Crowdfunding Kickstarter Smalltalk

Menschen mit regelmäßigem Einkommen, die nicht in der Rollenspielbranche arbeiten.
 
Naa das führt jetzt vielleicht zuweit, das genauer auszuwalzen. Was ich damit ausdrücken will ist, dass es für mich ein gewisses Unverständnis gibt.
Im Endeffekt bezahlt man in diesem Beispiel eine Demo für Investoren. Da hat man persönlich erstmal(!) nichts von. Also gehts direkt (!) nur um das was man als Dankeschön bekommt.
Hier kriegt man einen Tag um Studio, ein gemeinsames Essen oder eine Rollenspiel Runde. Da das Büro, das Restaurant und die Runde an sich kaum soviel Geld wert sind, geht es hier also eine Art Promikultur (nicht WAS sondern mit WEM).
Und dafür habe ich gerade im RPG Bereich seeehr wenig Verständnis.

Die langfristige Belohnung mit der Chance auf ein schönes MMO ist natürlich was anderes. Das kann ich verstehen. Allerdings... *seufz* mir ist das einen Schritt zuweit entfernt.
 
Jetzt gibt es sogar schon Kickstarter-Humor (gefunden auf XKCD)
kickstarter.png


Außerdem gab es auf der Kickstarter-Seite eine Sicherheitslücke, über die noch nicht gestartete Projekte eingesehen werden konnten. Backer-Daten waren angeblich nicht betroffen.
Quelle
 
Zum Thema Crowdfunding: Einfach mal den folgenden Artikel (und seine Quelle) lesen!

Hier die für mich wichtigsten Abschnitte...

Examiner schrieb:
The real secret to success seems to be the average goal amount. Successful projects averaged to $3483.78, while unsuccessful projects averaged to $5700.66, a 64% difference. In contrast to the goals, the total raised per project averaged $8251.31, while unsuccessful projects raised $1058.88, a 679% difference in performance. "Beginning with a modest lower goal and having a compelling project can reap great success. On average a successful project raised 230% more than the initial goal," said Carr.
Carr sees a positive trend in the crowdfunding model for the role-playing game industry:
"This is an exciting time in the RPG hobby. The barrier to entry as a publisher of RPG material has drastically fallen. If one is modest in your ambitions it might even have fallen all the way to zero, assuming one has the skills to assemble a product in a compelling manner.
While RPG crowdfunding has been occurring for several years now, during this last year the number of offerings has accelerated and likely will continue to climb in the years to come, perhaps to the point where it will become the dominate format for publishing. Already mainstream RPG publishers, such as White Wolf and Adamant Entertainment have created successful projects. The opportunities to reduce financial risk will allow for more risks to be taken and allow designs to emerge that go beyond what the conventional market expects."

Nick Carr äußert folgenden Schlußgedanken in seiner Untersuchung:

Nick Carr schrieb:
It is hoped that these three reports, along with the raw data, will be helpful to anyone considering using crowdfunding to fund and market their RPG projects. Our society is undergoing many systemic changes right now and crowdfunding is among the more radical changes. Rather than the traditional established institutions as the gatekeepers to the marketplace, we are now entering a period where the marketplace itself is the gatekeeper. Some might bemoan a glut of inferior material on the horizon, however the world is different from even a decade ago. The marketplace over time will ensure that weak ideas do not get published, meanwhile rewarding creativity and provocative ideas. Enjoy!
 
Mag mir mal jemand dieses Kickstarter Dingens erklären? Ich blick das iwie nicht...

Man gibt einem "coolem Projekt" Geld, damit das realisiert werden kann und bekommt dafür?
Das Produkt für Umsonst/-dem was man schon bezahlt hat (Mit Zinsen?)?

Vielleicht irgendwelche Gimmicks?

Oder wie genau funktioniert das?
 
Leute stellen ihr Projekt vor und erfragen fuer das Projekt Spenden / Unterstuetzungsgelder damit es umgesetzt wird.
Wenn ein bestimmter Betrag innerhalb eines bestimmten Zeitraum zugesagt wurde, wird abgebucht und die Macher setzen sich an die Umsetzung des Projekts.
Als Spender / Unterstuetzer erhaelt man dann den Reward den man sich aussuchte.
Das man den Reward erhaelt, da muss man den Machern Vertrauen.
 
