Rund um Bücher "Sprachzensur" und Rassismus in Literatur und der Umgang damit.

ich habe zustimmung für deinen post, aber der punkt mit dem "helfen" hat etwas sehr paternalistisches, und liest sich für mich in etwa so das rassismus ein problem der davon betroffenen ist (a.k.a. sie sind das problem). - auch wenn ich nicht glaube das das deine intention war.
War es auch nicht, tut mir Leid, ass das nicht so rausgekommen ist. Ich wollte sagen: Man hilft den Betroffenen kein Stück, wenn man sie jetzt (wie bereits erwähnt wahrscheinlich ohne sie zu fragen) durch die Debatte so ins Rampenlicht stellt. Denn niemand wird vergessen, was vorher in den Büchern gestanden hat, die Leidtragenden am allerwenigsten. Dies ist für mich nur eine Art Alibi-Hilfe, um zu zeigen: "Wir Deutschen sind doch nciht so übel". Ich meine eben, es sollten bessere Wege gefunden werden, (wozu natürlich auch das "An die eigene Nase fassen" gehört.

naja, diverse grosse zeigungen haben sich gegen eine änderung ausgesprochen (ich weiss es von Der Welt und der FAZ). und da das öffentliche feedback (wie auch hier) oft ein eher ablehnendes ist, kann man vielleicht von einem umstrittenen thema reden, aber wohl kaum von möglichen "schlägen" durch die medien.
Es ist egal, ob etwas befürwortet wird oder nicht. Sobald jemand sich annähernd gegen eine gewisse moralische Linie bewegt, wird ein Skandal daraus. Günther Grass und Peer Steinbrück haben auch für ihre freie Meinugnsäußerung Kritik einstecken müssen.

Und eben das wird passieren. Heutzutage findet man beispielsweise keine ungekürzte Fassung von "Sarah, die kleine Prinzessin" mehr in deutschen Buchläden. Hier steht es auch im Buch, dass diesen "leicht gekürzt" ist. Es ist verdammt schwer, die Originalübersetzung von "Herr der Ringe" oder "der Kleine Hobbit" zu finden. Afaik liegt das daran, dass es sich nicht lohne, eine kleine Originalaufage im Druck zu behalten.
Und hier ging es nicht um einzelne mittlerweile kritisch gesehene Worte.
Das ist das Betrüblichste daran.
 
Ich finde es schon schlimm das Bücher gekürzt werden damit sich Erwachsene nicht mit Kindern an Themen wagen müssen die sie lieber umschiffen.

Vor etwa 2 Jahren war ich auf der Suche nach dem Der kleine Prinz weil meine Schwester es noch nicht kannte. Das Buch wird zwar immer wieder und wieder für Kinder verwendet und ist auch immer und immer wieder als Motiv in Kindergärten zu sehen, obwohl es sich eigendlich überhaupt nicht wirklich an Kinder richtet.
Ich habe nur auf die Schnelle keine ungekürzte Fassung gefunden weil das Buch natürlich in der Kinderliterratur steht aber dort nur als Gekürzte Fassung zu finden war.
Das Buch richtet sich eher an Eltern, oder an Erwachsene die sich mal wieder erinnern müssen wie Kinder die Welt sehen als an Kinder, denn es ist hinter seiner Einfachen Erzählweise und Zeichnung eines der Tiefgründigsten Bücher die mir einfallen wollen. Eben weil es die Elementaten Themen auf eine so leichte und einfache art behandelt. Saint-Exupéry hatte es in dieser erzählung Geschaft eine so einfache Sprache und Strichführung in seinen Zeichnungen zu wählen das sie in nahezu jeder Sprache funktioiren.

Aber das Buch behandelt auch Leid und Tod. Der Kleine Prinz verabredet sich mit der Schlange zum Freitot. Oder die Episode mit dem Säufer. Auch eine absolut treffende betrachtung des Dillemas . Aber weil es ja allen Augenschein nach ein Kinderbuch ist, muss es auch Kindgerecht sein... also finden sich mehr und mehr nur noch Gekürzte Fassungen die diese Themen aussparen....

Furchtbar!
 
