Was zahlt Johnson denn so?

AW: Was zahlt Johnson denn so?

Ich wollte nur wissen, wie das _in der Gruppe konkret_ umgesetzt wird.
Gruppenkonsens. Das hört sich so wunderbar erwachsen, reif und intellektuell an, aber in Wahrheit steht da einfach die Lust hinter keine LowTech/Power-Flunsencharaktere zu spielen, aber dennoch nicht immer irgendwelche hochdotierten Jobs (mit lästiger Planung) zu erledigen. Dazu kommt der persönliche Anstrich mancher Runs (wie geschildert) und zumindest bei mir, gibt's auch Runs, die gut bezahlt werden.

Wenn ich (Peseudo)Realismus will, dann spiele ICH gar keine Rollenspiele, geschweige denn Shadowrun. Und damit meine ich nicht die Regeln.
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Dem Gruppenkonsenz kann ich mich nur anschließen.
Davon abgesehen sage ich meinen Spielern (wenn ich leite) vor der Charaktererschaffung, in welchem Bereich sich das alles abspielen soll. Bzw. frage die Spieler, was sie in der Runde bevorzugen würden.
Ebenso lasse ich schlichtweg keinen Charakter in die Runde, der keinen Grund hätte, als Runner zu leben. Klar kann man Charaktere erstellen, die eigentlich nicht in den Schatten leben müsten. Aber wem bringt das denn was?
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Aber was spricht denn dagegen, einen Charakter zu spielen, der einfach Bock auf den Job hat? Versteh ich nicht.
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Oftmals der SL ^^
DAgegen sprächen natürlich nur theoretische Dinge. Allem voran, dass es alles andere als ein Traumjob ist, ein runner zu sein. Immerhin sind es kriminelle, von der Gesellschaft mit Terroristen gleichgestellt. Jeder, der für dich mehr als eine Geschäftsbeziehung ist, könnte eine Gefahr für dich werden. Und du für ihn. Du hast kein geregeltes Einkommen. Du könntest dazu gezwungen sein, monatlich deinen Wohnsitz zu wechseln. Weil du Rechnungen nicht bezahlen kannst und vor Schlägern flüchten musst, oder vielleicht, weil du auf der roten Liste eines Megakons stehst.
Kurzum, es ist nicht nur ein gefährliches, sondern ein potenziell tödliches Leben, auf das man sich einlassen würde. Ohne dabei wirklich einen Gewinn zu haben.

Sicherlich gibt es ein paar wenige, die all das freiwillig auf sich nehmen. Aber die tun das eher aus einer Art Verblendung, oder einem zu romantisierten Bild von Runnern heraus. Das sollte sich dann im Verhalten (und evtl. auch ANchteilen) des Charakters widerspiegeln.
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

"Wochenendrunner" gibts auch
ein Beispiel ist mein Char Cheshire Cat,ein Magier dessen Vater eine Sicherheitsfirma hat,in der er als Sicherheitsmagier regulär arbeitet.Ab&Zu sticht ihn der Hafer und wenn sein Schieber einen interessanten Job hat, geht er am Wochende für gutes Geld "auf Run".Ist auch selten ,kommt aber noch dazu

mit seltenem Tanz
Medizinmann
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Die Frage war aber schon ernst gemeint: wie wirkt sich die Bezahlung auf eure Runner aus?

Sie werden zu kriminellen "working poor". Der ganze Sinn an der Übung.

Nur Unterschichtwohnungen, kaum Cyberware, Programme hauptsächlich selbstgestrickt?

Und da haben wir des Pudels Kern. Du vermischst zwei sehr verschiedene Dinge innerhalb dieser Aufzählung, die Situation des Charakters als Person innerhalb der Spielwelt (Wohnung) auf der einen Seite, mit seinen Spielwerten (Cyberware). Natürlich legt Shadowrun eine solche Vermischung nahe, aber trotzdem sollte der Unterschied klar sein - Cyberware ist ein wichtiger Teil im regeltechnischen Entwicklungspotential eines Charakters, nicht anders als Attribute, Fertigkeiten, Zauber &c.. Es gibt keinen Grund diese Entwicklungsmöglichkeit zu beschneiden, und entkoppeln von den übrigen "Geldfunktionen" lassen sie sich durch die sattsam von der Charaktererschaffung her bekannten Möglichkeiten (dazu habe ich mich ja weiter vorne im Thread schon einmal geäußert).