Und diese Rewards sind was? Diese Pokerkarten oder Spielrunden mit dem Designer oder solche Sachen?
Die die Warbonds damals bei Iron Sky?

Und sonst ist das Geld halt weg?

Okay, klingt so als hätte Zornhau recht was Kickstarter angeht...
Da werfen ernsthaft Leute Geld für raus? Ok, ich muss es nicht verstehen...

Danke für die Aufklärung :)
 
Und diese Rewards sind was? Diese Pokerkarten oder Spielrunden mit dem Designer oder solche Sachen?
Richtig. Das was bei dem Projekt in der grauen Spalte auf der rechten Seite steht.
Normalerweise gibt es bei Buch-Projekten auf den niedrigen Award/Reward Stufen das PDF respektive das Buch.

Und sonst ist das Geld halt weg?
Wenn das Projekt fehlschlaegt wird kein Geld abgebucht.
Es gibt bisher kein System dafuer was passiert wenn der Hersteller die Awards/Rewards nicht rausrueckt.
Wobei ich geneigt waere in dem Fall zu meiner Bank zu gehen und anzufragen ob es, aufgrund eines Betrugsfalls, moeglich waere die Ueberweisung rueckgaengig zu machen.

Ein Grund dort mit zu machen, neben der Unterstuetzung, kann sein das es die einzige Moeglichkeit ist an ein bestimmtes Produkt heranzukommen.
[Es wurde im Fall des Deluxe-Companion als Vorbestellungssystem benutzt]
Ein anderer Grund dort mit zu machen waere das Produkt guenstiger und ggf. frueher als zum Ladenpreis zu erstehen.
[Was bei Shadowrun Return eine Moeglichkeit war]
Ein weiterer Grund koennte (einmaliges) Merchandise sein.
 
Tatsächlich ist eine meist recht niedrige Rewardstufe das Produkt selbst wie Teylen schon schreibt.
Insoweit ist es in "Vorbestellsystem". Zumindest irgendwie.

Stells dir mal so vor:
Dein Lieblingsmusiker organisiert ein Konzert über Kickstarter.
Das Konzert ist in DEINER Stadt und der Typ wird danach nie wieder in der Gegend auftreten.
Es findet nur statt wenn 10000 Euro = 100 Tickets verkauft werden.
Du liebst den Kerl!!
Wenn du statt 100 Euro für ein Ticket halt 150 ausgibst kriegst du einen Backstage Pass.
Wenn du 200 ausgibst außerdem noch ein T-Shirt mit persönlicher Widmung.
Wenn du 500 blechst gibts noch ein Meet und Greet.
Selbst wenn du dir "nur" das Ticket holst (und viele werden sich direkt höhere Rewards holen) merkst du recht kurz vor Ende, dass leider nur 99900 Euro zusammengekommen sind.
Es wird also kein Konzert geben.
Außer natürlich du bezahlst 200. Du brauchst aber kein zweites Ticket, der Backstage Pass alleine reicht nicht.
Also entscheidest du dich für ein T-Shirt mit persönlicher Widmung. Hat ja auch Sammler Wert.
Willkommen in der Kickstarter Maschinerie!
 
Das Problem ist, daß man beim Kickstarter wirklich NIE weiß, 0b man das Produkt erhalten wird, und erst recht nicht, ob das Produkt überhaupt dem entspricht, was angekündigt wurde.

Eine echte, rechtlich bindende, belastbare GARANTIE für die LIEFERUNG der Produkte, die man durch seine "Spende" eben gerade NICHT GEKAUFT, sondern für die man nur "gespendet" hat, gibt es nicht.

Es sind ja auch keine echten Produkte als Gegenstand einer Bestellung - so etwas wäre z.B. bei einer echten Vorbestellung, einer Pre-Order auf Denglisch, der Fall.

Es sind "Belohnungen", sozusagen "Geschenke" für "Spenden", die je nach "Spendenkategorie" unterschiedlich aussehen, unterschiedlichen Umfang haben, aus unterschiedlichen Einzelposten, manchmal Dienstleistungen, manchmal echten physischen Produkten, bestehen.

