AW: Thema: "Rollenspiele" erschöpft?
Zumindest, wenn man erstmal angefixt ist, will man sich Zeit nehmen. Beim pen&paper muss man sich (als SL) die Zeit nehmen, um überhaupt spielen zu können.
Das ist das Grundproblem. Die Computerspieleangebote sind FERTIG-Produkte, die man einfach nur konsumieren muß. Einloggen und los.
Die Pen&Paper-Produkte sind Produkte ZUM SELBERMACHEN. - Großer Unterschied: Selbst ein noch so gutes Fertigabenteuer braucht Vorbereitungszeit des Spielleiters, Termin- und Orts-Absprachen, ggf. Charaktererschaffung für die Spieler und dann einen oder mehrere Termine, wo es dann zur Sache geht.
Das "zur Sache gehen" geht bei den Online-Konkurrenten einfach schneller.
Also muss pen&paper schneller zur Sache gehen. Out of the box und los.
Das ist ein TRUGSCHLUSS.
WENN es denn "schneller zur Sache" ginge, dann läge KEIN ROLLENSPIEL, wie wir es kennen, schätzen und eigentlich ja auch verbreiten wollen, mehr vor.
Brettspiele leisten das schon jetzt. Es gibt jede Menge "rollenspieliger" Brettspielprodukte mit toller Ausstattung und Spieldauern, die auch lässig einem ganzen Rollenspielabend zeitlich nahe kommen. Und diese Brettspiele haben - im Gegensatz zu Abenteuern für Pen&Paper - auch mit denselben Spielern einen enorm hohen WIEDERSPIELWERT.
Somit kann man gleich mehrmals spielen für den mäßigen Aufwand einmal die Regeln gelernt zu haben.
Nur ist das KEIN ROLLENSPIEL.
Das ist NICHT das Hobby, das MICH seit bald dreißig Jahren zu begeistern vermochte!
Rollenspiel ist schwergewichtig. Und schwerfällig, anstrengend und aufwendig.
...
Rollenspiel lässt keine sofotige Bedürfnisbefriedigung zu.
Eben.
Rollenspiel ist das, was in der Gastronomie als "Slow Food" bezeichnet wird. - Hier GENIESST man JEDEN Schritt. Von der Spielwelterschaffung, über Abenteuererstellung, Figurenbemalen, Szenerie Bauen, Charaktere erschaffen, Pizza bestellen, alte "Heldentaten" bei einem Bier Revue passieren lassen.
Also ICH habe über Brettspiel-Runden NICHT noch nach 20 Jahren mit den damaligen Spielern lange in Erinnerungen schwelgen können. - Bei Rollenspiel-Runden sehr wohl. Denn MAN SELBST war dabei! Nicht ein Pöppel auf einem Spielbrett und keine Ansammlung von Drop-Down-Menüs, sondern man SELBST im Fleische war anwesend und hat Dinge erlebt, die andere Leute nicht erlebt haben!
Für mich stellt das Abzielen auf die Fast-Food-Richtung - "Auspacken, Aufstellen, Durchspielen, Vergessen" KEINEN Weg dar, der MEIN Hobby in die Zukunft führen würde.
Dieser Instant-Adventure-Weg führt zur UNSELBSTÄNDIGKEIT der Spielkonsumenten. - Da, wo allein schon von einem Spieler bei der Charaktererschaffung im Rollenspiel enorme Kreativitätsleistung notwendig ist, verkümmert jegliche eigene Beteiligung durch reine Fertigproduktverwendung.
Wer nur Tütensuppen aufgießen kann, der lernt nicht mehr richtig kochen. - Wer nur ein Brettspiel auspacken kann, der entwickelt keine eigenen Welten, keine eigenen Abenteuer, der ist für das Rollenspiel VERLOREN.
Der für mich geeignetere Weg ist einer, der aufzeigt, was man alles am Rollenspiel - und zwar am GANZEN Rollenspiel mit allen seinen Facetten, seinen Aufgaben, seinem Selbermachen, seinen sozialen Aspekten, usw. - tatsächlich GENIESSEN kann.
"Slow Gaming" ist GENUSS PUR!