine Verhältnisse), aber sich trotzdem weiter aus Mülltonnen ernährt. Oder er verlässt den Zustand recht schnell, was womöglich gar nciht das Streben des Spielers war.
Dies lässt sich allerdings damit umgehen, dass man schlichtweg vor dem Start der Runde mit den Spielern abspricht, in was für einem Niveau die Lebensstile liegen sollen. Und dementsprechend auch die Einkünfte. (Ohnehin ist die Absprache mit seinen Spielern für viele Dinge die beste Lösung.)
Unabhängig davon muss man aber auch sehen, dass der "Beruf" des Runners eigentlich keiner ist, um reich zu werden. Von daher kommen nur wenige über die Unterschicht hinaus, und auch die erfolgreichen tummeln sich eher in der Mittelschicht. Bis zur Oberschicht oder sogar noch mehr kommen nur die wenigsten. (Ich weiß, dass es in einigen Büchern anders wirkt, aber eigentlich sollte es so sein...)
Runner sind schlichtweg Kriminelle, die Drecksjobs erledigen. Sie haben eigentlich kaum die Möglichkeit, einen teuren Lebensstil zu fahren, da sie in den entsprechenden Wohngegenden einer permanenten Gefahr der Entdeckung ausgesetzt sind. Mal abgesehen davon fällt es recht schwer, Waffen ohne Lizenz mit sich zu führen. In der Hinsicht bietet einem die Unterschicht eine sicherere Zuflucht.
Dazu kommt noch, dass Johnsons keine Wohltäter sind, und Runs keine ABM für Straffällige. Johnsons kalkulieren knapp. Sie bieten immer weniger an, als sie bereit sind, zu zahlen. Weil sie schon davon ausgehen, dass die Runner mehr verlangen werden.
Sie werden jede Möglichkeit nutzen, Druck auf die Runner aus zu üben. Immerhin kann es immer jemand anderes machen. Die Schatten sind eine freie Marktwirtschaft und Runner haben keine Gewerkschaft. Warum ein Team anheuern, in dem jeder 5.000 haben möchte, wenn man für den Betrag vielleicht auch ein ganzes Team kriegen kann?
Okay, die sind möglicherweise etwas unerfahrener, es kommen voraussichtlich auch weniger zurück, als man losgeschickt hat. Aber hey, dann muss ihnen auch weniger zahlen. (In dem Sinne kann eine Pro-Kopf-Bezahlung für den Johnson doch vorteilhafter sein
.) Und wenn sie's doch schaffen, taugen sie womöglich was und man hat wieder günstige Arbeiter aufgetrieben.
Und ein Johnson zieht ja auch nicht auf gut Glück eine Visitenkarte aus dem Hut und trifft sich dann mit den Runnern. Viele Konzerne führen genaue Akten über ihre "Sonderressourcen", so dass die Kontaktleute sich das vielversprechenste Team heraus suchen können.
Allerdings gibt es natürlich auch Ausnahmen. Nicht immer ist der Auftraggeber ein eiskalter Konsklave, der etliche Jahre im Geschäft ist und diverse psychologische Schulungen durchlaufen hat.
Es gibt immer den einen oder anderen Neuling im Gewerbe, der mit der Kalkulation noch nicht ganz hinkommt oder sich leicht überrumepln lässt bei den Verhandlungen. Oder der Johnson ist ein Privatmann, dem es nicht um finanzielle Effizienz geht. Sondern nur darum, dass die Beweise über seine BTL-Sucht, welche in die falschen Hände gerieten, so schnell wie möglich vernichtet werden.
Oder es ist sogar der Schieber selbst, welcher eigentlich den Runnern die Jobs bisher nur vermittelt hat. Nur jetzt braucht er ein paar vertrauenswürdige, aber dennoch harte Kerle, welche seinem Großkunden klar machen, dass er seine ausstehenden Rechnungen bis Ende der Woche zu begleichen hat.
Dazu kommt noch, dass man eine Bezahlung auch in Ausrüstung erhalten kann. Immerhin bekommen Kon-Johnsons viele Spielzeuge für einen Bruchteil des Straßenpreises und können dabei auch gelgentlich über das hinausgehen, was sie in Cash vergeben hätten. Vielleicht hat er ja auch über seine Kanäle mitbekommen, dass da jemand etwas bestimmtes sucht, was er beschaffen könnte. Von daher sollte ein Runner auch nicht davor zurückschrecken, den Schieber seines Vertrauens darum zu bitten, gezielt nach derartig bezahlten Runs zu suchen.
Natürlich kann der Runner hinterher das Problem haben, dass sein Beta-Smartlink seine Waffe blockiert, wenn er auf Aztech-Gardisten schießen möchte. Aber auf den Straßen muss man eben Risiken eingehen.