AW: [2.6.06] erster Eindruck
Enio hörte Cat wortlos zu und nickte hin und wieder. Das mit Ashton schien ja doch ein größeres Problem zu sein aber auch wiederum nichts völlig unbekanntes. Enio war im Laufe der Jahre mehr als einem Vampir begegnet, der nicht der war für den er sich ausgegeben hatte. In den meisten Fällen schrie das fömlich nach einer Sabbat-Intrige aber leider waren die Dinge nicht immer so offensichtlich als sie zu sein schienen.
Als die Sheriff dann von Urlaub sprach, lachte Enio und verzog gleichzeitig sein Gesicht. Ja... Urlaub müßte man machen können. Nicht nur Urlaub von irgendeiner Tätigkeit sondern Urlaub vom Vampirdasein. Leider hatte sich keine IG-Blut für sie stark gemacht und niemand hatte ihnen mit dem Kuß einen Vertrag vorgelegt in dem der reguläre Erholungsurlaub festgesetzt war. Scheiße... hätte sich dieser dämliche Kain auch wirklich besser verkaufen können. Der Brujah sah sich in den Worten von Cat nur wieder bestärkt darin sich nicht in die inneren Angelegenheiten einer Stadt zu sehr einzumischen beziehungsweise einbinden zu lassen. Die Tätigkeit als Sheriff brachte nunmal einige Aufgaben mit sich, die mit Sicherheit nicht alle angenehm waren. Die Argumente für so einen Status müßten für Enio schon besonders überzeugend sein bevor er sich jemals als Sheriff irgendwo verpflichten würde. Aber wer konnte schon wissen wie die Gangrel an diesen Posten gekommen war. Nichtsdestotrotz empfand Enio die Arbeit von Cat auch als wichtig. Bereits die wenigen Bruchstücke, die er heute Abend mitbekommen hatte, liesen den Italiener vermuten, daß die Umstände wie Timo zu ihnen gestoßen waren, komplizierter waren als man vielleicht auf den ersten Blick annehmen mochte. In einer Stadt von der Größe Finstertals würde warscheinlich sehr schnell das Chaos ausbrechen, wenn es nicht Leute wie Cat oder auch den Seneschall geben würde. Bei diesen Gedanken kam in Enio immer der camarillatreue, pflichtbewußte Vampir heraus, den man in Enio eigentlich nicht vermuten würde. Wieder einmal überrascht über seine eigenen Gedankengänge sah Enio aber eine Möglichkeit wie er vielleicht Cat ein klein wenig motivieren konnte.
"Ich verstehe, daß dich das nervt. Ich hätte auf einen Babysitterjob auch keinen Bock und dauernd dem Mist hinterherzulaufen, den andere verpatzt haben ist mit Sicherheit das nevigste überhaupt. Ich bilde mir immer ein, daß in der neuen Zeit alles etwas komplizierter geworden ist. Früher wäre das vielleicht gar kein so großes Problem gewesen. Es gab halt gewisse Regeln und wenn irgendwo ein Küken auftaucht, daß keinen Erzeuger hat oder irgendein Vampir wild seine Sprösslinge in der Gegend verteilt, hat man meist kurzen Prozess gemacht und nicht lange rumgefackelt. Aber neuerdings ist alles komplizierter geworden... politischer... diplomatischer. Wer weiß... vielleicht fangen wir bald an mit dem Sabbat zu verhandeln anstatt ihnen die Köpfe runterzuschlagen." Ein verächtliches Schnauben folgte den Worten des Turiners. Aber Enio war anscheinend noch nicht fertig. Es war von ihrer ersten Begegnung mal abgesehen die erste Möglichkeit die sie hatten miteinander zu reden und Enio bemühte sich eingermaßen redseelig zu bleiben. "Auserdem wäre ich an deiner Stelle etwas weniger Selbstkritisch. Manchmal ist es einfach notwendig ein wenig rumzujammern. Du hast hier einen wichtigen Job und jeder der so etwas schon mal gemacht hat, weiß wie nervtötend das sein kann. Wenn dieser Stadt keine Struktur mehr verliehen wird und den jungen Vampiren keiner mehr auf die Finger klopft, bricht das Chaos aus und die Menschen würden früher über uns Bescheid wissen als wir uns es überhaupt vorstellen können. Deshalb bilde ich mir ein, daß du ab und zu das recht hast ein wenig zu jammern. Jeder der anderer Meinung ist soll selbst mal ein paar Jahre Sheriff einer Stadt spielen." Die Worte klangen aus dem Mund eines Brujahs vielleicht etwas ungewohnt aber Enio war nunmal mehr pragmatisch veranlagt als rebellisch und er wußte eine gesunde Struktur und geregelte Machtverhältnisse sehr zu schätzen.