Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Nicht wirklich. Rollenspielautoren kaufen durchschnittlich mehr Rollenspiele als Leute, die ausschliesslich spielen, oder nur ein bisschen in der Runde ihres Kumpels rumsitzen.

Ich glaube, der Kausalzusammenhang ist da andersrum: Leute, die viele Rollenspiele kaufen werden auch gerne irgendwann selbst Autoren...

Hat aber so oder so nichts damit zu tun, das die Nachfrage nach RPGs geringer ist als das Angebot. Kein Spieler kann mehr als einen kleinen Bruchteil der Produktpalette abdecken. Und wenn man einfach nur Auswahl bieten möchte, muß man eben hinnehmen, das es auch Ladenhüter gibt und (gschmacksunabhängig) minderwertige Dinge liegenbelieben. Das ist im Grunde dann nur natürliche Auslese, aber wie b_u_g schon mal sagte: Rollenpieler sind halt einfach nicht in der Lage, ein schlechtes System einfach mal sterben zu lassen. Und wenn dadurch das rollenspielerische Unterholz nicht ausgedünnt wird, haben es neue Sachen schwerer, auf fruchtbaren Boden zu fallen. Insbesonder für neue Rollenspieler kann es sehr frustrierend sein, erstmal von der Maße der Möglichkeiten erschlagen zu werden, professionelle Verkaufsberatung ist in RPG-Läden eh ein Fremdwort und die Chancen miese Erfahrungen zu machen und abgschreckt zu werden sind dadurch natürlich auch erhöht.
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Wo wir auch wieder beim Thema wären. ;P

Es gibt genug im Bereich Rollenspiele. Nicht genug im Sinne von "es reicht", sondern im Sinne von "wir haben alles, was wir brauchen". Das ist meine These, und sowohl Pro- als auch Kontra-Argumente sprechen in meinen Augen irgendwie dafür.

Nicht, dass nichts neues rauskommen würde. Aber irgendwie ist die Innovation versiegt, nicht wegen Denkfaulheit, sondern weil das recht kleine Gebiet bereits gepflastert mit Möglichkeiten an "Innovation" ist.
Ich sehe eine Hoffung übrigens in der Multimedialität. Wenn die ganzen Rollenspielernerds, die bisher Regelwerke und keine Mitspieler hatten, jetzt zu den MMOs rennen, tja, dann muss der Rollenspielmarkt da halt aufspringen. Und durch besser werdende Technik wird der Unterschied zwischen PnP und MMO immer weiter verschwimmen, wir haben ja jetzt schon erste MMOs mit Story und viele Spieler, die per Headset kommunizieren.
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Rollenpieler sind halt einfach nicht in der Lage, ein schlechtes System einfach mal sterben zu lassen.

Wobei hier "schlecht" als "kommerziell nicht erfolgreich" zu verstehen sein sollte. Alles andere macht in einer solchen Diskussion nur wenig Sinn. :)

Und wenn dadurch das rollenspielerische Unterholz nicht ausgedünnt wird, haben es neue Sachen schwerer, auf fruchtbaren Boden zu fallen.

Wobei es hier ein doppeltes Problem gibt. Es ist ja nicht einzig das Verhalten der Produzenten, das dieses Gestrüpp erzeugt, sondern auch das der Konsumenten. Selbst wenn ein Spiel tatsächlich einmal nicht weiter publiziert werden sollte, so wird es ja dennoch von seinen Spielern in Zirkulation gehalten. Das wird ja sogar recht häufig als eine positive Eigenschaft von Rollenspielen dargestellt.

mfG
mpu
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Selbst wenn ein Spiel tatsächlich einmal nicht weiter publiziert werden sollte, so wird es ja dennoch von seinen Spielern in Zirkulation gehalten. Das wird ja sogar recht häufig als eine positive Eigenschaft von Rollenspielen dargestellt.
Rollenspiele "veralten" ja schließlich nicht. Sie kommen höchstens aus der Mode.


Rollenspiele sind Bücher. Sie sind WIE Bücher. - Ob nun heutige deutsche Taschenbuchverlage nicht mal mehr den Hauch dessen an Fantasy- und Sci-Fi-Romanen in ihren Reihen führen, den sie Ende der 70er, Anfang der 80er geführt hatten, ist für diejenigen egal, die diese Bücher noch haben. Die lesen sich immer noch gut.