Anders als bei einer Produktentwicklung, die sauber durchkalkuliert ist und bei der man die Entwicklung selbst schon GELEISTET hat, ist bei einem Kickstarterprojekt NUR DAS MARKETING bisher geleistet worden. Es wurden nur "Teaser", nur Werbemittel erstellt. Es fließt seitens des Kickstarterprojektteams nur Aufwand ins Marketing. Es gibt KEIN Produkt, nicht einmal ein Produktentwicklungs-Team!

Das ist es z.B., woran sich die Kritik bei Kickstarterprojekten im Umfeld der Computerspiele besonders stößt. Da existiert KEIN Entwicklungsteam und es existiert nicht einmal eine Demo, sondern es wird ein Kickstarter FÜR DIE DEMO aufgezogen! Das ist natürlich vollkommen UNSERIÖS!

Hier werden den "Spendern" eben nicht wirklich nutzbare, spielbare, verwendbare Produkte "nicht-verkauft", sondern die Spender dürfen erst einmal die VORFINANZIERUNG der WERBEMITTEL für RICHTIGE FINANZIERUNGSVORSTÖSSE bei Banken und anderen, ECHTEN Geldgebern machen, die dann den tatsächlichen Umfang von Computerspieleentwicklungen wirklich stemmen können und sollen.

Hier wird die Spendenbereitschaft als MARKETING-MITTEL zum Beleg des KUNDEN-INTERESSES an der Erstellung eines noch nicht existenten Produktes genutzt. Mit der Anzahl der "Backer" und dem Grad an ÜBERfinanzierung des ursprünglichen Zielbudgets geht dann das Unternehmen an RICHTIGE Finanzierungsgeber heran und versucht diese dazu zu bewegen ihr RICHTIGES Geld für das bisher reine Seifenblasenvorhaben locker zu machen.

Wenn man sich solche Kickstarterprojekte anschaut, dann ist das einfach LUG UND TRUG an den Spendern. Sie werden als nicht nur billige, sondern als BLÖDE leichte Hilfstruppe zur Ansprache der eigentlichen Finanzierungsgeber MISSBRAUCHT.

Ist das die Idee von Kickstarter?

Vielleicht nicht.

Aber all das, was MÖGLICH ist, das WIRD auch gemacht werden! - Wie überall.

Bedeutet, daß naive Fans, denen ihr Geld viel zu locker sitzt, nun erst einmal die ERSTELLUNG DER WERBEMITTEL vorfinanzieren dürfen, bevor überhaupt auch nur ansatzweise mit der Entwicklung des eigentlichen Produktes, an dem die Fans ihr eigentliches Interesse haben, begonnen werden kann.

Siehe dazu: http://unsubject.wordpress.com/2012/05/14/path-finding-and-kick-starting/
 
Zornhau findet (wie üblich) starke Worte. Ich halte diese für falsch.

An der Idee, Geld für etwas zu geben, das man liebt und das man gerne realisiert sehen möchte, ist kein LUG, kein BETRUG und auch nichts UNSERIÖS.

Mäzene gibt es in der Kunst schon so lange wie es Kunst gibt. Fassen wir den Begriff "Kunst" einfach ein bisschen weiter. Kickstarter ist für Kreative.

Es ist kein Kaufvertrag den man eingeht, keine Vorbestellung und auch kein Investment, bei dem man am kommerziellen Erfolg profitieren würden (was schade ist, aber gesetzlich nicht so einfach umgesetzt werden kann in den USA, wenn ich das richtig verstanden habe). Man gibt, weil man liebt. Und der, dem man gibt, verspricht, sich zu revanchieren. Neben dem Geld gibt man insbesondere auch Anerkennung und eine moralische Unterstützung, was noch mehr wert sein kann, weil es die Leute durch die unvermeidliche Sinnkrise -- mache ich hier eigentlich etwas, das die Welt haben will -- bringt.

Geld zum Erstellen einer Demo einzusammeln, also einen Investor zu finden, der hilft etwas zu produzieren, damit man damit weitere Investoren findet, ist gang und gebe im Bereich der Startups und Risikokapital-Investoren in den USA.

