AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?
Naja, was nicht vermarktet wird, verschwindet aber zunehmend in der Versenkung, weil nur die "Eingeweihten" spielen werden, aber Neuzugänge sind dann zunehmend seltener (einfach mal, weil man im Laden und in den Medien nicht mehr über Rollenspiele stolpert). Was irgendwo schon ein Dilemma ist: Will man Rollenspiele nicht untergehen lassen, muss man sie vermarkten. Dass dadurch der eh (imho) eh schon zu "breite" Markt noch breiter (und damit auch abschreckender für Neulinge!) wird, ist kaum zu vermeiden.
Ich werf mal das Stichwort D&D4 in die Diskussion, weil ich dieses Spiel als absolutes Musterbeispiel für die Entwicklung sehe: Erstmal haben wir den Aufguss eines sehr alten Systems, andernseits aber hat man bei Wizards wohl begriffen, dass die alten Marktmechanismen, was Rollenspiele angeht, nicht mehr so einwandfrei funktionieren. Das hatte einige Ergebnisse.
Wo man in der dritten Edition schon mit dem umfangreichen Internetauftritt und mit einer Frontalvermarktung von bekannten Marken und Namen (wie etwa Salvatore) in allen möglichen Medien angefangen hat, geht man hier noch einen Schritt weiter: D&D4 hat nicht nur
offensichtlichste Anleihen an aktuelle Videospiele, es ist auch als Spiel auf eine Art und Weise gemacht, in der man es optimal auf den PC (oder auf Konsolen) konvertieren kann. Heißt, das Videospiel ist nicht mehr (wie früher bei D&D) eine Umsetzung des Systems, sondern es hat essentiell Anteil an der Entwicklung des Pen'n'Papers! "Gut" oder "schlecht" bleiben Ansichtssache, aber interessant ist dieser Fakt auf jeden Fall. Man rechnet nicht mehr nur mit dem Rollenspiel, man bezieht andere Medien zunehmend mit ein, sogar in das grundlegende Konzept.
Ich finde D&D4 gut. Ich spiele als Pen'nPaper zwar trotzdem D&D3, aber wenn das erste D&D4 Videospiel erscheint und gut gemacht ist, wird es von der Spielmechanik her (!) alle D&D3-Videospiele ohne Probleme in den Schatten stellen und neue Standards setzen. Gerade deshalb, weil man bei der "Schöpfung" von D&D4 Videospiele im Hinterkopf hatte, was bei 3, behaupte ich mal, nicht der Fall war. Wie gesagt, das setzt gute Qualität voraus, ich denke jetzt natürlich ein Bisschen an Bioware. ;D
Und das wiederum könnte mehr PnP-Spieler anziehen als die dritte Version (mit Spielen wie Baldurs Gate oder NWN). Der Grund ist ein einfacher: Während man bei genannten Perlen immer die Konvertierung eines PnP-Systems vor sich hatte, ist es in dieser Generation ein System, das nicht mehr ernsthaft konvertiert werden muss. Früher war das PnP in der Praxis doch noch sehr anders als die Spiele. Wirklich anders. Aber in der vierten Edition kann man auf PC und Spieltisch ein sehr ähliches Spielerlebnis schaffen.
Das nurmal zum Thema Multimedia.
Wizards sind wirklich nicht umsonst Marktführer. Ich würde behaupten, sie haben mal wieder den Trend der Zeit erkannt und sich perfekte Voraussetzungen geschaffen, um abermals viele Spieler auf unser Hobby aufmerksam zu machen. Das Konzept steht und fällt natürlich mit der Qualität eventuell erscheinender Videospiele, soviel ist klar, aber die Voraussetzungen sind gut, besser noch als bei der dritten Edition.
Auf die offenbar bisher nicht so prickelnde Internetplattform geh ich mal nicht ein, das kann ja noch werden.