[12.05.2008] Die Party geht weiter

"Hmmm....." machte Gretchen. Sie kicherte wieder kurz und affektiert.
"Stiller See... wie weise..."
Klingt ja auch viel besser als 'Taube Nuss'!

"Ja... mein Erzeuger wollte mir das mit dem 'Reden ist Silber und Schweigen ist Gold' auch beibringen... Aber ich bin ein Mädchen! Ich mag DIAMANTEN!" Jetzt strahlte sie ihn ganz verzückt an, ihre Augen ein Sternenmeer, ein seeliges Lächlen auf den sorgfältig geschminkten Lippen. Geistesabwesend spielte sie mit ihrem Brillantring.
 
Jean schaute Gretchen etwas schief an. Endweder ist die wirklich so oder sie spielt ihre rolle gut.
„Mein Erzeuger....“ Jean brach ab. „Tut mir leid aber es gibt sachen die nun ja über die ich nicht mit jedem spreche ich hoffe Sie verstehen das.“
 
Ohooo... der werte Herr Erzeuger... jaha... das war damals noch was...

"Manchmal hüllt man seine Vergangeheit lieber in Schatten... vor anderen... oder vor sich selbst, um zu große Schrecken zu verbergen... "

Sie stierte kurz vor sich hin. Ihr düsterer Gesichtsausdruck wurde von einem dunklen Lächeln erhellt, als sich das Bild blutiger Stricknadeln vor ihr Auge drängte, die in den Nieren eines quietschenden Mannes steckten und mit seinem Herzschlag pulsierten. Ihr Zunge zuckte heraus, leckte über ihre Lippen. Die so nervöse Geste wollte nicht zu ihrem damenhaften Auftreten passen.

"Doch auch dazu eignet sich Finstertal. Die Vergangenheit hinter sich lassen und sich hier eine neue Existenz aufzubauen... " Sie legte den Kopf schief wie eine Eule, die eine sehr interressante Maus beobachtet. "Wie stellen Sie sich ihre Zukunft hier vor, Jean?"

Wenn Sie nur wüsste, wie sie ihren Heißhunger nach Pfefferkuchen stillen könnte...
 
"Aber, aber," amüsierte sich das Bild im Glas, "wir sind doch alle eiskalte Killer. Das liegt in unserer Natur. Oder könnten sie auf diesen Trumpf verzichten, Herr Yoshida ?" fragte Schmidt zweideutig. "Jemand wie sie befindet sich doch da in bester Gesellschaft. Vielleicht lernen sie noch das eine oder andere.
Und was soll so schwer daran sein, ein wenig Aufmerksamkeit bei den Archonten zu erregen. Ist ihnen die Kust der Subversion wirklich so fremd. Ich habe Leute ihren Blutes ganz erstaunliche Dinge in dieser Hinsicht tun sehen," bekam Adrian eine Anspielung zu hören, das dieser Schmidt noch mehr wußte. Adrian's Geist war keine Festung, sondern ein offenes Buch für diese Kreatur.
"Aber gut, wenn sie diesbezüglich nicht so talentiert sein sollten, dann lassen sie die Archonten eben allein mit den Tremere spielen. Ihnen entgehen allerdings Möglichkeiten auf großen Spaß und Nervenkitzel."
Dann hörte der kopf im Glas auf einmal auf zu grinsen und das sah furchterregend aus.
"Auf eine Kontaktaufnahme mit der Geissel muß ich allerdings bestehen, Herr Yoshida. Vielleicht nehmen sie einen Umweg."
Schmidt's Kopf guckte sich im Glas um Richtung Gretchen Worre.
"Über diesen bezaubernden kleinen Splitter da drüben könnten sie das tun. Gretchen Worre heißt sie und ist Kainitin von Malkav's Gnaden, wie die Geissel. Sagen sie ihr, das sie wüßten bald, wo das Pfefferkuchenhaus ist. Nicht morgen, weil da die Handwerker drin sind, aber vielleicht übermorgen. Fügen sie hinzu, das dies der Anpfiff sei und erste Halbzeit begonnen hätte. Wenn sie fragt, woher sie das wissen, antworten sie wahrheitsgemäß, ihr Drink hätte es ihnen gerade verraten.
Keine Sorge, die Kleine ist clever und wird wissen was zutun ist."
Dann kam glücklicherweise Schmidt's Grinsen wieder zurück.
"Was ihr Amulett angeht, bitte fühlen sie sich frei es nach Herzenslust zu erforschen und seine Kräfte zu nutzen. Mich allerdings interessieren sie nicht im Geringsten."
Damit begann das Abbild im Getränk zu verblassen, kam dann aber nochmal zurück.
"Ach ja, und Herr Yoshida, wenn sie das nächste Mal daran denken, was passiert, wenn sie irgendeinen anderen da draußen verärgern, dann denken sie doch bitte auch an micht."
Dann verschwand der Kopf wirklich und Adrian konnte aufhören mit der automatischen Zeitansage zu reden.
 