Es bleibt in meinen Augen also höchstens noch die Frage, weshalb eine so "fähige" Person (und das ist eine globale Frage, die für den Sechs-Millionen-Nuyen-Samurai ebenso gilt wie für den astralen Leuchtfeuer-Hermetiker - denn schließlich sind beide "fähig") für so wenig Geld arbeitet.
Und diese Frage finde ich um ehrlich zu sein seit jeher merkwürdig. Liegt es daran, dass über Regelsystem und Charakterbogen Fähigkeit tatsächlich als objetiv quantifizierbar ist, dass plötzlich so eine mechanistisch-meritokratische Vorstellung aufgebaut wird, wer viel könne müsse auch viel verdienen? Mir bleibt das mehr als nur ein wenig unverständlich.

Gibt es Charakterhintergründe, warum die auf "schlecht bezahlte" Runs gehen oder ist deine Welt insgesamt noch dreckiger und böser, so dass beispielsweise eine Tätigkeit als freier Programmierer nicht drin ist?

Eines zum anderen.

Wir erhaltet ihr den Spielrealismus bei manchmal nur dreistelligen Bezahlungen?

Ohne mich jetzt auch noch am Wortteil "Realismus" zu stören: Den Spielrealismus?

mfG
thl
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Liegt es daran, dass über Regelsystem und Charakterbogen Fähigkeit tatsächlich als objetiv quantifizierbar ist, [...]
Für viele/einige scheint die Bewertung der Fertigkeitenstufen im Hauptbuch diese Funktion zu erfüllen.

"Ein "meisterlicher" (Fertigkeit: 6 - "verinnerlicht") Schütze verdingt sich nicht für schlappe 500¥ als Killer."
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Erst mal zu Mr. Johnson und seinen Motivation. Zunächst bekommt er ein Etat um Probleme zu lösen. Eigentlich könnte er den mit beiden Händen an die Charaktere verteilen – tut er aber nicht. Zunächst hat er andere Ausgaben. Er muss Hintergrundinformationen und Kontakte bezahlen, ausserdem hält er im Rahmen seines Risikomanagement immer einen Teil zurück. Falls etwas Falsch läuft muss genügend Geld da sein, um Bestechungen zu zahlen, Ersatz anzuheuern usw. Und es sieht schlecht aus, wenn er zu seinem Boss muss um zusätzliches Geld zu beantragen. Aber die Reserve hält er natürlich nicht jedes Mal, sondern bei jedem Auftrag ein wenig, damit er über das Jahr genügend hat.

Nun zu seinen wirklichen Interessen: In seinem jährlichen Feedback-Gespräch mit seinen Vorgesetzten wird entschieden ob er weiter in dem Bereich arbeitet, wie hoch sein Bonus ist und wie sein career development aussieht.

Der letzte Punkt ist auch wiederum für die Charaktere interessant. Mit einer guten Einstufung bekommt er die Verantwortung für grössere Projekte oder rückt irgendwann mal ins mittlere Management auf. Das kann sehr nützlich sein – wenn er seine Runner dann noch mag.

Sein Erfolgseinschätzung hängt natürlich vor allem davon ab, ob seine Projekte mit Erfolg abgeschlossen sind, ob er die Projektetats einhält, wie weit er im Jahr unter seinem Gesamtjahresetat liegt und auch in wie weit die Sachen unauffällig über die Bühnen gegangen sind.

Ein weiterer Punkt ist Zeitmanagement. Er muss seinen Job erledigen, in der Zeit die ihm zur Verfügung steht und wenn etwas Freizeit herausspringt, um so besser. Er will möglichst grob planen und möglichst wenig besorgen.

Zu seinem Job: Seine Aufgabe ist natürlich nicht ausschliesslich mit Leuten rum zu hängen, die schlechte Hygienevorstellungen und illegale SIMs haben. Er hält eine ganze Reihe Kontakte ausserhalb des Konzerns. Er löst Probleme, lässt Technologie testen, betreibt Aufklärung, organisiert Personalwechsel, macht Situationseinschätzungen usw. Er steht zwischen den Konzernabteilungen und der Straße, wenn der Bedarf besteht.

