Iain hatte sich bei Amandas Worten zurück gelehnt, eine Hand hoch ans Kinn genommen und sie sorgfältig beobachtet. Bei einigen ihren Worten hatte er tatsächlich sanft gelächelt.
Nein, ein Kind von Traurigkeit bist Du tatsächlich nicht, meine Liebe. Hinter Deiner viel zu britischen Fasssade brennt eine Persönlichkeit in einem Feuer der Leidenschaft, das not so very British ist. Die Liebesnächte bevor ich Dir den Kuss schenkte waren da Zeichen genug... genau so wie Deine Eiffersuchtsausbrüche gegenüber Mia...
"Du hast mich nicht blamiert, Amanda." Noch nicht! "Du hast nur einen anderen Stil, den Du Dir in dieser untoten Geselleschaft auch zu einem gewissen Grad erlauben kannst. Du bist gut und sorgfältig genug erzogen, um selbst zu wissen, wie weit Du gehen kannst." Und Grenzen waren ja noch nie so wirklich Dein Ding, Du tänzelst eher um sie herum, als sie einzuhalten... "Und zu einem gewissen Mass ist Dein Stil in unserer etwas verknöcherten Kainskindergesellschaft ja durchaus erfrischend." Du weißt, dass ich Dich dafür gleiwohl liebe wie hasse!
Iain lächelte wieder, als hinge er einem melancholischem Gedanken nach.
Dann wurde seine Miene wieder ernst, wenn auch noch lange nicht abweisend oder streng:
"Dein Schachzug, diesen Brujah unter Deine Kontrolle zu bringen, gefällt mir. Er ist eine... interessante Variable... in dieser Gesellschaft und bringt genau das richtige Maß an Chaos hinein, eckt an den Richtigen Personen an, um eventuell nützlich für uns zu sein. Abgesehen davon, dass er als Person selbst ganz famos zu sein scheint." Iain konnte seine eigene steife britische Erziehung und das dieser eigene Understatement ebenfalls nicht verleugnen.
"Er scheint Dir jedenfalls bereits sehr ergeben zu sein. Gut! Doch bedenke eines, mein Kind: Achte darauf, selbst die Distanz zu wahren! Solltest Du vorhaben, ihn näher an Dich zu binden, so weißt Du, dass der Einsatz von Disziplinen hierzu viel zu gefährlich ist und viel zu leicht rückfeuern könnte." Iains Stimme wurde leiser aber auch eindringlicher. "Die einzige wirksame Methode ist und bleibt ein Blutsband, aber damit musst Du vorsichtig sein! Du weißt, was ich Dich hierzu unterrichtete: Die Alten sehen es nicht gerne, wenn Junge damit herumexperimentieren, sie betrachten es als ihr persönliches Vorrecht. Wenn Du also diesen DUKE besser unter Deine Kontrolle zu bringen gedenkst, dann gehe nicht über das erste Band hinaus. Alles weitere ist gesellschaftlich viel zu auffällig. Die Hexer können so etwas nachweislich offenlegen und manche Ahnen verfügen über blutsmagische Artefakte, die Ihnen weitere Einsichten ermöglichen. Und lasse Dich selbst nicht auch unter ein Blutsband zwingen. Ein Ventrue, der nicht Herr über seine Sinne und seine Loyalität ist, ist nicht nur eine Gefahr für sich, sondern für seinen ganzen Clan. Nicht selten haben blaublütige Ahnen den Dormitor eines Ventrue schlichtweg aus Sicherheit erschlagen und seine Asche in alle Winde zerstreut. Manche der betroffenen Ventrue haben das sogar überlebt. Vergiss das nicht, mein Kind."
Wieder stieg dieses warme Gefühl in Iains kaltem Herz auf, eine Mischung aus väterlicher und romantischer Lieber für sein untotes Kind. Er verdrängte sie. Hier, in der Öffentlichkeit, würde er sich nicht erlauben, sich angreifbar zu machen. Das war etwas für die heimische Zuflucht, oder private Momente... und er musste sowieso daran arbeiten, sich nicht dadurch schwächen zu lassen. Trotzdem konnte das kurze Aufblitzen von Fürsorge in seinen stahlgrauen Augen Amanda nicht verborgen bleiben.
"Wenn es Komplikationen gibt, zögere nicht, mich ins Vertrauen zu ziehen. Älterem Blut als Deinem eigenen stehen noch weitere Möglichkeiten offen, die ich Dich noch nicht lehrte."