Die Idee dahinter finde ich sehr gut.
Man muss nur bedenken, dass wir nicht die ersten sind, die sie haben.
Da wäre zum einen das World Peace Game.
Das hat sicherlich ein etwas anderes Konzept, aber es ist auch nicht so weit entfernt. Ein komplexes ernsthaftes Spiel in dem jeder Spieler einen Staat auf dem politischen Parkett der Welt spielt und man die Probleme des Planeten versucht zu lösen (oder eben nicht, wenn man den invididual Sieg vor dem kollektivsieg vorzieht).
http://www.ted.com/talks/john_hunter_on_the_world_peace_game.html
Das Spiel hat schon recht großen Wirbel gemacht und scheint sehr gut anzukommen. Positiv finde ich, dass Kinder als Zielgruppe hier nicht für dumm gehalten werden, sondern ein sehr komplexes vielschichtiges Spiel erklärt bekommen, mit langfristigen Konsequenzen und sehr vielen Handlungsalternativen.
Der große Unterschied ist eben, dass man hier nicht eine Demokratie aufbaut oder nutzt sondern dass es um Staatenbünde geht.
Und dann wäre da noch:
http://www.ms.dk/sw178451.asp
Das ist GENAU diese Idee. Ein Brettspiel, das so einfach ist, dass jeder mit einem Drucker oder jeder mit einem Stift und einer Vorlage das "schnell" selbst herstellen kann. Allerdings so ehrlich müsste man sein: Es handelt sich hierbei "nur" um ein sehr einfaches simples Spiel, wenn ich dem Foto oben glauben kann. Es sieht für mich so aus wie ein demokratisch aufbereitetes
Leiterspiel.
Das wiederum halte ich für falsch. Es ist zu einfach, das Spiel verliert seinen Spielcharakter und ist nur noch ein Vehikel um Wissen zu vermitteln. Das Spiel in sich selbst sollte aber Spaß machen um die Leute anzuregen sich damit zu beschäftigen. Sonst wäre es wirksamer und klüger ein bunt aufbereites Faltblatt mit Stichpunkten rauszubringen wo das Wissen dieses Spiels drin steht. Dann wissen die Leute genauso gut, mit genauso viel Spaß genauso schnell Bescheid.
Das heißt reden wir weiter.
Wer ist unsere Zielgruppe:
Laut Skar Personen in nicht demokratischen Ländern.
"Nicht demokratische Länder" ist jedoch ein sehr weites Feld. Die meisten Leute denken dann Nordkorea und ein paar afrikanische Länder und damit ist dann Sense.
Ich denke allerdings nicht, dass wir in dritte Welt Ländern und Tyrannenstaaten wie Nordkorea eine Chance haben so ein Spiel anzubringen. Vor allem nicht elektronisch.
Wir gehen also von Staaten aus, die wirtschaftlich und technisch schon weit genug sind um so etwas Nutzen zu können. Egal ob wir jetzt von einem Browserspiel reden oder von einem Brettspiel (oder beidem).
Was ist also unsere Zielgruppe?
Schauen wir mal im Bertelsmann Tranformationsindex nach. Der vereinigt genau die Daten, die wir brauchen: Status und Wandel im Staatssystem und in der Ökonomie. Die Betonung liegt hier vor allem auf dem Änderungsprozess aber der Status quo ist ja durchaus auch ablesbar.
http://www.bti-project.de/index/status-index/
Ich mache mal einfach eine sehr einfache Filterung:
Ich sortiere nach dem wirtschaftlichen Ranking mit den starken weit oben. Ich sehe mir also Länder an in denen sich gerade eine starke positive Wirtschaftliche Veränderung vollzieht (Achtung das ist nicht dasselbe wie Länder mit einem starken Markt!). Also Länder in denen sich gerade viel bewegt. Die schon eine Chance haben, oder bald eine Chance haben auf so ein Spieleangebot zurückzugreifen, aber die noch nicht durch die Informationsüberreizung des Westens so etwas einfach ignorieren.
Dann suche ich mir aus der Liste die Länder heraus die politisch auffällig schwach gewertet wurden.
Was kommt heraus:
Singapur
Katar
Bahrain
arabische Emirate
Malaysia
Kuweit
Ein Großteil dieser Länder kommt aus Vorderasien bzw. auch der Nahen Osten genannt.
Das klingt auch realistisch. In diesen Ländern gab es gerade in den letzten Jahren oft Demokratiebewegungen von denen manche mehr manche weniger erfolgreich waren.
Dem klassischen Verständnis und auch dem Bildungsauftrag den Skar impliziert folgend würde ich mich also vor allem auf Kinder und Jugendliche in Vorderasien konzentrieren und ein versuchen ein intelligentes, multikausales Spiel zu erschaffen, dass nicht von oben herab sagt "so wirds gemacht" sondern den Prozess aus mehreren Richtungen mit Vor- und Nachteilen betrachtet. Ein Spiel das einen demokratischen Staat durchaus als lohnenswertes Endziel betrachtet, aber durchaus Varianten davon unterscheiden kann und den Weg dahin nicht übertrieben leicht, sondern komplex und mit Widerständen behaftet erklärt.
Das Spiel sollte um die richtige Botschaft zu haben, durchaus in Maßen kooperativ sein und doch gleichzeitig die Siegbedingungen (vielleicht über die verschiedenen Demokratievarianten?) so aufstellen, dass immer nur 2-3 Mitspieler gewinnen können während die anderen nur Teilsiege haben. Das spiegelt die Realität eher wieder und bereitet auf einen echten Demokratisierungsprozess vor.
Gleichzeitig sollte das Spiel nicht übertrieben leicht sein, also können durchaus ALLE gegen das Spiel verlieren, wenn man gar nicht zusammen arbeitet.
Soweit meine Gedanken dazu.
Ich denke eines unserer schärfsten Probleme ist aber ein anderes. Nicht demokratische Länder sprechen nicht deutsch und in blöde Scherze mal außen vor gelassen auch nicht englisch.
Gerade im Nahen Osten haben wir mit der arabischen Sprache zwar durchaus eine lingua franka, aber kann das einer von uns überhaupt sprechen geschweige den schreiben? Da bräuchten wir also Hilfe.
Wenn ich hier und da schon (vor allem mit dem Transformationsindex) zu theoretisch geworden bin tut mir das leid. Das ist nur einfach sehr nahe an meinem Studium und da fällt es schwer die ganzen blöden Fremdwörter wegzulassen.