Gut, zu den Leuten auf der anderen Seite, die neu sind. Kommt ein Konzernangestellter vorbei, um ihnen ein paar Tausend ¥ in Hand zu drücken – eher nicht. Wenn er Messenger (der nicht auf einem Fahrrad fährt) braucht, beauftragt er einen spezialisierten Unternehmer oder Agenten. Der spricht mit den entsprechenden Runnern.
Wenn es um eine komplexere Sachen geht, so übernehmen sie mit diesem Status nur eine Teilaufgabe. Sie werden also von anderen Runnern oder einen Organisator angeworben, um einen Teilaufgabe für einen Job zu erledigen. Oder aber sie arbeiten mit einem kleinen Fisch von Johnson zusammen, der entweder noch ganz unten auf der Leiter steht oder halt für keinen richtigen Konzern arbeitet – oder noch schlimmer, Privatpersonen ohne Aufklärung und Vorstellung, was zu erwarten ist.

Wenn der Char etwas älter geworden ist, fängt das Leben erst an. Wetwork dürfte das billigste sein, also eigentlich kein Job für ein ganzes Team. Ausserhalb von Konzernen kann das eine Gang besser übernehmen oder halt ansonsten Spezialisten. Interessant sind Einbrüche/Diebstähle, Extraktionen usw. – Jobs also bei denen Planung, Kontakte, soziale Interaktion notwendig sind und auch das Risiko grösser ist.

Warum zahl Mr. Johnson in Naturalien wie Hardware? Er könnte an die Sachen zum Einkaufspreis kommen, aber er marschiert nicht in irgendeine Fabrik und lässt etwas vom Fließband fallen. Er stellt intern eine Anforderung, füllt Formulare aus und begründen, was er da warum haben möchte. Hardware lässt sich unter Umständen zurückverfolgen und Material, das einer Sicherheitsrelevant ist möchte der Konzern auch nicht unbedingt auf der Straße sehen.
Also gibt es zwei Gründe warum er dies tun sollte. Der Konzern hat Interesse, etwas auf dem anderen Seite zu bekommen: Feldtest, Markteinführungsmaßnahmen, Marketing … Unter diesen Umständen bietet Mr Johnson gerne etwas an, günstig. Als zweite Möglichkeit ist, das er etwas über seine Kontakte bekommt und es weiter gibt. Er hat viele Kontakte zu Schiebern und schwarzen Kliniken, oder er nimmt auch die Reste von einem Auftrag. Entweder beauftragt er seine Leute alles mitzubringen, was sie finden oder er nimmt ein paar Teile mit in Kommission. Auf jeden Fall schafft er dadurch seine Etatausgaben niedrig zu halten und bindet seine Auftragnehmer und Kontakte mehr an sich.

Das Erklärt auch, warum die Chars nicht das schicke Board mit dem Verkaufswert von 50K einsacken. Ihr Freund Johnson möchte den Klienten und sein Arbeitswerkzeug haben – eventuell gegen eine kleine Erfolgsprämie.

Zu den Spesen. Natürlich zahlt er keine Spesen. Runner wollen in seinem "Büro" sitzen und ein Formular ausfüllen, wie viel Munition sie verballert haben? Natürlich nicht, vor allem wenn es sauberer ohne wildes rumgeballere geht. Und es sind keine Aussendienstmitarbeiter, sondern selbstständige Subkontraktoren. Und was kommt als nächstes, der Geldeintreiber, der sich beschwert wenn sein Baseballschläger splittert.
Was möglich sein sollte sind im Rahmen der Auftragsvergabe verschiedene Dinge mitanzubieten, an die die Chars nicht kurzfristig kommen: SIMs, Transport, spezielle Geräte … Aber die Frage dabei ist natürlich, wie der SL die Entscheidungsmöglichkeiten der Charaktere einschränken möchte.

Aber das klärt auch, ob er Einzelangeboten oder ähnliche Scherze macht. Er will mit einem "Unternehmen" zusammenarbeiten, der unabhängig planen kann. Der die notwendigen Kontakte, Ausrüsten und Intelligenz besitzt, um sein Ziel zu erreichen. Ms Johnson will abends zurück sein, ein Bier trinken und seine Kinder noch mal sehen. Er arbeitet nicht ohne Grund für die Konzerne.

