Du missverstehst mich: Meine Aussage ist, dass Kickstarter kein Vorbestellservice (so interpretiere ich deine Aussage "der Autor ist mir egal, ich will einfach ein Buch"), sondern eine Plattform, um kreative Projekte möglich zu machen sein will. Das kann auch die Aufführung eines Theaterstücks sein, die immateriell ist. Kickstarter und Amazon bekommen übrigens jeder nur 5%, nicht 10%.
Und wie ich schon schrieb, implizit der Begriff einer Investition für mich (und die
Wikipedia), das Erzielen von Geldgewinnen.
Ich wollte auch mit keiner Zeile abstreiten, dass ein Autor mehr als die Druckkosten für sein Buch bekommen soll, aber Fakt ist, das Drucken eines Buches ist billig (und billiger als ich bis eben gedacht hätte) und es wäre ein leichtes gewesen, diese Druckkosten durch den Verkauf von PDFs vorzufinanzieren, auch ohne Kickstarter zu bemühen. Da du ja einfach nur ein Buch haben wolltest, hätte das auch ohne Kickstarter ganz aus eigener Kraft geklappt.
Für Preston war das einfach eine unwiderstehliche Möglichkeit, Werbung zu machen und viel mehr Gewinn einzufahren, als er durch den reinen Verkauf der Bücher möglich wäre, vermute ich mal. Aber das ist einfach eine Beobachtung und nichts, was ich ihm neide.
Tatsächlich muss es ja, damit überhaupt Geld eingesammelt werden kann, der Produktionspreis für das Give-Away deutlich unter dem für den Unterstützer wahrgenommenen Wert liegen, ansonsten klappt das System ja nicht. Wer würde sonst für $10 Aufpreis zwei sechsseitige Würfel kaufen? Laut Webseite von Chessex kosten 100 Würfel, wo man eine Grafik statt der 6 anzeigt, $60 plus Versand. Das dieser Wert für den Unterstützer aber höher ausfällt, funktioniert IMHO nur, wenn man nicht einfach nur ein Vorbesteller sein will, sondern Teil von irgendetwas Besonderem. Und hier widersprichst du dir, so wie ich das verstanden habe.
Ganz unabhängig davon empfinde ich $30 als zu viel für das Spiel, unabhängig davon, ob es ein PDF oder gedrucktes Buch ist.
Ich mache noch einmal ein anderes Beispiel, um die aggressiven Bedürfnisse einzudämmen: Angenommen, ich wäre ein kreativer Autor und hätte ein Rollenspiel umgearbeitet und an ein cooles Setting adaptiert und möchte damit jetzt mein Geld verdienen. Weiter angenommen, ich bin schon so weit in Vorleistung gegangen, dass ich das Buch als PDF erstellt habe und auch mit der Qualität ganz zufrieden bin. Angenommen, mein verbleibendes Problem ist noch, das Buch drucken zu lassen und unter die Leute zu werfen. Da ich davon überzeugt bin, dass mein Rollenspiel einschlagen wird, will ich 2000 Bücher drucken lassen.
Dafür brauche ich nun 5000€, die ich entweder vom Konto nehmen kann oder mir von der Bank leihen kann oder aber eben über eine Crowdfunding-Plattform einsammeln kann. Das ist natürlich bequemer, weil ich so nicht das finanzielle Risiko trage und auch keine Zinsen bei der Bank zahlen muss.
Aber 5000€ ist IMHO nicht viel. Das Risiko ist überschaubar, selbst wenn ich mir das Geld bei der Bank leihe (sagen wir auf 2 Jahre mit 5%, also 500€ extra). Verkaufe ich das Buch später für 20€, also 18,69€ netto, kann ich schon mal von 37380€ träumen
OK, davon gehen noch Versandkosten ab und natürlich auch noch Steuern aber auch wenn ich das einfach mal halbiere, stehen hier 18690€ gegen 5000€ (oder 5500€ wenn ich Zinsen zahlen muss) Investition. Die 13690€ Differenz sind mein wohlverdienter Lohn für alle vorherigen Investitionen (die leider geringer ausfallen, wenn ich das Buch nur für 40% des Kaufpreises in den Großhandel gebe).
Ich kann mir einen Investor suchen. Dieser hat das Risiko, dass seine 5000€ weg sind, wenn das Buch sich wider erwarten als Flop erweist. Die Bank will ja für die 5000€ eine Sicherheit, vielleicht mein Auto, mein Eigenheim oder eine Lebensversicherung. Die sieht das also ganz entspannt. Der Investor sagt, dass er mir das Geld für 2 Jahre gibt, dafür aber 10% meiner Gewinne haben will, also 1869€ nach obiger Rechnung. Das lohnt sich für ihn, weil das ein ordentlicher Zinssatz ist, der hoffentlich auch das Risiko für ihn trägt. Für mich lohnt sich das nur dann, wenn ich der Bank zu nichts verpflichtet sein will, denn für mich wäre das ja 1369€ teurer (stimmt nicht ganz, weil diese Zinsen für mich Kosten sind und daher meinen zu versteuernden Gewinn reduzieren, aber das wird mir zu kompliziert, um das ganz zu verstehen).
Oder ich kann mein Buch schon mal als PDF verkaufen, sagen wir für 20€. Da ich Apple-Fan bin, mache ich's exklusiv über den iBookstore. Da wir in Deutschland 7% Umsatzsteuer auf Büchern haben und Apple 30% vom Nettobetrag will, bekomme ich 13€ pro Buch. Nach knapp 200 Verkäufen könnte ich die ersten 1000 Bücher drucken lassen. Verdient habe ich dann natürlich noch nix.
Anders müsste man's nur machen, wenn man das Geld dafür will, dass man sich erst einmal hinsetzt, und das Buch schreibt - was völlig legitim wäre, aber das Risiko für die Unterstützer birgt, dass einem nix gutes einfällt und damit auch nix gutes herauskommt. Das erklärte Ziel bei tremulus (im Gegensatz zu Monte Cook z.B.) war aber dies gerade nicht und daher dieses viel zu lange Beispiel, mit dem ich mich jetzt viel zu lange von dem abgelenkt habe, was ich eigentlich machen wollte.
Stefan