Amanda erging sich in Lächlern, Nickern und kurzen Bemerkungen, während sie einmal sogut wie garnichts sagte und zuhörte. Sie hielt sich am liebsten, besten und vor allem geduldigsten Duke der Welt fest, nippte an ihrem Getränk, ließ immer und immer mehr ihre Blutergüsse abheilen und merkte sich Namen, Clans und Bemerkungen.
Im Augenblick war es relativ leicht für sie, von den anderen für nicht allzu schlau gehalten zu werden. Was ja nicht schlecht war, wenn man ersteinmal unterschätzt wurde. Über Konkretes konnte hier sowieso nicht gesprochen werden, sowas geschah unter vier Augen.
 
Iain betrachtete Amandas Verhalten noch eine ganze Weile. Die verheilenden Blutergüsse waren seinem strengen Blick natürlich nicht verwehrt geblieben, ebensowenig wie der klammernde Griff, mit dem sie sich an den DUKE hielt. Dann schließlich entscheid er sich, eine Aussprache am besten gleich hinter sich zu bringen.

"Amanda, meine Liebe, wenn Du vielleicht ein paar Minuten für mich erübrigen könntest? DUKE, Sie entschuldigen uns sicherlich für einen Augenblick, ja?"
Iain winkte mit dem Kopf in Richtung eines freien Tisches der außer Hörweite der anderen stand. Dann bot er Amanda seinen Arm an um sich einzuhaken und von ihm dorthin geleitet zu werden, ganz wie in alten Zeiten.
 
„Nun es gibt nun mal bei jedem dunkle Schatten... und nicht immer sind sie es wert das man über sie redet.“ Jean würde über viel reden aber nicht über seine dunklen Schatten. „Ich bin nicht Wirklich jemand der weit in die Zukunft schaut. Wo zu auch?. Jean Beobachtete sein Gegenüber und wunderte sich nur Etwas über die Verrenkungen.
 
"Oh, ich finde es besser, in die Zukunft zu schauen als in der Vergangenheit verankert zu bleiben... aber unleben muss man so oder so in der Gegenwart, da haben Sie recht." Jetzt hatte sie wieder ihre Mädchenmaske auf, wie aus Zuckerguss, spitzte die Lippen und blickte den Fremden weiter neugierig an, direkt in seine Augen.

Da gab es noch so einiges, was er ihr nicht verraten hatte. Er hatte noch gar nicht seine Clanszugehörigkeit offenbart, das wäre zumindest höflich und anständig gewesen, nachdem sie selbst sich mit vollem Namen und Clan vorgestellt hatte. Aber jetzt danach zu fragen, wäre... nunja... nicht, dass Gretchen so viel Wert auf Etikette legte, aber ein kleines Warnlämpchen in ihrem wirren Hirn blinkte und warnte sie davor, es zu tun.

