AW: Maskerade vs. Requiem
Warum ich Maskerade (nicht mehr) mag, warum es immer schwer war es zu mögen und warum ich jetzt aber bei Requiem auch nicht glücklich werde(n kann)
von Smokey Crow
1. Hate the Players
Ich habe mit Maskerade angefangen. Es war praktisch das erste Rollenspiel mit dem ich in Berührung gekommen war, abgesehen von Erzählungen über DSA die mich aber nie genug angesprochen hätten als das ich mir das angeschaut hätte.
Mein erster Kontakt mit Maskerade war während meiner Bundeswehrzeit, Herbst 2002 in der AGA und der anschließenden weiteren Ausbildung. Unser SL, auch bekannt als 'Funker Untot', hatte mir das GRW geliehen und ich war fasziniert. In Ordnung, die Clanszeichnungen fand ich schon damals Scheiße, aber hey, man kann nicht alles haben.
Die ganze Idee eine verfluchte Seele zu sein, nach Vergebung und Hoffnung zu suchen passte sehr gut, zumal in der AGA.
Was wir bekamen waren 4 Stunden gescheitertes, gerailroadetes Shadowrun das sich als Vampire tarnte bevor unser SL erkannte das er als solcher nichts taugte und NIE wieder mit uns spielte.
Mir hätte damals schon auffallen sollen, dass Vampire ein System ist das an seinen Spieler scheitert und Probleme durch eigenes Verschulden multipliziert.
Ich war keine 2 Monate aus der Bundeswehr raus als ich auch schon meine zweite Vampirerunde auftat. Sehr Goth, sehr dark und leider hatte keiner das Konzept von Menschlichkeit verstanden. Viel mehr Probleme machten die ungenauen Diszi-Beschreibungen. Wie sollte man ein cooler Camarilla-Vampir auf dem Kriegspfad gegen den Sabbat sein und sich dabei durch die Horden von menschlichen Minions häuten, quälen und knüppeln wenn die Diszi-Beschreibungen so ungenau sind?
In der Gruppe blieb ich so lange bis sich die Gruppe auflöste oder der neue SL mich einfach nicht mehr anrief (ich weiß nicht welches von beidem).
Auf die weiteren 7 Gruppen über 6 Jahre möchte ich mich gar nicht weiter auslassen, abgesehen davon, dass sie alle kaum 'guten' Standard erreichten und mich nur immer mehr in dem Glauben bestärkten, dass scheinbar niemand Vampire so verstand und auffasste wie ich und es sich wohl tatsächlich um 'Undead Superheroes with fangs' dreht. Das hat sich in den letzten 1 oder 2 Jahren, nicht zuletzt durch dieses Forum gelegt, aber immer noch gilt, nicht zuletzt wegen dem was ich hier, durch 'Idioten beim SPielen' und andere Aussagen aufschnappe, dass Vampire ein 'Hate the Players'-System bleibt.
2. Hate the Game
Und als ob es nicht reichen würde, dass Vampire die Art Spieler anzieht die ihren Charakter als Masturbations-Hilfe benutzen, hat es noch ganz eigene Probleme.
Es gibt einige Dinge die vollkommen kaputt sind (Tugenden, Willenskraftregeneration durch Wesen und Verhalten, Der Clan Malkavianer, um einige zu nennen), einige die dringend der Reperatur bedürfen (Thaumaturgie, Diszi-Beschreibungen, Assamiten, Ravnos u.ä., die Blutlinien-Problematik, die Sabbat-Camarilla-Thematik, zumindest auf einer strategischen Dimension, die vampirische Gesellschaft, die Häufigkeit von Vampiren bei gleichzeitiger Omnipräsenz von allem was irgendwie Geschichte darstellt, Kampfregeln, etc.) und eine Menge Sachen die die meisten Leute einfach nicht beachten (Clansschwächen, Menschlichkeits- und Pfadregeln, Vorausstezungen für Diszis, Auswirkungen des Blutsbands, Auswirkungen des 'Untot sein', etc.).
Der Grund warum Vampire immer wieder ein Munchkin-Reservat war und geworden ist, ist eben nicht zuletzt in solchen unglaublichen Fehlern wie Thaumaturgie u.ä. zu suchen und der teilweise vollkommen unsinnigen Balancierung (Thaumaturgie und Flammen werfen kosten BP und wird billiger gesteigert als Schimären was schwächer und wesentlich teurer, zumal wenn man die Seltenheit von WK berücksichtigt), usw. usf.
Das die Kampfregeln eine mittlere Grausamkeit sind, weiß jeder der Mal eine halbe Stunde versucht hat einen Gegner zu töten und immer mit der 'stumpfen' Seiten seines Schwertes, die keinen Schaden macht, getroffen hat.
Als nächstes kommt die innere Unlogik des System.
Beispiel:
Deutschland hat 80 Mio Einwohner, bei einem Schlüssel von 100000 Menschen für einen Vampir bedeutet das 800 Vampire (und das wenn wir von der gesamt Bevölkerung ausgehen. Gehen wir nach Urbanisierungsquote sind es nur ca. 600, berücksichtigen wir nur Ballungsräume mit mehr als 200000 Einwohner, d.h. 4 Vampiren in einer Stadt, dann reduziert sich das noch weiter, ich schätze 400 oder weniger) . In meinem alten Studiwohnheim haben mehr Leute gelebt. Und dennoch scheint allein eine Stadt wie Berlin oder Frankfurt gut und gerne je 10 bis 20 % zu beherbergen. Diese beiden Städte beherbergen dann zusammen mehr als 25% der Vampire und da sind das Ruhrgebiet, Hamburg, München, Stuttgart, Mainz-Wiesbaden, etc.
Und in diesen Städten hätte man tatsächlich genug Leute dass die Zahl zwischen Indianern und Häuptlingen einigermaßen angemessen ist. Wenn man dass allerdings tatsächlich gleichmäßig verteilt gibt es kaum eine funktionierenden Domänen in Deutschland, weil es eben kein Fußvolk gibt.
Dann die strategische Unmöglichkeit das der Sabbat Nordamerika immer noch nicht komplett von der Camarilla befreit hat (Ein Angreifer der seine Ressourcen an Brennpunkten bündeln kann, schlägt jederzeit einen Verteidiger der eben das nicht tun kann), usw.
3. I cant move on
Man mag sich jetzt nach diesem Rant fragen, warum ich dann bei Requiem nicht endlich mein Glück gefunden habe?!
Die ganze Welt ist endlich düster und gemein wie sie sein sollte, alle Konzepte sind sehr nah an meinen Idelavorstellungen, die Diszis sind ordentlich ausgeführt, usw.
Die Antwort ist, dass Vampire für mich durch sind. Ich habe einen großen Teil meiner bisherigen Rollenspielvergangenheit damit verbracht zu versuchen Vampire so zu spielen wie ich wollte. Ich hab keine Lust mehr. Ich will jetzt was anderes. Dabei ziehe ich immer noch die nWoD an jedem Tag der Woche der oWoD vor, aber Requiem brauche ich nicht. Nicht wenn großartigere, frischere Spiele wie Hunter, Changeling und Promothean habe.
Ich kann verstehe wenn Leute ihre Maskerade behalten wollen, aber ich halte sie trotzdem für obsessiv liebende die es nicht ertragen ihren Blick über den Tellerrand zu heben, weil sie dann sehen würden, dass ihre wahre Liebe nicht mit ihrer jüngeren, schöneren Konkurrentin mithalten kann.