Der Venture Capitalist Y-Combinator hat sich z.B. darauf spezialisiert vielversprechende Ideen, mit einem geringen Betrag (ca. $20.000) zu finanzieren und gleichzeitig die Neugründer zu beraten und mit "richtigen" Investoren zusammenzubringen. Ziel ist, in 3 Monaten eine Demo oder einen Prototyp zu entwickeln, mit dem man in eine Series-A-Runde gehen kann, in es typischerweise um $100.000 bis $10.000.000 geht. Die manchen das natürlich aber nicht ausschließlich aus Spaß an der Freude, sondern sie bekommen 7% des hoffentlich erfolgreichen Unternehmens überschrieben.

Und es ist auch gang und gebe, dass die üblichen ersten Investoren in eine Idee die "FFF" sind -- Friends, Family & Fools. Wobei letztes verstanden werden sollte, als die, die verrückt genug sind, an eine Idee zu glauben. Nicht, dass es wie Zornhau impliziert, Idioten sind. Der Investor, der rational rechnet und auch die Leute, die etwas machen wollen, nicht wirklich kennt, wird deutlich konservativer sein und weniger bereit, Geld zu geben, als die FFF.

Kickstarter spricht die FFFs an.

Die Vorstellung, man darf nur eine Finanzierung bei jemandem suchen, der ein reines finanzielles Interesse hat und sich möglicherweise für die Idee selbst gar nicht begeistern kann -- traditionelle Banken wohlmöglich -- finde ich befremdlich. Auch die Vorstellung, man sollte doch möglichst schnell liefern können und eigentlich schon fast fertig sein, halte ich für unrealistisch. Dann braucht man auch kein Geld.

Es läuft auf startnext.de ja gerade der Versuch, etwa 3200€ einzusammeln, um eine nette Metallbox mit gekürzten (?) Fate-Regeln, Charakterbögen, Fate-Chips und einem Stift zu produzieren. 100 moralische Unterstützer haben sich schnell gefunden und 64 Leute haben inzwischen auch 2500€ gespendet. Die Konzeptzeichnungen sehen vielversprechend aus und die Idee finde ich auch gut. Ich weiß nur noch nicht, ob ich ein Fan der Fate-Regeln werden kann.

Ich will niemandem zu nahe treten, aber wenn ich viele Abende, Wochenenden, vielleicht sogar Arbeitstage in ein Produkt gesteckt habe, dann übersteigt das doch die gewünschten 2700€ netto (wenn ich mich nicht täusche, muss auch eine Freiberuflerin von Einnahmen die Umsatzsteuer abziehen und eigentlich auch noch als Gewinn versteuern), insbesondere wenn ich dafür 200 Boxen und einen Sack voll Fate-Chips, Würfel und Stifte bezahlen kann, die ziemlich wahrscheinlich wenigstens zum Einkaufspreis wieder verkaufen könnte -- ggf. muss man in einen Stand auf einer Messe investieren, wenn man keinen Vertriebspartner findet.

Will sagen, paradoxerweise hätte ich das Projekt unterstützenswerter gefunden, wenn die geforderte Summe höher gewesen wäre und auch die Arbeitsleistung mit Berücksichtigung gefunden hätte.

Stefan
 
Also die Pointe in XKCD verstehe ich irgendwie nicht. Oder soll das nicht witzig sein?

Zornhau schrieb:
Mit der Anzahl der "Backer" und dem Grad an ÜBERfinanzierung des ursprünglichen Zielbudgets geht dann das Unternehmen an RICHTIGE Finanzierungsgeber heran und versucht diese dazu zu bewegen ihr RICHTIGES Geld für das bisher reine Seifenblasenvorhaben locker zu machen.
Das ergibt tatsächlich (erschreckenderweise) Sinn.
Das setze ich noch unter meine Vorbehalte.