Ich finde es schon schlimm das Bücher gekürzt werden damit sich Erwachsene nicht mit Kindern an Themen wagen müssen die sie lieber umschiffen.

naja, es gibt kinderbücher zu allen möglichen schwierigen oder komplexen themen. missbrauch, tot, menschen mit behinderung, selbstbehauptung, heteronormativität, migration etc. pp.. aber eltern und bezugspersonen zu unterstellen (so liesst sich das für mich) das sie texte nach besten wissen und gewissen selbst verändern oder modifizierte versionen kaufen nur um themen zu "umschiffen" halte ich für eine sehr verkürzte sicht auf die dinge (respektive auf den alltag von menschen mit kindern).
 
Wir dürfen nicht vergessen, dass solche Änderungen ins Harmlose nicht "einfach nur" passieren, weil irgend welche Verlage sich erdreisten, zwiespältigen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern zu nehmen. Hier geht es in erster Linie um das liebe Geld. Wenn sich der Verlag davon verspricht, den Verkauf zu fördern, in dem er nachträglich Worte abändert, dann wird er das eben tun. Und wir müssen auch darauf achten, wer die Zielgruppen sind, die dafür sorgen, dass der Verkauf letztlich gefördert wird. Wer sich solche Bücher dann (wieder vermehrt) kauft. Und warum sie das tun.
 
Weil Pippi Langstrumpf und die kleine Hexe jetzt gerade verdammt viel Werbung bekommen?

Denn mal ernsthaft:
Wer blättert denn vor dem Kauf das ganze Buch durch um zu prüfen, ob da irgendwo "Neger" steht?
 
Hm..„Geschädigte“ gefällt mir als Begriff irgendwie auch nicht (mehr), da hast du Recht.

Es soll nicht an einem Begriff scheitern. Genauso gut hätte ich dich fragen können, welche Menschengruppe davon profitiert, wenn ein Klassiker wie „Der Herr der Ringe“ komplett in eine, sagen wir mal einfach „zeitgemäßere“ Sprache umgedichtet wird. Und welche Menschengruppe davon profitiert, wenn ein einzelnes, unzeitgemäßes Wort in einem Klassiker wie „Pippi Langstrumpf“ weggelassen würde.

Es gab laut Wikipedia im Jahr 2009 etwa 300.000 bis 800.000 Schwarze in Deutschland, 500.000 davon anscheinend mit deutscher Staatsbürgerschaft, 70.000 davon hier bei mir in Berlin, was zum damaligen Zeitpunkt bei 3,5 Millionen Menschen 2 % der gesamten Bevölkerungsdichte ausmacht. Zwei Prozent, also nicht besonders viele. Die fallen dramatisch auf.

In Deutschland schwarz zu sein bedeutet, schon auf einen halben Kilometer Entfernung als Mitglied dieser Menschengruppe erkannt zu werden. (Im Gegensatz zu den Homosexuellen, die zwar ebenfalls nicht unbedingt zahlenmäßig sind, aber zumindest den einen Vorteil haben, dass man ihnen nicht ansieht, dass sie homosexuell sind.) Es bedeutet, im Freundeskreis selbst einen ganzen Haufen Nichtschwarzer zu haben, wenn man sich nicht verstecken will. (Türken, Russen, Polen und selbstverständlich Deutsche können sich dahingehend den Luxus erlauben, zu klüngeln. Und sie haben eine größere Auswahl an potentiellen Freundschaften aus der gleichen Menschengruppe. Was mache ich denn als Schwarzer, wenn die drei anderen Schwarzen, die ich hier kenne, Idioten sind?) Es bedeutet auch, dass viele Menschen in Deutschland gar keinen persönlichen Kontakt zu dieser Menschengruppe haben, weil das statistisch gar nicht möglich ist. (Im Gegensatz zu den Frauen, die immerhin knapp 50 % der Bevölkerung ausmachen, und die zumindest einen ganzen Batzen Gleichgesinnter parat haben, bei denen sie sich auskotzen können. Und natürlich im Gegensatz zu uns Deutschen, die in Deutschland wohl kaum Probleme haben werden, Ohren zu finden, um sich über rassistischen Nazi-Bemerkungen aufzuregen, die ein derartig seltenes Event sind, dass wir nie müde werden, uns darüber lang und breit zu beschweren.)

