AW: Andere Charaktere kritisieren...
IMO ein klassischer Fall von westlicher Überkompensation beim Ausspielen japanischer Ehre.
Was immer noch einem laschen, Doktrinen aus Prinzip ignorierenden Verhalten vorzuziehen ist.
...gehst Du auch von einem völlig falschen Begriff von ehrenhaftem Verhalten bezüglich der japanischen Kultur aus. Hier nur zwei Beispiele aus dem Hagakure:
Danke, brauchst du nicht zitieren, das Buch kenne ich selbst. Und ja, ich gehe vom idealisierten Bild des Bushidos aus, weil genau das es ist, was die Charaktere zu beginn verinnerlicht bekommen haben. Tsunetomo Yamamoto hatte das Hagakure nicht während seiner Ausbildung geschrieben, sondern nach langen Jahren als Samurai im Dienste seines Fürsten, war damit also deutlich älter als 14 oder 15 Jahre alt (was in etwa dem Alter eines frisch erstellten Charakters entspricht, der sein Gempukku erst vor kurzem bestanden hat). Er besaß Lebenserfahrung, die ihm die Unterschiede zwischen dem idealisiertem, glorifiziertem Ehrenkodex und der Realität aufzeigten. Etwas, was einem unerfahrenen Charakter fehlt (vermutlich heißt es auch deshalb "unerfahren"?).
Es geht nicht darum, was Charaktere im Verlaufe ihres Entwicklungsprozesses einmal lernen können, wenn entsprechende Schlüsselerlebnisse einen Wandel in ihren Ansichten ausgelöst haben, sondern um das, was ein Charakter, der bisher nichts anderes erlebt hat als die Gehirnwäschenartige indoktrination mit glorifiziert-idealistischem Gedankengut, zu Spielbeginn (also bei der Charaktererschaffung) kann.
Der Grundgedanke der Kampagne (die übrigens schon einige Zeit sehr gut läuft) ist eben genau die: idealistische Charaktere durchleben eine Kampagne, in der ihr Weltbild ordentlich durchgeschüttelt wird (erster Höhepunkt war der Scorpion-Clan Coup). So etwas geht nunmal nur, wenn die Spieler dementsprechende Charaktere erstellen. Ein Charakter, der sich bereits vor Spielbeginn der Doppelmoral dieser Gesellschaft bewusst ist (wie z.B. Ninja, Scorpione, Ronin...) würde einfach nicht passen.