[09.05.2008] Hämorrhagischer SCHOCK und Akute Belastungsreaktion

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"Bei Ventrue sehe ich eher weniger Probleme. Die sind Herrscher und soziale Spieler. Wenn ein junger Ventrue bei den Anarchen für sich bessere Aufstiegschancen sieht als in einer staubigen Ventrue Pyramide... Weißt du: Nicht alle Ventrue sind Anzugträger. Was sie tragen, ist ihre Uniform. Und zwar die eines hochrangigen Mitglieds der Fraktion. In Bielefeld gab es einen Bikerventrue. Immer in Bikerkluft unterwegs. Der aß bestimmt nur Biker, ale seine Ghule waren Biker und seine weltliche Macht erreichte er durch Biker, soweit ich das beurteilen konnte. Einer der Brujah bei uns, musste nach der Erschaffung sogar feststellen, dass er in dem Bikerclub dieses Ventrues war. Natürlich war das immer noch ein kapitalistisches Manöver... Aber der war in Ordnung. Ich hatte ab und an was mit ihm zu tun. Das Problem das ich sehe ist: Tremere. Die sind irgendwie magisch ihrem Clan verpflichtet. Dieses Band zu überwinden... ist ein riesen Problem.
 
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"Hasta más tarde!", ertönte es seitens Esteban, der dem Dreiergespann noch einmal zuwank und dann in den Hinterräumen der Fabrik verschwand. Esteban erkundete neugierig das Gebiet, welches er in Zukunft wohl immer häufiger besuchen würde. Der Charme der alten Fabrik war geradezu greifbar. Natürlich mangelte es hier an vielem, doch während sein Blick über die Ziegelwände und mit Graffiti besprühten Fenster glitt, wurde ein Hauch von Optimismus in ihm entflammt. Ein paar Wochen harter Arbeit, und der Laden wäre wieder auf Vordermann gebracht. Hier gab es Platz für alles, was man sich vorstellen konnte. Platz für ein Büro, Platz für einen gemütlichen Gemeinschaftsraum; alles war möglich. Seine Blicke schwiffen langsam und aufmerksam umher.

Was, wenn Mike wirklich ein Ventrue ist? Oder was, wenn er wie ich zum Clan Gangrel gehört? Oder er könnte sogar einem Clan angehören, der für Gewöhnlich dem Sabbat anhängt. Ich darf mich von seinem Clan nicht blenden lassen. Egal was er ist - er ist frei und hat die Möglichkeit der Entscheidung zu tun und zu lassen, was er möchte. Und sollte er für seine Abstammung von wem auch immer verfolgt oder benachteiligt werden, müssen wir ihm Hilfe anbieten. Niemand sonst wird sich um ihn kümmern. Es wird eine schwere Zeit für ihn werden, aber sofern er sich an die Regeln der Vernunft hält, wird er im Zweifelsfall auf uns zählen können.

Esteban schritt eine Treppe hinauf in die oberen Stockwerke. Die Ausmaße der Fabrik waren wirklich erstaunlich. Staub wirbelte vom Boden auf, als seine Stiefel in einem leeren Raum auftraten. Der Raum war nicht groß und auch nicht optimal gelegen innerhalb der Fabrik, aber er hatte einen großen Vorteil: Er hatte keine Fenster!
Die Wände waren aschefarbend, auf dem hoffungslos zugestaubten Dielen war ein roter Fleck auf dem Fußboden. Irgendjemand hatte vor langer Zeit damit begonnen, eine Wand zu streichen. Die Arbeit wurde nie beendet, der rote Farbtopf lag umgekippt auf dem Holz. Esteban hob einen längst vertrockneten Pinsel sowie die Dose auf und stellte die beiden Gegenstände draußen vor der Tür auf einer alten Werkbank ab.

Ob Jenny ein Problem damit hätte, wenn ich mich hier häuslich niederlassen würde?

Natürlich war es praktisch, auf keine feste Unterkunft angewiesen zu sein und zum Schlaf in der Erde versinken zu können, aber Esteban dürstete es nach einem Dach über dem Kopf. Er wollte engere, soziale Kontakte knüpfen. Und was wäre da angebrachter, als sich in der Nähe seiner neugewonnen Freunde niederzulassen? Esteban wusste zwar nicht, ob Jenny hier wirklich 'wohnte', aber interessant war die Vorstellung allemal, hier eine Zentrale mit Wohngelegenheiten für die Mitglieder der Bewegung zu errichten. Was würden die anderen wohl darüber denken? Für Esteban stand jedenfalls fest, dass er die Idee befürworten und den anderen näher bringen würde.

