AW: Shoa im Rollenspiel

Nin schrieb:
Who will tell the children? ... Lest selber.

Und so beeindruckend ich diesen Ansatz in der Theorie schon immer fand, halte ich es doch für eine wichtige und vollkommen berechtigte Frage welchen Einfluss er tatsächlich auf das Spiel selbst hat.

mfG
rmn
 
AW: Shoa im Rollenspiel

Ich würd trotzdem gerne mal sehen was Maniac zu der Literatur Liste sagt.
 
AW: Shoa im Rollenspiel

Ahh danke! Jetzt heist es nur noch auf den Experten warten. Hey da ist ja garkein buch von guoido knopp dabei!
 
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Es ist eines dieser Bücher bei denen man sich fragt ob es wirklich auf den Markt kam um irgendwas zu bewegen (was ich mir bei Rollenspielquellenbüchern noch nie vorstellen konnte) oder ob nicht irgendwo einer saß und dachte damit den doch begrenzten Markt zu schocken.

Ich persönlich halte es nicht wirklich für eine sinnvolle Ergänzung des Wraithsettings.
Ob es Themen wie Massenmord damit zum reinen Entertainment degradiert (wie schon vorgeworfen) kann ich nicht beurteilen. Aber die Gefahr sehe ich bei Büchern dieser Art schon.
 
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Thoughtfull schrieb:
Es ist eines dieser Bücher bei denen man sich fragt ob es wirklich auf den Markt kam um irgendwas zu bewegen (was ich mir bei Rollenspielquellenbüchern noch nie vorstellen konnte) oder ob nicht irgendwo einer saß und dachte damit den doch begrenzten Markt zu schocken.
Eben. Wie ich schon sagte.
 
AW: Shoa im Rollenspiel

Selganor schrieb:
Diese Diskussion gab es schon vor fast 10 Jahren als das Buch rauskam.

Und es wird sie immer wieder geben, wenn ein "solches" Produkt erscheint, es übersetzt wird, oder jemand (unvorsichtigerweise?) seinen Titel erwähnt.

mfG
rmn
 
AW: Shoa im Rollenspiel

Okay. Ein paar der Bücher kenne ich. Also.

Denying the Holocaust von Deborah Lipstadt. -
Fach lich umstrittenes Werk. Theorethisch interessant, aber eher populärwissenschaftlich und stark moralisch wertend, was hier ein Problem darstellt. Bekannt geworden durch einen Aufesehenerregenden Prozess (Lipstadt vs. David Irving, einen rechtsradikalen Historiker).

The Enzyclopedia of the Holocaust. Wichtiges 4 Bändiges Werk, aber ebenfalls nicht unumstritten - allerdings nur in Fällen, die ausschließlich für ein Spezialpublkum interessant sind (Intentionalismus - Funktionalismus Debatte, falls das jemandem was sagt). Erfüllt seinen Zweck aber gut und liefert interessante Informationen. Die Autoren sind über jeden Zweifel erhaben und das Werk ist auch für "Laien" zu gebrauchen.

A History of the Holocaust - Yehuda Bauer. Ich kenne das Buxch nicht, aber der Autor ist international anerkannter Holocaustforscher aus Israel, ich glaube Tel Aviv, aber da bin ich nicht sicher. Seine Forschung ist sehr gut, seine Thesen zu gebrauchen.

Hitler´s Willing Executioners - Daniel Goldhagen
. FINGER WEG!!!! Das Buch ist Fachwissenschaftlich nicht umstritten, es ist in Hunderten von Rezensionen zerrissen worden. Goldhagen fragt, was die Täter zu ihren Taten getrieben hat und kommt zum Schluss, dass es einen "spzifisch deutschen Antisemitismus" gab, der alle Deutschen dazu getrieben hätte sich am Massenmord zu beteiligen. Das Buch ist nicht zu gebrauchen. Es hat Goldhagen reich gemacht, aber in der Wissenschaft ist er auf alle Zeiten erledigt.

Maus: A Survivors Tale - Art Spiegelman. Ein Comic, der eine durchaus ernste und interessante Form der Beschäftigung liefert.

Death Dealer - Rudolf Höss. Die Aufzeichnungen des Auschwitzkommandanten Rudolf Höss. Spannend, sehr spannend. Geschrieben in polnischer Haft vor seiner Hinrichtung. Für ein Nichtfachwissenschaftliches Publikum aber kaum geeignet, da es sich um eine Rechtfertigungsschrift handelt, deren Interpretation nicht ganz unproblematisch ist.

Tagebuch der Anne Frank. Interessant und gut geeignet. Werden die meisten eh kennen.

The Theory and Practice of Hell - Eugen Kogon. FINGER WEG! Das Buch - so es das ist das ich kenne, ich kenne nur den deutschen Titel - ist hoch problematisch. Kogon, ein österreichischer Soziologe (?) war selbst Insasse des KZ Buchenwald, was seine Sicht auf die Dinge stark verzerrt. Das Buch enthält viele interessante Information und ist wissenschaftlich geschrieben, allerdings muss es stark gefiltert werden, da es sonst nicht zu gebrauchen ist.

