AW: Messerkämpfer
In einer OFFENEN Außeinandersetzung habe ich daher lieber ein Schwert als ein Messer.
Und was ist mit einer OFFENEN Auseinandersetzung, wo einer von beiden einen Knüppel und der andere ein Messer hat? Oder noch besser: einer von beiden hat KEINE Waffe, und der andere ein Messer!
Was heißt schon "offene" Auseinandersetzung? Ein Duell, wo beide die GLEICHEN Waffen haben MÜSSEN?
Also ich hätte bei einer ernsten, potentiell tödlichen Auseinandersetzung als Schwertkämpfer auch lieber ein Schwert und mein Gegner möglichst keine Waffe.
In einer Auseinandersetzung in beschränktem Raum (z.B. in den engen Gängen mittelalterlicher Bauten, oder auch in den Schützengräben des 1. Weltkriegs hat das wenig Raum beanspruchende, SCHNELLE, und kleine Blößen ohne viel "Schwungraum" ausnutzende Messer deutliche Vorteile gegenüber einer langen Klinge.
Und wenn ein Messerkämpfer die Distanz zu jemandem mit einer langen Klinge gut schließen kann, dann sieht dieser extreme Nahkampf für denjenigen mit dem Schwert oder Säbel ziemlich schlecht aus. Und im Übergang extremer Nahkampf zum Ringen kann der Schwertkämpfer seine Waffe schnell vergessen, während Ringen mit Messer gefährlich gut geht.
Die Fragen:
Welche Rollenspiele erlauben einem Charakter solche Manöver wie das Einlaufen in die Nahdistanz unter Vermeidung der gegnerischen längeren Klinge?
Welche Rollenspiele stellen die deutlich erhöhte Gefährlichkeit eines Messerkämpfers gegenüber einem Unbewaffneten heraus? Und wie tun sie das?
Wie sieht das in diesen Rollenspielen mit Überraschungsangriffen mit dem Messer aus (NICHT Meucheln, sondern ein überraschendes Ziehen während eines "Faustkampfes", oder überraschen das Clip-Knife oder Neck-Knife ziehen und einsetzen, bevor der andere überhaupt merkt, daß er mit bloßen Fäusten zur Messerstecherei gekommen ist?
Ich denke in einer Offenen Auseinandersetzung hat man vorteile mit dem Schwert weil man "auf entfernung" töten kann
Daß Schwertkampf ein Kampf "auf Entfernung" sein soll, ist VOLLKOMMENER UNFUG. Wie in jeder Nahkampfweise, so geht es auch bei Schwertkampf um ALLE Kampfdistanzen, d.h. von langer Distanz, wo eventuell gerade noch mit der Spitze oder dem vorderen Teil der Schneide gearbeitet werden kann, über - je nach Waffentyp - mittlere Distanz(en), bis hin zum extremen Nahkampf, wo Parierstangen in die Augen gestoßen werden, mit dem Knauf ins Schlüsselbein geschlagen wird u.ä. Nahkampfaktionen jenseits des (je nach Art der Klinge immer noch möglichen!) Klingeneinsatzes, und dann natürlich aus dem Nahkampf direkt ins Ringen hinein, wo meist das Schwert nichts mehr nützt.
Auf Entfernung tötet man nur mit Distanzwaffen. Selbst ein Speer tötet nicht auf Entfernung (was man z.B. anhand der Sauspieße, die zur Vermeidung des garnicht so seltenen Falls, daß ein angestochener Eber trotz des steckenden Speers bis hin zum Träger einlaufen kann und ihm mit den Hauern die Beinschlagadern aufreißen kann, mit Querteilen versehen wurden).
Nahkampf ist zunächst einmal NAH. Die "Entfernungen" im Nahkampf sind alles Nahkampf-Distanzen, von denen jede geeignet ist direkten Körperkontakt mittels einer Waffe und/oder waffenlos herzustellen.
und ich selbst würde sowohl zum "meucheln" als auch für die offene auseinandersetzung eine Axt bevorzugen... (habe das nie verstanden, warum man sich nicht anschleichen und dann mit der Axt ins Genick hauen kann in Midgard, mit nem Dolch macht man auch nix anderes?)