Rollenspiele sind in erster Linie Buch-Produkte, die eben anders als andere Produkte auf dem Spiele-und-Hobby-Sektor keine wirklichen "Nutzbarkeitseinbußen" mit den Jahren erfahren. Und da Rollenspiele als Hobby auch schon immer einen hohen Do-It-Yourself-Anteil (mindestens der Spielleiter) bedingt haben, stellt also das Einstellen einer Produktreihe kein unüberwindbares Hindernis dar, noch die nächsten zehn oder zwanzig Jahre dasselbe Rollenspiel weiterzuspielen.



Wenn heutzutage NEUE Produkte auf den Markt kommen, dann müssen sie sich schon deutlich positionieren. Sie müssen ZEIGEN, was sie anders, neu, besser, leichter, schneller, usw. machen können. - Dabei können sie zwar von Überkreuzvermarktung in Miniaturen, Computerspiele, Romane, Comics, Brettspiele, usw. profitieren - aber nur, wenn das eigentliche Rollenspielprodukt auch ohne dieses Beiwerk zieht. - Tut es das nicht, dann verkaufen sich vielleicht die Miniaturen noch gut, alles andere aber schlecht. Und dann kommt der eiskalte Manager, der das Hobby Rollenspiele weder liebt noch überhaupt kennt oder schätzt, sondern dem es egal ist, ob sein Unternehmen mit Rollenspielen oder mit Gift-Spielzeug aus China Gewinne einfährt, und der kickt eine Rollenspielproduktreihe schneller aus dem Sortiment als man deren Namen sagen kann.
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Interessante Sichtweise!

Das "Gestrüpp" an wirtschaftlich nicht erfolgreichen Rollenspielen macht den Makrt unübersichtlicher. Aber ist es letztendlich nicht auch schön, dass das Hobby dadurch mehr Breite erfährt und dass es genug treue Seelen gibt, die ihrer Sache verbunden bleiben? :nixwissen:
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Und dann kommt der eiskalte Manager, der das Hobby Rollenspiele weder liebt noch überhaupt kennt oder schätzt, sondern dem es egal ist, ob sein Unternehmen mit Rollenspielen oder mit Gift-Spielzeug aus China Gewinne einfährt, und der kickt eine Rollenspielproduktreihe schneller aus dem Sortiment als man deren Namen sagen kann.

Und von denen sollte es mehr geben (viel mehr!).

Denn:

Und da Rollenspiele als Hobby auch schon immer einen hohen Do-It-Yourself-Anteil (mindestens der Spielleiter) bedingt haben, stellt also das Einstellen einer Produktreihe kein unüberwindbares Hindernis dar, noch die nächsten zehn oder zwanzig Jahre dasselbe Rollenspiel weiterzuspielen.

Mehr Platz für Neues, wenigstens in den Ladenregalen. An den Spieltischen lässt sich nicht direkt drehen. Aber an denen kann auch gar nicht gedreht werden, so lange nur Viert-, Fünft- und Zehnt-Auflagen und Überarbeitungen von alten Systemen von immer neuen Verlagen und Autoren angeboten werden.

mfG
mpu
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Interessante Sichtweise!

Das "Gestrüpp" an wirtschaftlich nicht erfolgreichen Rollenspielen macht den Makrt unübersichtlicher. Aber ist es letztendlich nicht auch schön, dass das Hobby dadurch mehr Breite erfährt und dass es genug treue Seelen gibt, die ihrer Sache verbunden bleiben? :nixwissen:

"Schön" vielleicht, aber sicherlich nicht wirtschaftlich interessant. Dann darf man sich halt nicht beschweren, dass RPG den Weg der freischaffenden Künste geht - bei einem Werk, das hohe zeitliche und finanzielle Investition erfordert um es zu "geniessen". Und das dieses Konzepot nicht wirklich aufgeht ist denke ich die Ursache des Übels.
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Wozu auch? Die RPG-Backlist ist enorm. Selbst wenn von heute auf morgen nix mehr erscheinen würde - es gäbe genug Material für abertausende von Spielrunden. Hinzu kommt die eigene Kreativität.
Man braucht nicht das hunderttausendste Rollenspiel lesen/schreiben. Lieber mal wieder mehr spielen. Da Hobby muß mehr in die Tiefe gehen anstatt in die Breite.

