Ich geißel das nicht.
Ich finde man denkt das nicht konsequent durch.
Konsequent durchdacht kommt man statt bei der Intersektion beim Individuum an.
Und das sagt Dir der Liberalismus, Nietzsche
und der Christliche Glaube (und andere Doktrinen auch), behandel jeden Menschen anständig.
Exakt. Genau darum geht es dabei. Dass jedes Individuum seine eigenen spezifischen Positionalitäten, Privilegien und Benachteiligungen hat. Und solche breiten Bewegungen und Kategorien wie "Feminismus (verstanden als unterschiedsloser Kampf für Frauenrechte aller Frauen überall), Ökonomiefixierter Postmarxismus, oder banaler Antirassismus nicht komplex genug sind, dieser jeweils individuellen Positionierung gerecht zu werden. Deshalb eben das intersektionale Denken, dass versucht, möglichst viele Kategorien und Facetten zu beachten. In genau solchen hier schon mehrmals konstruierten Beispielen wie dem von der reichen PoC und dem armen weißen Arbeiter (oder Hartzer) kann man das gut sehen: Sie ist zwar reich, aber hat als schwarze Frau nicht die selben Kämpfe zu kämpfen wie reiche schwarze Männer, weiße reiche Frauen oder gar reiche weiße Männer. Genauso ist es mit dem armen weißen Mann. Der ist nicht in der selben Situation wie eine arme weiße Frau, ein armer Mann of color oder gar eine arme Frau of color, geschweige denn eines reichen weißen Mannes. Der arme weiße Mann hat aber keine Ahnung, wie es ist, arm, weiß und dann noch eine Frau zu sein (ständiges Gefühl der Verwundbarkeit, Alltagssexismus, ökonomische Benachteiligung... das sind jetzt nur die, von denen mir Frauen erzählt haben... gibt bestimmt noch anderes, was sich nicht so einfach verbalisieren lässt. Das hat mit den Sachen hier ja auch lange genug gedauert). Genauso weiß die reiche schwarze Frau auch nicht, wie es ist, eine arme schwarze Frau zu sein.
Und alle sollen anständig behandelt werden.
Werden sie aber nicht. Und einige Leute sind eben mehr und stärkerer Verfolgung ausgesetzt, wenn sie das ungeheure Glück haben, mehreren benachteiligten Gruppen anzugehören. Deswegen gucken mitunter arme homosexuelle ziemlich finster, wenn reiche homosexuelle ihre Wohnviertel gentrifizieren, sie verdrängen und dann so tun, als wären sie irgendwie verbündete, oder als könnten die Gentrifizierer für die sprechen, die sie vertrieben haben, nur weil sie alle zusammen Homosexuell sind. Die ersten behandeln die zweiten enorm unanständig. Deshalb hilft einem die Kategorie "homosexuell" nicht aus und man muss eher in der Kategorie "Klasse" denken und handeln. Und wenn ein wohlhabendes homosexuelles Paar in eine erzkonservative homosexuelle Gegend zieht und dort zwar vielleicht nicht direkt angegriffen, aber beim Golfklub subtil benachteiligt und im Gottesdienst höflich geschnitten werden, dann ist wiederum die Kategorie "Klasse" nicht hilfreich, um die unanständige Behandlung des Pärchens zu adressieren und zum Handeln zu kommen, sondern vielmehr die Kategorie "homosexuell". Und in jeder Situation ist das halt immer so. Deshalb muss man halt solche sozialen Phänomene multidimensional, intersektionell eben, betrachten. Und das ist natürlich nicht einfach, weil man immer das Problem der Komplexität hat: Welche Kategorien sind wo wann wichtig im Blick zu haben, um dafür sorgen zu können, dass konkrete Menschen in konkreten Situationen anständig behandelt werden (können). Aber es lohnt sich halt. Denn wenn man das nicht macht, dann sieht man halt weniger scharf.
Das ist schon das ganze Geheimnis.
Habe ich irgendwo behauptet das es keine Privilegien gibt???? Zeig wo.
