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Meinst du mich?Shadom schrieb:Hälst du es denn für möglich, dass wir über Demokratie informieren, ohne sie dabei irgendwie postivier darszustellen als die meisten autokratischen Systeme?
Ich denke schon.
Wenn wir uns den Punkten nähern wollen, wie man demokratische Elemente im nahen Osten illustriert, müssen wir uns die Basis, auf die wir dort treffen sehr genau anschauen. Wie gesagt bin ich in deren Kultur nicht gerade heimisch und kann da erstmal nur meine Sichtweise schildern.
Ich denke, dass Familie, Stamm/Volksgruppe und Religion die größten "äußeren" Identitätsstifter des Einzelnen sind. Aufgrund der starken Begrenztheit von materiellen Gütern können wir uns nicht nach Motiven richten, wie sie die Maslowsche Bedürfnispyramide staffelt.
Die Selbstverwirklichung würde ich aber trotzdem an die Spitze stellen wollen, da ich glaube, dass bei so ziemlich allen Kulturen (außer buddhistischer vielleicht) das eigene Individuum im Zentrum der Identität steht. Vielleicht ist diese dort sogar besonders stark ausgeprägt, eben weil die materiellen Anknüpfungspunkte fehlen.
Ebenso würde es sich demnach mit den sozialen Bindungen im o.g. Rahmen verhalten. Also die Bindungen zu Familie, Stamm/Volksgruppe und Religion sind sehr wertig und ausgeprägt.
Soweit der (mein) Blick von außen. Wichtig ist aber die Selbstwahrnehmung, das Selbstbild des Individuums, da er dieses in das Spiel einbringen würde und da er darüber die Informationen zu den demokratischen Elementen filtert.
Hier haben wir bisher folgende gesammelt:
- Freie Wahlen
- Mehrheit + Opposition
- Bürgerrechte/Menschenrechte
- Pressefreiheit
- Meinungsfreiheit
- Minderheitenschutz
- Machtverteilung/Pluralismus
- Zugang zu/Verteilung von Gütern + Bildung
- kein gesellschaftlicher Stillstand
- Gewaltlosigkeit
Aus den oben genannten kulturellen Identitätsstiftern sind aber vor allem Religion und Volksgruppe zwei Faktoren mit starker Brisanz.
Auf dem Weg zu den Elementen der Demokratie werden diese eine Hürde darstellen.
Man muss diese Punkte daher thematisieren, aber eben andere Sichtweisen darstellen, die diese Probleme nicht unter den Orientteppich kehren. Also z.B. Konflikte und Differenzen als gegeben akzeptieren, aber eine andere Sichtweise und Lösungsansätze aufzeigen. Also hier beispielsweise Dialog statt Gewalt (was vor allem Bildung bedarf).
Mag jemand hier weiterdenken? Oder seht ihr es ganz anders?