Sie seufzte ein klein wenig theatralisch. Überhaupt schien heute eine sehr theatralische Nacht zu sein. Der Pfefferkuchenmann hat schon so herrliches Drama veranstaltet und irgendwie fühlte sich Gretchen außen vor gelassen und trotzdem mitten auf dem Präsentierteller. Nicht, dass sie sagen konnte warum, aber ein achter oder neunter Sinn schlug diesbezüglich an.

"Aber es hilft ja, Freunde zu haben, in einer neuen Stadt."
Wieder dieser Mädchenblick, der Wimpernaufschlag, der kleine rote Kussmund, dessen reine Andeutung, sich in einen Schmollmund zu verwandeln schon größere Wirkung hatte als jeder Dackelblick.
"Willst Du mein Freund sein, Jean?"
 
Jean Blickte Tief in die Augen von Gretchen. „Freundchaft ist für mich Etwas wertvolles und da her will... nein das ist nicht das passende wort Muss ich dir vorher sagen das mir selbst meine Dunklen Schatten nichts bedeuten. Freundchaft ist für mich Wertvoller als alles andere auf diesser Erde und ich werde Jedem der meine Freundchaft Verrät meinen Ganzen Zorn spürn lassen. Da Rum solltest du es dir gut überlegen ob du das wirklich möchtest? “
 
"Aber sicher, Iain," erwiederte Amanda. Es hätte sowieso keine andere Antwort geben. Und weil die beiden nicht ins klo, sondern doch bloß an einen Tisch wollten, gab auch der Duke schließlich Amanda's Arm frei. Im Gegensatz zum großen Brujah konnte sich die Ventrue allerdings schon denken, was der verehrte Herr und Erzeuger von ihr wollte.
Für sie bedeutete das, das sie jetzt eine kluge Tochter sein mußte, wenn sie schon keine brave gewesen war.
Tja, dieses Finstertal war schon etwas anderes, als das verstaubte London. Etwas ganz anderes.
Dann folgte sie artig an den von Iain angedeuteten Tisch.
 
Gretchen hielt dem Blick Jeans stand, und plötzlich schienen es ihre Augen zu sein, die die seinen festhielten. Nicht, dass hier eine Disziplin am Werk war, vielmehr schien plötzlich die Kraft von Gretchens Persönlichkeit durch ihre Pupillen zu greifen und Jeans Willen abzutasten, zu testen - und sie schien zufrieden mit dem, was sie sah.

"Freundschaft ist wie ein Tischtennisball." sagte sie dann vollkommen selbstsicher und im Brustton der Überzeugung, dass ihr Gesprächspartner sie verstehen würde. Als sich dann jedoch das Schweigen eine Millisekunde zu lange hinzog fügte sie erklärend hinzu: "Eigentlich eine runde Sache, aber beide Spieler müssen aufpassen, dass sie sie nicht mit Füßen treten, sie knackt, Risse bekommt oder kaputt geht. Beide Seiten müssen sich ihr als würdig erweisen und sie hegen und pflegen wie eine kleine Zimmerpflanze."

Und trotzdem können Freundschaften auch Jahrhunderte ohne Kontakt durchdauern, ohne gegossen zu werden, wie ein Kaktus...

Mit Gretchens Haltung, Miene und Tonfall ging einmal mehr eine Änderung von Statten. Vom Schulmädchen wurde sie zur Direktoren: Nüchtern, korrekt, kühle Freundlichkeit.

"Du bist hier der Neuankömmling in der Stadt, Jean. Ich biete Dir meine zarte Hand in Freundschaft. Ich werde eine solche Freundschaft würdigen."

Und ich auch!
Ich auch!
Freundschaften müssen eingehalten werden!
Ich werde mich bemühen, sie einzuhalten...
Naja... aber man kann nicht auf alles Rücksicht nehmen!
Also ICH werde sie sicherlich einhalten!