Was wird nun aus uns? Werden wir bis auf das Blut bekämpft werden, wenn wir eine potenzielle Bedrohung darstellen? Die Zukunft ist ungewiss. Dies ist jedoch nicht die Zeit für Alleingänge. Dies ist die Zeit des Zusammenhaltes und der Vernunft.

Esteban begab sich wieder auf Erkundung. Seine Hand fuhr im Vorbeigehen über Steinwände, altes verstaubtes Inventar und so schritt er durch die Dunkelheit der Anlage.
 
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"Machs gut, Esteban!" rief Mike zurück. Im Moment war keine Zeit für lange Verabschiedungen. Bei Esteban bedanken konnte er sich immer noch, wenn er sich sicher war, das ihm Esteban heute Nacht wirklich geholfen hatte.

Mike blieb kurz stehen, knipste die Taschenlampe an und warf einen erneuten Blick auf seine Spickzettel. Dann beschleunigte er seinen Schritt um wieder mit Jenny und Richard aufzuschließen.
"Aber wenn die Zauberer nichts gegen ihren Clan unternehmen können, wie hat es dann der Zauberer gemacht, gegen den ihr gemeinsam mit der Camarilla kämpft? Die Tremere gehören doch auch zu dieser Sekte."
 
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"Zacharii?"

Jenny zuckte mit den Schultern.

"Der Typ ist kein Tremere, er gehört zu den Fleischformern. Nennen sich selbst Tschimischke oder Tzimischke oder so ähnlich. Ich hatte bisher nichts mit diesem Clan zu tun, aber dem nach zu urteilen was ich bisher mitbekommen habe sind die nicht nur verdammt mies drauf, sondern auch noch ne ganze besser als das was wir als Tremere kennen. Worin bei denen aber die Unterschiede bestehen, weiß ich nicht!?"

Die junge Anarche führte ihre Begleiter zu Ufer der Finster. Anscheinend kannte sie den Weg sehr gut, denn sie nutze einige versteckte Pfade die besser zu begehen waren als es den Anschein hatte. Wenn sie weiter so gut durchkamen war es nicht mehr weit bis zu ihrem Ziel.
 
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"Eigentlich gehören die Tzimiscen zum Sabbat. Dieser hier vermutlich nicht mehr. Die können eigentlich nicht zaubern. Dieser hier schon. Uralt, der Kerl." Richard zuckte die Achseln. "Tut ja auch nichts zur Sache. Du solltest erstmal nur versuchen zu überleben und dich aufs Wesentliche konzentrieren. Wir jagen gleich. Verberge deine vampirische Natur vor ihnen. Such dir dein Opfer gut aus und trinke wenig von ihm. Die, zu denen wir gehen, sind geschwächt."

Richard lächelte ihn sanft an.

"Wir kriegen das schon hin."

Dann sah er zu Jenny. Seine Augen sagten: Es werden harte Zeiten für ihn.
 
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Mike war froh, das Richard zu seinem momentanen Lieblingsthema gewechselt hatte.

"Was versteht man denn unter wenig Blut? Woher weiß ich, das ich aufhören muss?"

Wenn nichts mehr kommt oder du satt bist, Weichei!
 
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"Wir sagen dann schon Stopp." meinte Richard frech grinsend. "Hast du mal Blut gespendet? Ungefähr die Menge, etwas mehr ist in Ordnung. Je nach dem. Meist kann man dem anderen ungefähr die dreifache Menge heraussnehmen, ohne das es stirbt. Hier solltest du gerade mal die Menge eines Beutel pro Person trinken."

Er sah zu ihm rüber und lächelte ihn an. Einen Kommentar wie "Du weißt ja, was sonst passiert", verkniff er sich.
 
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"Hmmm, ich finde das immer schwer zu beurteilen! Irgendwie entwickelt man mit der Zeit ein Gefühl dafür. Auf dem Weg dahin, hat es in meinem Fall aber einige Opfer gekostet..."

Jenny brach den Satz ab. Um sich nicht vollends eine Blöße vor den anderen zu geben griff sie in die Innentasche ihrer Jacke und zog eine Zigarette heraus. Als sie sie anzündete blickte sie kurz zu den anderen hinüber. Ihre Augen sprachen eine deutliche Sprache. Sie wünschte nicht, dass dieses Thema weiter fortgeführt wurde.
 