Du sprichst mir aus der Seele!
Den Erfolg eines Hobbies mit dem Erfolg seiner Vermarktung gleich zu setzen ist nicht nur ein Trugschluss, sondern führt auch zu so manchem Problem, mit dem das Hobby Rollenspiel zu kämpfen hat. Wie auch in anderen Branchen 'lobotomisiert' auch hier die landläufige Einschätzung unser Hobby, dass "gut ist ,was teuer ist" bzw. dass gut ist, was massenhaft vermarktet wird.
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Naja, was nicht vermarktet wird, verschwindet aber zunehmend in der Versenkung, weil nur die "Eingeweihten" spielen werden, aber Neuzugänge sind dann zunehmend seltener (einfach mal, weil man im Laden und in den Medien nicht mehr über Rollenspiele stolpert). Was irgendwo schon ein Dilemma ist: Will man Rollenspiele nicht untergehen lassen, muss man sie vermarkten. Dass dadurch der eh (imho) eh schon zu "breite" Markt noch breiter (und damit auch abschreckender für Neulinge!) wird, ist kaum zu vermeiden.

Ich werf mal das Stichwort D&D4 in die Diskussion, weil ich dieses Spiel als absolutes Musterbeispiel für die Entwicklung sehe: Erstmal haben wir den Aufguss eines sehr alten Systems, andernseits aber hat man bei Wizards wohl begriffen, dass die alten Marktmechanismen, was Rollenspiele angeht, nicht mehr so einwandfrei funktionieren. Das hatte einige Ergebnisse.
Wo man in der dritten Edition schon mit dem umfangreichen Internetauftritt und mit einer Frontalvermarktung von bekannten Marken und Namen (wie etwa Salvatore) in allen möglichen Medien angefangen hat, geht man hier noch einen Schritt weiter: D&D4 hat nicht nur offensichtlichste Anleihen an aktuelle Videospiele, es ist auch als Spiel auf eine Art und Weise gemacht, in der man es optimal auf den PC (oder auf Konsolen) konvertieren kann. Heißt, das Videospiel ist nicht mehr (wie früher bei D&D) eine Umsetzung des Systems, sondern es hat essentiell Anteil an der Entwicklung des Pen'n'Papers! "Gut" oder "schlecht" bleiben Ansichtssache, aber interessant ist dieser Fakt auf jeden Fall. Man rechnet nicht mehr nur mit dem Rollenspiel, man bezieht andere Medien zunehmend mit ein, sogar in das grundlegende Konzept.
Ich finde D&D4 gut. Ich spiele als Pen'nPaper zwar trotzdem D&D3, aber wenn das erste D&D4 Videospiel erscheint und gut gemacht ist, wird es von der Spielmechanik her (!) alle D&D3-Videospiele ohne Probleme in den Schatten stellen und neue Standards setzen. Gerade deshalb, weil man bei der "Schöpfung" von D&D4 Videospiele im Hinterkopf hatte, was bei 3, behaupte ich mal, nicht der Fall war. Wie gesagt, das setzt gute Qualität voraus, ich denke jetzt natürlich ein Bisschen an Bioware. ;D
Und das wiederum könnte mehr PnP-Spieler anziehen als die dritte Version (mit Spielen wie Baldurs Gate oder NWN). Der Grund ist ein einfacher: Während man bei genannten Perlen immer die Konvertierung eines PnP-Systems vor sich hatte, ist es in dieser Generation ein System, das nicht mehr ernsthaft konvertiert werden muss. Früher war das PnP in der Praxis doch noch sehr anders als die Spiele. Wirklich anders. Aber in der vierten Edition kann man auf PC und Spieltisch ein sehr ähliches Spielerlebnis schaffen.

Das nurmal zum Thema Multimedia.
Wizards sind wirklich nicht umsonst Marktführer. Ich würde behaupten, sie haben mal wieder den Trend der Zeit erkannt und sich perfekte Voraussetzungen geschaffen, um abermals viele Spieler auf unser Hobby aufmerksam zu machen. Das Konzept steht und fällt natürlich mit der Qualität eventuell erscheinender Videospiele, soviel ist klar, aber die Voraussetzungen sind gut, besser noch als bei der dritten Edition.
Auf die offenbar bisher nicht so prickelnde Internetplattform geh ich mal nicht ein, das kann ja noch werden. ;)
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Wo wir auch wieder beim Thema wären. ;P

Es gibt genug im Bereich Rollenspiele. Nicht genug im Sinne von "es reicht", sondern im Sinne von "wir haben alles, was wir brauchen". Das ist meine These, und sowohl Pro- als auch Kontra-Argumente sprechen in meinen Augen irgendwie dafür.

