Rezension Star Trek XI

Taysal

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STAR TREK - Die Zukunft hat begonnen


Chris Pine, Zachary Quinto, Leonard Nimoy


In den letzten Jahren lag Star Trek im Sterben, war dieser gigantische Science-Fiction-Dinosaurier erbarmungslos der medialen Eiszeit ausgesetzt und nur die Fans hielten dem Unisversum die Treue. Doch Hollywood weigerte sich, eine solch starke Marke untergehen zu lassen.

So kommt es in der fernen Zukunft zu einer großen Katastrophe, bei der ein Romulaner namens Nero (Eric Bana) in die Vergangenheit geschleudert wird. Von Rache getrieben zerstört er die USS Kelvin – an Bord George Kirk, der Vater von James Tiberius Kirk (Chris Pine). Die Zeitlinie wird durch diesen Angriff nachhaltig zerstört und es ist unmöglich das alte Raum-Zeit-Gefüge wiederherzustellen.

James wächst nun ohne Vater heran, wählt einen anderen Lebensweg – doch das Schicksal lässt sich nur schwer täuschen. So findet sich der junge Rebell bald auf der Sternenflottenakademie wieder, wo er die Bekanntschaft von Leonard McCoy (Karl Urban) macht, in den Augen von Nyota Uhura (Zoë Saldaña) in Ungnade fällt und es sich mit Spock (Zachary Quinto) nachhaltig verscherzt.

Als ein Notruf von Vulkan eintrifft sind die Kadetten gefordert, doch Kirk muss sich heimlich an Bord der Enterprise begeben. Zwar erkennt er den Notruf als Falle, doch die Zerstörung Vulkans ist unabwendbar. Kirk wird auf dem Eisplaneten Delta Vega ausgesetzt, trifft dort den zukünftigen Spock und macht sich auf, um die Enterprise und die Föderation zu retten …

Neben „Batman“, „Spider-Man“, „Transformers“ und anderen Vertretern, versucht nun auch Star Trek das Kunststück, sich von der Vergangenheit zu lösen und in mit geballter Kraft in der Gegenwart einen Neustart zu wagen. Das Problem dabei ist es nun, alte Fans zu behalten und neue Fans in Boot zu holen. Zu schnell kann die Sache kippen und eine oder gar beide Seiten sind verärgert. Nach der jämmerlichen Niederlage der Star-Trek-Serie „Enterprise“ war die Marke eigentlich ausgelutscht und tot, schien jede Hoffnung verloren. Doch Star Trek ist eine starke Marke und so holten die Filmbosse zu einem gewagten Rundumschlag aus. Veteranen wurden bekamen keine Vertragsverlängerung und das Ruder wurde J. J. Abrams in die Hand gedrückt.

Abrams selbst ist kein Fan der Reihe und die Leute die er sich ins Boot holte waren ein buntes Mischvolk. Dazu die Idee einige alte Elemente zu behalten und eine neue Zeitlinie zu schaffen. Eine Zeitlinie in der alles möglich ist. Nun, alternative Zeitlinien und Geschichten sind Fans und Kinogänger gewohnt – und oft sind die Leute dann auch verärgert, weil die Helden gerne mal ihre Identität verlieren. Doch bei „Star Trek XI“ gelingt einfach alles. „Star Trek XI“ schafft den riskanten Sprung in die Gegenwart!

Das geniale an der Sache ist vor allem, dass sich die neue Zeitleiste problemlos in den Kanon einfügt, der zu Star Trek gehört. Zeitreisen sind nun einmal Bestandteil der Serien und Filme. Bisher jedoch gingen die Autoren dazu über ihre Helden so agieren zu lassen, dass die Zeitreisen keinen großen Schaden anstellten, dass man weitermachen konnte wie bisher. J. J. Abrams und seine Autoren Alex Kurtzman und Roberto Orci gehen allerdings einen Schritt weiter. Ihr Bösewicht Nero durchtrennt die Zeitlinie unwiderruflich, es gibt kein Zurück, kann kein zurück mehr geben. Bereits bei seinem Auftauchen tötet er eine wichtige Persönlichkeit des Star-Trek-Universums, deren Leben das Leben anderer prägte. Und verdammt, das passt einfach wie die Faust aufs Auge!

Die Geschichte des Star-Trek-Universums muss (kann) neu geschrieben werden. Die Voraussetzungen wurden geschaffen, doch die alten Charaktere sollen ebenfalls neu aufgelegt werden – und zwar glaubhaft. Genau dieses Husarenstück gelingt, denn es ist das Schicksal, das die Personen miteinander verbindet. Die Zeit kann vielleicht betrogen werden, doch das Schicksal wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen. Und so finden alle wichtigen Personen der klassischen „Raumschiff Enterprise“-Serie wieder zusammen. Allerdings unter anderen Vorbedingungen. Auftritt der Darsteller – Hossa!