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"Das hab ich auch." meinte Richard kurz leise.

"Stell dir einfach vor du schickst wem zum Blutspenden. Du darfst nicht zu viel nehmen... Migräne am Nächsten Tag ist OK. Koma nicht!"
 
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>Wie viele Menschen werden noch Sabrina folgen, damit du es nicht tun musst. Du kannst dich nicht mehr hinter Unwissenheit vor der Verantwortung verstecken.
Mikes Mine, die bis jetzt Anstalten gemacht hatte Richard in dessen Paradesisziplin dem Lächeln noch zu übertrumpfen, verfinsterte sich. Obwohl der neue Vampir nicht lauter wurde hörte man deutlich, dass er sich diesmal nicht dem Stimmungsumschwung der jungen Frau entziehen konnte, der ihm die Vorfreude auf die bevorstehende Mahlzeit gründlich versalzte.

"Ach das ist doch Scheiße! Beim Spenden saugt man sich das Blut ja auch nicht mit dem Mund aus der Ader. Wie soll ich denn bitte wissen wann ich einen verdammten Beutel intus habe?!"


Mike wusste nicht, dass es Kaniten gab, die meinten mit Jennys Art nicht zurecht zukommen, aber er konnte ihren Wunsch nach einem Themenwechsel an ihren Augen ablesen.

"Darf ich?"

Er deutete auf ihre Zigarette und machte dann die typische Bewegung mit gespreizten Zeige- und Mittelfinger zu seinen Lippen.

"Meine Lunge brauche ich doch als Vampir sowie so nicht mehr oder?"
 
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Richard lachte.

"Ne. Die wird jeden Tag auf das alte Niveua regeneriert. Aber wenn du grad dabei bist, Jenny. Mal sehen, was mein Tier zu dem kleinen Glimmstängel sagen würde. Noch nie probiert, seit dem ich tot bin. Gibste mir auch eine?"

Er sah Jenny erwatungsvoll und belustigt lächelnd an.
 
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"Sicher."

Jenny gab den beiden eine Zigarette und zündete sie an.

"Mit der Zeit lernt man es einzuschätzen. Wenn du trinkst verändert sich die Welt. Es ist wie guter Sex, eine ganz besondere Exstase, eben dieser eine kurze aber doch so wundervolle Augenblick ohne jeden Hunger. Für mich ist es, als würde ich für wenige Augenblicke wieder leben. Trotz all dieser verstörend angenehmen Eindrücke muss man lernen auf die feinen Zeichen zu achten. Der Atem des Opfers wird langsamer, das Blut ändert leicht den Geschmack, die Kraft mit der es durch den Körper strömt ändert sich um feine Nuancen, der innere Hunger... oder das Tier wie manche es nennen... schreit weniger laut und beruhigt sich zusehends. Wenn man regelmäßig trinkt ist es relativ einfach die Zeichen zu deuten wenn man sie ersteinmal verinnerlicht hat. Schwer wird es wenn der Hunger zu groß ist oder wenn man durch irgendetwas oder irgendwen verletzt wurde. Dann kann es sein, dass die Gier das Kommando übernimmt. In diesem Fall wirst du jemanden töten. Auch daran solltest du dich gewöhnen. Wir erhalten unsere toten Körper mittels Gewalt am Leben. Und wo Gewalt ist, kommt es eben zu opfern. Am einfachsten ist es, wenn du wie die meisten anderen auch dem Tier einfach die Schuld in die Schuhe schiebst. Oder du nimmst es wie ich als logischen Teil unserer Existenz. Wenn du richtig hart bist erkennst du deine Schuld aber ein und verarbeitest sie auf irgendeine Weise. Mir ist das nie gelungen! Nicht ein einziges Mal! Ich verrichte meine Buße indem ich den Armen und Schwachen helfe und sie in ihrem Leben nach Kräften unterstütze. Du wirst für dich deinen eigenen Weg finden müssen!"

Die Caitiff zuckte hilflos mit den Schultern.

"Ich weiß! Viel Gerede und noch mehr nutzlose Phrasen! Wirklich helfen kann uns kein einziger dieser klugen Ratschläge! Da hilfft nur, das Beste draus zu machen und zu hoffen, dass irgendwann jemand kommt der stark genug ist diese lächerliche Existenz ein für alle mal zu beenden!"
 