In Deutschland schwarz zu sein bedeutet, ständig mit der eigenen Hautfarbe konfrontiert zu werden, ohne die geringste Möglichkeit, mal unterzutauchen. Man wird ständig von anderen Menschen angestarrt und „anders“ behandelt. Auch von russischen Frauen und homosexuellen Juden. Garantiert nicht von jedem, aber bei 98 % Nichtschwarzen recht vermutlich andauernd. Kinder reagieren aufgrund der Hautfarbe auf einen, wo sie von Frauen und Türken in Deutschland aufgrund der zahlenmäßigen Häufigkeit gar keine Notiz nehmen. Und man kennt zudem viel weniger Freunde im Bekanntenkreis, bei denen man sich mal schnell über diese Dinge austauschen kann, um sich Luft zu machen, die tatsächlich nachvollziehen können, was man überhaupt erlebt. Auch Frauen in Deutschland fragen sich, ob sie nun eine Absage für einen Job erhalten haben, weil sie nicht qualifiziert waren, oder weil sie diskriminiert wurden. Auch von den Arabern in Deutschland werden immer wieder mal routinemäßig die Taschen durchsucht. Aber sie haben Rückzugsmöglichkeiten, die einem Schwarzen in ganz vielen Fällen einfach verwehrt bleiben. (Und wie oben schon erwähnt, bedeutet „einen anderen Schwarzen kennenzulernen“ ja noch lange nicht, dass man mit dem persönlich überhaupt klar kommt.) Inder sind nicht besonders zahlenmäßig, und auch ziemlich dunkelhäutig, aber wer zur Hölle kennt denn eine abwertende Bezeichnung für einen Inder? Und wer zur Hölle druckst denn rum wie ein ritalierter Affe, wenn man in Deutschland mal das Wort „Inder“ aussprechen muss, wie es bei ganz vielen Deutschen der Fall ist, wenn man sie „Schwarzer“ sagen wollen, während einer im Raum ist? (Die Juden in Deutschland kennen das bestimmt auch ziemlich gut, das Phänomen...aber die sind in den meisten Fällen wenigstens weiß und erfahren vielleicht nicht so häufig das Gefühl, was verpasst zu haben, wenn sie in einen Raum kommen und plötzlich irgend jemand verstummt. Dafür hören sie sicherlich mehr Judenwitze, als ihnen lieb ist.) Und „die Asiaten“ sehen für uns Weiße in Deutschland wenigstens alle schon mal so gleich aus, dass die Häufigkeit ziemlich in die Höhe schießt, einen zu sehen. Da werden dann Thailänder, Chinesen, Japaner und Koreaner alle in einen Topf geworfen, was ein vollkommen anderes Fass aufreisst, aber zumindest starren deswegen vermutlich weniger Menschen in Deutschland Mandelaugen an, als sie es bei schwarzer Haut tun.*

Für die Schwarzen in Deutschland ist Diskriminierung, ob nun absichtlich oder unabsichtlich, also beileibe keine Angelegenheit, mit der sie keinen potentiellen täglichen Kontakt hätten und mit der sie in ganz vielen Fällen lernen mussten, alleine fertig zu werden. Wenn in einem schwedischen Kinderbuch in der deutschen Übersetzung von einem „Negerkönig“ die Rede ist, dann werden die sich wohl in vielen Fällen gar nicht so sehr nach außen hin darüber aufregen, wie die politisch korrekten und unglaublich weißen Vollidioten und Möchtegernhelden da draußen es tun.

Wenn aber selbst ein sympathischer deutscher Weißer wie du (oder ich, völlig Latte) schreibt, es gäbe bei dem Wort „Neger“ in „Pippi Langstrumpf“ gar keine Geschädigten und es müsse auch nicht immer einen Geschädigten geben und das wäre auch nicht immer sinnvoll, nach einem zu suchen und darüber zu sprechen, obwohl dieser deutsche Weiße in Deutschland nicht die geringste Vorstellung davon hat und auch gar nicht haben kann, was es bedeutet, ein Schwarzer in Deutschland zu sein, weil er so unglaublich weit weit weit weg von dieser Erfahrung ist, dass er, obgleich er beileibe kein Rassist ist und vielleicht selbst sogar schwarze Freunde hat, gedankenlos einen solchen Faux Pas rauszuballern in der Lage ist....dann sind wir an dem Punkt, an dem man sich als Schwarzer in Deutschland wirklich verloren vorkommt.