Im Zweifelsfall noch mal Biochips durchlesen, wenn man wissen möchte wie es aussehen soll ;)

Zu den Preisen sag ich mal nichts, dazu gab es schon genügend Beiträge um eine Vorstellung zu bekommen. Im Endeffekt muss man schauen, dass die Spieler nach den Ausgaben mit dem Beitrag glücklich sind.
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Vielleicht noch mal Ms Johnson, mit wem haben die Spieler es eigentlich zu tun. Er ist Konzernmitarbeiter, er hatte nie Interesse ausserhalb des Konzern zu arbeiten.

Da er Projekte selbstständig leitet und Personal betreut, hat er zumindest ein Äquivalent eines Universitätsabschluss. Seine Ausbildung ist vom Konzern gesponsert worden, nach Konzernschule und College war er drei Jahre auf einer Universität und hat einen Abschluss gemacht. Bei der anschliessenden ersten Einstufung durch die Personalabteilung ist er als subtil und flexibel genug eingeschätzt worden, um mit Aussenseiter zu arbeiten, die häufig kompliziert sind.
Als erstes wird er als Assistenz eingesetzt, er ist Kofferträger, analysiert Informationen, bereitet Memos und Präsentation vor, macht Aktendokumentationen … Vor allem lernt er in dieser Zeit Verhandlungsstrategien und Reaktionen praktisch kennen, die Theorie aus den Psychologie- und Verhandlungsseminaren bekommen ihren Unterbau und er wird in ein paar Kontakte eingeführt.
Danach bekommt er seine ersten unabhängigen Projekte, erweitert seine Kontakte, … Irgendwann ist er bei seinen Kontakten ausreichend fest verankert, um selbst einen Assistenten einzuarbeiten und übernimmt wichtigere Aufgaben. Wenn am Schluss alles gut läuft, steigt er auf und gerät ins mittlere Management. Er verteilt intern die Aufträge an den einen oder anderen Johnsons, legt Etats fest, nimmt die Planung ab oder wird ganz versetzt.

Er hat nie ein Unterschichtenleben kennen gelernt. Das was dem je am nächsten gekommen ist, war das Dorm und die Mensa in der Universität. Er wird auch nie den Luxus kennen lernen, der ist internationalen CEOs und Anteilseigner vorbehalten. Er wird im Laufe seiner Tätigkeit höchstens von der Mittel zur Oberschicht aufsteigen, aber für ihn Zahlen schon die kleinen Vergünstigungen, mit seinem jährlichen Bonus in Urlaub zu fahren, Freizeitprivilegien, usw.
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Dazu kommt noch, dass Johnsons keine Wohltäter sind, und Runs keine ABM für Straffällige. Johnsons kalkulieren knapp. Sie bieten immer weniger an, als sie bereit sind, zu zahlen. Weil sie schon davon ausgehen, dass die Runner mehr verlangen werden.
Sie werden jede Möglichkeit nutzen, Druck auf die Runner aus zu üben. Immerhin kann es immer jemand anderes machen. Die Schatten sind eine freie Marktwirtschaft und Runner haben keine Gewerkschaft. Warum ein Team anheuern, in dem jeder 5.000 haben möchte, wenn man für den Betrag vielleicht auch ein ganzes Team kriegen kann?
Primär möchte Ms Johnson vor allem dass der Auftrag erfolgreich ausgeführt wird, keine Sonderangebote. Das ist das wichtigste von allem. Ein Fehlschlag ist deutlicher teurer als je für die Runner als Kostenpunkt angesetzt worden wäre – zusätzlich für die übrigen Konsequenzen konzernintern für ihm. Schon deswegen wird er den Auftrag an Leute geben, die den Erfolg "garantieren" können und zu denen er ein gewisses Vertrauen hat. Der Preis für ihn ist relativ nebensächlich. Er ist ein Geschäftsmann und weiß, wie die Kostenkalkulation seiner Kontakte aussehen muss, vermutlich besser als sie selbst, und er ist an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert.