Sehe ich ganz anders. Es gibt noch ne gewaltige Menge unerschöpftes Potential im Bereich Rollenspiel. Es gibt ne Menge Konzepte, die noch nicht verwirklicht worden sind, und es gibt ne Menge uralter Ideen, die ne Modernisierung vertragen könnten.

Auch wirtschaftlich glaube ich nicht, dass Rollenspiele ihr Ende gefunden habe. Selbst wenn es so wäre, würde sich durch einen totalen Reset wohl eher eine neue Chance für das Hobby bieten. Wenn all der Mist, der zurzeit auf dem Markt ist, verschwinden würde (und das wären die allermeisten Rollenspiele), wäre endlich Platz für eine neue Generation des Rollenspiels, ob maßgeschneiderte Systeme, computergestütztes P&P oder einfach nur sauberes Design. In letzter Zeit gab es recht gute Systemexperimente, die ich mir als Begründer einer neuen Rollenspielgeneration gut vorstellen könnte.

Ob kommerziell oder als Indy-Projekte, es wird einfach Zeit, aus dem Kreis, in dem sich Rollenspiel bewegt, auszubrechen und geradlinige Produkte zu entwerfen. Wenn die Systeme, die auf der Stelle treten, verrotten, soll mir das recht sein.
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Sehe ich ganz anders. Es gibt noch ne gewaltige Menge unerschöpftes Potential im Bereich Rollenspiel. Es gibt ne Menge Konzepte, die noch nicht verwirklicht worden sind, und es gibt ne Menge uralter Ideen, die ne Modernisierung vertragen könnten.

Auch wirtschaftlich glaube ich nicht, dass Rollenspiele ihr Ende gefunden habe. Selbst wenn es so wäre, würde sich durch einen totalen Reset wohl eher eine neue Chance für das Hobby bieten. Wenn all der Mist, der zurzeit auf dem Markt ist, verschwinden würde (und das wären die allermeisten Rollenspiele), wäre endlich Platz für eine neue Generation des Rollenspiels, ob maßgeschneiderte Systeme, computergestütztes P&P oder einfach nur sauberes Design. In letzter Zeit gab es recht gute Systemexperimente, die ich mir als Begründer einer neuen Rollenspielgeneration gut vorstellen könnte.

Ob kommerziell oder als Indy-Projekte, es wird einfach Zeit, aus dem Kreis, in dem sich Rollenspiel bewegt, auszubrechen und geradlinige Produkte zu entwerfen. Wenn die Systeme, die auf der Stelle treten, verrotten, soll mir das recht sein.

Du schreibst da durchaus interessante Ansichten. Nur, mit Beispielen für "gute Systemexperimente" und "maßgeschneiderte Systeme" bleibst du aussen vor. Was genau verstehst du denn nun darunter? Gib mir doch mal Beispiele.
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Es gibt ne Menge Konzepte, die noch nicht verwirklicht worden sind, und es gibt ne Menge uralter Ideen, die ne Modernisierung vertragen könnten.
Ist wohl tatsächlich Ansichtssache, allen voran Ansicht in der Frage "Wie detailliert/an die eigene Vorstellung angepasst braucht man es?"
Doch, indem die alten Systeme in Würde sterben dürfen, anstatt sie an immer neue Maschinen Verlage zu hängen beispielsweise.
Wenn all der Mist, der zurzeit auf dem Markt ist, verschwinden würde (und das wären die allermeisten Rollenspiele), wäre endlich Platz...
Wie soll man das realisieren? Und die alte Frage: Wer entscheidet, was gut genug ist?
Und vor allem: Seit wann werden innovative Sachen gekauft und nicht die (noch so totgetreteten) Sachen mit dem größten Namen und Coolness-Faktor?
Man denke nur mal an das Maleur mit der neuen WoD in Deutschland... Traurig. Und da kann man die Schuld ausnahmsweise mal nicht vorrangig Feder&Schwert in die Schuhe schieben, auch wenn es viele Leute gern tun. ;)
Oder die DSA-Fast-Monopolstellung. Nicht, dass es in anderen Ländern Eierkuchen wäre, aber hier bei uns ist das alles viel leichter gesagt als getan.