Daß so etwas geht konnte man vor fast 10 Jahren in der lokalen Tagespresse lesen, wo ein Arschloch, nachdem er einen verbalen Streit mit einem Gast in einer Kneipe hatte, rausging, heimfuhr, sein Camping-Beilchen holte, zurückfuhr und kommentarlos in die Kneipe ging und es dem vorherigen Streitgegner in den Hinterkopf schlug. Da war nicht einmal viel Heimlichkeit im Spiele, sondern das Opfer saß einfach an der Theke und der Mörder kam von hinten zur Kneipentür rein und schlug gleich zu. Keiner der Gäste hatte da noch reagieren können.
Ein weiterer Vorteil des Messers und generell von Stichwaffen, der aber gerne übersehen wird, ist die erhöhte Tödlichkeit.
Welche Art von Tödlichkeit meinst Du?
Mit einem Messer kann man innere Verletzungen erzeugen, die auch mit der heutigen, hochentwickelten Medizin kaum noch zu behandeln sind. Mit altertümlichen Behandlungsmethoden waren viele solcher Messerverletzungen, wenn schon nicht sofort, so dann eben nach einiger Zeit tödlich (Bauchstiche z.B., die den Darm perforierten).
Aber, wie man anhand der Interviewaussagen von befragten Polizisten im Video "Surviving Edged Weapons" entnehmen kann, ist ein Messerstich, der eine Lungenhälfte kollabieren ließ, der nächste, der eine Niere komplett zerstörte und ein Schnitt, der die Hand des Polizisten bis auch wenige Sehnen abtrennte, noch NICHT KAMPFUNFÄHIG MACHEND!
Die SOFORTWirkung von Stichverletzungen wird oft überschätzt.
Daher ist ja der militärische Messereinsatz auch so eine heikele Sache, da es dort nicht ausreicht einen Gegner so zu verletzen, daß er nicht mehr behandelbar an der Verletzung sterben wird, sondern man MUSS ihn SCHNELL TÖDLICH verletzen, damit er nicht mehr Alarm geben kann. - Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Glücklicherweise sind Menschen nicht solches "Fallobst" wie einen das solche Rollenspiele wie Cthulhu mit seiner enormen Zerbrechlichkeit der Charaktere gerne weismachen wollen.
Jemanden, dem man in einem Kampf den Arm abhackt, muß deshalb nicht unbedingt kampfunfähig sein.
Das Adrenalin hält ihn noch lange genug fit, damit er noch mehr als genug Schaden anrichten kann.
Und das gilt nicht für Stichverletzungen?
Ganz im Gegenteil.
Hiebfechten hat sich im militärischen Bereich nicht aus "Tradition" gehalten, sondern aus Gründen der EFFEKTIVITÄT.
Ein Hieb, der aller Wahrscheinlichkeit nach NICHT PERFEKT ausgeführt wird, wenn es sich um einen echten Kampf und nicht um Film oder Fernsehen handelt, hat auch eine stumpfe Schlagkomponente in seiner Wirkung. Diese ist es, die einen nach einem Treffer z.B. mit einem Säbel gegen den Schädel erst einmal benommen macht (wie wenn man mit einem Knüppel eins übergezogen bekommen hat). Und dann ist auch eine Schnittkomponente (zumindest beim Schwert oder Säbel - eben bei Hiebfechtwaffen) enthalten.
Die Schnittkomponente nimmt dem Gegner durch das nicht durch Adrenalin "wegzudiskutierende" Zerteilen von Muskeln, die der Gegner braucht um Waffen zu schwingen, um zu Laufen, etc, die Kampfkraft.
Hiebfechten beseitigt die Kampfkraft, hinterläßt aber meist Wunden, die mit auch altertümlichen Methoden noch gut behandelbar und überlebbar waren.
