Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Skyrock

t. Sgeyerog :DDDDD
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Ausgehend vom Thread Re-Imagining im Rollenspiel, besonders diesem Zitat:
Komisch, ich mach sowas auch immer mit der selbsterfundenen Figur... für solche muss person halt die Leitlinien selbst entwickeln und sich dann daran halten, damit die Figur konsistent bleibt. Und das ist eben kreativer als einfach die vorgegebenen Leitlinien zu übernehmen, die ein Autor für die Figur festgelegt hat.
Natürlich glaub ich gern, dass es Leute gibt die ihre Charas einfach nach Lust und Laune mal so und mal ganz anders agieren lassen... aber das hat für mich auch wenig mit Rollenspiel zu tun.
Vielleicht bin ich ein schlechter Rollenspieler, aber ich habe noch nie in meinem Leben Leitlinien für einen SC oder NSC ausgearbeitet. Ich habe eine grobe Idee wie der Charakter etwa ist und was für eine markante Macke er hat (wenn überhaupt), und das war es. Alles andere entsteht im Spiel, und ich habe keine Hemmungen die bisherigen Parameter umzuwerfen wenn ich sehe dass ich so einen Vorteil gewinnen kann, es meine Überlebenschancen verbessert oder ich denke dass es zu interessanterer Fiktion führt. Natürlich breche ich nicht die Parameter um des Brechens Willen, und es sollte zumindest hinreichend plausibel sein (B.A. Baracus steht nicht eines morgens auf und entscheidet spontan ein Jugendzentrum abzubrennen, nachdem er es jahrelang unterstützt hat), aber als echten Wert an sich habe ich Charakterkonsistenz nie betrachtet.

Allenfalls kommen noch durch das System gegebene Handlungsbeschränkungen und -anleitungen dazu (etwa psychische/soziale Nachteile, TRoS-SAs, TSoY-Keys oder D&D-Gesinnungen). Und selbst da ziehe ich Systeme vor die entweder nur anleiten anstatt strikte Grenzen zu ziehen (wie SW-Nachteile) und/oder im Spielverlauf austauschbar sind (SAs, Keys, Gesinnungen).

Wie ist es bei euch? Setzt ihr euch wirklich hin, arbeitet vorab die Persönlichkeit eures Charakters aus und korrigiert Mitspieler wenn sie ihre Parameter verletzen? Pfeift ihr völlig auf Konsistenz und spielt Pazifisten die aus einer spontanen Laune heraus Brunnen vergiften? Oder steckt ihr irgendwo in der Mitte?

EDIT: Gegenentwurf zum Konsistenzler verschärft.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Extrema sind hilfreich um zu verdeutlichen worauf ich hinaus will. Zumal ich das tatsächlich schon erlebt habe (wenn auch in keiner Runde in der ich bleiben wollte).
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Fünf Sätze Verhaltensregeln, das ist das Pi*Daumenmaß für Charaktere was ich für gut und wichtig erachte.
Wenn sich diese dann auch noch über ein detailliertes und hart regelbares Vor- und Nachteilssystem im Spiel anwenden lassen - noch besser.
Aber eine gewisse Konsistenz sollte schon gegeben sein. Kann das schon bei TV-Serien nicht leiden, wenn die Drehbuchschreiber Mist bauen...
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Wie ist es bei euch? Setzt ihr euch wirklich hin, arbeitet vorab die Persönlichkeit eures Charakters aus...

Ganz verschieden, mal so, mal so. Kommt aufs System, aufs Abenteuer, auf die Spielrunde drauf an.
Generell aber eher 70% werden SCs und NSCs nur in groben Umrissen ausgearbeitet.
Vielleicht 30% Helden starten mit ausgefeiltem Hintergrund.
Eingreifen tut niemand, wenn man diese Parameter verletzt. Aus Saulus kann durchaus ein Paulus werden.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Extrema sind hilfreich um zu verdeutlichen worauf ich hinaus will.

Wenn man sich ansonsten unverständlich ausdrückt, oder die Leute mit denen man redet keinen Schimmer haben worum es geht.. dann schon. In diesem Fall wirkt dass eher wie eine plumpe und gehässige Karikatur von etwas, dass dir missfällt.