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Richard interessierte gerade viel mehr die Reaktion seines Tieres auf die Flamme.

Das Feuerzeug näherte sich. Ein Funken... Das Tier bäumte sich kurz auf un Richard zuckte kurz. Ein zweiter Funken, dann verwandelte sich der Funken in eine Flamme. Auch hier erschrak das Tier. Das Feuerzeug näherte sich der Zigarette in seinem Gesicht. Richard spürte sein Tier. Das Spiel mit dem Rötschreck. Das Tier befahl ihm die Flucht. Ganz leise. richard lauschte ihm und genoss den Moment der Kontrolle über das Tier.

Das Feuerzeug hatte die Zigarette erreicht. Langsam zog der Toreador an ihr. In einem Atomatismus versunken schlenderte er mit den anderen weiter, immer faszinierter von dem glühenden Rot vor seinem Gesicht, bis es ihn schließlich völlig einnahm, er wie gebannt stehen blieb und wie in einer Absence auf das immer kürzer werdene Ende seiner Kippe starrte.
 
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Mike nahm die Zigarette mit einem dankbaren Lächeln entgegen.
"Danke"
Während er Jennys Erfahrungen lauschte fing er achtlos an die Zigarette ihrer Bestimmung zuzuführen. Auch sie würde für seinen Genuss ihr Leben lassen. Er hatte schon lange nicht mehr geraucht. Weniger aus Angst vor Krebs, sondern weil er ein Ende als hustender, faltiger, gelbzähniger Sportler ohne Ausdauer als größere Schmach empfunden hätte als uncool eine Zigarette abzulehnen.
>Schade Barbie da haben die ganzen Faltencremen nichts genutzt, wenn in L.A. nicht plötzlich aufhört die Sonne zu scheinen, musst du dir ne andere Altersversorgung suchen als nen Filmstar zu schwängern.

"Hey, Jenny du bist zu hart zu dir. Ich kann deine Ratschläge wirklich gut gebrauchen, erst recht wenn sie so poetisch vorgetragen werden."
Es klang wie ein charmantes Kompliment, nicht nach Spott.

Er zog wieder an dem Glimmstängel, diesmal bewusst. Irgendwie wirkte sie nicht, weder anregend noch entspannend. Wahrscheinlich fehlte ihm einfach der Glaube an dem Placebo. Der Rauch wanderte durch seinen Mund und Hals in die Lunge und wieder zurück, glücklicherweise ohne ein kratzendes Gefühl, was er nach den Jahren der Enthaltsamkeit erwartet hätte. Das einzige was blieb war der Geschmack und der war für ihm als Vampir auch nicht besser als als Nichtraucher. Trotzdem war das verwunderlichste, dass er, obwohl er jetzt zum ersten mal wirklich sorgenlos rauchen konnte, die Zigarette in seinen Fingern und insbesondere das rot glimmende Ende als seltsam abstoßend empfand.

"Hmm, es ist wohl zu spät für mich mit Rauchen anzufangen. Ihr wollt sie auch nicht mehr, oder?"

Er hielt seine Zigarette kurz den beiden anderen hin, würde sie aber gleich darauf fallen lassen, austreten und vergessen.
Er nahm das Gespräch wieder auf und schaute Jenny an.

"Aber so schlimm kann das Vampirsein doch nicht sein? Ich mein du willst doch nicht wirklich sterben, stimmts?"

Ihm kam das mit Fängen bewehrte Gesicht von Esteban direkt vor seinem eigenen in den Sinn, das ihn fragte, ob er das Leben dem Zerhacktwerden und in der Sonne Braten vorziehen würde.

"Und was soll das mit diesem Tier heißen? Bedeutet das, dass ich irgendwas in mir habe, was mein Handeln beeinflussen kann. Ihr meint was anderes als Hormone und Alkohol?"

Etwas Fremdes was seine Gedanken beeinflussen oder kontrollieren konnte?!?
 
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Ich mein du willst doch nicht wirklich sterben, stimmts?

Die Worte hallten in Jennys Kopf nach.
Immer und immer wieder.

Genauso häufig wie sie sich diese Frage schon selbst gestellt hatte. Spontan hätte sie gesagt: Nein, natürlich nicht. Wer will denn schon sterben?
Irgendetwas in ihrem Inneren schrie dabei jedoch lauthals auf. Es war eine klagende Stimme. Getragen von Sehnsucht und dem niemals mehr zu stillenden Drang nach Buße und Vergebung. Sie war die Mörderin des einzigen Wesens auf der Welt, dass sie je aus vollstem Herzen geliebt hatte. Die Gier nach Blut, der unstillbare Hunger nach der roten Flüssigkeit des Lebens hatte sie zu dieser unverzeihlichen Aktion getrieben.