Das im zivilen, bürgerlichen(!) Duellumfeld verbreitetere Stichfechten hinterläßt meist schwere innere Verletzungen, denen der Gegner auch erst nach Tagen nach dem Duell erlegen wird. Das kann auch bei Hiebverletzungen passieren, vor allem, wenn sie an schlecht behandelbaren Stellen entstanden, so daß sich Wunden entzünden und Gliedmaßen amputiert werden müssen.
Aber Stichfechten, bzw. Stichverletzungen überhaupt (zu denen übrigens auch die Pfeil-Verletzungen zählen, was sie von den eher stumpf-reißenden-quetschenden Verletzungen durch Feuerwaffen unterscheidet), sind nicht das, was man "mannstoppend" nennen würde.
Daher trainiert ein Messerkämpfer auch mit der Wucht eines Boxers zuzustechen, um neben der demnächst tödlichen inneren Verletzung auch den SOFORTIGEN Effekt des Schocks durch einen stumpfen Schlag zu erzielen.
Und es hilft natürlich gute Ziellokationskenntnisse sich anzueignen. Die Körperteile, wo man mit stumpfen Waffen gute Wirkung erzeugen kann, sind für Stichwaffen oder für Schnittwaffen nicht die besten - und umgekehrt.
Manche Rollenspielsysteme unterscheiden nach Art des Schadens (Stich-, Schlag-, Schnitt-Verletzung, um mal bei den Nahkampfwaffen zu bleiben). Das sollte sich dann auch in der Behandelbarkeit und den Langzeiteffekten unterscheiden, wenn man diese Details in seinem Regelsystem schon aufnehmen will.
Gebrochene Knochen richten, zerschnittene Muskeln wieder irgendwie zusammennähen, das ist altbewährte Behandlungsmethodik. Aber die inneren Verletzungen eines Stichs, die meist nicht sofort tödlich sind (siehe der "Lungenfuchser" bei Romeo und Julia, der noch für ein paar letzte Worte reichte - oder zum verzweifelten Weiterkämpfen gereicht hätte, auch wenn er für den getroffenen Fechter bewußtermaßen nicht überlebbar war), waren stets schwierig zu behandeln.
Wenn man sich anschaut, wie leicht und - vor allem - wie VOLLSTÄNDIG die Charaktere in Rollenspielen immer wieder genesen, so sollte einen das, so man denn Realismus-Anhänger ist, sehr wundern.
Realiter kann man solche Verletzungen zwar überleben, aber abhängig von der Schwere behält man permanente Gesundheitsbeeinträchtigungen. So ein Tae-Kwon-Do-Trainer, der ein Übungsmesser(!) in die Bauchspeicheldrüse bekommen hat, und der seitdem auf Insulinpräparate angewiesen ist.
Oder in den weniger gefährlichen Fällen: meine Frau mit einer Narbe am Auge. Mein Kumpel mit einem Säbelschnitt auch über das Auge. Ich mit einem Schwertschnitt am Oberarm. Ein Tae-Kwon-Do-Kumpel, dem ein Anfänger das linke Knie DURCHgetreten hat. Das sind alles "Andenken", die man NIE wieder loswird.
Für ein heroisches Spiel erwarte ich mir natürlich, daß in der nächsten Folge der tollen Heldenserie die Hauptakteure alle wieder fit und gutaussehend sind.
Aber wenn wir schon von Messern reden, dann kommen solche Fälle wie 16 lange OPs, um das durch EINEN Schnitt mit einem kleinen Messer zerstörte Gesicht eines Polizisten wiederherzustellen, auf.
Was heißt also Gefährlichkeit eines Messerkämpfers?
Sofortige Tödlichkeit in einer Kampfszene im Rollenspiel?
Spätere Tödlichkeit außerhalb von Kampfszenen, nach tagelangem oder wochenlangem Siechtum, Amputationen, Fieber etc.?
Entstellungen, Verstümmelungen?
Permanente körperliche Schäden und Ausfallserscheinungen?
Messer sind VERDAMMT gefährlich.
Je nach Rollenspiel, eigentlich sogar meist, wenn nicht gar IMMER, will ich Messer weit weniger gefährlich haben, als sie es tatsächlich sind.