Immer nur das günstigste Angebot zu nehmen ist das Kreuz der öffentlichen Vergabe. Deswegen wird ja auch versucht das zum Umgehen um einen Auftragnehmer zu bekommen, der den Auftrag ohne Probleme lösen kann.

Der Etat für ein Projekt wird konzernintern erst mal in Einzelposten auf unterschiedliche Abteilung aufgeteilt. Der grösste Teil wird gar nicht von Ms Johnson verwaltet. Bei einer Extraktion wird wohl der grösste Anteil von der Personalabteilung an den (Job)Headhunter gezahlt (ein Jahresgehälter des Targets).

Der Projektleiter aus dem Management stellt den Projektplan mit den entsprechenden Aufgaben, Zeitfenster und Einzelkonten auf. Er weißt dann die einzelnen Aufgaben entsprechenden Mitarbeitern zu. Der entsprechende Etat wird vom Manager und einem Expertensystem aufgestellt, unter anderen nach der Konsultation mit Ms Johnson und seiner Planung.

Ms Johnson hat kein grosses Interesse deutlich unter seinen Wert zu bleiben. Falls dies häufiger passiert hat dies zukünftig eher eine Kürzung zur Folge. Ausserdem, wer dauerhaft unter den Voreinschätzungen bleibt macht sich eher verdächtig. Die interne Sicherheit wird dann ein Auge auf seine Arbeit werfen und schauen, ob es eine weitere Geldquelle gibt oder unzulässige Risiken eingegangen werden.

Optimal wäre also ca. 80% der Mittel pro Projekt auszugeben, was ihm über das Jahr die Möglichkeit gibt, ein, zwei Mal den Etat zu überziehen und er immer noch gut am Ende des Jahres da zu stehen. Das heißt nicht, das er freudig den Chars die Nuyens in die Hand drückt.
Zu erst holt er erst einmal selbst Informationen ein, aber möglichst unauffällig. Wie sieht die Sicherheit um das Traget herum aus, hat es aktuelle Veränderungen gegeben? Vielleicht heuert er einen Hacker für etwas recon an, nur um zu schauen, ob sich jemand anders für das Target interessiert. Vor allem aber möchte er diesem Stadium kein Aufsehen erregen. Er macht einen groben Plan und spricht schon für sein Risikomanagement mit ein paar Leuten, zum Beispiel seinen Klinikkontakten. Für dies setze ich 20 Prozent an. Dann spricht er mit den Runnern, die den direkten Zugriff ausführen. Ihnen bietet er vielleicht 40 Prozent seines Etat an, mit einem Bonus von weiter 5 Prozent für diversen Kleinkram. Die übrigen 15 Prozent nimmt er für allgemeine Pflege seiner Kontakte, laufende Kosten usw.
Unter Umständen lässt er dies auch über die Spieler laufen, damit es in den Büchern besser aussieht. Gibt ihnen noch ein paar tausend Nuyens auf die Hand damit sie ein paar Hormone oder synthetische Antikörper für einen Straßendoc besorgen usw.

Natürlich kann der Runner hinterher das Problem haben, dass sein Beta-Smartlink seine Waffe blockiert, wenn er auf Aztech-Gardisten schießen möchte. Aber auf den Straßen muss man eben Risiken eingehen.
Es muss nicht einmal so kompliziert sein. Zum Beispiel kann er für einen Run ein paar schicke Funkgeräte bereitstellen, mit Pulsübertragung und starker Kryptographie. Schickes Spielzeug, in der Stadt kaum ortbar, militärisches Klassifizierung. Aber natürlich hat er auch davon ein Exemplar und die Konzernsicherheit die den Einsatz aus der ferne Covern auch. Die Spieler müssen sich halt überlegen, wenn sie die Dinger beim nächsten Mal einsetzen. Es könnten in der Zukunft ein paar interessierte Fans geben, die zuhören.
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Erst mal zu Mr. Johnson und seinen Motivation.
Diese ganzen Ausführungen mal als korrekt unterstellt, bleiben die Fälle völlig außen vor, in denen die Runner nicht von einem (Konzern)Johnson angeheuert werden, sondern von einem freischaffenden Kontraktvermittler (oder auch einer Connection - wobei da manche Fragen mehr Gewicht erlangen, dafür andere jedoch gar nicht auftreten). Dann stellen sich (gilt auch für die Konzernvariante, aber hier doch viel mehr) u.a. die Fragen: Wer hat den Kontraktvermittler angeheuert? Woher hat der Klient/Auftraggeber das Geld, um Berufsverbrecher und den/die Mittelsmann/Mittelsmänner zu bezahlen (mag je nach Auftrag nicht die entscheidende Frage sein)? Warum werden Berufsverbrecher mit der Aufgabe betraut (gibt's keine legalen Möglichkeiten - z.B. beim Auffinden verschwundener Personen/Gegenstände)?