Die Stimmen in Gretchens Kopf wirbelten nur so durcheinander und wieder war da dieses alles durchdringende Aroma von Pfefferkuchen... irgendwer trieb sich heute Nacht einen Scherz mit ihr, wenn sie den Ravnos in die Finger bekam, der ihr den Duftspender angehängt hatte, würde sie... !!

Sittsam richtete sich Gretchen, die sich Jean gegenüber verschwörerisch vorgebeucht hatte, wieder auf, strich ihr Kleid glatt, zupfte ihren Ausschnitt zurecht und strich sich eine platinblonde Locke hinter die Ohren.

"Ich weiß jedenfalls, worauf ich mich einlasse."
Wäre der Tonfall nicht so frenudlich gewesen, es hätte fast herablassend geklungen, so war es eben sehr höflich aber distanziert und förmlich gesprochen.
 
"Danke, meine Liebe."
An den DUKE gewandt: "Wir sind gleich zurück, Mr. DUKE. Vielen Dank."

Wie auch vorhin bei Keira zeigte Iain - unnötigerweise - Amanda gegenüber formvollendete Sitten, führte sie an den Tisch, rückte ihr den Stuhl zurecht und setzte sich dann ihr gegenüber. Einer der Bedienungen, die pflichtbewusst zum Tisch blickten winkte er höflich aber bestimmt ab. Er wollte sicher nicht gestört werden bei diesem Gespräch.

"Ich muss zwei Dinge mit Dir besprechen, Amanda, die leider nicht warten können.

Zum einen ist Dir sicherlich schon aufgefallen, dass ich in dieser Nacht einige Absprachen mit ausgewählten Kainskindern getroffen habe, die über normales Geschäftsgehabe hinaus gehen. Ich bin gerade dabei, mit Moishe zusammen hier ein Klüngel aufzubauen, um unseren Stand zu festigen. Die Pläne hierzu existieren schon länger, als meine Überlegungen, Dich nach Finstertal zu bitten. So gern ich dies gerne hätte, aber ich kann Dich leider nicht in dieses Klüngel bitte, zumindest nicht offiziell. Bereits mit zwei Ventrue ist die Dominanz unseres Clans schon sehr stark, zu dritt würden wir nur potentiellen Teilnehmern den falschen Eindruck vermitteln, dass wir sie dominieren wollen. Und das wollen wir tatsächlich in diesem Klüngel nicht. Wir suchen nach Synergieeffekten, um uns einen besseren Stand zu verschaffen und Gefallen bei anderen zu horten. Aber das Klüngel darf auch nicht zu groß oder zu mächtig werden. Aus diesem Grund zum Beispiel kann ich auch den DUKE nicht bitten, Teil des Klüngels zu sein. Manche könnten dies als Gefährdung missdeuten."

Iains Tonfall war zwar freundlich und fast schon entschuldigend, aber Amanda und er wussten beide, dass es sich hier um keine Entschuldigung handelte. Iain stellte nur einige Fakten, die zur Grundlage seiner Entscheidung gedient hatten, klar und teilte diese Amanda mit, damit sie über die Vorgänge und die Absichten ihres Erzeugers im Bilde war. Das verschaffte ihr einen Informationsvorteil anderen gegenüber und verhinderte böses Blut zwischen Erzeuger und Kind. So hatten Iain und Amanda es schon immer miteinandern gehalten: Geschäftsoffenlegungen verhinderten unnötige Konkurrenz oder überflüssige Gegenbewegungen oder Reibereien.

Die andere Sache... war vielleicht sogar noch delikater.
"Was das zweite angeht... möchte ich Dich vorerst einmal loben, mein liebes Kind. Dieser Brujah scheint Dir ja geradezu aus der Hand zu fressen..."

Iains Blick war intensiv und Amanda fühlte sich wie unter einer Röntgenröhre. Hatte ihr Herr Erzeuger etwa in letzter Zeit eine übernatürliche Wahrnehmung erlangt? Oder war es einfach nur dieses spezielle Wissen um das Wesen eines Kainiten, das nur sein Erzeuger haben konnte?
 