Aber ja, prinzipiell sind das sicher auch Aspekte des Ganzen. Und nur allgemein: Mit "erschöpft" meinte ich wirklich den rein kreativen Part, Wirtschaft hängt da natürlich unweigerlich mit dran, aber darum sollte es eigentlich nicht gehen.
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Du schreibst da durchaus interessante Ansichten. Nur, mit Beispielen für "gute Systemexperimente" und "maßgeschneiderte Systeme" bleibst du aussen vor. Was genau verstehst du denn nun darunter? Gib mir doch mal Beispiele.

Als hervorragende Systemexperimente fallen mir Nicotine Girls, Polaris, Primetime Adventures und My Life With My Master ein... wobei Polaris und PTA schon ziemlich ausgereift sind. Dass diese Spiele allesamt in ähnliche Richtungen gehen, will nichts heißen. Auch Rolemaster und V:tM (um zwei weitere Richtungen zu nennen) waren ihrerzeit auch irgendwann mal experimentell. Everway sollte als Wegbereiter einer damals gänzlich neuen Richtung ebenfalls nicht vergessen werden.
Ein maßgeschneidertes System wiederum wäre eines, das speziell für eine einzelne Gruppe und Kampagne designt worden ist. Hier ließe sich evtl ein Markt finden, wenn Baukastensysteme einen Weg finden, schnell und einfach zu werden. Beispielsweise könnte eine Software entwickelt werden, die mit wenigen Klicks das Wunschsystem ausspuckt. Ist natürlich bislang noch Zukunftsmusik, zumal alle bisherigen Projekte in dieser Richtung (z.B. das Fera-System) gescheitert sind.

Ist wohl tatsächlich Ansichtssache, allen voran Ansicht in der Frage "Wie detailliert/an die eigene Vorstellung angepasst braucht man es?"

Nunja, bislang lassen sich die allermeisten Rollenspiele gut mit "so wie (A)D&D, nur ohne..." beschreiben. Ich halte es für äußerst unzweckmäßig, für neue Produkte diese Stoßrichtung beizubehalten. Ums Feintuning gehts mir dabei gar nicht mal so - im Gegenteil, eigtl liegt der Unterschied zwischen Shadowrun und In Nomine (willkürlich rausgegriffene Systeme, die ich selbst auch spiele) bloß im Feintuning. Da finde ich z.B. das Polaris-Konzept sehr löblich, weil es absolut gar nichts aus konventionellen Systemen übernimmt. Das einzige Problem, das Polaris hat, ist, dass es sich um ein Indie-Rollenspiel handelt und dementsprechend nunmal nicht so viel Material liefern kann wie z.B. Shadowrun oder gar (A)D&D. Ein groß aufgezogenes echtes Erzählspiel hätte mMn genug Potential, um die "In Vampire kann man nicht gewinnen, nur mitreissend verlieren"-Liebhaber zu überzeugen, die sich in der nWoD ja nicht mehr zu Hause fühlen, und obendrein einige neue Spieler anzuwerben.

Wie soll man das realisieren? Und die alte Frage: Wer entscheidet, was gut genug ist?
Und vor allem: Seit wann werden innovative Sachen gekauft und nicht die (noch so totgetreteten) Sachen mit dem größten Namen und Coolness-Faktor?
Man denke nur mal an das Maleur mit der neuen WoD in Deutschland... Traurig. Und da kann man die Schuld ausnahmsweise mal nicht vorrangig Feder&Schwert in die Schuhe schieben, auch wenn es viele Leute gern tun. ;)
Oder die DSA-Fast-Monopolstellung. Nicht, dass es in anderen Ländern Eierkuchen wäre, aber hier bei uns ist das alles viel leichter gesagt als getan.

Aber ja, prinzipiell sind das sicher auch Aspekte des Ganzen. Und nur allgemein: Mit "erschöpft" meinte ich wirklich den rein kreativen Part, Wirtschaft hängt da natürlich unweigerlich mit dran, aber darum sollte es eigentlich nicht gehen.