Zur Frage selbst: ich finde Charakterkonsistenz ziemlich wichtig. So wie der SL eine konsistente Spielwelt liefern sollte um den Spielspaß zu steigern, finde ich dass Spieler auch ein gewisses Maß an Charakterkonsistenz beachten sollen, um nicht die Spaßbremse zu machen.

Ausformulierte Charakterzüge habe ich eigentlich nicht, wenn ich einen Charakter spiele. Ich versuche mich nur so weit es geht an das zu halten, was durch das bisherige Spiel vom Charakter bekannt ist. Offensichtliche Widersprüche im Handeln des Charakters mögen den anderen zwar nicht auffallen, oder sie überhaupt stören.. aber ich versuche sie zu vermeiden. Das Spiel wird für mich reizvoller, wenn ich die Antwort auf die Frage "was würde mein Charakter tun" auch wirklich ernst nehme und nicht nur als Rechtfertigung zu "was muss ich tun, um diese Situation für mich zu entscheiden" benutze.

Handfeste Regeln habe ich bisher nur ein einziges Mal versucht zu schreiben, als wir in meiner damaligen Runde einen "Seelentausch" zwischen zwei Charakteren durchgeführt hatten. Wir hielten es für eine lustige Idee, die Charaktere gezielt wie ihre Gegenparts agieren zu lassen und da war es hilfreich vom jeweils anderen Spieler eine Umschreibung des Charakters zu bekommen.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Wenn man sich ansonsten unverständlich ausdrückt, oder die Leute mit denen man redet keinen Schimmer haben worum es geht.. dann schon. In diesem Fall wirkt dass eher wie eine plumpe und gehässige Karikatur von etwas, dass dir missfällt.
Ich unterstelle niemandem hier zu dumm zu sein um meine Ergüsse zu verstehen, aber die Erfahrung lehrt mich dass es in Internetdiskussionen hilfreich ist so viel vorab zu klarifizieren wie man nur kann. Schon mehr als ein Thread ist ruiniert worden als 2 Seiten auf Basis eines Mißverständnisses gefüllt wurden und die Klarifizierung des Eröffners auf Seite 3 untergegangen ist.

Ansonsten beschreibe ich keine Karikatur, sondern ein reales Erlebnis von mir. Allenfalls ist das dann Realsatire, aber was weiß ich schon über andere Hobbies? Sich als allwissend zu betrachten in Bezug auf jedes Hobby das sich des Mediums Rollenspiel bedient, egal ob es das eigene Hobby ist oder nicht, überlasse ich anderen Leuten.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Also, ich persönlich finde Charakterkonsistenz schon wichtig. Ohne käme mir die Übung "Rollenspiel" irgendwie sinnfrei vor, und ich könnte auch am Computer Kampfszenarien spielen, da hab ich dann dasselbe Ausmaß an taktischer Herausforderung ohne mich mit störendem Charakterspiel auseinandersetzen zu müssen. Gar nicht mag ich diese Form von opportunistischem "Rollenspiel", das nur auf Effizenz und Problemlösung ausgelegt ist.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Ich versuche meistens, meine Charaktere konsistent zu spielen, und so geht es den meisten in meiner Runde auch. Das bedeutet natürlich nicht, dass der Charakter nicht manchmal (oder auch öfters) etwas total unerwartetes tut - aber in der Realität(tm) verhalten sich die Menschen auch selten immer konsistent.

Und es ist natürlich auch so, dass der Bruch von Verhaltensweisen nur dann wirken kann, wenn diese Verhaltensweise vorher als typisch etabliert wurde.