Das Wort "Neger" ist ein Auslöser, bei dem die weiße, nicht-rassistische Bevölkerung normalerweise laut aufschreien würde, aber in diesem Fall zu großen Teilen tatsächlich kein Problem darin sehen kann, dieses diskriminierende Wort im Buch stehen zu lassen, weil's "ein Klassiker ist", weil's "ja nichts an der Diskriminierung ändert, wenn es rausgenommen wird", weil's "ihnen auch nicht geschadet hat" und der größte Gag "WEIL MAN SICH DAMIT RUHIG AUSEINANDER SETZEN SOLL". Aha. Immerhin hat's uns soweit geschadet, dass wir - mich zu Beginn der Diskussion eingeschlossen -, in dieser speziellen Situation das Wort plötzlich nicht mehr als wirkliches Problem erkennen können. Und es hat scheinbar auch nicht dazu beigetragen, dass wir uns damit soweit auseinander setzen können, dass wir die Situation der Schwarzen lange genug wahrnehmen, um sie nicht mit einem ganzen Haufen anderer unabsichtlich der faschistisch-motivierten Buchverbrennung zu bezichtigen. Plötzlich scheint es so, als gäbe es diese alltägliche Diskriminierung nicht mehr. Für uns Weiße. Und dass wir das Feingefuehl fuer die Diskriminierung von Schwarzen an und abschalten können, weil wir selbst nicht betroffen sind, schmieren wir den Schwarzen damit nicht nur unbeabsichtigt daumendick aufs Brot, wir erwarten auch noch von ihnen, das auch zu können.

*Ein (weißer) Freund von mir erzählte mir unlängst eine Geschichte, bei der ein schwarzer Freund von ihm ständig von einem koreanischen Freund am krausen Haar betatscht wurde, weil er das, so wörtlich, "total cool" fand. Daraufhin machte ihn mein Freund darauf aufmerksam, dass der schwarze Freund ihm ja seinerseits auch nicht ständig an den Augen rumfingert und er sich gerade wie ein Trottel aufführt. Wieviele von uns wollten schon mal krauses, schwarzes Haar anfassen oder haben es getan und fanden es cool? Ich zum Beispiel. Auf die Idee, an Mandelaugen rumzuspielen, bin ich eigentlich noch nie gekommen. Eine drollige Geschichte. :D

Gut und schön, aber das ändert nichts an meiner Meinung dass es keine Geschädigten gibt, wenn das Wort "Neger" in einem Kinderbuch bleibt. Und dass du von Faux Pas sprichst, macht mich traurig. Ist schon schade wenn andere Meinungen mit sowas abgebügelt werden. Zumal du mir bei deinem Post Dinge in den Mund legst die ich so nie geschrieben habe (ich hate das Wort an sich sehr wohl sehr bedenklich) und mir gleichzeitig jeder Möglichkeit nimmst, mich zu rechtfertigen. Schön das du offenbar weist wie man sich als Fremder in einem anderen Land fühlt. Meine eigenen Erfahrungen sagen da was anderes. Ich weis sehr wohl wie es ist, in einem fremden Land aufzufallen wie ein bunter Hund - aus eigener Erfahrung und aus Erfahrungen von Freunden. Das hätte ich dir auch gerne geschrieben. Aber nach dem Absatz