Den Markt umstürzen geht wohl schlecht... wenn er fällt, fällt er von alleine. Ich wäre einfach nur nicht traurig, wenns passieren würde.
Coolness bieten allerdings mMn die wenigsten großen Rollenspiele. (A)D&D vielleicht noch hier und da, aber wenns um Coolness gehen würde, würden alle SRler SLA Industries spielen ;) Und ganz klar hätte sich die nWoD auch in Deutschland besser durchgesetzt, denn cooler ist die definitiv. Daran kanns also auch nicht liegen. Ich denke, es geht eher um Werbung und um Herdentrieb. Das Problem mit der Kreativität ist entsprechend, dass sie sich nicht verkauft, nicht, dass es keine Gelegenheit dazu gäbe.
Ne echte Chance, dass Qualität wirtschaftlich relevant wird, gibts halt erst dann wieder, wenn die etablierten Systeme deutlich zurückgestellt würden. Wenn die großen Verläge allesamt dicht machen und ihre Produkte mit ins Grab nehmen würden, wäre das eine.
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Und die alte Frage: Wer entscheidet, was gut genug ist?

Die habe ich schon längst beantwortet: Der Markt.

Oder sogar noch viel simplistischer: Das Geld.

Einfach mal aufhören in der Konkursmasse untergegangener Verlage herumzuwühlen und uralte Lizenzen auszugraben. Sondern tatsächlich auf Neues konzentrieren.

mfG
mpu
 
AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?

Einfach mal aufhören in der Konkursmasse untergegangener Verlage herumzuwühlen und uralte Lizenzen auszugraben. Sondern tatsächlich auf Neues konzentrieren.
Weil aber ein Rollenspielunterfangen im kommerziellen Rahmen immer auch ein unternehmerisches Risiko darstellt, ist es nun einmal WENIGER RISKANT ein bereits altbewährtes Rollenspiel neu herauszugeben, als sich dem Risiko der kompletten Martkablehnung einer Neuentwicklung auszusetzen.

Da haben es die Indies leichter. Diese Rollenspiele interessieren aufgrund ihre außerordentlich engen Ausrichtung sowieso nur einen verschwindend geringen Anteil der potentiellen Rollenspielproduktkäufer. Zudem ist über PDF-Publikation und PoD das Risiko auf einem Keller voller unverkaufter Druckerzeugnisse sitzen zu bleiben, gesunken.

Diese "Selbstverlage" können anders arbeiten als "richtige" Verlage.

Und wenn man nun einen richtigen Verlag hat, der für einen neuen PUnkt in der Produktpalette ordentlich investieren muß, dann müßte eine Neuentwicklung eben auch DEUTLICH MEHR AN ABSATZQUALITÄTEN mitbringen, als es die so oft selbstverliebt erstellten privaten "Schätzchen" an "neuen" Rollenspielen tun.

Was macht denn gerade auch Altlizenzen heute immer noch so attraktiv - und zwar nicht nur ökonomisch für die Verlage, sondern für die KÄUFER?

Das sind Rollenspiele, die eben NICHT als "Schmalspur-Indies für den besonders elitären Geschmack" daherkommen, sondern die eine breitere Gruppe an unterschiedlich(!) interessierten Rollenspielern ansprechen können. - Es handelt sich dabei eben NICHT um One-Trick-Ponies, sondern um "Vollrollenspiele".

Und diese vermögen auch über Jahre der Nichtverfügbarkeit neuer Produkte immer noch Leute zu begeistern und sogar NEUE Spieler zu gewinnen (Deadlands Classic z.B. - jedes Jahr fangen Leute damit erst an und wollen mehr davon, nicht von Deadlands:Reloaded!).

Es ist somit weit weniger das Problem, daß ach so tolle Neuentwicklungen "erstickt" würden unter lauter Alt-Systemen, die die Verlage heutzutage wieder und wieder auf den Markt werfen.

Ganz offen gesagt: Die meisten "neuen" Ideen sind einfach NICHT GUT GENUG.

Daher fände ich es unsinnig, wenn man die bewährten und hervorragenden und immer noch inspirierenden und frischen Alt-Systeme nicht mehr neu herausgeben sollte, nur um Halbgares "Innovativmaterial", das kein Schwein spielen will, zu publizieren.
 
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