Was kann man zu den Darstellern überhaupt sagen? Die neue alte Generation wurde hervorragend besetzt. So sieht Zachary Quinto dem jungen Leonard Nimoy als Spock zum Verwechseln ähnlich, und Karl Urbans Darstellung von Leonard „Pille“ McCoy ist über alle Kritik erhaben, treffen Gestik und Mimik jederzeit das Original, spielt das Drehbuch kokett mit alten Klischees und Ereignissen, um diese frisch auf der großen Leinwand zu präsentieren. So ist „Star Trek XI“ ein knalliger Actionfilm, in dem die Charaktere trotz allem reifen und sich weiterentwickeln. Nur Chris Pine als J. T. Kirk bleibt ein wenig blass, da ihm die Charakterentwicklung vorerst verwehrt bleibt. Immerhin muss er die größte Lücke füllen, muss noch der Rebell sein, der in der neuen Zeitlinie seinen vom Schicksal bestimmten Platz an Bord der U.S.S. Enterprise einnimmt. Und das macht er verdammt gut, denn trotz Blässe ist der Charakter keineswegs eindimensional.

Die Geschichte schreibt den Anfang also neu - spannend, actiongeladen und auch humorvoll. Dafür sorgt vor allem der späte, aber nachhaltig wirkende Auftritt von Simon Pegg als neuer Schiffsingenieur Montgomery „Scotty“ Scott. Einfach köstlich und auch hier wird der Charakter in seinen Grundzügen perfekt getroffen. Dabei imitieren die Darsteller keineswegs ihre Kollegen und deren Rollen, sondern bringen sich auch selber ein. Da passt einfach alles. Einzig Eric Bana als Nero wirkt falsch am Platz, aber die Rolle an sich ist nur wenig passend, da macht ein nichtssagender Bösewicht auch nur wenig kaputt.

„Star Trek XI“ bleibt trotz der pointierten Action noch immer Star Trek und Abrams zollt den Fans Tribut. So ist es genau der Statist in der roten Uniform, der nach einem Satz sein Leben brutal aushaucht. Für Fans ein Running Gag, der einfach Freude macht. Und das geht den ganzen Film so. Neue und alte Elemente werden gelungen miteinander vermischt, Action und Entspannung befinden sich in Balance. Einfach herrlich! Dazu das typische Ambiente und das Design Star Treks, in Verbindung mit den grandiosen CGI-Effekten eines George Lucas.

Doch wo viel Licht, da auch ein wenig Schatten. Nun, kein Film ist perfekt. In „Star Trek XI“ liegt das vor allem an dem Bezug zur Handlung, denn immerhin reist Nero in die Vergangenheit. Doch anstatt dort seine Zukunft zu „korrigieren“, schwört er bitterliche Rache für die Ereignisse, die irgendwann mal kommen werden. Das ist einfach ein großer Logikfehler. Kein Fehler, aber nervig, sind die ständigen Reflexionen auf der Leinwand. Blickt der Zuschauer durch einen transparenten Bildschirm sind diese logisch erklärbar, doch es gibt auch in einfachen Standbildern oder bei Panoramaaufnahmen Reflexionen, so als blicke der Zuschauer öfter mal durch eine Kamera. Das ist schon ein störendes Stilmittel und es ist eindeutig Absicht.

Mit „Star Trek XI“ hat Paramount die Marke neu belebt, hat Regisseur Abrams Star Trek neu erfunden. Ein gelungener Film, einer der besten Filme seiner Art – unbedingt gucken!

Wer vollkommen in den Film abtauchen möchte, der sollte sich übrigens den Comic „Star Trek Countdown“ zulegen, der im Verlag Cross Cult erschienen ist. Vor allem Nero kommt dort besser zur Geltung und gewinnt an Persönlichkeit.

Star Trek XI

Originaltitel: Star Trek
Produktionsland: USA 2009
Länge: 127 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12

Regie: J. J. Abrams
Drehbuch: Alex Kurtzman, Roberto Orci
Produktion: J. J. Abrams, Damon Lindelof
Musik: Michael Giacchino
Kamera: Daniel Mindel
Schnitt: Maryann Brandon, Mary Jo Markey

Darsteller: Chris Pine (Capt. James T. Kirk), Zachary Quinto (Lt. Cmdr. Spock), Leonard Nimoy (Alter Botschafter Spock), Eric Bana (Nero), Bruce Greenwood (Capt. Christopher Pike), Karl Urban (Dr. Leonard „Pille“ McCoy), Zoë Saldaña (Lt. Nyota Uhura), Simon Pegg (Lt. Montgomery Scott), John Cho (Lt. Hikaru Sulu), Anton Yelchin (Ensign Pavel Chekov), Ben Cross (Botschafter Sarek), Winona Ryder (Amanda Grayson)


Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net und Filmbesprechungen.de.Den Artikel im Blog lesen
 
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