Wenn aber selbst ein sympathischer deutscher Weißer wie du (oder ich, völlig Latte) schreibt, es gäbe bei dem Wort „Neger“ in „Pippi Langstrumpf“ gar keine Geschädigten und es müsse auch nicht immer einen Geschädigten geben und das wäre auch nicht immer sinnvoll, nach einem zu suchen und darüber zu sprechen, obwohl dieser deutsche Weiße in Deutschland nicht die geringste Vorstellung davon hat und auch gar nicht haben kann, was es bedeutet, ein Schwarzer in Deutschland zu sein, weil er so unglaublich weit weit weit weg von dieser Erfahrung ist, dass er, obgleich er beileibe kein Rassist ist und vielleicht selbst sogar schwarze Freunde hat, gedankenlos einen solchen Faux Pas rauszuballern in der Lage ist....dann sind wir an dem Punkt, an dem man sich als Schwarzer in Deutschland wirklich verloren vorkommt.

kann ich das ja unmöglich. Weil ich das ja nicht wissen kann. Schön das du dir aber ein Urteil über mich erlaubt hast. Offenbar sind deine Gedanken über das Thema deutlich näher an der Wahrheit als meine Erlebnisse (schon mal daran gedacht dass es auch einen Weißen in Asien oder Afrika geben kann?) Also behalte ich meine Zeit und meine Erlebnisse in Indonesien für mich. Für mich ist das Thema damit durch, ich habe gelernt dass das kein Thema ist dass man in einem Forum diskutieren sollte. Ebenso, dass du mein lieber Jack sehr schnell damit bist Leute abzuurteilen - hätte ich nicht gedacht...
 
Wobei ich jetzt - ohne deine persönlichen Erlebnisse in Indonesien zu kennen - durchaus zustimmen muss, dass dich vermutlich auch dort nieman "Neger" genannt hatte und man als Europäer im Ausland auf keine Uraltklischees als dreckiger primitiv-dummer Neger-Sklave zurückblickt. Da bist du dann vielleicht das Kolonialisten-Arschloch und besser ist die Diskriminierung dann auch nicht.

Aber halt anders.

Dennoch stimme ich dir aber zu, dass ich dieses "du kannst doch niemals nie wissen, wie sich irgendwer mit ner anderen Hautfarbe fühlt, weil du die nicht hast" auch recht befremdlich fand.
Es gibt doch genügend Juden, die andere Juden Paranoia gegenüber Antisemitismus unterstellen, genügend Frauen, die über Gleichberechtigungsdebatten lachen und sicher (und hoffentlich) auch den ein oder anderen Schwarzen, der es sich leisten kann, beim Thema Rassismus zu schmunzeln und zu sagen: "Ist doch alles übertrieben. So schlimm ist das garnicht."
... und dann steht da halt möglicherweise tatsächlich ein blonder, blauäugiger Mann, christlich und deutsch bis in den letzten Winkel seines Stammbaumes, der für den sich diskrimniert-fühlenden tatsächlich mehr Verständnis hat, als der ebenfalls (nicht) betroffene Schwarze.

Also ganz so einfach finde ich die Sache eben doch nicht - denn auch ich kann aus Erfahrung sagen, dass es mir scheißegal wäre wie viele der anderen 80 Mio Deutschen bei Nazi-Vergleichen nur schmunzeln und sagen würden: "Jaja, wir sind schon scheiße...".
Ob ICH durch eine Formulierung mich diskriminiert fühle, ist immer noch meine Sache.

Insofern hat dieser Post ein bisschen den Beigeschmack von rassistischen Witzen, die eingeleitet werden mit "Ich darf den jetzt erzählen - den hat mir nämlich sogar ein Türke erzählt."

Allerdings denk ich auch, dass das nicht deine Absicht war, oder?

Und hier sind wir dann eben bei einem Problem angekommen. Um zu wissenbei welchem Wort sich "DER Schwarze" nicht diskriminiert fühlt, können wir ne Jury von Weißen, ne Jury von Schwarzen oder auch ne gemischte Jury befragen - aber selbst wenn die 100mal sagen würden "so: dieses Wort ist ok", blieben immer noch Betroffene, die das anders sehen.
Und dann stehen wir halt wieder vor dem Problem:
Sollen jetzt Millionen von Menschen sicherheitshalber nochmal nach nem neuen Wort suchen oder sind uns diese paar übertreibende Heulsusen egal, sowie die Gutmenschen (!!!!11!elf!), die sie unterstützen?