Iain war ruhig und wirkte absolut nicht aufgeregt, aber Amanda wußte, das sie aufpassen mußte, was sie sagte, denn er sah eigentlich immer ruhig aus. Auch die Informationen, die er ihr gab, wagte sie nicht zu mißdeuten. Es war zu gleichen Teilen Pragmatismus und Notwendigkeit wie Vertrauen.
"Danke, das du mich ins Vertrauen ziehst, Iain," sagte die Peel, bevor sie entschuldigend hinzufügte, "und ich hoffe sehr, das dich mein heutiger Auftritt nicht allzu sehr beschämt hat. Bitte glaube mir, es war nicht reine Vergnügungssucht, die mich handeln ließ."
Sie senkte ihre Stimme noch weiter, auch wenn dies ein Elysium sein sollte. Man mußte es ja nicht drauf anlegen.
"Es war bloß, das nach all dem Gerede, dem Ventruesterben, dem Fluch, das sich die Frau Archontin dazu hinreißen ließ, sich mir gegenüber besorgt darüber zu äußern...
nunja, es ließ mich beschließen, das hier nicht mit konventionellen Mitteln gearbeitet werden kann. Die haben einfach zuoft versagt.
Nein, ich denke außerdem, das du das auch denkst und mich deshalb hergeholt hast. Um Dinge zu tun, die du nicht tun kannst, weil du viel zu gut erzogen bist, nicht mehr ganz Kind dieser Zeit und schließlich deshalb, weil du mich doch genau aus diesem Grund mit dem Kuß bedacht hast und ein Kind seinem Erzeuger nach bestem Wissen und Gewissen helfen sollte."
Amanda lächelte Iain an.
"Der Sapiens mag schon eine geraume Zeit Homo sein, aber es entspräche einfach nicht deinem Charakter, ihn so zu nehmen, wie ich es tue. Also tue auch ICH es. Außerdem ist dieser Duke wirklich garkein so übler Kerl. Hat etwas von Howard's Conan dem Barbaren und ich plane ihn zu bewaffnen, zu hegen und zu pflegen, damit er seine Waffe in die richtige Richtung hält, wenn es soweit kommt, wie es in dieser Stadt wohl unweigerlich kommen muß."
Jetzt guckte sie ein bisschen betreten herum.
"Du weißt ja, das ich nie ein Kind von Traurigkeit war," und ihr kamen ihre zahlreichen Eskapaden in den Sinn und die Toten, um die sich Iain gekümmert hatte. Und ob er es wußte. "Wir sollten dieses Talent vielleicht gerade jetzt nicht ungenutzt lassen.
Wenn du es also ertragen kannst, dann will ich weiterhin versuchen, auf meine spezielle Weise für Unterstützung zu sorgen. Zeitnah sozusagen. Aber keine Sorge, ich werde deinen Freund ben Levy nicht vergessen."
 
Moishe registrierte sehr wohl das seine Gruppe dahinschmolz, aber das war in Ordnung. Der Duke war als Gesprächspartner sicher nicht an seinen geschäfte interessiert, aber mit Marta hatte er noch nicht sprechen können.
"Nun, Frau Hagen, was halten Sie von Ihrer ersten Prnzenparty in Finstertal? Man kann nicht sagen das es langweilig in dieser Stadt ist, oder?"
 
Als Schmidt geendet hatte drängte sich wieder eine Stimme aus seinem Hintergrund in den Vordergrund. Adrian konnte nicht erkennen ob sie männlich oder weiblich war. Seit dem Kampf am See hörte er sie öfter, mal flehend mal drängend.
Komm, komm zu mir, schnell!
Mal wispernd, mal hallend wie eine Kirchenglocke im Finstertaler Dom. Die Richtung war eindeutig und machte Adrian Sorge.