Wenn Charakter A einen NSC verprügelt, dann ist das erst einmal nicht spektakulär.
Wenn Charakter A, der von Anfang an als Pazifist gespielt wurde, nach 10 Spielabenden auf einmal anfängt, einen NSC zu verprügeln, dann ist wohl gerade etwas sehr bedeutsames passiert.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Wenn Charakter A einen NSC verprügelt, dann ist das erst einmal nicht spektakulär.
Wenn Charakter A, der von Anfang an als Pazifist gespielt wurde, nach 10 Spielabenden auf einmal anfängt, einen NSC zu verprügeln, dann ist wohl gerade etwas sehr bedeutsames passiert.
Klar, stark ausgeprägte moralische Werte sollten nicht aus einer Laune heraus gekippt werden. Der überzeugte Pazifist geht nicht aus Langeweile heraus Ausländer klatschen, und der Paladin entscheidet nicht mal eben an einem regnerischen Nachmittag dass es ein toller Zeitvertreib wäre Brunnen zu vergiften.
Der Pazifist hingegen der in die Enge getrieben wird und die Wahl hat zur Waffe zu greifen und vielleicht zu überleben oder bei seinen Prinzipien zu bleiben und wahrscheinlich zu sterben... Da ist der Konsistenzbruch angemessen und interessant (sofern keine Regeln gebrochen werden, wie etwa ein starrer Pazifismus-Nachteil).

Ansonsten geht es mir auch um kleinere, nicht dermaßen prägende Charakterzüge, wie etwa den ansonsten hitzköpfigen Südländer der entscheidet dass es besser wäre sich mal einen Moment zusammenzureissen anstatt einen mächtigen Mafiaboss anzupissen.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Ansonsten geht es mir auch um kleinere, nicht dermaßen prägende Charakterzüge, wie etwa den ansonsten hitzköpfigen Südländer der entscheidet dass es besser wäre sich mal einen Moment zusammenzureissen anstatt einen mächtigen Mafiaboss anzupissen.

EGO Wurf gegen 13 und gut ist. ;)
Deswegen sind bewürfelbare Nachteile irgendwie schick.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Ansonsten beschreibe ich keine Karikatur, sondern ein reales Erlebnis von mir.

Na und? Es ist trotzdem ein verzerrtes Extrembeispiel. Das wäre als würde ich jeden der nicht Storytelling spielt, mit den Worten "sozial-gestörter, hygiene-resistenter Realitätsflüchtling" bezeichnen. Natürlich gibt's sowas. Repräsentativ für das Gegenteil von Storytelling ist es trotzdem nicht.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Ansonsten geht es mir auch um kleinere, nicht dermaßen prägende Charakterzüge, wie etwa den ansonsten hitzköpfigen Südländer der entscheidet dass es besser wäre sich mal einen Moment zusammenzureissen anstatt einen mächtigen Mafiaboss anzupissen.
Er könnte ja durchaus aus seinen bisherigen Erfahrungen gelernt nhaben und daher bemüht ruhig - solange bis er richtig provoziert wird...

Ich find jedenfalls Charakterkonsistenz schon wichtig (für meine Charaktere), ohne es jedoch in Form gießen zu müssen.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Sollte die Threadfrage nicht eher dahingehend gestellt werden, wohin man tendiert: Zum Automaten oder zum realistischen Charakter? Beide Antworten wären vertretbar und würden nicht auf den typischen "so spielt man Rollenspiel richtig"-Thread hinauslaufen, so wie es jetzt der Fall ist.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Ich bin dann mal dem Antrag unseres Gleichstellungsbeauftragten gefolgt und habe auch den Antikonsistenzler überzeichnet damit dieser Thread nicht für irgendwen zur emotional unsicheren Zone wird ;)

Sprawl: Realismus habe ich bewußt mal außen vor gelassen, den Begriff alleine schon zu benutzen öffnet mehrere Dosen Würmer, und irgendwas als "realistischer" zu deklarieren endet meist in wüstem Threadcrapping wo jeder Recht hat und mehr oder minder gelungene Beispiele zur Untermauerung nutzt.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Meine Charaktere wachsen während dem Spiel. Zu Anfang habe ich nur eine grobe Vorstellung, eine Art Grundströmung, darüber, wie sie sich generell verhalten. Also gut, neutral, so in Richtung D&D Gesinnung, aber nicht ganz so starr. Nicht jedoch alles einzelne Ausbaldowert. Dementsprechend kann es immer wieder zu überraschungen bei meinen Chars kommen.

Aber: Sofern sich nicht InGame eine Begründung für eine extreme Charakterveränderung ergibt, bleiben meine Chars ihrer ursprünglich angedachten Grundströmung erhalten.

