Fimbul
Seltsam im Nebel...
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Niemand kann irgend etwas Israelkritisches sagen, ohne als antisemitisch dargestellt zu werden, weil es immer ein paar Spinner gibt, die eben jeden Kritiker des Antisemitismus bezichtigen. Kritik muss man auch ein bißchen nach Qualität einschätzen können. Und wenn beispielsweise unser guter EU-Parlamentspräsident von HaBayit HaYehudi beschimpft, aber von Labor und Meretz gelobt wird, dann muss man sich eben überlegen, wessen Meinung einem mehr bedeutet. Also ein hypothetisches "man". Ich muss da nicht mehr überlegen.
Es gibt dazu einen netten, unaufgeregten Text.
[...] laut höre ich immer nur die, die Isrealkritik mit Antisemitismus gleich setzen
Wobei sich wieder die Gretchenfrage stellt, was verstehst Du unter Israelkritik...
Ich halte den von Dir verlinkten Text von Prof. Samuel Salzborn beispielsweise nicht für „unaufgeregt“, sondern stellenweise für ziemlich tendenziös. Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen:
Beide Varianten des Ressentiments, die mythologische und die instrumentelle, sind im Ergebnis antisemitisch — und sie sind grundsätzlich unterschieden von Kritik, die sich von der einen dadurch abhebt, dass sie die Wirklichkeit im Sinne einer Faktizität zur Kenntnis nimmt, von der anderen aber dadurch, dass sie die Interpretation nicht einfach der Anpassung an die eigene psychische Devianz überlässt, sondern an rationalen, d.h. durch Dritte objektiv nachprüfbare Instanzen anbindet. An einem Beispiel gesprochen: Im Rahmen einer israelischen Militäraktion wäre eine solche rationale Instanz etwa die Frage nach gültigen Rechtskriterien, sowohl des israelischen, wie des internationalen Rechts. Im Falle der von der Friedensbewegung abgelehnten israelischen Militäraktion gegen die (illegale und unter der Federführung türkischer Rechtsextremisten durchgeführte) Gaza-Flottille im Mai 2010 hat die Prüfung internationalen Rechts durch die United Nations ergeben, dass das israelische Militär zwar hart, aber fraglos im Rahmen gültiger Konventionen gehandelt hat.[12] Die mythologische Variante des Ressentiments hat diese Fakten schlicht nie zur Kenntnis genommen und polemisiert weiterhin gegen den israelischen Einsatz gegen die Flottille mit Verweis auf angebliche Grausamkeiten, Brutalitäten usw., die instrumentelle hat die Behauptung aufgestellt, dass die internationalen Gremien nun offensichtlich das Recht falsch ausgelegt hätten — was dann offenbar eben nur diejenigen „richtig” könnten, die es so auslegen würden, wie die Israelhasser es für richtig halten.
Allerdings scheint die Rechtslage hinsichtlich des israelischen Vorgehens gegen die Gaza-Flottille keineswegs so eindeutig zu sein und ist auch in der UN nicht unumstritten, wie die israelische Tageszeitung „Haaretz“ berichtet:
http://www.haaretz.com/news/diploma...ules-israel-blockade-of-gaza-illegal-1.384267
Dennoch bügelt Prof. Salzborn in obiger Passage von seiner Sicht abweichende Meinungen pauschal als „Israelhass“ ab. Für mich ein Beispiel für die Gleichsetzung von Israelkritik mit Antisemitismus. Nebenbei bemerkt macht Prof. Salzborn genau das, was er anderen vorwirft: Er sieht nur das, was er sehen will.