Ich versage mir Spaß wenn ich nicht mit den Archonten und den Tremeren spiele. Gehts noch? Ich werde ganz bestimmt nicht meine Deckung gegenüber diesen Leuten aufgeben, ich bin hier um mein Überleben zu sichern, nicht um es fahrlässig wegzuwerfen. Schon Trapper zu kontaktieren ist ein Risiko. Aber dieser bunte Paradiesvogel...mal sehen...

Adrians Augen hefteten sich an Gretchen und verharrten auf ihr als könne er aus Ihrer Mimik und Gestik etwas herauslesen.
 
Iain hatte sich bei Amandas Worten zurück gelehnt, eine Hand hoch ans Kinn genommen und sie sorgfältig beobachtet. Bei einigen ihren Worten hatte er tatsächlich sanft gelächelt.

Nein, ein Kind von Traurigkeit bist Du tatsächlich nicht, meine Liebe. Hinter Deiner viel zu britischen Fasssade brennt eine Persönlichkeit in einem Feuer der Leidenschaft, das not so very British ist. Die Liebesnächte bevor ich Dir den Kuss schenkte waren da Zeichen genug... genau so wie Deine Eiffersuchtsausbrüche gegenüber Mia...

"Du hast mich nicht blamiert, Amanda." Noch nicht! "Du hast nur einen anderen Stil, den Du Dir in dieser untoten Geselleschaft auch zu einem gewissen Grad erlauben kannst. Du bist gut und sorgfältig genug erzogen, um selbst zu wissen, wie weit Du gehen kannst." Und Grenzen waren ja noch nie so wirklich Dein Ding, Du tänzelst eher um sie herum, als sie einzuhalten... "Und zu einem gewissen Mass ist Dein Stil in unserer etwas verknöcherten Kainskindergesellschaft ja durchaus erfrischend." Du weißt, dass ich Dich dafür gleiwohl liebe wie hasse!

Iain lächelte wieder, als hinge er einem melancholischem Gedanken nach.
Dann wurde seine Miene wieder ernst, wenn auch noch lange nicht abweisend oder streng:

"Dein Schachzug, diesen Brujah unter Deine Kontrolle zu bringen, gefällt mir. Er ist eine... interessante Variable... in dieser Gesellschaft und bringt genau das richtige Maß an Chaos hinein, eckt an den Richtigen Personen an, um eventuell nützlich für uns zu sein. Abgesehen davon, dass er als Person selbst ganz famos zu sein scheint." Iain konnte seine eigene steife britische Erziehung und das dieser eigene Understatement ebenfalls nicht verleugnen.

"Er scheint Dir jedenfalls bereits sehr ergeben zu sein. Gut! Doch bedenke eines, mein Kind: Achte darauf, selbst die Distanz zu wahren! Solltest Du vorhaben, ihn näher an Dich zu binden, so weißt Du, dass der Einsatz von Disziplinen hierzu viel zu gefährlich ist und viel zu leicht rückfeuern könnte." Iains Stimme wurde leiser aber auch eindringlicher. "Die einzige wirksame Methode ist und bleibt ein Blutsband, aber damit musst Du vorsichtig sein! Du weißt, was ich Dich hierzu unterrichtete: Die Alten sehen es nicht gerne, wenn Junge damit herumexperimentieren, sie betrachten es als ihr persönliches Vorrecht. Wenn Du also diesen DUKE besser unter Deine Kontrolle zu bringen gedenkst, dann gehe nicht über das erste Band hinaus. Alles weitere ist gesellschaftlich viel zu auffällig. Die Hexer können so etwas nachweislich offenlegen und manche Ahnen verfügen über blutsmagische Artefakte, die Ihnen weitere Einsichten ermöglichen. Und lasse Dich selbst nicht auch unter ein Blutsband zwingen. Ein Ventrue, der nicht Herr über seine Sinne und seine Loyalität ist, ist nicht nur eine Gefahr für sich, sondern für seinen ganzen Clan. Nicht selten haben blaublütige Ahnen den Dormitor eines Ventrue schlichtweg aus Sicherheit erschlagen und seine Asche in alle Winde zerstreut. Manche der betroffenen Ventrue haben das sogar überlebt. Vergiss das nicht, mein Kind."

