AW: Stylische Nachteile und grottige Vorteile
Wie viele DSA-Regeln drehen sich denn um das Erzählen, und wie viele DSA-Regeln darum wie ich meinen Gegner am besten auf 0LP runtergekloppt oder gebrutzelt bekomme? Das Ergebnis dürfte ernüchternd sein...
Wenn man sich tatsächlich mal die Regeln durchliest, so ist fragwürdig, wie man DSA rein systematisch OHNE Erzählerei spielen könnte.
Man schaue sich nur die Liturgien, Traumwelten und Schamanenrituale an, wobei bei letzteren bei genauerer Detailfreude und guter Beschreibung des SC´s das Ritual sogar erleichtert wird. Und wieviele Liturgien haben einen so unendlich schnöden Effekt, wenn man sie auf die Einsetzbarkeit im AB betrachtet wie dem Taufsegen beispielsweise, aber an interaktiven Möglichkeiten sind somit durch rein regelbezogene Aspekte rollenspielerische Möglichkeiten geboten. Und das zählt tarsächlich für zahllose Liturgien.
Das gleiche gilt für ANALYS, ODEM und OCULUS, die dem SL die Möglichkeit geben (bzw. ihm abverlangen) die Magiewelt mit den Augen des Magiers zu beschreiben, was über ein "ist ein Zweihänder +5" weit hinaus geht. Der Bereich des Elementarismus (auf Herbeirufung bezogen und nicht auf jeden Zauber mit elementarer Komponente
) ist ebenfalls sehr locker und eher auf spielinterner Ebene zu lösen gedacht anstatt mit fest vorgeschriebenen Regeln. Man hat dabei also kaum eine andere Wahl, als sich interaktiv im Gespräch mit den Elementaren auseinanderzusetzen. Alchimie und die Zutatenjagd sieht da nicht anders aus. Es ist nämlich nicht einfach eine Frage des Preises, ob man die Sachen bekommt, sondern vielfach muss man sich um den Erhalt einiger Ingredienzien oder Rezepturen auf rollenspielerische Art und Weise auseinandersetzen. Dabei wird dann noch bei jedem Rezept beschrieben, was wann wie gemacht wird, so dass der Spieleralchimist sich sehr gut vorstellen und auch den anderen beschreiben kann, was er da zusammenköchelt. Die Beschreibungen der Auswirkungen der alchimistischen Resultate je nach Qualität gehen ebenfalls über reine Zahlenwerte hinaus. Insgesamt betrachtet würde ich doch sehr stark behaupten, dass viele Bereiche von DSA eigentlich(!) erzählerisch im Rollenspiel umgesetzt und nicht mit einem schnöden Würfelwurf und dem niedergekritzelten Ergebnis des Spielers beendet werden sollten. Soviel jedoch nur zur Theorie! Was die Spieler davon für sich nutzen, ist eine andere Frage. Aber das ist dann kein Bewertungskriterium für das Rollenspielsystem.
Vergleicht man jedoch DSA3 mit 4 so fällt einem auf, dass der Erzähl- und Beschreibungsteil bei DSA3 viel größer war wie bei der Dämonologie oder der Artefakterschaffung beispielsweise, doch Leserfragen, die im Aventurischen Boten oder auch im Compendium Salamandris abgedruckt worden sind, haben recht eindeutig bewiesen, dass viele Leser in vielen Bereichen lieber klare und eindeutige Regeln ohne Beschreiberei hätten, weswegen DSA4 in dieser Richtung - hauptsächlich im Kampf - einen großen Schritt gemacht hat und viele Gebiete mit Regeln ausstaffierte, die bisher eher lose gehandhabt worden sind und sowohl SL als auch Spieler vielfache Entfaltungsmöglichkeiten gelassen haben.
Ich persönlich begrüße diese Entwicklung auch, denn ich kann besser nach Absprache mit den anderen einige Regeln weglassen, wenn sie denn stören, als mir selbst welche auszudenken, so mir der Regelrahmen nicht genügt (was bei DSA3 der Fall gewesen ist).
Meines Erachtens ist bei DSA eine ganze Menge genau so angedacht, dass es nur als erzählerische und vor allem ausbaubare Vorlage dient und von den Spielern weitergesponnen wird.