Naja... das hier
Ich behaupte das die Fokussierung auf unveränderliche Merkmale als Privileg Quark ist.
liest sich schon so, finde ich schon. Mal abgesehen davon, dass antisektionales Denken sich nicht auf "unveränderliche Merkmale", sondern auf soziale Kategorien bezieht. Und gerade weil sie sozial sind, sind sie nicht unveränderlich. Das ist ja gerade der Witz. Deshalb gibt es solche Ideen, wie dass Leute nicht durch ihr Geschlechtsorgan auf eine Geschlechtsidentiät festgelegt werden sollen. Wären sie unveränderlich, müsste man ja nicht für ihre Anerkennung kämpfen. Aber die soziale Kategorie "Mann" bringt halt gegenüber allen anderen sozialen Geschlechtskategorien nicht zu leugnende Vorteile mit sich. Schonmal alleine den, dass wir es gewohnt sind, immer, überall, und zu jedem Thema die Fresse aufreißen zu können. So wie wir es hier gerade machen. Während sich die Frauen aus diesen Threads immer irgendwann verziehen, weil sie sozial darauf konditioniert sind (durch persönliche Vorbilder und natürlich auch mediale Diskurse), die Klappe zu halten, wenn die Jungs sprechen.
Das kannst du dir vielleicht nicht vorstellen, ich mir auch nicht. Wobei. Ich hab ein paar Mal in Gender studies-Seminaren gesessen und mich auch so gefühlt. Aber das war halt meine eigene Entscheidung, da zu sein, ich konnte jederzeit gehen, und mir hat auch keiner was getan. Und das ist das Privileg. Ich musste extra in eine besondere Situation geraten, um die unangenehme Erfahrung zu machen, die Frauen mit Regelmäßigkeit machen. Und das ist unanständig. Um Frauen gesellschaftlich anständig (also gleichwertig) zu behandeln, müssen sich die Männer zurücknehmen und die Frauen müssen die freiwerdenden Räume nutzen.
Aber damit wir die räumen können (also mal im Seminar, beim Boardmeeting oder beim Abendbrot etwas weniger oft die Fresse aufreißen und die anwesenden Frauen zu Wort kommen lassen), müssen wir uns des Problems erstmal bewusst werden. Und das ist, im Prinzip, das Projekt des Feminismus. Nicht uns in die Eier zu treten, sondern uns mehr Perspektiven zu öffnen.
Und davon abgesehen meine ich eben, dass etwas als "Quark", also als Unsinnn zu bezeichnen schon recht offensichtlich zumindest in der Nähe steht, seine faktische Relevanz zu leugnen. Mal abgesehen davon, dass das als Quark bezeichnete, wie eben dargelegt ein Strohmann und somit selbst Quark ist. Aber wo ich das so schreibe...
Dein Strohmann ist ja quark. Aber es gibt ihn schon. Ist halt nur Quark. Okay. "Ist Quark" und "gibt es nicht" sind nicht die selbe Aussage. Punkt für dich. Hast du wirklich nicht gesagt. In diesem Zitat.
Huch! Aber habe ich denn eigentlich gesagt, dass du gesagt habest, es gäbe kein Privileg? Nein, habe ich nicht! Na sowas. Noch ein Strohmann. Ich habe gesagt, dass es unsichtbar ist. Und was der Unterschied zwischen Unsichtbar und nicht existent ist, ist hoffentlich weiter oben klar geworden. Und dann habe ich gesagt, dass es schwer ist, das eigene Privileg, das man ja selbst nicht sehen kann, und von dem man ja auch profitiert (ist halt schon schön immer und überall die Klappe aufreißen zu dürfen und zu können) anzuerkennen und dass das zu schweren Irritationen führen kann. Dabei habe ich deinen Namen nicht genannt. *hust* Strohpuppe *hust*. Aber du bietest dich in der Tat sehr schön als Beispiel an. Wenn du dein Privileg anerkennen könntest, dann hätten wir die Diskussion ja gar nicht.
Das hat nichts mit "Privileg" zu tun. Man nutzt nur Deine Andersartigkeit aus.
Schließt sich ja nicht aus. Aber mir fällt so auf Anhieb keine andere Rassenkategorie ein, die einem aus dem Stand nen offenbar einigermaßen anständig bezahlten Job beschert, bei dem man keine besonderen Kenntnisse braucht. Schwarz zählt nicht, Sklaverei ist kein Job. Und weil es nicht bezahlt wurde und die Leute keine Wahl hatten.