...oder machen wirs so, wie wirs im Privaten als erwachsene Menschen machen würden:

Wir schauen unsere Freunde/Partner/Familienmitglieder an und machen uns bewusst, dass obwohl wir sie mögen, sich in alten Streitereien eine Menge Frust, Trauer und Enttäuschung angesammelt hat. Wir geben uns Mühe das Verhältnis zu entspannen und verbessern, indem wir offen und ehrlich auf die andere Seite zugehen. Wir nehmen Rücksicht darauf, dass der andere noch immer verletzt und unsicher sein könnte - und manchmal einfach scheinbar ein wenig kleinlich reagiert, weil er einfach an schlechte Erfahrungen erinnert wird.
Aber wir packen den anderen eben auch nicht künstlich in Watte, sondern erklären eben auch, warum wir bestimmte scheinbar unsensible Dinge tun. Warum wir dazu stehen, warum sie uns wichtig sind.

(wenn der Vergleich nicht klar ist kann ich ihn auch noch erklären)
 
(schon mal daran gedacht dass es auch einen Weißen in Asien oder Afrika geben kann?) Also behalte ich meine Zeit und meine Erlebnisse in Indonesien für mich.

das erinnert mich an mich selbst als mir eine freundin erzählt hat das männer nicht von sexismus betroffen sein können.
ich war so verletzt und angepisst das meine eigenen schlimmern erfahrungen da so massiv verleugnet wurden. ich musste glatt den kontakt abbrechen so mies hat sich das angefühlt.

es war nicht leicht damit einen umgang zu finden.
ich bin mir inzwischen sehr sicher das es relevant ist die einzelnen strukturen von gewalt voneinader zu trennen um den jeweiligen bedürfnissen die sich daraus ergeben raum geben zu können und ohne weitere verletzungen zu erzeugen.

rassismus z.b. ist so ein fall. dir kann die übelste ausgrenzung und abwertung wiederfahren, du kannst auch von fremdenfeindlichenkeit betroffen sein - aber du wirst als weisse person niemals das opfer von rassismus sein. diese art von struktureller gewalt funktionirt nur von weiss nach schwarz (bzw. von weisser nach schwärzer).
ich denke es ist wichtig im auge zu behalten das wir in einer weissen welt leben. weiss ist die ultimative norm und der zugang privilegien auf der ganzen welt allein aufgrund einer hautfarbe.

das soll nicht heissen das es nicht tausende schwarzer menschen gibt die ein besseres leben als ich führen, aber ich lebe mein leben mit einer weitaus grösseren zuversicht als dies unzählige people of color tun. allein meine hautfarbe wird mir auch in nicht "weissen" ländern fast immer und überall eher zu einem guten job, einer wohnung und "sicherheit" verhelfen. in weissen ländern hingegen kann ich mich mit einer selbstverständlichkeit bewegen die keine person of color erreichen momentan kann. in einer weissen welt gibt keinen rassismus, oder eben nur dann wenn people of color sich darüber beschweren. ich kann mir immer aussuchen kann ob ich mich mit rassismus beschäftige, und ob ich mich und meine rolle darin hinterfrage - andere haben diesen luxus nicht.
 
rassismus z.b. ist so ein fall. dir kann die übelste ausgrenzung und abwertung wiederfahren, du kannst auch von fremdenfeindlichenkeit betroffen sein - aber du wirst als weisse person niemals das opfer von rassismus sein. diese art von struktureller gewalt funktionirt nur von weiss nach schwarz (bzw. von weisser nach schwärzer).
ich denke es ist wichtig im auge zu behalten das wir in einer weissen welt leben. weiss ist die ultimative norm und der zugang privilegien auf der ganzen welt allein aufgrund einer hautfarbe.

Das sehe ich aber ganz anders. Rassismus funktioniert in alle Richtungen. Wenn eine vietnamesische Mutter eine "Langnase" als zukünftigen Schwiergersohn ablehnt, dann ist das auch Rassismus.

Und eine weisse Welt sehe ich so auch nicht. Dafür ist sie viel zu groß, und du denkst ja nicht dass die ehemaligen "Kolonialherren" überall gerne gesehen werden. Wobei du natürlich Recht hast, wenn du weite Teile von Europa und Nordamerika meinst.

