[18.05.2008] Von Bildern, Geistern und Steinen

Kiera bemerkte den Blick, auch wenn sie sich gerade geistig noch mit der Verarbeitung dessen befasste, was sie eben gespürt hatte, das war einfach überwältigend gewesen, so überwältigend, dass es Leute gab, die es nie erfahren durften, ob wohl gerade eben auch der alte Prinz und Johardo merkten, was geschehen war? Hoffentlich nicht, denn sonst könnte es sein, dass es mehr als nur grossen Ärger gab.

"Die Wirkung des Bildes ist jedenfalls weg", sagte sie. "Wenn Ziege dadurch am Leben gehalten wurde, dann sollte das jetzt erledigt sein ...", sagte sie langsam und gedehnt.
"Können wir uns mal über diese Glocke unterhalten, Lurker?"

Sie würden noch sehr viel zu besprechen haben, da war noch mehr, das war klar, die Bibliothek war schon ein Wunderding, aber nicht mehr heute, da würde sie wohl auch gerne Ithamar an ihrer Seite haben, wenn sie sich darauf einließ.
 
Enio versuchte das was Luker von sich gegeben hatte irgendwie zu sortieren. Er scheiterte kläglich. Der Nosferatu war sicherlich nicht verrückt. Das zu glauben fiel Enio nicht nur schwer er weigerte sich einfach diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Dazu hatte er ihm schon viel zu viel Vertrauen – oder das was die Kainskinder dafür hielten – geschenkt und ihn zu oft als eine Art Vertrauten betrachtet. Wenn der Verborgene jetzt überschnappte wäre das einfach zu surreal. Enios Realitätstunnel lies diese Möglichkeit einfach nicht zu.


Aber es gelang ihm auch nicht ihm zu folgen oder sich sowas wie einen Reim drauf zu machen. Auserdem wollte Enio ums Verrecken nicht einleuchten warum man für etwas das kompliziert war einen Malkavianer benötigen könnte um es unkomplizierter oder verständicher zu machen. Das ging doch gar nicht!!


Wenigstens eines sprach Lurker aus das Enio verstand und darauf hatte er eine einfache Antwort. „Nein natürlich nicht! Wir können es uns sicher nicht leisten jetzt noch irgenwelche Zweifel offen zu lassen und wenn sie welche haben, dann muß mir das wohl reichen um weiter am Scheißebottich zu rühren. Auch wenn ich zugeben muß nicht wirklich zu verstehen was sie eigentlich sagen wollen. Für was zur Hölle brauchen sie ein Mondkind um etwas besser zu verstehen? Das hört sich für mich zunächst mal wie schlechter Scherz an.“


Enio sah zu Kiera. Ihr ging es wohl genauso wie ihm. Sie hatte wohl auch keinen blassen Dunst was der Nosferatu mit dieser Glocke gemeint haben könnte. Mußte es denn schon wieder mit Zacharii zu tun haben? Wann war dieser Spuk denn endlich vorbei? Enio hatte keine Lust mehr. „Wollterst du nicht ursprünglich einen Malkavianer mit hier her bringen? Jetzt wo das Bld vernichtet ist und nachdem wir die Hinweise darauf beseitig haben, sehe ich kein Problem mehr darin.“ Klar war das jetzt zu spät aber wenn man schon mal einen zur Hand hatte mußte man sich den wohl warm halten. Für was auch immer.
 
Jenny zertrat gerade genüsslich einen übrig gebliebenen Brocken Gargyl unter sich, als Lurker von der Glocke zu sprechen begann. Für die Caitiff stand völlig außer Zweifel, dass er recht hatte und sie damit noch immer ein Problem. Entschlossen trat sie neben den Vater und legte ihre Hand auf seine Schulter. Die Unsicherheit des Nosferatu war deutlich zu spüren, er konnte also etwas Beistand gebrauchen.

"Malkavianer gibt es genug in der Stadt! Fragen wir einfach einen von denen, was es mit der Glocke auf sich hat und gut ist. Das dämliche Kackbild haben wir zerstört und damit sind wir nen Riesenschritt weiter. Johardos Steinhündchen haben wir ebenfalls gekillt, auch das war wichtig und gut. Wenn das noch nicht alles war was erledigt werden muss, dann sei's eben drum. Ein Schritt mehr oder weniger, wen interessiert's? Keiner von uns ist auf einen ruhigen Abend mit Tee und Gebäck aus, also lasst uns das anpacken..."
 
