AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?
Zornhau, vergiss für einen Moment Dein FFF-Spiel und denk nur 10 Sekunden einigermaßen objektiv nach, welche Spiele wirklich erfolgreich sind. Es geht doch beim Vermarkten von Rollenspielen gar nicht um neue Ideen.
Interessanterweise habe ich - soweit ich mich entsinne - NIE behauptet, daß Savage Worlds besonders "neu" oder "innovativ" wäre. Es ist zu zwei Dritteln das The Great Railwars Tabletopspiel und zu einem Drittel Deadlands Classic Light, mit einer Prise anderer geklauter Ideen. - Und nun?
Der Erfolg von Savage Worlds kommt nicht daher, daß es so toll "vermarktet" wurde, sondern daß es Leute mit seiner Qualität ÜBERZEUGT hat, die wiederum andere Leute neugierig gemacht hatten, es mal auszuprobieren, was sie wiederum selbst ÜBERZEUGT hat.
Wer meine Beiträge im alten Pinnacle-Forum oder bei Weirdwest.de verfolgt hat, wird sich entsinnen, daß ich ein vehementer GEGNER von Savage Worlds war, weil Pinnacle damit seinem Haussystem Deadlands geradezu das Grab schaufelt. Das hielt ich für keine gute Idee - vor allem ein Tabletop-Regelwerk als Basis für ein Rollenspiel heranzuziehen hat man ja seit Anfang der 70er nicht mehr erfolgreich gemacht!
Mich hatte erst eine Testspielrunde ÜBERZEUGT. Ich konnte so sehen und fühlen, daß die Versprechen tatsächlich gehalten wurden. Das war bei mir der Ausschlag das 1st Ed. Regelwerk anzuschaffen.
Überzeugung durch Qualität.
Und nicht durch Vermarktungsblasen! - Houses of the Blooded wurde angepriesen als das Beste und Coolste und ich mußte es mir sofort zulegen. Und dann kommt raus, daß das Regelsystem nicht einmal mehr als halbfertig zu bezeichnen ist, daß die Errata-Liste länger als eine Klorolle ist, und daß der Autor sich einen Scheißdreck darum schert, ob und wie Einsteiger in sein Rollenspiel überhaupt eine Runde auf die Beine gestellt bekommen (Arroganz von Autoren gegenüber hilfesuchenden Spielleitern kam noch nie sympathisch rüber!).
Es ist doch so, daß bei neuen Produkten, die auf den Markt der bereits Rollenspiele Betreibenden zielen, einfach Qualität mehr zählt als der Werbedruck, der aufgebaut wird (OK, hierzulande zählen schöne Bilder, Style over Substance noch viel mehr als solides Autoren-Handwerk, aber das ist die Deutsche Krankheit, das trifft nicht auf anglo-amerikanische Produkte zu).
Fast alle erfolgreichen Spiele sind altbackene Ideen von vor x Jahren. Es geht doch beim Erfolg neuer Spiele nur um kuhle Bildchen und Support.
Daß die erfolgreichen Spiele einfach erfolgreiche Versatzstücke verwenden ist doch normal. Ob das Comics, Computerspiele, Musik, Kino, Fernsehen usw. ist, überall ist das einfach die Strategie um halbwegs etwas absetzen zu können.
Exoten sind halt nicht für jedermanns Geschmack. - Es erwartet ja aber auch kein Verlag, der Exoten herausbringt, daß sie D&D 4E oder SR das Wasser abgraben würden, oder?
Wenn tatsächlich neue Spiele kommen, werden sie mit dem Argument abgeschmettert, sie wären nicht neu genug.
Nein. - Dieses Argument kommt so gut wie nicht. Was kommt ist, daß sie NICHT GUT GENUG sind!
Keine ausreichend Qualität des Autorenhandwerks ist der Standardbefund bei solchen neuen Spielen. Die sind einfach SCHLECHT! Die Autoren haben es einfach NICHT DRAUF! - Aber statt zu üben, statt besser zu werden, statt das nächste Produkt noch besser zu machen, ziehen sich diese Autoren in den völlig unprofessionellen Schmollwinkel zurück und mosern über die bösen, fiesen Kritiker. mimimi!
Ich habe nicht alle Produkte verfolgt, die z.B. Shane Hensley seit seiner Mitarbeit bei Gamma World in der Alternity-Fassung geschrieben hat. Aber allein bei Deadlands waren einige echte Luftnummern, wiedersprüchliche Regeln und schludrigste Arbeiten darunter, daß man das Kotzen kriegen könnte. Und zwar zurecht. Diese Produkte sind SCHLECHT. - Mit Savage Worlds ist das deutlich besser geworden. Army of Darkness ist sogar ein richtig gutes Produkt.
Professionelle Autoren LERNEN aus jeder Publikation, die sie machen.
Die Heimchen-am-Herd, die Ich-habe-genau-ein-Rollenspielprodukt-mal-selbst-entwickelt Autoren hängen jedoch viel zu sehr an ihren Erstlingen, die auch für immer und ewig Erstlinge bleiben werden, weil sie einfach nicht mit Kritik professionell umgehen können und daran wachsen können.
Andere, ja, auch andere deutsche Autoren können das. Und deren Produkte werden immer besser und besser. - Was die wohl anders machen?