Those were the Days - Ernst Klee, Volker Riess, Willi Dressen. Ich kenne auch hier das Buch nicht, aber Ernst Klee ist ein anerkannter Nationalsozialismusforscher, sein Spezialgebiet ist allerdings weniger der Holocaust als eher die Euthanasieforschung, zu der er ein bahnbrechendes Buch geschrieben hat, das man nur empfehlen kann und "Euthanasie im NS-Staat" heißt.

Primo Levi. Wer wirklich gute Erinnerungsliteratur lesen will, dem sei Primo Levi dringend ans Herz gelegt. Etwas besseres gibt es in dem Bereich nicht. Von dem ebenfalls erwähnten Elli Wiesel würde ich eher abraten, auch wenn er sicher einer der bekanntesten Autoren in dem Bereich ist.

Bedenklich an der Liste ist sicher das Fehlen mehrer Standardwerke, wobei hier vor allem Raul Hilbergs "Die Vernichtung der europäischen Juden" zu nennen ist. Ebenfalls ist es kritisch - grade aus meiner Sicht, ist die dazugehörige Debatte doch mein wirkliches Spezialgebiet - Goldhagen zu verwenden und sich nicht auf Cristopher Brownings "Ganz normale Männer" zu berufen, was den wesentlich interessanteren Ansatz liefert.

Natürlich sind die WW-Autoren keine Historiker. Doch mir scheint die Beschäftigung mit der Fachliteratur - auch über die großen populärwissenschaftlichen Werke hinaus - dringend angeraten zu sein, wenn man ein Rollenspiel über das Thema schreibt.

Um noch die Frage zu beantworten was ich gegen das Spiel habe: Es gibt Dinge, über die macht man imo einfach keine Spiele. Der Holocaust (und Genozide allgemein) ist so ein Thema.
 
AW: Shoa im Rollenspiel

Danke Six! Hast du ja ne menge Arbeit investiert. Rollenspiele befassen sich doch im allgemeinen immer mit Genozid in irgendeiner Art und Weise. Also ich muss sagen ich finde es einfach nicht interessant sowas zu spielen. Mich würde es auch stören. Aber wenn es anderen gefällt sollen sie es machen.
 
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Kein Problem. Ich wollte die Liste eh immer schon mal sehen.

Rollenspiel beschäftigt sich oft mit Krieg und Gewalt. Das ist etwas anderes als die Beschäftigung mit realen Genoziden. Damit habe ich das Problem. Ich glaube einfach nicht, dass ein Rollenspiel die geeignete Form der Auseinandersetzung mit dem Thema ist.
Vielleicht ist es aber auch das Problem, dass es irgendwelchen Spinnern in die Hände fallen könnte (gefallen ist), die ein "Geil! KZ und Nazis. SUPER!" von sich geben und denen - aus welchen Gründen auch immer - der Sinn für Reflexion fehlt. Zusätzlich würde mir ein Spiel wie dieses keinen Spass machen und (im Gegensatz zu BuG ;)) ich halte Spass für einen sehr entscheidenden Faktor beim spielen.
 
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Okay, da kann ich mich eigentlich nur anschließen. Hmmm vielleicht habe ich ja ein naieves menschen bild aber 'Geil KZ (Häftling sein wenn ich das richtig verstanden habe)' kann ich mir bei den Spieler die ich kenne echt nicht vorstellen.
 
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Maniac_667 schrieb:
Rollenspiel beschäftigt sich oft mit Krieg und Gewalt. Das ist etwas anderes als die Beschäftigung mit realen Genoziden. [...] der Sinn für Reflexion fehlt. [...]

Ich frage mich, ob sich ein Rolenspiel konstruieren liese, in dem Genozid thematisiert wird, ohne irgendwem auf die Füße zu treten.
 
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@Vatman
Ich auch nicht. Aber es gibt sie, es gibt alles...

@Agro
Möglich sicher. Vor allem fiktive natürlich. Reale... bin ich sehr unsicher, vor allem, da ich beim Rollenspiel keinen pädagogischen Anspruch sehe, sondern in erster Linie Spass.
 
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Selbstverständlich fiktive. Aber wer steht Pate und wen betriffts letztlich?
 
AW: Shoa im Rollenspiel

Ich habe mal diese review gelesen,
Rather than approach the matter in black & white terms (Germans bad, Jews good), CHoE attempts to find a balance and treats its subjects are human beings, complete with flaws and virtues.
Virtues? Der Totenkopfverbände? Ich glaube das fällt dann schon nicht mehr unter 'soll machen was er will'. Wenn das in dem Buch wirklich so ist, ist das eigentlich nicht tragbar.
 
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