Rassismus ist - so zumindest meine Erfahrung- ironischerweise alles, nur nicht auf bestimmte Völker/Hautfarben begrenzt.
 
Sexismus ist auch nicht auf ein Geschlecht begrenzt, Swafnir. Trotzdem ist es ein Trugschluss, anzunehmen, als Mann koenne man sicher begreifen, wie es sich anfühlt, als Frau in einer Gesellschaft zu leben, die Jahrhunderte lang von Männern dominiert worden ist.
 
Es ist auch ein Trugschluss man könne als Frau sicher begreifen, wie sich die Frau von nebenan in ihrer Rolle als Frau fühlt.

... und wie bringt uns das jetzt weiter, wenn wir alle wissen, dass wir in Zukunft nur noch über uns selbst reden dürfen?
 
Es bringt uns weiter, sich bewusst zu machen, das es im Grunde genau so ist.

Zu verlangen, das auch aktiv zu tun, ist hingegen bestenfalls naiv.
 
...ich merke ich bin noch viel zu begeistert von Cloud Atlas um mich an so belanglosen Unterschieden wie Geschlecht oder Hautfarbe festbeißen zu wollen.
Verdammte Scheiße, gestern Abend war Hugo Weaving der Teufel und ne Krankenschwester, Halle Berry war erst schwarz, dann ne Jüdin und dann ein Koreaner und Doona Bae war Koreanerin, Mexikanerin und weiße Amerikanerin... und schwul war auch noch einer.

Also, Ruhe jetzt, packt euch den nächstbesten Kumpel ungeachtet seines Geschlechts, seiner Hautfarbe, Religion und Sexualität und schaut auch den Film an, solang er noch im Kino ist.

...und vorher will ich nichts mehr von euch hören.

LOS JETZT!
 
rassismus z.b. ist so ein fall. dir kann die übelste ausgrenzung und abwertung wiederfahren, du kannst auch von fremdenfeindlichenkeit betroffen sein - aber du wirst als weisse person niemals das opfer von rassismus sein. diese art von struktureller gewalt funktionirt nur von weiss nach schwarz (bzw. von weisser nach schwärzer).

Komischer Abschnitt. Warum unterscheidest du zwischen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus?
 
Komischer Abschnitt. Warum unterscheidest du zwischen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus?
Ich glaube nicht, dass Ascaso das gemeint hat (an der kompletten Ernsthaftigkeit seiner Ausführungen habe ich ohnehin Zweifel), aber mein Senf dazu: Rassismus muss nicht feindlich sein.
"Den Schwarzen liegen Tanz und Musik im Blut", "Den Indianern ist eine tiefe Verbindung zur Natur angeboren" oder "Der Asiate ist ja weniger empfindlich für Schmerzen" sind nicht feindselig. Aber rassistisch sind sie trotzdem.
 
Weil das eine gegen Fremde geht und das andere seinen Ursprung in der "Rasse" hat. Fremdenfeindlich bin ich also wenn ich keine Franzosen mag (oder einen anderen Ausländer mit der gleichen "Ethnie") und Rassist bin ich wenn ich jemanden aufgrund seiner Rasse nicht mag (weil er schwarz, weiß, gelb oder grün ist). Der Unterschied macht natürlich nur dann Sinn, wenn ich den Fehler mache und Menschen auch nach unterschiedlichen Rassen einteile. Normal sollte "Fremdenfeindlichkeit" als Ausdruck völlig ausreichen - ist eh schon schlimm genug.
 
"Neger" ist heutzutage nun mal ein Schimpfwort und ein rassistisches dazu. Es wird gesellschaftlich als abwertende Bezeichnung für Schwarze aufgefasst. Das ist halt so.

Und von daher halte ich es auch nur für verständlich, dass Kinderbücher, die halt Kindern vorgelesen werden, auf aktuelle unpassende und diskriminierende Wörter überprüft und abgeändert werden.

Wir reden hier immerhin von Kinderbüchern und nicht von z.B. Remarque (lese gerade "Der Weg zurück").
 