Wieder stieg dieses warme Gefühl in Iains kaltem Herz auf, eine Mischung aus väterlicher und romantischer Lieber für sein untotes Kind. Er verdrängte sie. Hier, in der Öffentlichkeit, würde er sich nicht erlauben, sich angreifbar zu machen. Das war etwas für die heimische Zuflucht, oder private Momente... und er musste sowieso daran arbeiten, sich nicht dadurch schwächen zu lassen. Trotzdem konnte das kurze Aufblitzen von Fürsorge in seinen stahlgrauen Augen Amanda nicht verborgen bleiben.

"Wenn es Komplikationen gibt, zögere nicht, mich ins Vertrauen zu ziehen. Älterem Blut als Deinem eigenen stehen noch weitere Möglichkeiten offen, die ich Dich noch nicht lehrte."
 
Amanda nickte artig.
"Augenblicklich kann ich noch nirgends eine Komplikation entdecken, außer vielleicht genau diese Tatsache. Aber ich möchte nicht darüber jammern, das es vielleicht zu gut beginnen könnte."
Vielleicht wäre ein kleiner Themenwechsel nicht ganz verkehrt.
"Aber eigentlich will ich am Abend meiner Anreise auch noch keine verbindlichen Prognosen zum besten geben. Doch mal etwas anderes, Iain. Was gibt es eigentlich über die hiesigen kainitischen Waffengesetze zu wissen. Eigentlich überhaupt nicht mein Interesse, aber mit dem Duke an meiner Seite, ist das jetzt dienstliches Wissen, sozusagen.
Er wünscht sich etwas, das sich Minigun nennt, weißt du. Da wollte ich dich mal fragen, was das ist, bevor ich losrenne, um ihm sowas zu besorgen."
 
Waffen. Minigun. Ok, bescheiden war der Duke nicht wirklich.

"Ähm, ja... die Waffengesetze... die stammen noch aus der Zeit von Prinz Buchet, so ich informiert bin. In Finstertal ist demnach das öffentliche Tragen von allem, was über Faustfeuerwaffen hinaus geht, verboten. Und selbst Pistolen sind nur gestattet bei Besitz eines entsprechenden Waffenscheines und wenn man sie nicht der Öffentlichkeit demonstriert. Du kennst das ja, das Reinemachen danach ist immer so viel Arbeit..." Iain verdrehte die Augen und es war deutlich, dass er nicht das Blut sondern eher die Maskerade meinte.

"Was Dein lieber DUKE da haben möchte ist eine ziemlich amerikanische Erfindung: Lieber weniger zielen und dafür mehr Blei in der Luft. Mehrere rotierende Läufe verschießen dabei Patronen, insgesamt mehrere Tausend Schuss pro Minute. Stell Dir das ganze in der Wirkung in etwa wie eine Fernkampf-Kettensäge vor: Man zersägt einfach seine Opfer mit Kugeln. Alles in allem könnte man jetzt durchaus behaupten, dass das genau unter die Sorte Waffen fällt, die weder Buchet noch ein anderer Prinz gerne in seiner Stadt hätte. Wenn Du auch nur ansatzweise weißt, was gut für Dich ist, wirst Du ihm dieses Teil nicht nur nicht besorgen, sondern am besten gleich ausreden." Wenn das in seinen dumpfen Schädel überhaupt reingeht... "So eine Minigun ist noch wesentlich auffälliger als ein schweres Maschinengewehr. Von dem Lärm, den so ein Ding macht, brauch ich ja gar nicht erst anzufangen. Alles, was also über eine Wasserspritz-Version so einer Minigun hinaus geht, sollte sich Senór DUKE sehr schleunigst wieder abschminken."