Dann entstehen auch keine peinlichen Situationen, in denen eigentlich verarmte/nicht reiche Connections mit Zehntausenden von Nuyen um sich werfen, um die Runner zu bezahlen, um die Feuerwehr zu spielen. Oder solche Auftragsbesprechungen, in denen der Johnson die Runner - zwei Straßensamurais, einen Magier, einen Decker (frei gewählt) - mit dem Aufspüren einer Person betraut und auf die Frage, warum man dafür keinen Privatdetektiven angeheuert hat, der SL (also die andere Ebene) völlig aus dem Konzept gebracht wird, weil er sich um solche Details keine Gedanken gemacht hat. Hauptsache irgendeine bescheuerte Aufgabe.
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Primär möchte Ms Johnson vor allem dass der Auftrag erfolgreich ausgeführt wird, keine Sonderangebote. Das ist das wichtigste von allem. Ein Fehlschlag ist deutlicher teurer als je für die Runner als Kostenpunkt angesetzt worden wäre – zusätzlich für die übrigen Konsequenzen konzernintern für ihm.

Ich bezieh mich hier erstmla nur auf den kurzen Ausschnitt...
Klar stimmt das, aber es ist eben nur eine Seite der Medaille. Hinter einem Konzern-Johnson steht, nun ja, immer ein Konzern. Und Konzerne denken vor allem in einer Weise: Wirtschaftlich. Ein Run wird nur dann "offiziell" genehmigt bzw. angeordnet, wenn der Urauftraggeber dadurch einen wirtschaftlichen Gewinn erwartet, in welcher Weise auch immer.
Nur, wenn der Run einen Gewinn bringt oder Verlust abwendet, der um ein vielfaches Höher ist, als die Kosten, die er an sich verursacht, werden die Gelder genehmigt. Ansonsten kann man auch gleich den nur minimal teureren, aber völlig legalen Weg gehen.
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Hinter einem Konzern-Johnson steht, nun ja, immer ein Konzern. Und Konzerne denken vor allem in einer Weise: Wirtschaftlich. Ein Run wird nur dann "offiziell" genehmigt bzw. angeordnet, wenn der Urauftraggeber dadurch einen wirtschaftlichen Gewinn erwartet, in welcher Weise auch immer.
Nur, wenn der Run einen Gewinn bringt oder Verlust abwendet, der um ein vielfaches Höher ist, als die Kosten, die er an sich verursacht, werden die Gelder genehmigt.

Grundsätzlich hast du recht, aber das ist einfach nicht die Denkweise von Konzernen. Natürlich arbeiten sie wirtschaftlich, aber in viel größeren und komplexen Dimensionen. Niemand wird sich eine Kosten/Nutzen-Rechnung von einem Run machen.

Z.B.: Eine Konzern will innerhalb einer sehr komplexen Strategie einen bestimmten Bereich seines R&D verbessern. Dafür wirbt er Personal an um in den nächsten 6 Jahren ein neues Produktserie auf den Markt zu bringen – Headhunter werden kontaktiert, Angebote gemacht. Irgendwann wird innerhalb dieser Reihe ein Mr Johnson mit einer Extraktion beauftragt. Die Kosten dieser Aktion stehen in keinem Zusammenhang mehr mit dem Millionengewinn, der irgendwann mal gemacht wird. Die Zahlen sind komplett abstrakt.
In sofern ist der Run wirtschaftlich wenn er nicht einen Etat übersteigt, der von einem Expertensystem anhand von Kennzahlen ermittelt worden ist.

Grade dieser fehlende Zusammenhang zwischen Gewinn und Kosten einer Aktion und die Auswechselbarkeit von Sachbearbeiter innerhalb eines Projektplanes macht das Wesen eines Konzern im Cyberpunk aus.