@Lieblingsmusikervergleich:
Das ist eine Möglichkeit.
Die andere möglichkeit ist: Irgendein Typ, den du nicht kennst und der noch nie ein Instrument in der Hand hatte fragt, ob du ihm seinen ersten Hardrock-Gig finanzierst. Es könnte aber auch passieren, dass er lieber rapt, das erfährst du aber erst im Laufe der Planung (das Geld ist dann weg, wenn der Gig wirklich stattfindet, egal welche Mucke gespielt wird).

wer noch an andere als Jupelpersermeinungen interessiert ist, kann sich dies mal durchlesen.
Kickstarter als Kundenmelkmaschine für Großfinanzierer:
Seite 1 kann man sich sparen
http://www.krawall.de/web/special/id,61933/page,2/
Einige dieser Lügen stammen von Leuten, die es besser wissen müssen. Selbst wenn sie wirklich vorhaben, diese Projekte umzusetzen, sie verhalten sich gegenüber den Laien, die ihre Projekte finanzieren schlicht genau so unredlich, wie sie es bei einem Publisher tun würden. Der Plan ist es, die Leute zum investieren zu bringen, dann am Ende nicht das versprochene Ergebnis abzuliefern, aber genug vorzeigen zu können um ihren Appetit weiter anzuregen. Dann gibt e seine neue Finanzierungsrunde, um das Spiel fertigzustellen und wenn der Rauch sich verzogen hat, stehen wir mit einem Budget da, dass doppelt so hoch war wie ursprünglich angekündigt – wenn nicht sogar noch höher.

krawallbrand_Star_Command_Kickstarter_Fail.png


Die Rechtschreibfehler kann man geflissentlich übersehen, ist nur eine Amateurübersetzung dieses Designerblogeintrags.
http://odiousrepeater.wordpress.com/2012/04/20/dragged-kickstarting-and-screaming/

Es geht einfach darum, dass man sich vielleicht erstmal mit der Materie auskennen sollte, BEVOR man Geld in unsichere, unbekannte Projekte investiert.
 
Exkurs zu XKCD - da gibt es keine einfach zu erklärende Pointe. Es spielt darauf an, daß sich die Projekte immer mehr professionalisieren und das von den Backern auch befördert wird und damit echte "Garagenprojekte" es immer schwieriger haben, Aufmerksamkeit zu erregen. Außerdem spielt es darauf an, daß Projekte z.T. mit recht unkonkreten Plänen versuchen Geld zu sammeln. Außerdem parodiert es den Einfluß, den der Backer sich durch seine Unterstützung erkauft (im Tooltip auf XKCD.com).
XKCD-Comics haben oft keine einfach zu erfassende Pointe, sondern sind eher eine Anregung zum Nachdenken.
Explain XKCD ist eine nette Website, in der zu jedem Comic kurz der Hintergrund erklärt wird (ganz hilfreich bei Referenzen auf Dinge, die einem nicht so geläufig sind) und hat zu jedem Comic eine Diskussion, wie andere das Thema interpretieren.

Es stimmt schon, daß man Kickstarter-Projekte mit gesundem Menschenverstand und Mißtrauen betrachten muß. Man geht ein gewisses finanzielles Risiko ein, dafür daß man so etwas in der Art wie eine Preorder tätigt oder an einem (Karten-)Vorverkauf teilnimmt.
Wer eine unbekannte Garagenband unterstützt, ohne vorher irgend eine Art von Demo o.ä. gehört zu haben, sollte sich schon des Risikos bewußt sein, daß das spätere Ergebnis nicht gefällt. Wem das nicht im Ansatz klar ist, hat es auch verdient, Lehrgeld zu zahlen.
Auf der anderen Seite kommt es ständig vor, daß etablierte Bands sich musikalisch neu orientieren und einem das neue Album nicht gefällt. Das ist halt Kunst und damit muß man leben. Entweder man ist bereit, das Risiko einzugehen und bekommt ein Werk billiger als später im Handel oder eine Sonderedition etc. und trägt halt das Risiko, daß es nicht gefällt, oder man wartet ab, ob es gefällt und verzichtet damit auf den Preisnachlass oder die Sonderedition.