D.h., grundsätzlich finde ich eine gewisse Grundkonsistenz schon richtig, aber um die Charaktere lebendig zu halten, sollte man sich nicht von vornerein zu stark einschränken. Daher ist z.B. die Idee mit den 5 Verhaltensgrundlagen ganz gut.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Skyrock schrieb:
Sprawl: Realismus habe ich bewußt mal außen vor gelassen, den Begriff alleine schon zu benutzen öffnet mehrere Dosen Würmer, und irgendwas als "realistischer" zu deklarieren endet meist in wüstem Threadcrapping wo jeder Recht hat und mehr oder minder gelungene Beispiele zur Untermauerung nutzt.
Der Punkt dabei ist, dass sich in diesem Forum zum Wort "Realismus" ein heftiger Beißreflex bei allen ausgebildet hat, die dieses Wort auch nur kryptisch um drei Ecken vermuten, und der dazu führt, dass man davon abkommt, diesen Begriff zu verwenden. Aber genau in einem solchen Thread ist er nun einmal notwendig. Ein realistisch gestaltet Charakter ist kein Automat. Ein Automat ist ein Muster. Ich sehe keinen Sinn darin, das Wort nicht zu benutzen. Alle, die deswegen anfangen rumzuheulen, sind sowieso raus.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Die Formulierung "konsistente Charaktere" hat meines Erachtens nach den Anruch von "Teflonbilly" und "Mein Charakter ist halt so". Im Übrigen hast Du Spiele noch gar nicht erwähnt, die durch Regeln erzwingen, dass Charaktere sich verändern, zum Beispiel Dogs durch den Fallout, der nicht nur klassische Entwicklung bewirken kann, sondern auch die permanente Senkung von Werten etc (oder frühere Palladium-Versionen mit seinen berühmt-berüchtigten insanity tables). "Inkonsistente Charaktere" können einem aber auch auf den Wecker gehen, wennl man sich nicht mehr auf sie verlassen kann - weder als strategisch-taktische Ressource, noch als stimmungsbildendes Element.
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Ich denke, dass bei eienr Charakterkonzeption automatisch eine Grundidee des Charakters entsteht, die eigentlich eine gewissen verhaltenslinie vorgibt, ind er es aber Spielraum gibt. Aber ein Charakter kann sich auch entwickeln bzw. verändern, also können sich diese verändern.

Und nein, ich bin bis jetzt noch nicht auf die Idee gekommen, Mitspieler in ihrer Spielweise zu korrigieren. Es kann vielleicht mal passieren, dass man sich in fraglichen Situationen kruz austaucht, aber was der SC macht, hat der Spieler zu entscheiden.
Auch als Spielleiter greife ich sehr ungerne in die Verhaltensweisen von SCs ein - der Spieler ist ja da, um den selbst zu spielen. Ich mag daher auch weniger, wen Spielleiter hingehen und sagen "du bekommst auf einmal den Drang in diesen Laden zu gehen, weil der so cool aussieht", nur weil er da die Charaktere zusammenführen will. Ich möchte das elbst entscheiden, ob ich mein Charakter das mag. Man sollte sich IMO schon vor dem Spielbeginn zusammen gedanken machen, wie die Charaktere zusammenfinden bzw. ob sie sich schon kennen und deshalb eher zusammenhalten. Wenn es im Spiel Probleme gibt, die das Spiel behindern, ist es auch IMO sinnvoller sich darüber zu unterhalten, wie man das lösen kann als einfach hinzugehen und zu sagen "Das muss dein Charakter so und so machen".

Btw.: Es gibt aber auch Personen, die bestimmte Verhaltensweise im Spiel mit "das gehört zu meinem Konzept" begründen. Das kann auch ziemlich nerven, wenn dadurch die Gruppe und das Spiel als gesamtes torpetiert wird - da sollte man sich eher überlegen, ob ein anderen Charakterkonzept nicht angebrachter wäre...
 
AW: Wie wichtig ist Charakterkonsistenz?

Ich habe anfangs ein gewisses Grundkonzept, das sich mit einem halben Satz beschreiben läßt. Alles weitere entwickelt sich während des Spiels, Charaktere verändern sich idealerweise ständig durch ihre Erlebnisse.
 
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