Aber nicht einmal in KMUs, wo ein Auftrag mit dem Gewinn in einem direkten Zusammenhang steht, nimmt niemand das günstiges Angebot. Wirtschaftlich ist meisten das Angebot, bei dem das Risiko des Misslingens am geringsten ist. Also erfolgt eine Risikoabschätzung die Chance für ein Misslingen der Operation im Verhältnis zu den erwarteten Kosten in einem solchen Fall setzt.
Also selbst bei einer solchen übersichtlichen Angelegenheit ist die erste Frage, ob es einen Gewinn gibt. Wie hoch er ist ist zweitrangig. Grade bei kleinen Unternehmen entscheidet ein Misserfolg über das weiterbestehen, nicht der genaue Gewinn.

Es gibt nicht immer einen legalen Weg. Zu dem Beispiel oben, man kann im Cyberpunk-Szenario nicht Leute aus einem anderen Konzern abwerben. Sie haben langfristige/lebenslange "Arbeitsverträge", es gibt kein Braindrain. Deswegen ist es so wichtig, das eine Extraktion keine nachweislichen Spuren hinterlassen. Wenn die Extraktion misslingt, ist dies sehr sehr teuer. Es erlaubt eine Schadensersatzklage gegen den Auftragskonzern, bzw. das Subunternehmen, die Komplettkosten des Projektes waren umsonst, Arbeitspläne werden umgestossen usw. Also nicht das Geld der Runer, sondern der zehnfache Betrag, der in die Vorarbeit geflossen ist steht auf dem Spiel. Dazu kommt der PR-Schaden und der Gesichtsverlust für das Management.

Also bei einem 35K ¥ Run können die Konzernausgaben für die Operation leicht 300K+ sein. Für eine Kostenrechnung kommen noch einmal der Arbeitszeit des jeweiligen Projektteams. dazu kommen noch weiche Faktoren, sie der Verlust der potentielle Arbeitsproduktivität des Extrahierten und wie gesagt PR und Konzernpolitik.

Diese ganzen Ausführungen mal als korrekt unterstellt, bleiben die Fälle völlig außen vor, in denen die Runner nicht von einem (Konzern)Johnson angeheuert werden, sondern von einem freischaffenden Kontraktvermittler ...
Die Idee in den drei Beiträgen war nicht alle Auftraggeber abzudecken, sondern Ms Johnsons Situation genauer zu betrachten. Das kann eine Hilfe für den SL sein, diese Figur farbiger zu gestalten. Warum bietet er Nebendeals an, warum hat er plötzlich diesen komischen jungen Kerl dabei, warum will er bestimmte Sachen anders gelöst haben …
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Die Frage, warum er Runner für den Job anheuert, ist in der Tat ein wichtiges Detail. Hat mir früher oft den Spass versaut, dass darüber nicht nachgedacht wurde. Selber habe ich im Laufe der Zeit auch schon dutzende Runideen verworfen oder umgeändert, weil ich keine Antwort darauf hatte.
Das diese Antwort IP nicht so klar sein muss, wie OP, ist dabei natürlich auch zu bedenken.
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Das Problem erübrigt sich ebenfalls zu großen Teilen, wenn du aufhörst Shadowrunner als "Oh mein Gott! Das sind weltweit gesuchte Schwerstverbrecher! (Von drei Konzernen zum Tode verurteilt!)" wahrzunehmen.

Die Schatten sind nicht die infraschwarze Ultra-Illegalität, sondern ein breites Spektrum von noch- über halb- zu nicht-so-ganz- und endlich weiter zu il-legal.