Iain überlegte kurz.

"Ich habe heute Abend jedoch nach dem kleinen Treffen, das Moishe und ich arrangieren, noch einen Besuch bei den Überresten eines Waffenhändlers vor... ich weiß nicht genau, ob er einen Nachfolger hat, aber wenn Du möchtest, nehme ich Dich mit. Buchet hat ihm damals wohl das Monopol auf den Waffenhandel ausgestellt. Dann kannst Du Dich nach einem Spielzeug für Deinen DUKE umsehen. Wenn Du ihm etwas schenken willst, sollte ja eine Schrotflinte und eine dazu passende dicke Zigarre durchaus ausreichen."

Aber wenn Du ihm diese Minigun besorgst, mache ich Deine Zeugung rückgängig! Iain brauchte den letzten Satz nicht auszusprechen. Aber sein Blick sprach Bände.
 
"Und wenn ich einmal bei Madame d'Auvergne vorsprechen würde ?" überlegte Amanda laut.
"Ich muß sowieso noch mein Dossier abgeben, da wäre eine Gelegenheit. Im Angesicht der herrschenden Umstände möchte die Stadtführung nocheinmal über die derzeitige Gesetzeslage nachdenken.
Und hey, wer wenn nicht der Duke könnte eine solche Minigun als Faustfeuerwaffe benutzen ?" versuchte sie es mit einem Scherzchen hinterher.
 
Iain blickte sein Kind scharf und durchdringend an. Was war nur in sie gefahren, dass sie so sehr auf diese Kinderei des DUKES bedacht war?!
So wählte er einen ungewohnt deutlichen und scharfen Tonfall:

"Amanda, muss ich Dir dieses kindische Vorhaben erst verbieten, damit Du zur Einsicht kommst? Der DUKE wäre mit so einer Minigun in etwa so unauffällig wie ein Tyrannosaurus-Rex in rosa Tutu der vor der Finstertaler Akademie Can-Can tanzt! Wo ist bitte Deine Objektivität geblieben? Du bist ein Neuling hier in Finstertal, ohne jede Reputation oder Leistung, die Du bisher im Dienste dieser Domäne vorweisen kannst, und Du möchtest vor unserer Primogena und Seneschall, die so ganz nebenbei noch Archontin im Namen des alten dornigen Rosenbusches de Guil ist, anfragen, ob der DUKE eine auffällige Waffe tragen darf, die ihn geradezu zum Maskeradebruch in Person stilisiert?"

Iains Augen brannten sich in die Amandas, schienen regelrechte Blitze auszusenden und sie fühlte sich zurück erinnert an die Zeiten ihrer Lehre unter Iain, als er ihr die einschüchternde Wirkung der Präsenz demonstrierte und beibrachte. Langsam beruhigte sich der ältere Ventrue, starrte sein Kind jedoch weiter intensiv an. Gerade als Amanda zu einer Antwort ansetzen wollte, wischte Iain diese mit einer horizontalen Handbewegung bei Seite und sprach selbst. Überraschend verständnisvoll. Gefährlich sanft. Gewohnt fürsorglich.

"Warum dieses Interesse in einen simplen Brujah, Amanda? Ich gebe ja zu, jeder Ventrue sollte seinen persönlichen Brujah haben, sie haben ihren Nutzen und wenn man es richtig anstellt und bei der Auswahl ein bißchen Fingerspitzengefühl beweist, stellen sie sich als äußerst praktische Werkzeuge dar. Aber diese... Leidenschaft? Das letzte Mal, dass ich diese bei Dir beobachtet habe, hast Du versucht, meine Zuneigung nach einem dicken Fauxpass Deinerseits wieder zu erlangen. Du weißt, dass Du stets auf meine Hilfe zählen kannst - selbst wenn ich sie Dir zuweilen zu Deinem eigenen Nutzen manchmal verwehren muss."
 
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