Ich glaube nicht, daß es bei Kickstarter-Projekten häufiger Probleme gibt als bei "klassischen" Projekten. Bei Kickstarter sind über die Menge an Backern einfach mehr Leute betroffen. Dadurch erfährt sowas dann auch mehr Aufmerksamkeit. Bei "klassischen" Projekten muß dann schon so etwas wie Duke Nuke 'em Forever passieren. Da gibt es ja auch den berühmten Preorder-Bon von 2001 (hier, oder besser lesbar hier).
 
danke für die Erklärung. vielleicht wird bei mir das XKCD Bild auch nicht ganz angezeigt, jedenfalls kann ich den Text im Comicstrip nicht vollständig sehen.
Der Text, auf den sich explainXKCD bezieht, kann ich jedenfalls im Strip nicht lesen.
der tooptip ist natürlich witzig, den habe ich gesehen.

Das Kickstarter noch MEHR Probleme macht glaube ich auch nicht. Nur Andere und Neue.

cryn schrieb:
Wem das nicht im Ansatz klar ist, hat es auch verdient, Lehrgeld zu zahlen.
Ja, das ist auch genau das, was im blogartikel als Quintessenz steht.
 
Das Bild sieht schon original so aus, als sei es abgeschnitten. Welchen Text kannst Du nicht lesen/findest Du nicht wieder?

Kickstarter-Probleme: Daß die Probleme von Kickstarter-Projekten so viel anders sind als die von "klassischen" Projekten kann ich mir nicht vorstellen. Die Probleme, die mir so spontan einfallen, können alle Projekte betreffen:
- Startfinanzierung kommt nicht zusammen: Kickstarter-Projekt wird erst gar nicht gestartet. Bei klassischen Projekten erfährt man meist nicht, das da was geplant war und es in der Schublade bleibt.
- Projektplan war unrealistisch (Zeitplan zu knapp, Finanzbedarf unterschätzt, falsches Personal für den Job, etc.): Das passiert überall und ständig (wenigstens bei IT-Projekten). Man hört aber meistens nichts davon, wenn es nicht gerade irgendwelche Prestige-Projekte sind, die mal wieder gegen die Wand gesetzt werden (Toll Collect, Elektronische Gesundheitskarte, Hochschulzulassungssystem, ...). Meistens hat keiner der Beteiligten ein Interesse daran, so etwas groß an die Glocke zu hängen und es wird irgendwie geregelt (neue Termine, mehr Geld, Projekt einstellen). IdR. sehen da beide Seiten (Auftraggeber und -nehmer) nicht gut aus, denn "Zum Lügen gehören immer Zwei: Einer der lügt und einer der es glaubt." (Homer Simpson).
Bei Kickstarter geht es nicht mehr so einfach, weil da viel mehr Leute dran beteiligt sind. Da das Projekt sowieso schon in einer gewissen Öffentlichkeit steht, ist auch das Scheitern öffentlich. Die Backer haben es hier aber schwieriger, während des Projektes sinnvoll steuernd einzugreifen - es ist einfach eine zu große Menge.
- Schadensersatz: Ich bin kein Jurist. Ich kenne auch keine belastbaren Zahlen, was solche Fälle angeht. Von den Fällen, von denen ich gehört habe, war es so, daß der Projekt-Umsetzende (also die Firma, die irgendwas liefern sollte) irgend etwas ausgehandelt hat wie: Wir zahlen keine Vertragsstrafe, dafür bekommt ihr beim nächsten Auftrag einen ordentlichen Preisnachlass. Wenn sich die Firma aber total verkalkuliert hat und insolvent geht, macht es soweit ich das verstehe nur einen rechtlichen Unterschied, ob man nun Gläubiger (weil Vorbesteller) ist oder Kickstarter-Backer (und damit eher Spender). Erstens sind die Forderungen eher klein im Vergleich zu den sonstigen Forderungen, die da auf die insolvente Firma zukommen und zweitens steht man da in der Liste idR. so weit hinten, daß nach Liquidation sowieso kein Geld mehr da ist, um die Vorbesteller zu entschädigen. Da kommt zuerst der Staat und kassiert seine Steruerschulden usw. ein - danach ist idR. nicht mehr viel über, was verteilt werden kann.

Allegemein finde ich es nur recht verwunderlich, daß es die große Neuheit sein soll, daß man beim investieren von Geld aufpassen muß, nicht übervorteilt zu werden. Es ist doch erst ein paar Jahre her, daß Leute mit "totsicheren Investments" in Lehman Brothers Zertifikate oder unrealistisch hohen Zinsversprechen bei Icesave Konten ihr Geld verloren haben. Spätestens solche Ereignisse sollten doch die Massen wieder dafür sensibilisiert haben, etwas genauer hinzusehen und nicht alles zu glauben.
 
