AW: [09.05.2008] Hämorrhagischer SCHOCK und Akute Belastungsreaktion
Esteban inspizierte noch immer die vielen verwinkelten Räumlichkeiten inner- und außerhalb des Fabrikkomplexes. Als er seinen Rundgang beendet hatte, erstellte er mit Stift und Papier eine kurze Liste von Dingen, die er mancherorts sah und gerade für etwas produktive Arbeit gebrauchen konnte. Er suchte die Utensilien zusammen:
Eine Plastikfolie, eine Malerrolle, rote und schwarze Farbe, eine alte Matratze, einen wackeligen und in seine Bestandsteile zerlegten Schrank, einen verstaubten, niedrigen Couchtisch, eine Karbidlampe, eine Dose dunkelroter Sprühfarbe und einige Pinsel sowie etwas Standardwerkzeug. In aller Ruhe schleppte er die Sachen von A nach B, bis alles in der Halle war, wo auch das leerstehende Zimmer untergebracht war.
Zu allererst sprühte er ein provisorisches Tag auf die Tür. Es war ein umgedrehtes Anarchiezeichen. Esteban hatte dieses Symbol einmal in Frankfurt an einer Rockerkneipe, in welcher er gern Billard spielte, gesehen und fand es sehr aussagekräftig. Danach breitete er die Plane in dem Raum aus und begann damit, alle Wände mit der Malerrolle und der roten Farbe zu streichen. Damit er ausreichend Licht hatte, stellte er die Karbidlampe auf den Fußboden und schaltete sie ein. Da der Raum nicht besonders groß war, gestaltete sich der Zeitaufwand als gering. Mit einer Schleifmaschine, die er in der 'Werkstatt' fand, bearbeitete er die alten Hartholzdielen. Mit etwas Schmirgelpapier arbeitete er im Anschluss daran an dem rustikalen Tisch. Danach musste erst einmal der Raum gründlich ausgefegt werden, da überall Holzspäne wie eine Schneeschicht auf der Straße im Raum verteilt lagen. Der Raum sah nun recht passabel aus, doch etwas fehlte definitiv: Details.
So schnappte sich Esteban einen kleinen Pinsel und schrieb diverse Textzeilen seiner Lieblingslieder in verspielter Schönschrift an die Wände. So war es schon viel besser. Nun galt es, den Schrank zusammen zu bauen. Dies artete in recht monotoner Arbeit aus, welche er aber zielstrebig abriss. Der Schrank stand jetzt neben der Eingangstür. Gegenüber landete vor der Schräge die alte Matratze und davor der Couchtisch in der Mitte des Zimmers. Nach getaner Arbeit blickte Esteban zufrieden auf sein Werk, welches für heute gut war. Nur noch eine letzte Kleinigkeit galt es zu erledigen. Unter das Anarchiezeichen auf der Tür sprühte er noch ein großgeschriebenes E.
Das Schaffen lohnte sich. Esteban bekam endlich seinen Kopf frei von all den düsteren Gedanken und Sorgen, die ihn immer wieder heimsuchten. Gelassen und entspannt legte er sich auf den improvisierten Schlafplatz mit den Händen hinter seinem Kopf gefaltet. Es wird schon wieder weitergehen, dachte er sich.