Weil Pippi Langstrumpf und die kleine Hexe jetzt gerade verdammt viel Werbung bekommen?

Werbung, die anschließend vielen (liebenden) Eltern automatisch das Gefühl geben wird, etwas Richtiges zu tun, wenn sie sich ein Kinderbuch kaufen, in dem bestimmte Begriffe entfernt worden sind.

Und (liebende) Eltern, egal, ob nun politisch korrekt oder nicht, wollen möglichst das Richtige™ tun in der Aufzucht ihrer Kinder.
 
Vielleicht sollten sich manche Eltern dann doch mal überlegen, ab welchem Alter sie ihrem Kind bestimmte Bücher, die als "Kinderbuch" deklariert sind, vorlesen oder - falls das Kind schon selbst liest - diese verschenken. Denn "Kinderbuch" soll anscheinend universal von 2-12 Jahren gelten, gerade die Klassiker. Da wird Pippi Langstrumpf dann plötzlich ins Kindergartenalter vorgezogen*, obwohl es sich eigentlich eher um ~10-Jährige dreht, mit der Begründung, dass unsere heutigen 10jährigen Pippi dann nicht mehr cool fänden, weil die ja Ben10 oder sogar Harry Potter kennen. Und dann kommen die Argumente "das kann man einem kleinen Kind doch so nicht vorlesen". Das Buch war niemals für "kleine Kinder" vorgesehen, da gibt es von Astrid Lindgren eher andere - wobei Michel von Lönneberga ja auch Dresche vom Vater bekommt, was heute ebenfalls nicht mehr korrekt ist. Viele der Klassiker der Kinderbücher, von Mark Twain bis Charles Dickens, sind nicht für kleine Kinder geschrieben.

Ja, "Neger" ist kein korrektes Wort mehr. Aber dieser ganze Bereich von Pippi Langstrumpf ist politisch und gesellschaftlich nicht mehr korrekt. Muss dann dieser ganze Bereich gekürzt werden, damit man keine Gefahr läuft, seine Kinder möglicherweise falsch zu erziehen? Damit Eltern nicht plötzlich überrascht werden, weil sie selbst nicht wussten, dass "so was" da steht? Ich bin eh dafür, dass Eltern die Bücher erstmal allein lesen sollten, bevor sie diese an ihre Kinder weitertragen.

Ich würde mich viel eher aufregen, wenn Worte wie "Neger" oder "Zigeuner" (im negativen Sinn) in einem neuen, hochgepriesenen Kinderbuch speziell für 4-6Jährige auftaucht. Wenn wir hingegen bestehende Romane verändern, verändern wir damit auch Zeitgeschichte. Diese Romane erzählen nämlich nicht nur mit ihrem Inhalt von einer anderen Zeit, sondern auch mit ihrer Wortwahl. Und diese Wortwahl kann durchaus schon bei kleinen Kindern helfen, die Immersion zu fördern und die Geschichte mehr von der Realität abzugrenzen.

Was ist dann der nächste Schritt? Verändern wir dann Klassiker, indem wir sie auf modern schreiben? Wird dann aus Captain Ahab statt dem Wahlfänger der Greenpeace-aktivist gegen Schleppnetze? Oder bekommt Pippi Langstrumpf ein Handy? Oder wird aus Tom Sawyer der liebenswerte, brave Junge von nebenan? Und das alles mit der Begründung, dass es ja "nur" Kinderbücher sind?


*Im übrigen lese ich mit meiner Kleinen auch Bücher, die eigentlich eher für ältere sind. Aber dann rede ich auch mit ihr darüber. Und ich denke, das ist wesentlich mehr wert, als einfach nur kindgerechte und politisch/gesellschaftlich korrekte Sprache zu verwenden.
 
Das ist eben der Widerspruch an Political Correctness. Man gibt hier beispielsweise vor, einem diskriminierenden Begriff die Signifikanz nehmen zu wollen, in dem man ihn verbietet/entfernt. Dadurch ändert sich aber die Signifikanz des Begriffs nicht die Bohne. Man verschließt bloß die Augen davor.

Für viele reicht das schon aus, um das Gewissen zu beruhigen. Und das ist bedauerlich.
 
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