Allegemein finde ich es nur recht verwunderlich, daß es die große Neuheit sein soll, daß man beim investieren von Geld aufpassen muß, nicht übervorteilt zu werden. Es ist doch erst ein paar Jahre her, daß Leute mit "totsicheren Investments" in Lehman Brothers Zertifikate oder unrealistisch hohen Zinsversprechen bei Icesave Konten ihr Geld verloren haben. Spätestens solche Ereignisse sollten doch die Massen wieder dafür sensibilisiert haben, etwas genauer hinzusehen und nicht alles zu glauben.

Man denke außerdem an die T-Aktienpleite nach der Jahrtausendwende und all die IT-Blasen, die da geplatzt sind.

Oder gerade aktuell an die Fundraiser for Veterans in den Staaten, wo dubiose Fundraising-Firmen mit professionellen Charities Verträge eingehen, wo Geldzuwendungen nur zur eigenen Wertsteigerung oder Umverteilung an andere Projekte genutzt werden, und die eigentlich geplanten Nutznießer, hier die amerikanischen Veteranen, nichts oder total unnötiges Zeug erhalten. In diesem Falle etwa 11.000 Kartons mit M&Ms und Taschen für Werbezwecke. Um überhaupt was sinnvolles zu bekommen, wurden die dann auf Flohmärkten weitervertickt.

Bei Investments in jeglicher Form sollte man immer die Augen aufhalten...
 
Das Problem ist, daß man beim Kickstarter wirklich NIE weiß, 0b man das Produkt erhalten wird, und erst recht nicht, ob das Produkt überhaupt dem entspricht, was angekündigt wurde.

Eine echte, rechtlich bindende, belastbare GARANTIE für die LIEFERUNG der Produkte, die man durch seine "Spende" eben gerade NICHT GEKAUFT, sondern für die man nur "gespendet" hat, gibt es nicht.

ZETER MOTZ MECKER
Ist doch alles ne Frage des Ausgangspunktes:

Ja, Kickstarter ist ein blöder Onlineshop.

Genauso wie der FC Bayern richtig mies im Elefantenpolo ist - die Idioten begreifen einfach nicht, dass man dafür Elefanten braucht. SO EIN MIST!!!

Oh, falscher Sport?
Hmmm...

Naja, vielleicht soll Kickstarter auch garkein Onlineshop sein. Vielleicht geht es garnicht darum, dass ich da ein Produkt bestelle. Vielleicht geht es garnicht primär um Haftung und Sicherheit.

Es geht halt einfach darum, dass jemand ein kretives Projekt umsetzen will, aber das Risiko scheut. Und dann kommen eben die Geldgeber und sagen:
Wir finden dich cool, wir vertrauen dir. Risiko? Scheiß drauf - das Risiko tragen wir. Jeder mit seinen 100 €. Und wenns dann doch Mist wird, dann haben wir halt Pech gehabt. Gib du einfach dein bestes!

Kickstarter ist halt einfach kein Onlineshop sondern eine Investitionsplattform und sollte man auch als solche nutzen und bewerten.
Ich kauf ja auch keine Aktien und beschwer mich danach darüber, dass das Unternehmen scheiße ist.

Solang da niemand bewusst betrügt, muss ich mir einfach des Risikos bewusst sein, dass das Projekt eben auch schlecht werden kann.
 
Herrje, jetzt bin ich schon mit Iolet einer Meinung. Dass es mal so weit kommen würde...

Ich habe bisher gute Erfahrungen gemacht und denke, dass die "Szene" sich selber regulieren wird - sobald jemand ein Projekt in Bausch und Bogen vergeigt hat, wird sich das blitzschnell rundsprechen und er kann ein zweiter Projekt vergessen.

Dass diese Entwicklung mir nicht so recht schmeckt, steht auf einem anderen Blatt, denn es könnte der Tod des "rechtschaffenen Verlages" sein, wenn man die ganze Nummer mal weiterdenkt.
 
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