Weder er, noch seine Bedenken würden also als spinnert oder Unsinn faselnder Depp beiseite geschoben werden. Sowohl Enio, als auch Kiera und seine Tochter trauten seiner Einschätzung offensichtlich genug, als das sie diese auch in der völlig verzerrten Form, in der er sie augenblicklich liefern konnte, akzeptierten. Ein deutliches Nicken zeigte, dass er sich wieder gesammelt hatte.

Ich glaube das diese Eingebung von Ignatzius Chezmoi stammt, wenn auch nicht in einer direkten Form. Wir benötigen schlicht deswegen jemanden vom Clan des Mondes weil wir nicht in der Lage sein werden alles aufzunehmen was nötig ist. Wenn sie so wollen, dann brauchen wir einen Dolmetscher. Es ist gar nicht nötig das wir am Ende alles verstehen was dabei herum kommt. Es muss nur reichen das jeder soviel versteht um seinen Teil zu erfüllen. Ich weiß nicht wie viel sie bislang mit diesem Clan zu tun hatten, meistens werden sie schließlich gemieden, aber glauben sie mir, wenn man ohne Hilfe versucht dem Verstand eines Malkavianers zu folgen, dann verirrt man sich.

Damit wandte sich Lurker in Richtung Ausgang, würde aber natürlich Enio den Vortritt lassen, der immerhin der Anführer dieses Haufen war. Irgendwie war der Brujah immer automatisch der Anführer, egal wo man sich einfand. Sie würden der Sache nachgehen und gerne wollte der Verborgene glauben das er sich selber einfach nur Unsinn eingebildet hatte und die Anderen im Recht waren. Leider war es bisher noch nie so einfach gewesen.
 
Tatsächlich sah Enio das wie Jenny. Tee und Gebäck wurde sowieso überbewertet solange sie nicht zu 100% aus Vitae bestanden und die Feierlaune wollte sich gerade eh noch nicht einstellen. Also konnte man sich genausogut weiterhin mit irgendeinem Mist beschäftigen, den warscheinlich keiner der Anwesenden jemals richtig verstehen würde und der einem bei genauerer Betrachtung und nur geringfügigem Verstädnis eventuell sogar das letzte bißchen Verstand rauben konnte, den man sich seither erhalten hatte.

Enio hörte Lurker zu und mußte sich sogar eingestehen den meisten Teil davon zu verstehen. Irgendwie erschreckend! Es war ähnlich wie mit dem Teufel… der wenn man sich mit ihm einlies sich nicht änderte, sondern der einen veränderte. Nur hieß der Teufel in diesem Fall Finstertal. Verständnis war nicht immer beruhigend. Manchmal machte es einem Angst oder zumindest ein flaues Gefühl in der untoten Magengegend. Und genauso sprach es der Brujah dann auch aus. „Ich befürchte ich verstehe was sie meinen.“ Enios sah wieder zu Kiera. „Wenn der Typ den du kennst irgendwie was taugt und uns hier tatsächlich helfen könnte, dann her damit. So lange er nicht zuviel Schwachsinn verzapft, den ich nicht verstehe und der mich auf die Palme bringt ist das okay für mich. Alternativvorschläge höre ich mir gern an.“

Enio setzte sich in Bewegung und ging dann tatsächlich vor Lurker nach Unten. Aber der Brujah nahm sich selbstverständlich die Zeit noch vorher die Reste des Bildes aus dem Rahmen zu nehmen und aus der Bibliothek zu entfernen. Er würde sicher nicht übrige Beweise liegen lassen und schon gar nicht eine Chance, daß jemand dieses Bild vielleicht doch noch irgendwie wieder zusammensetzen konnte. Die Reste mußten vernichtet werden.

Beim Verlassen des Obergeschosses sprach der Brujah nochmal alle an und gab seine letzten – hoffentlich unnötigen - Instruktionen zum besten. „Ich hoffe euch ist klar, daß niemand jemals erfahren darf was wir hier gemacht haben. Die ganzen verdammten Justikare der Camarills sind hinter diesesem dreimalverfluchten Bild hergewesen und wir haben es jetzt zerstört. Wenn ihr keine Lust habt den Rest eures verfluchten Unlebens auf Dauerblutjagd zu verbringen, dann behaltet die letzten Stunden einfach für euch.“ Der Tip war sicherlich nicht notwendig gewesen aber es bestand ja nunmal doch die Möglichkeit, das irgendjemand der Anwesenden noch nicht richtig verstanden hatte was sie heute Nacht genau gemacht hatten.
 
Der Duke versuchte sich zu beherrschen, aber es musste einfach raus, ansonsten wäre er geplatzt.

"Wasn ne Dauerblutjagd?"
 
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