"Warum heuert Johnson einen Runner statt einem Detektiv an?" ist dann nicht mehr die Frage. Denn Runner und Detektiv sind deckungsgleich geworden.
Die einzige Frage, die bleibt, ist: Warum wird der Auftrag überhaupt (an Externe) vergeben?

mfG
cag
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

"Warum heuert Johnson einen Runner statt einem Detektiv an?" ist dann nicht mehr die Frage. Denn Runner und Detektiv sind deckungsgleich geworden.
Ich hab' nicht wirklich etwas anderes behauptet. Die Frage zielte nicht darauf ab, warum wird ein "Runner" und kein "Detektiv" angeheuert, sondern warum werden u.a. tötungserfahrene Gewaltverbrecher (scheinbar) von Anfang an auf die Suche nach einer Person geschickt, wenn ein einzelner Spezialist dies doch auch schaffen kann (und wahrscheinlich auch günstiger). Und da ist dann der Punkt: Warum ein Team (man muß es ja nicht einmal auf den Archetypen begrenzen) und keine Einzelperson? Dafür gibt's zigtausende Gründe, aber ein paar davon sind sehr gut geeignet die eigene (aus Runnersicht) Verhandlungsbasis zu stärken.
 
AW: Was zahlt Johnson denn so?

Ich hab' nicht wirklich etwas anderes behauptet. Die Frage zielte nicht darauf ab, warum wird ein "Runner" und kein "Detektiv" angeheuert, sondern warum werden u.a. tötungserfahrene Gewaltverbrecher (scheinbar) von Anfang an auf die Suche nach einer Person geschickt, wenn ein einzelner Spezialist dies doch auch schaffen kann (und wahrscheinlich auch günstiger).
Ein einzelner Spezialist ist nun … ein Spezialist. Die meisten Jobs verlangen inzwischen nach einer ganzen Reihe von Spezialisten. Die Zeiten der 50iger des vorigen Jahrhundert ist vorbei, als ein harter Kerl raus konnte um ein Problem zu lösen. Einhundert Jahre Später werden ein paar mehr Qualifikationen gesucht, in sehr unterschiedlichen Gebieten.

Und eigentlich werden tötungserfahrene Gewaltverbrecher nie gesucht werden. Das sind die netten Jungs draussen mit den Motorrädern. Gesucht sind Spezialisten, die Sicherheitssysteme umgehen können, Informationen sammeln, nicht auffallen, keine Spuren hinterlassen. Gewalt ist nur eine Option, und meistens nicht die beste. Gut die Spieler machen das nicht, aber das ist halt der Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

Die Frage, warum er Runner für den Job anheuert, ist in der Tat ein wichtiges Detail. Hat mir früher oft den Spass versaut, dass darüber nicht nachgedacht wurde. Selber habe ich im Laufe der Zeit auch schon dutzende Runideen verworfen oder umgeändert, weil ich keine Antwort darauf hatte.

Um auf das Beispiel zurück zu kommen, eine Person zu suchen. Der Auftraggeber kann auch einen Termin mit seinem Key-Account-Manager von Lone Star machen – die haben auch viele Spezialisten dafür. Aber zum einen ist das teurer, sie stellen mehr Frage (z.B. wer sie beauftragt) und eventuell sind sie nicht so effektiv, weil sie in bestimmten Gegenden keine Fragen stellen können. Und über Information so etwas laufen zu lassen dauert einfach länger.

Ein anderer Punkt ist, man sollte Konzerne nicht als Anarchie vorstellen. Konzerne befolgen untereinander die Gesetze, ohne das ist eine Globalwirtschaft nicht möglich. Zumindest lassen sie sich bei illegale Tätigkeiten nicht erwischen. Externe "Mitarbeiter" sind dafür da, etwas nicht ganz legales im nachherein vollkommen legal erscheinen zu lassen. Um auf die Extraktion zurück zu kommen. Man setzt den neuen Mitarbeiter (und seine Daten) nicht einfach in seine R&D-Abteilung und tut so, als ob nichts passiert wäre. Dann kommt der Ursprungskonzern, wedelt mit seinen Verträgen und verklagen den neuen Arbeitgeber und den ehemaligen Mitarbeiter für viele Millionen Nuyen Schadensersatz. Deswegen bekommt der Kollege nach der Extraktion eine neue SIM, einen glaubwürdigen Lebenslauf, eventuell eine OP und wird verfrachtet und arbeitet woanders mit einem anderen Namen unter Abschirmung der Konzernsichheit. Der Job von den Runnern ist also sowohl offiziell als möglichst auch inoffiziell keine Spuren zu hinterlassen. Die Person steht sozusagen auf einer Bühne, es gibt etwas Rauch und er wird nie wieder gesehen. Und so ein Trick kann nicht jeder.
 
Zurück
Oben Unten