Natürlich war sich Jenny bewusst, das sie für die Tat nicht wirklich verantwortlich war. Sie war zu der Zeit verstört, unerfahren und zu Tode verängstigt gewesen. Zu dem Zeitpunkt, als sie voller Durst über ihren Liebsten hergefallen war, hatte sie weder sich selbst noch ihre Gedanken unter Kontrolle gehabt. Alles war wie in einem tiefen Nebel versunken. Bis heute konnte sie sich nicht an diese grausame Tat erinnern. An keinen einzigen Augenblick.
Es war also nicht der Mord selbst der die junge Caitiff nicht mehr losließ, es war die Tatsache, dass etwas in ihr wohnte, das keine moralischen Grenzen mehr kannte. Das es durch ihre Wandlung zum Vampir etwas mit ihr geschehen war, dass selbst so große Hürden wie wahre Liebe, tiefe Freundschaft und Mitleid mit Leichtigkeit überwand. Es war die Tatsache, dass Jenny tief in ihrem Herzen wusste, dass sie zu einem Monster geworden war. Einem Monster das zwar vorgeben konnte sich an die Regeln und Werte einer Zivilisation zu halten, dass aber im Grunde seines Herzens keinerlei Schranken mehr kannte.
Jennys sah dem jungen Vampir für einen Augenblick tief in die Augen. Es war nur ein sehr kurzer Moment, doch dieser war getragen von einer unendlichen Traurigkeit.

"Nein! Natürlich nicht! Wer will denn schon sterben, hrm?", ein humorloses Lächeln folgte. Die Frage nach dem Tier beantwortete sie nicht. Sie überließ Richard diesen Part, denn ihre eigene Aufassung darüber würde Mike zutiefst verstören. Und für eine gute Lüge hatte sie in diesem Augenblick einfach nicht die Kraft.
 
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Ein heftiges Gefühl zerstörte die Absence des Toreador. Das glühende Ende der Zigarette hatte seine Hand erreicht.

"Au!" Er ließ sie fallen, blickte sich um und sah, dass die beiden bereits ein paar Schritte ohne ihn gegangen waren.
 
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Mike trete sich verwundert zu dem Gepeinigten um.
"Alles in Ordnung bei dir?"
 
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Richard lächelte verlegen.

"Ich... hatte ne Absence... Passiert den Leuten meines Clans ab und zu schon mal... Den meisten bei schöner Kunst." Richard schloss wieder auf. "Ich kann mit Kunst nicht viel anfangen... Außer mit Fotos... Aber es gibts so viele interessante, schöne andere Dinge, in die ich versinke... Die Glut gerade... Die Reaktion des Tieres auf sie..." Er zuckte die Schultern.
 
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>Du solltest dich in Acht nehmen vor ihm. Solche Leute können unberechenbar sein.

"Sag nicht, dass du nichts von dem Gehört hast was Jenny erzählt hat, weil du deine Zigarette interessanter fandest! Dann muss ich dir leider recht geben, du hast keine Ahnung von Kunst."

Spotte Mike schmunzelnd.
>Der war bevor er Blutsauger wurde wahrscheinlich Neandertaler.

"Vielleicht hättest selbst du noch etwas über den Genuss von Blut, den richtigen Moment zum Aufhören und wie man mit den Folgen lebt lernen können.
Aber im Ernst was hat es mit diesem Tier auf sich, von dem ihr andauernd sprecht? Das hat dich doch nicht gezwungen ins Feuer zu schauen?"

Warum spielte er eigentlich noch den Überraschten? Er hatte langsam das Gefühl, dass jeder Rationale Gedanken in Bereichen in denen er neu war, schlicht Verschwendung war.
 
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Er wandte sich an Jenny.

"Scheint so, als sei er im falschen Verein. Vielleicht ist er doch ein Cammiespitzel? So wie der redet. Was meinste? Ich würd sagen morgen früh werden wir ihn uns mal ganz genau unter die Lupe nehmen. Du verprügelst ihn und er erlebt noch mal mein Tier."

Er sah Jenny weiterhin an. Grimmig, ehrlich und ernst und wartete Mikes Reaktion ab.
 
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